Staatliche Kunstsammlungen Dresden

  • Gibt es es eigentlich genauere Zahlen wie sehr die einzelnen Museen, also z.B. die Gemäldegalerie Alter Meister, Federn lassen mussten nach dem Krieg? Wieviel von ihrem Vorkriegsbestand wurde entweder zerstört, geraubt oder ist verschollen?
    Ich habe da noch nicht mal einen Anhaltspunkt einer Größenordnung. Sind es etwa 20% Verlust, gar 50%, sogar noch mehr?

    Hier das Digitalisat des Verlustkataloges der beiden Gemäldegalerien der SKD von 1963, hier wurden über 500 Werke aufgelistet, wobei die aktuelle Pressemitteilung verkündet, dass nun 63 der damals aufgelisteten Werke wieder in Dresden sind. Leider gibt es keinen neueren Verlustkatalog, so wie ich mir das durchgesehen habe, sind auch fast alle Verluste im Buch aufgezählt, wobei die Verluste der Gemälde aus den Schlössern (wie dem Residenzschloss) nicht dargestellt wurden. Hier fehlt dem Freistaat auch noch mal einiges!

    Staatliche Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden; Staatliche Kunstsammlungen Dresden [Mitarb.]; Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) [Mitarb.]; Ebert, Hans [Bearb.]: Kriegsverluste der Dresdener Gemäldegalerie: vernichtete und vermisste Werke…


    Auch zu den meisten anderen Sammlungen, wie der Rüstkammer gibt es Verlustkataloge.

    Zu den nachweisbaren Verlusten des Porzellan des Turmzimmers im Residenzschloss ist erst 2019 ein ausführlicher gebildeter Katalog erschienen.

    Das Porzellankabinett im Hausmannsturm des Dresdner Residenzschlosses

  • Alle großen Institutionen haben Verlustkataloge erstellt. Die Verlustzahlen sind sehr unterschiedlich, je nach instiution, Gattung usw. Da muss man schon konkreter fragen und sich dann in der entsprechenden Literatur umsehen. Die Rüstkammer vermisst z. B. viel an Masse, die Gemäldegalerie etwas weniger und wenige Spitzenstücke. Die Porzallansammlung besonders die Ausstattung des Turmzimmers usw.

    Beim Porzellan stört mich immer, dass die Porzellan-Manufaktur Meißen dem Freistaat Sachsen gehört und sie Muster aller dort hergestellten Porzellane besitzt. Es wäre also ein leichtes, die Porzellane nachzuproduzieren, die dort einmal hergestellt wurden.

  • Dresden: Verloren geglaubte Kunstwerke nach 80 Jahren wieder aufgetaucht | MDR.DE
    Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Kunstschätze Deutschlands zerstört oder verschleppt. In Dresden sind nach fast 80 Jahren drei verloren geglaubte…
    www.mdr.de

    Hier ein Video, zur Übergabe des dritten zurückgekommen Kriegsverlusstes in diesem Jahr für die Gemäldegalerie Alte Meister Dresden.

    Aktuell vermisst die Gemäldegalerie Alte Meister noch 407 Gemälde. Dazu kommen noch 206 Gemälde die infolge des Zweiten Weltkrieges zerstört wurden, insbesondere durch die Bombardierung Dresdens. Seit 1945 kamen immer mal wider einzelne Alte Meister zurück, insgesamt 63 bis heute. Ab morgen werden die drei jüngst zurückgekommen Werke übrigens mit ihrer Geschichte im Semperbau für ein Jahr ausgestellt, als Ersatz für die Stillleben, die in der neuen Sonderausstellung gezeigt werden.

    Hier eine Auswahl der zurückgeben Kriegsverluste, wobei alle zurückgekommen Alten Meister aufgeführt sind:

    https://skd-online-collection.skd.museum/Home/Index?page=5&k=WEB_PROV11&collectionTitel=Zurückgekehrte+Kriegsverluste&list=1

    Und hier der Link zur Lost Art Datenbank, in der die Werke der SKD stehen:

    https://www.lostart.de/de/suche?filter[type][0]=Objektdaten&filter[report_type][0]=Suchmeldung&filter[institution][path]=Deutschland~Sachsen~Kreisfreie%20Stadt%20Dresden

    Die Galerie Neue Meister vermisst aktuell noch 105 Gemälde. Hier kehrten schon 15 Kriegsverluste insgesamt zurück.

    Insgesamt haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden noch mehr als 6000 Kunstwerke als Kriegsverlust zu beklagen.

    Auch dieses Jahr kehrte eine Flagge aus der Rüstkammer zurück nach Dresden.

