Posts by tegula

    Und dabei jeden Versuch unterdrückt, an das noch weiter zurückliegende und möglicherweise viel attraktivere Erbe zu erinnern. Bravo!

    Das habe ich nirgends gefordert und das geschieht sicherlich auch nicht dadurch, dass man in Hotelzimmern auf das Weltkulturerbe Bauhaus hinweist. Nur warne ich davor, das eine gegen das andere auszuspielen. Nur weil man das eine nicht durchsetzen konnte, wäre es fatal, das andere zu dämonisieren oder für etwas verantwortlich zu machen. Über dieses Denken von falschem und richtigem kulturellem Erbe kann ich als in der Kultur Tätiger nur den Kopf schütteln. Die Stadt Dessau tut gut daran, das Bauhaus als Aushängeschild voll auszunutzen.

    Übrigens hängen in jedem Hotelzimmer Bilder des Bauhauses. Damit jeder Gast sofort merkt, woher auf einem der einst schönsten historischen Plätze Deutschlands heute der Wind weht.

    Dessau hat einen gewichtigen Teil seines kulturellen Erbes durch den Krieg verloren. Es ist absolut nachvollziehbar und auch für die Stadtentwicklung förderlich, wenn man den noch erhaltenen Bestand - zumal Weltkulturerbe - in den Mittelpunkt des Kulturmarketings rückt.

    Und wir bleiben in Norddeutschland, im Museumsdorf Cloppenburg:


    Cloppenburg liegt zwischen Oldenburg und Osnabrück in einer von Touristen wenig beachteten Gegend. Gleiches ließe sich über die Kleinstadt selbst sagen, wenn da nicht eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands wäre: das Museumsdorf Cloppenburg. Es zeigt einen Überblick über die dörfliche Wohnkultur Niedersachsens seit dem 16. Jahrhundert.


    Der Zuweg zum Museum gestaltet sich zunächst unspektakulär. Der Eingangs- und Kassenbereich ist jüngst verlegt worden. Um ihn herum entsteht ein Areal mit dem Schwerpunkt des dörflichen Lebens des späten 20. Jahrhunderts. Eine Disco mit dem typischen Charme der 70er und 80er Jahre entsteht. Weitere Ideen wie Tankstelle, Tante-Emma-Laden oder Friseur zeichnen sich bereits ab.


    Den Kernbereich des Museums erreicht man aber erst, nachdem man auf einer Brücke das Flüsschen Soeste und eine Straße überquert hat. Der erhöhte Standpunkt gestattet ungewohnte Einblicke in die niedersächsische Gehöftlandschaft des Museumsdorfes. Trutzig begrüßt uns gleich zu Beginn die Münchhausenscheune aus dem Jahre 1561. Seit der Verlegung des Museumseinganges dient sie noch als Ausstellungsgebäude und Magazin. Dahinter startet der Rundgang durch das Gelände mit insgesamt 31 Stationen.


    Ausführlicher Rundgang:


    Besuch im Museumsdorf Cloppenburg
    Besuch im Museumsdorf Cloppenburg: das niedersächsische Landleben der frühen Neuzeit, dargestellt an Hofanlagen, Heuerhäusern, Scheunen, Ställen und Mühlen
    www.zeilenabstand.net


    Galerie:








    Ich bin just vor einigen Wochen zuletzt dort gewesen. Das Wellendach ist mir wie auch früher in diesem nüchternen Umfeld nicht negativ aufgefallen. Besonders ansprechend ist es natürlich auch nicht. Ich gehe davon aus, dass die Welle eine Anspielung auf Emden als bedeutende Hafenstadt ist. Insofern ist zumindest ein inhaltlicher Bezug gegeben.


    Ich möchte nicht falsch verstehen werden, aber es gibt sicherlich dringlichere Aufgaben, um ein Stadtbild aufzuwerten. Die Entfernung des Wellendachs gehört meiner Ansicht nach nicht dazu. Zu den Argumenten im Artikel kann ich leider keine Stellung beziehen, da ich dank der Bezahlschranke kaum mehr als die Überschrift lesen kann.

    Ehrlich gesagt gibt es in Emden keine historische Architektur, die dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Die Stadt ist im Zweiten Weltkrieg praktisch ausradiert worden. Und eine Welle passt nach Emden besser als in fast jeder andere Stadt, auch wenn man natürlich über die Qualität der Ausführung streiten kann.

