Beiträge von Orakel

    Diese "Inseldiskussion" ist das absurdeste überhaupt. Es will scheinen, dass man in Städten, die solche Inseln nicht zustande gebracht haben, besonders neidisch auf DD ist.

    Also ich habe den Neumarkt anfänglich aufgrund seiner Situation zwischen viel Leerraum (damit meine ich auch die ganze Zeilenbebauung in Dresden) erwähnt, weil bei mir dadurch ein Gefühl von Kulissenhaftigkeit entsteht. Ein persönlichen Eindruck. Vielleicht schafft Dresden es ja, den Platz mit der Zeit besser ins Stadtbild zu integrieren. Es ging ja nicht darum, dem Neumarkt seine Existenzberechtigung abzusprechen. Eigentlich ist ein Forum ja dazu da, sich über Eindrücke und Meinungen auszutauschen. Man hört sich gegenseitig zu und gelangt dadurch vielleicht zu neuen Erkenntnissen. Das macht ein Forum theoretisch interessant. Hier scheint es aber eher darum zu gehen, dass möglichst alle immer in das selbe Horn blasen. Sehr eigentümlich, denn die Interessen sollten hier doch bei allen Usern, wenn auch nicht gleich, so doch zumindest ähnlich gelagert sein.

    Schwer zu verstehen finde ich auch die Äußerung mit dem Neid. Es scheint mir, dass es einigen Usern hier bisweilen nicht gelingt, die eigenen Emotionen zu hinterfragen. Mir wiederum fällt es schwer mich darauf einzustellen. Ich habe mich ursprünglich auch nur zu Wort gemeldet, da ich das Gründerviertel ganz besonders spannend finde. Mir geht es halt sehr um den Wandel moderner Architektur hin zu althergebrachten Bauformen.

    Damit sollte die Diskussion hoffentlich abgeschlossen sein. Ich bin gespannt auf zukünftige Bilder aus dem Gründerviertel.

    Dass der Wiederaufbau erstaunlich gut kunsthistorisch begleitet worden ist und bestimmte Leute in Dresden ihr Menschenmöglichstes getan haben, das Ergebnis zu optimieren, bestreitet er hoffentlich nicht. :applaus:

    Nein, dass bestreitet er natürlich nicht.

    Wenn du meine Beiträge gelesen hast, dann hast sicher gemerkt, dass ich es mir mit meinen Einschätzungen nicht einfach mache und diese auch Bedürfnisse und Wünsche respektieren, die nicht unbedingt immer und überall meine eigenen sein müssen.

    Mehr geht nicht, damit muss man zufrieden sein (wenn es denn überhaupt soweit kommt). Für das Stadtbild sind solche Bauten in jedem Fall ein großer Gewinn.....

    Auch hier betrachte ich das eher differenziert. Die neue Altstadt von Potsdam fügt sich gut in das Stadtbild ein, weil Potsdam noch viel Altbausubstanz drum herum besitzt. Sogar in Frankfurt funktioniert die neue Altstadt, da sich in der Innenstadt zumindest die Blockrandbebauung erhalten hat. Ganz anders sieht es in Dresden aus: Hier beschleicht mich einfach das Gefühl einer Betonkulisse, die da inmitten einer Ödnis gelandet ist.

    Bei Städten in denen die Blockrandbebauung noch vorhanden ist, würde ich theoretisch lediglich vereinzelte (als solche gekennzeichnete) Rekonstruktionen vorziehen, die als Ankerpunkt für eine neue bessere Architektur dienen könnten, wie das Gründerviertel es ja vor macht. Eine bessere neue Baukultur würde mir halt eher behagen, als der Blick zurück und die Wiedererweckung von Toten, die niemand von uns je kennengelernt hat. Für mich fühlt sich das halt nicht selten an wie Geschichtsklitterung.