    SKD: Deutsches Historisches Museum restituiert kaiserliche Standarte von 1633 an die SKD

  • Sachsen kauft wertvolle Marienthaler Handschriften | MDR.DE
    Aus Finanznöten wollte das Kloster St. Marienthal in Ostritz wertvolle mittelalterliche Handschriften auf dem Kunstmarkt verkaufen. Nun ist es gelungen, den…
    www.mdr.de

    Der Freistaat Sachsen hat die gesamte Klosterbibliothek von St. Mariental erworben, damit bleiben einzigartige Handschriftlich des Mittelalters in Sachsen, der Großteil der 2700 Bücher bleibt als Leihgabe der SLUB in der Barockbibliothek des Klosters, nur einige Handschriften gehen zur Aufbewahrung nach Leipzig und die Urkunden ins Staatsarchiv in Dresden. Die Erwerbungen sollen 2025 in einer Ausstellung in der SLUB gezeigt werden. Mit den 5,5 Millionen kann das Kloster, nun die dringenden Renovierungen weiter angehen.

    Hier noch ein paar Bilder von Tag 24:

    Barock-Bibliothek aufgekauft: Sachsen schnappt sich historischen Klosterschatz
    Der Freistaat Sachsen hat einen kostbaren Bücherschatz vom Kloster St.- Marienthal erworben. Davon soll auch Dresden profitieren. | TAG24
    www.tag24.de
  • Neuer Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und der Skulpturensammlung bis 1800:

    Prof. Dr. Holger Jacob-Friesen

    wechselt von Baden-Württemberg nach Sachsen. Tritt sein Amt zum 1. März 2024 an.




    Holger Jacob-Friesen wurde 1967 in Köln geboren. Er studierte Kunstgeschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Historische Hilfswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen, der Universität Basel und der Freien Universität Berlin.
    1999 promovierte er an der Universität Basel mit der Arbeit »Profile der Aufklärung«, in der er die intellektuellen Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Blick nahm. Ebenfalls seit 1999 war er in verschiedenen Funktionen an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe tätig. 2008 wurde er zum Leiter des Referats »Gemäldegalerie Alte Meister« ernannt.

    Er hat an verschiedenen Hochschulen gelehrt und zahlreiche Ausstellungen konzipiert, zuletzt die erfolgreiche Große Landesausstellung »Hans Baldung Grien. Heilig | unheilig«.

    Seit 2011 war er Leiter der Abteilung Sammlung und Wissenschaft an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (dazu gehören: Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett, Gemälde- und Papierrestaurierung, Bibliothek, Kunstvermittlung).

    2021 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

  • Beim Streifen durch diesen Strang habe ich festgestellt, dass ausgerechnet die wohl spektakulärste Restaurierung eines Gemäldes in Dresden bisher offenbar nur in Post #12 erwähnt wurde: Die Restaurierung von Johannes Vermeers "Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster". Sicherlich verdankt das Gemälde seine Beachtung in der Öffentlichkeit zu einem nicht unerheblichen Teil der Popularität von Vermeers magischen "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge", Scarlett Johannsson sei Dank. Dennoch eine sehr spannende Restaurierung, zu der es auf YouTube bereits seit längerem eine spannende Doku gibt. (Ich liebe ja solche Krimis der Kunstgeschichte; sei es nun die Isleworth Mona Lisa und die Geheimnisse um die Gemälde von Leonardo da Vinci, das Voynich-Manuskript oder eben auch die Entdeckung des Cupido in Vermeers Gemälde "Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster".) 6 der weltweit nur 37 Gemälde von Vermeer hängen übrigens in Deutschland, eines sogar in Braunschweig. (Eine Anmerkung noch zu Post #25: Man kann auch mal etwas nachsichtig sein. Als Teenager war mir Rembrandt auch herzlich egal.)


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  • Gehört hier zwar nicht ganz hin, aber ein beredtes Zeugnis mit dem Umgang der jungen Generation mit Weltkunstwerken.

    Das Rijksmuseum hat eine vorzügliche App und ein vorbildhaftes digitales Angebot, das zum Ausprobieren, Mitmachen und Erkunden geradezu einlädt. Siehe hier:

    Das Rijksmuseum - von der digitalen Strategie zum analogen Erlebnis
    Besuch im Amsterdamer Rijksmuseum: von der digitalen Strategie zur Museums-App - ein Rundgang durch Website und Ausstellung
    www.zeilenabstand.net

    Ich habe mich bei meinem letzten Besuch in Amsterdam dort vertieft. Wer sagt dir, dass die Jugendlichen auf dem Foto das auch nicht tun? Zumal du offenbar dem gleichen Trugschluss unterliegst, der just mit dem gleichen Bild hier bereits entlarvt wurde:

    https://www.mimikama.org/die-jugend-von-heute-das-problem-mit-dem-ersten-eindruck/

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Gehört hier zwar nicht ganz hin, aber ein beredtes Zeugnis mit dem Umgang der jungen Generation mit Weltkunstwerken.

    tegula hat ja bereits auf das digitale Angebot hingewiesen.