    Mir ging es in erster Linie um den Zeitraum, bis zu dem restituiert wird.

    Hierfür gibt es keine Regeln. Es ist alles eine Frage des Einzelfalls und der Begleitumstände. Wie so häufig sind Geschehnisse der Zeitgeschichte eher zu revidieren als lang zurückliegende Episoden. Und es ist sicher auch eine Frage des Unrechts, das dort ausgeübt wurde. Deshalb werden vor allem jüdische Kulturgüter nach ihrer Provenienz überprüft - und natürlich alles, was über koloniale Wege zu uns gelangt ist. Das ist auch richtig und wichtig so und wird von dem Museen in den letzten Jahren zunehmend zu ihren Kernaufgaben gezählt. Da sind die Museen des Humboldt-Forums nur einige von vielen. Der bagatellisierende Hinweis, dass schon immer geraubt wurde, ist dabei nicht wirklich hilfreich und ein Pseudoargument, um sich nicht mit der Problematik auseinandersetzen zu müssen.

    Den Verein kannte ich noch gar nicht. Dessen Programm klingt vielversprechend:

    Der Verein hat eine sehr lange Tradition, auch und gerade auf wissenschaftlicher Ebene. Jährlich finden internationale Backsteinbaukunstkongresse in Wismar - in der Regel in St. Georgen - statt. Als Co-Veranstalter fungiert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Dadurch kam ich auch vor einigen Jahren in den Genuss, als Referent und dann Autor auf einem der Kongresse zu fungieren. Ohne dieses Engagement aus Wismar hätte es das Gotische Viertel schwer, als schmerzliche Lücke im Kulturerbe wahrgenommen zu werden. Und nur so besteht eine Chance, hier mittelfristig Abhilfe zu schaffen. Ich beobachte die Aktivitäten in Wismar vor allem aus wissenschaftlichen Interesse regelmäßig, der Backstein ist - wie man leicht erkennen kann - mein Fachgebiet.

    Ich habe die anregende Diskussion hier im Forum dazu genutzt, mir tiefergehende Gedanken zur Problematik der Restitution der Benin-Bronzen zu machen. Ich bin dabei zu der Erkenntnis gelangt, dass auf beiden Seiten gewichtige Argumente existieren und es offensichtlich notwendig ist, die weiteren Schritte der Politik und der Museen immer wieder zu hinterfragen - aber bitte mit dem gebührenden Respekt und der entsprechenden Sachlichkeit!


    Insofern möchte ich mich selbst auch nicht abschließend festlegen. Dazu ist die Problematik der Rückgabe der Benin-Bronzen zu vielschichtig, um sie in einem einzigen Textbeitrag in Gänze zu erörtern. Zum anderen bin ich selbst hin- und hergerissen zwischen der moralischen Verantwortung und der Sorge um eine angemessene Behandlung dieses kulturellen Erbes der Menschheit, das in besonderer Weise die kolonialen Wechselbeziehungen zwischen Afrika und Europa offenbart. Möge man zu weisen Lösungen gelangen, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen.


    Mein kritischer Kommentar in Gänze:


    Kritischer Kommentar zur Restitution der Benin-Bronzen
    Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria: Kritik der Ethnologin Britta Hauser-Schäublin am Sklavenhandel und dem musealen Umgang mit Kulturgut
    www.zeilenabstand.net

    Das ist ja mal eine überraschende und positive Wende. Rechtlich nachvollziehen kann ich es allerdings nicht, denn sowohl Verwaltungsgericht als auch Oberverwaltungsgericht hatten bereits vor Jahren ein Urteil gefällt.


    Ob der Eigentümer wieder gegen die Berichterstattung juristisch vorgehen wird? Ich hatte bereits vor 6 Jahren einen Artikel zum Abriss der Villa verfasst, was mir eine - zugegeben absurde - Strafanzeige durch Herrn K. einbrachte. Siehe:


    Erstes Urteil zum Abriss einer Villa in Dresden-Blasewitz
    Kommentar zum Umgang mit dem Abriss der unter Denkmalschutz stehende Villa Romana in Dresden-Blasewitz - Eigentümer gewinnt Prozess vor Verwaltungsgericht -…
    www.zeilenabstand.net

    Das Perfide ist ja auch, dass die AI ja nicht aus der Luft zu neuer Kunst, Designs oder Filmen kommt, nein, es werden illegal die Werke von anderen, die ganz bestimmt nicht ihre Erlaubnis dazu gegeben haben, eingespeist, um etwas neues daraus zu generieren. Es ist also nicht nur so, dass Künstler/Designer/Filmemacher einfach nur sauer sind, dass sie zu Auslaufmodellen werden und die AI es einfach besser und schneller kann, nein, unsere Arbeit wird noch dazu gestohlen und mißbraucht.