    Nicht falsch verstehen: Ich sehe aber auch den Wusch von Menschen nach der Rückgewinnung von Plätzen wie dem Dresdner Neumarkt. Und Städte sind zum Leben da, gehören allen Menschen, und deren Entwicklung darf daher auch nicht ausschließlich von den elitären Gedankengängen der gegenwärtigen Architektenzunft bestimmt werden. Sprich: Wenn sich Menschen die Rückgewinnung eines Platzes wie dem Neumarkt wünschen, dann ist es allein mein Problem, dass ich mich dem Gefühl einer Kulissenarchitektur bisweilen nicht erwehren kann.

    Orakel Nur kurz aus Interesse, weil es nicht unbedingt zum Strangthema zuträgt, wie siehst Du dann die heute üblichen ,,Sanierungen" vieler historisch wertvoller Gebäude, die letztlich genau das im Ergebnis sind, das Du bei den kritischer bewerteten Rekos siehst ...

    Da immer noch was vom Originalbau übrig ist, fühlt sich das für mich in der Regel immer noch echter an als ein Neubau mit Fassadenrekonstruktion. Der Erhalt von Resten ist immer noch besser als ein Vollverlust. Dennoch ist auch dieses immer eine bedauerliche Aushöhlung von Authentizität. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dann nicht Vollrekonstruktionen wie das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim oder die Alte Waage in Braunschweig, in denen enorme Handwerkskunst steckt, wertvoller sind als so mancher Neubau mit vorgeblendetem Fassadenrest. Ist ein schwieriges Thema. Vielen in diesem Forum scheint es vordringlich darum zu gehen, dass ein Gebäude schön aussieht. Diese Einstellung wird für mich nie akzeptabel sein.

    In der Realität entstehen aber doch prinzipiell in vielen Städten wieder die ,,Schalen". Nämlich dadurch, dass man sehr unterschiedliche Gestaltungssatzungen, Bebauungspläne, kommunale Förderprogramme usw. je nach Umfeld verabschiedet. Das könnte man durchaus nochmal ausbauen und konsequenter durchsetzen, und schon haben die Städte, die zumindest noch Fragmente historischer Bebauung vorweisen können, unterscheidbare Räume, welche den unterschiedlichen Entstehungszeiten der Stadträume entsprechen.

    Völlig richtig, das ist in der Regel der einzige Hebel wo man ansetzen kann.

    Und um meine Einstellung zu Rekonstruktionen generell einmal ins rechte Licht zu rücken:

    Die Dresdner Frauenkirche wurde mit großem Detailaufwand unter Einbeziehung von Originalsteinen und mit viel Schweiß wieder aufgebaut und ist für mich dadurch in jeder Beziehung eine authentische Frauenkirche. Hier spreche ich auch ungern von Rekonstruktion, sondern lieber von Wiederaufbau. Das Knochenhaueramtshaus wiederum wurde ebenfalls sehr detailverliebt neu errichtet. Auch damit habe ich prinzipiell kein Problem. Allerdings wirkt es in der Hildesheimer Betonwüste ziemlich verloren, was leider die Glaubwürdigkeit herabsetzt. Tatsächlich würde es auch im Gifhorner Mühlenmuseum eine gute Figur machen, da steht ja auch schon eine russische Kirche.

    Deutlich kritischer sehe ich z.B. das Braunschweiger Schloss. Sieht wirklich schön aus. Wenn ich davor stehe, wird mir aber immer bewusst, dass hier nur ein Einkaufszentrum mit einer 12 cm dicken Schlosstapete verkleidet wurde. Und das sehe ich wirklich mit sehr gemischten Gefühlen. Das Schloss Herrenhausen hingegen wahrt die originale Kubatur. Innen aber von der originalen Raumaufteilungen keine Spur, stattdessen nüchterne Tagungsräume. Ist das ein Schloss? Eher nicht. Dennoch kann ich mit der Nutzung leben, da der Bau im Kontext mit den Herrenhäuser Gärten funktioniert und hier einfach kein moderner Bau vorstellbar gewesen wäre. So sehe ich halt jede Rekonstruktion aus einem anderen Blickwinkel. Das verkleinerte Palais von Turn & Taxis in Frankfurt lässt mich schon wieder schaudern. Das hat es so halt nie gegeben. Die Neubauten auf dem Dresdner Neumarkt? Schön, dass der Platz so viele Menschen begeistert. Ich kann den Gedanken an eine Betonkulisse allerdings nicht ganz abschütteln.