    Aber selbst wenn der im Bild unterstellte Zusammenhang stimmen würde, wäre das zwar sehr schade, aber auch kein Weltuntergang. Viele Jugendliche haben kein allzu großes Interesse für diese Art der Kunst. Das ist ganz sicher nicht erst ein Phänomen unserer Zeit. Und wie ich schon einmal an anderer Stelle schrieb, entwickelt sich das Interesse bei einigen auch erst mit dem Alter, wie auch Orakel schon angedeutet hat.

  • Danke, Apollon !

    Was die Gruppe noch wenige Augenblicke zuvor gemacht hat, zeigt der Artikel bei Mimikama nämlich ebenfalls bildlich. Wie die heutige Jugend mit kulturellen Angeboten in Museen umgeht und welche digitalen Angebote Museen heute anbieten, um junge Zielgruppen zu erschließen, zeigt just am selben Beispiel dieser Artikel, der als Keynote auf einer Konferenz gehalten wurden:

    Die Mobilisierung der Bilder. Museen und Soziale Medien
    Am 8. Mai 2018 hielt ich auf der vom Kunst-Forum Zürich veranstalteten Konferenz „Building a Museum for Next Generations“ eine Keynote, die ich hier komplett…
    ideenfreiheit.wordpress.com

    Dieser ewige Kulturpessimismus in diesem Forum nervt!

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  • Eiserner Pirat: Die von Dir unterstellte Vermutung, was die Jugendlichen da tun, kann zutreffen, muss aber nicht. Dein Beitrag zeigt aber, das bestimmte Bilder, bestimmte Assoziationen hervorrufen, die nicht immer richtig sein müssen. (Das ist kein Vorwurf, ich hatte im ersten Augenblick den selben Eindruck wie Du)..

    Es wäre einmal interessant zu erfahren, wie man auf das entsprechende Bild allerdings mit auf ihr Smartphone schauende ältere Menschen reagieren würde. Wahrscheinlich würde man denken: Die sind offen für Neues, nutzen digitale Medien um Informationen zu den Gemälden zu erhalten (obwohl sie vielleicht nur nachsehen, wie ihr Fußballverein gerade gespielt hat).

    (Ich selber nutze Übrigens bei Museumsbesuchen sehr oft mein Smartphone um Ergänzendes zu dem Gesehenen zu bekommen und sitze dann auch minutenlang in Museumssälen herum ohne auf die Ausstellungsstücke zu schauen).

  • Gehört hier zwar nicht ganz hin, aber ein beredtes Zeugnis mit dem Umgang der jungen Generation mit Weltkunstwerken.

    Ganz ehrlich, in dem Alter hätte ich wahrscheinlich genauso da gesessen. Die meisten Kinder haben überhaupt nicht diese Aufmerksamkeits- und Aufnahmefähigkeit um interessiert durch Austellungen zu gehen, in denen man problemlos mehrere Stunden verbringen kann. Ein Kunstwerk wird doch auch erst dann interessant, wenn man es nicht nur sehen, sondern auch verstehen kann (oder es zumidnest versucht). Das erwarte ich von Kindern in diesem Alter nicht.

    Daher halte ich das für nicht mehr als ein stoisches granteln gegen die böse Jugend.

    Das grundsätzliche Handy- und Medienproblem besteht natürlich, nur passt die Diskussion hier nicht hin. Am Ende ist es eine Frage der Erziehung und damit ebenso in der Verantwortung von Erwachsenen wie die Aufgabe, den Nachwuchs die Begeisterung für Kunst, Architektur und Kultur nahezubringen.

  • Gehört hier zwar nicht ganz hin, aber ein beredtes Zeugnis mit dem Umgang der jungen Generation mit Weltkunstwerken.

    Dieses Klagen, dass die Jugend sich nicht interessiert, gab´s schon immer. Schulklassen werden in Museen geschleppt - bei einigen bleibt was hängen und die kommen eigeninitiativ wieder und sei´s im reiferen Alter.

  • Man ist sich einig. Der ganze Vorfall ist ein Trauerspiel.

    Aber

    in dieser Meldung liegt auch eine "positive" Nachricht.

    Nämlich war bisher nicht klar was von der Halskette blieb. Eines der wertvollsten Stücke der Sammlung. Wußte ich nicht.

    Von dem Wert von ursprünglich 40+ Mio. Werden nun verbliebene 13 Mio. angegeben. Das ist 27 zu wenig. Aber bisher war der Öffentlichkeit nicht bekannt was davon noch da ist. Es hieß immer nur teilweise erhalten.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Vielleicht sind das nur die Teile, die nicht restauriert werden müssen. Es sollen ja einige Teile in einem so desolaten Zustand sein, dass sie in naher Zukunft nicht museal präsentiert werden können.

  • Erst mal toll, dass es nun endlich Bilder gibt.
    Diese wurden bisher zurückgehalten weil es sich um Beweismittel handelte, und Detailwissen der Öffentlichkeit als Prozess-schädlich galt.

    Schon ernüchternd, wie die Sachen zugerichtet sind...