    Ich verdiene ja nun selbst mein Geld mit kreativer Arbeit. Deinen Pessimismus teile ich aber nicht. Und sauer bin ich schon gar nicht. Vor allem sollten wir nicht über neue Technologien jammern, sondern lernen, sie für unsere Zwecke ethisch verantwortungsvoll einzusetzen. Irgendwie erinnert mich das nämlich an die Diskussion bei der Einführung des Internets, des Computers, des Fernsehens, der Eisenbahn etc. Alles Teufelszeugs...


    Vor allem verstehe ich aber deinen Vorwurf nicht, AI würde Werke anderer auf illegale Art und Weise nutzen. Kannst du das bitte mit einem Beispiel belegen.

    Goldstein


    Ich lese, dass Pomp mit seiner Organisation den Deutschen Preis für Denkmalschutz erhalten hat. Und er selbst wurde mit dem Bundesverdienstkreis ausgezeichnet. Von wem wurde er denn als Nazi und Kommunist angefeindet? Und weshalb? Das passt irgendwie nicht ins Bild. Selbst die taz würdigte ihn: https://taz.de/Altstadt/!5151482/


    Hast du da bitte eine Quelle?

    Für all das lediglich 150.000,00 bis 200.000,00 € (und zwar nur für das erste Jahr) anzusetzen, ist sicherlich eine eher konservative Schätzung…

    Ich möchte da ungern in den gleichen Wunden herumbohren wie bereits vor Jahren, aber wenn eine solche Maßnahme - die sicherlich für das Projekt nützlich und förderlich ist - mit solchen Kosten verbunden ist, dann würde ich doch vorschlagen, sich zunächst auf die wichtigen Maßnahmen zu konzentrieren, die ebenso effizient sind und einen Bruchteil an Kosten verursachen.


    Ich stell hier mal eine parallele Rechnung an:

    • Website zur Präsentation des Vereins und seiner Ziele: 1000 bis 3000 €, laufende Kosten pro Jahr: 500 €
    • Einfache Printmedien für entsprechende Aktionen und Veranstalten: 1000 bis 2000 €
    • Social-Media-Auftritte: kostenlos, insofern es da im Verein entsprechende Kompetenzen gibt.

    Das hätte zunächst für mich oberste Priorität, bevor man sich Aktionen zuwendet, die im sechsteiligen Kostenbereich liegen. Zunächst die unentbehrlichen Grundlagen, bevor man von den ganz großen Würfen träumt. Ich glaube, solange der Verein hier keine eindeutige Prioritätenliste aufstellt, wird man sich immer wieder verzetteln.

    Auch die traufständigen Häuser haben die Tendenz zu aufgesetzten Giebelchen. Interessant ist allerdings schon, dass die Qualität der Bebauung mit anderen Hansestädten nicht im Entferntesten mithalten konnte.

    Ich gehe mal stark davon aus, dass die klassizistischen Fassaden meist älteren mittelalterlichen Baukörpern vorgeblendet sind. Entsprechend unruhig wirkt das Ensemble. Dabei besitzt Lübeck durchaus qualitätvolle Architektur aus der Zeit um 1800, nämlich vor allem am Koberg und der anschließenden Königstraße.

    Die einen möchten sich in konkrete Projekte stürzen und die anderen entwerfen Konzepte für ein anderes spirituelles Zeitalter. Beides hat seine Berechtigung.

    Leider ist das eine ohne das andere nicht zielführend. Da hat man mal so viele kreative und kompetente Köpfe aus verschiedenen Sachbereichen am Start, aber anstatt dass man die Synergien nutzt, zerlegt man sich gegenseitig. Schade für Bremen, schade für Ansgarii.