    Das extremste Beispiel ist für mich das Berliner Schloss. Sehr schön geworden, an dieser Stelle wäre kaum ein anderes Bauwerk vorstellbar gewesen. Dennoch bleibt die Tatsache, dass es sich nur um eine Hülle handelt. Um ein modernes Gebäude mit Rolltreppen im Inneren. So schön es auch ist: ich bin froh, dass mir andere die Entscheidung über den Wiederaufbau abgenommen haben. So bin ich aus der Nummer raus.

    Und das Problem in vielen deutschen Städten sind eben die von dir erwähnten Zwiebelschalen: es gibt sie nicht mehr. Der Bombenkrieg hat innerhalb weniger Stunden die gebaute Geschichte mehrerer Jahrhunderte ausgelöscht. Nun kann man sagen: wir bauen die Stadt eben komplett neu auf, so wie Magdeburg nach dem 30-jährigen Krieg oder Lissabon nach dem Erdbeben von 1755.

    Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die moderne Architektur dabei versagt. Man schaue sich nur die meisten deutschen Städte an.

    Stimmt, die "Zwiebelschalen" gibt es vielerorts nicht mehr. Komplett neu bauen lassen sich Städte aber auch nicht mal eben so, oder willst du die Eigentümer all der Gebäude enteignen? Und wo soll dafür das Geld her kommen? In der Realität kann man immer nur nach und nach vereinzelt Gebäude ersetzen und die betreffenden Neubauten sind dann immer dem jeweiligen Zeitgeschmack unterworfen.

    Selbst wenn moderne Architektur beim Städtebau 1000 mal versagt: es bleibt ja dabei, dass eine fundamentale Kehrtwende hin zum klassischen Bauen nicht eintreten wird. Dieses würde ja auch eine ebenso fundamentale Veränderung unseres ganzen gesellschaftlichen Denkens voraussetzen. Und da sind Viertel wie das Gründerviertel ein guter Ansatz es zukünftig besser zu machen. Aber ich wiederhole mich. Dabei kann ich deine Argumente schon nachvollziehen. In der Realität gehören sie aber leider in den Bereich des Idealismus und Wunschdenkens. Aber damit bist du hier in guter Gesellschaft.

    Deine durchaus legitime Meinung fußt auf einer ganzen Latte von modernistischen Plattitüden, die gegen Rekonstruktionen immer wieder vorgebracht werden und dadurch nicht wahrer werden: Rekonstruktionen wären nicht authentisch, "oberflächliche Schönheit" wäre nicht von einer Mehrheit gewollt, Rekonstruktionen würden so tun, "als hätte es den Krieg nie gegeben" ...

    Ich habe explizit gesagt, dass ich den Wunsch nach Rekonstruktionen respektiere. D.h., ich würde mich keiner Rekonstruktion mit Wort oder Tat entgegen stellen. Und natürlich können Rekonstruktionen vernünftig altern. Nur ich persönlich bevorzuge halt den mühsamen Weg neuer besserer Architektur um auf diese Weise ein neues Stadtbild zu erlangen, welches nicht auf Repliken aufbaut. Und mit "oberflächlicher Schönheit" war nicht gemeint, dass Rekonstruktionen oberflächlich aussehen würden. Mir ging es eher darum, dass diese häufig in Beton ausgeführt werden und sich auf die Fassade beschränken. Die Gebäude sind halt nicht wirklich alt und original. Mir persönlich behagt dieser Mangel an Authentizität meistens nicht und ich sehe Rekonstruktionen deshalb mit gemischten Gefühlen. Ihrer rein optischen Schönheit kann ich mich natürlich nicht verschließen.