    Ich glaube, dass man mit einer geeinten und starken Stimme eines aktiven und in der Öffentlichkeit präsenten Vereins oder eines Ortsverbandes von Stadtbild Deutschland da durchaus mehr erreichen könnte. Insbesondere glaube ich, dass es mit dem Essighaus besser gelaufen wäre. Ich bin in der Vergangenheit schon mehrfach darauf angesprochen worden, ob ich da nicht unterstützend tätig werden könnte, aber darüber hinaus ist nichts zu Stande gekommen. Da ich selbst fast 100 km von Bremen lebe, kann ich mich da sicher nicht aktiv vor Ort beteiligen, aber meine Bereitschaft zu Unterstützung und Hilfestellung in Fragen des gesamten Webauftritts kann ich hier gerne bekräftigen, wenn man sich denn in Bremen mal eines Tages zusammengerauft und zukunftsfähige Strukturen entwickelt hat.

    Hier findet sich das ganze Repertoire: https://www.denkmalschutz.de/talent-monument.html


    Ich möchte das ja nicht generell verteufeln, denn es kommt immer auf den Kontext an. Wenn so etwas in einer Altstadt mit historischen Fassaden steht, dann wird es aber mehr als kritisch. Als Solitäre können solche Bauten aber durchaus ihre Qualität haben. Zumindest kann man ihnen aber einen hohen Dokumentationswert für eine bestimmte Epoche nicht absprechen.


    Ich befürchte sogar, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz da nicht ganz Unrecht behalten wird. Noch vor 60 oder 70 Jahren hat man selbst in der Denkmalpflege den Historismus als minderwertig angesehen. Erst der zeitliche Abstand hat die Sicht auf die Gründerzeit und seine Architektur verändert. Eine ähnliche Entwicklung ist bei Industriekultur seit den 1970er Jahren festzuhalten. Und in 50 Jahren werden wir vermutlich einen gelungenen Kinobau der 1950er Jahre wie oben zumindest ein wenig zu schätzen wissen. ich bin da etwas zwiegespalten zwischen ästhetischem Empfinden und der Kernaufgabe der Denkmalschutzes.

    Maecenas


    Ich habe gar nichts losgetreten und hier ist auch nicht der Ort dafür, über unsere Medienlandschaft zu diskutieren. Ich gebe eine Meinung ab, ob dir das nun passt oder nicht. Du kannst dir ja einen passenden Strang aussuchen, wo du das diskutieren möchtest. Vielleicht habe ich Zeit und Lust mich dann daran zu beteiligen. Hier im Strang geht es um das Humboldt-Forum und daran thematisch angeschlossen um die Benin-Bronzen. Lass es jetzt bitte gut sein.

    Lübeck müsste unbedingt was mit seinem Markt tun. Der Hauptplatz der Stadt ist leider eine ziemliche Katastrophe und stört die historische Anmutung und Atmosphere der gesamten Stadt empfindlich. Ich glaube, wenn Lübeck, ähnlich wie Dresden mit dem Neumarkt, seinen Markt rekonstruieren würde, dann würde die gesamte Stadt noch mehr aufblühen und auch einen touristischen Boom erleben.

    Das sagt sich so einfach, aber was schwebt dir hier konkret vor? Es kann ja hier nur um die Westseite des Marktes gehen, wo sich seit einigen Jahrzehnten ein grauenvoller Kaufhausbau befindet. Ein Frevel, sicher, zumal in so einer Stadt und der Nachbarschaft zu Rathaus und Marienkirche, aber was möchtest du da denn rekonstruieren? Zuvor stand dort ein monumentaler neugotischer Postbau aus den 1880er Jahren. Ich sehe keinerlei Chancen für eine solche Rekonstruktion, zumal sich da ein erhebliches Problem ergibt: die Nutzung. Ganz zu schweigen, dass der jetzige Eigentümer des Grundstücks sein Kaufhaus nicht einfach abreißen wird.


    Edit: Ich sehe, dass meine Vorrednern bereits auf diese Problematik hingewiesen haben.


    By the way: Lübeck ist ein absoluter Touristenmagnet, weil dort so viel historische Bausubstanz zu finden ist, wie vielleicht nur noch in Regensburg. Daran wird sich nichts signifikant ändern, wenn man die Westseite des Marktes anders gestalten würde. Was nicht heißen soll, dass dies sehr wünschenswert wäre.