    Das sich eine wirklich größere Zahl an Menschen umfangreiche Rekonstruktionen wünscht, mag ich allerdings bezweifeln. Die meisten Menschen nehmen ja kaum zur Kenntnis, dass Monat für Monat weitere Altbausubstanz verschwindet.

    Und zum Thema Rekonstruktionen würden so tun als hätte es den Krieg nie gegeben: Das Gründerviertel z.B. fügt sich in die Stadt ein, ohne die Spuren der Zeit gänzlich zu verwischen. Der Krieg ist Teil der Geschichte der Stadt. Ich finde die Folgen optisch gänzlich unkenntlich zu machen, würde Lübeck in seiner geschichtlichen Erlebbarkeit ganz massiv schaden. Ein Lübeck voller Rekonstruktionen wäre nicht mehr das echte Lübeck, sondern ein ... was auch immer. Mit Architektur ist es wie mit Zwiebelschalen. Jede Epoche hinterlässt ihre Spuren und drückt einer Stadt ihren Stempel auf. Das verstehe ich unter Authentizität. Wünschenswert ist, dass Viertel wie das Gründerviertel Schule machen, und dass mögliche zukünftige Viertel dieser oder ähnlicher Art dann differenzierter ausfallen. Dann wäre meiner Meinung nach eine Menge gewonnen.

    Dieses Forum darf sich gerne lauter Rekonstruktionen erträumen. Klar sollte nur sein: bis auf einige wenige Projekte, von auf irgendeiner Weise übergeordneten Interesse, werden es Träume bleiben. Eine fundamentale Kehrtwende in der Architektur hin zu rein klassischem Bauen bedarf einer ebenso fundamentalen Veränderung unserer gesamten Gesellschaft. Und so ein Transformationsprozess dauert Jahrzehnte, wenn damit überhaupt jemals zu rechnen ist. Auch wenn es hart ist: Formulierungen wie "Modernistische Plattitüden" sind einfach nur ein Ausdruck von Hilflosigkeit gegenüber der Realität.

    Da ich ein großer Fan von Altbauten bin, habe ich mich oft gefragt, warum ich eigentlich nicht unbedingt ein Befürworter von Rekonstruktionen bin. Zumindest nicht in meiner Heimatstadt. Obwohl ich den Wunsch nach Rekonstruktionen natürlich grundsätzlich respektiere. Ich bin für mich persönlich zu dem Schluss gekommen, dass mir Authentizität einfach wichtiger ist als oberflächliche Schönheit.

    Obwohl ich nicht alle Bauten im Gründerviertel so ganz gelungen finde, denke ich doch, dass der größte Teil in Würde altern kann und so irgendwann zu einem echten Stück Lübeck werden wird. Eine weitere Schicht Stadtgeschichte halt, die nicht versucht so zu tun, als hätte es den Krieg nie gegeben. Eine neue Interpretation von gewachsener Stadt, welche die Erinnerung an geschehenes bewahrt. Ich finde das gut.

    Man muss immer bedenken, dass sich Menschen heutzutage einfach keine Brokatvorhänge mehr in die Wohnung hängen, sondern Filme bei Netflix streamen. Und diese moderne Denkweise drückt sich natürlich auch in der Architektur aus. Eine vollständige spontane Kehrtwende in der Architektur ist daher völlig ausgeschlossen und ich bezweifel auch, dass die Mehrheit der Menschen eine solche befürworten würde. Was sich die Mehrheit der Menschen aber wünscht, ist die Rückkehr zu maßvollen Stadträumen und Plätzen mit Aufenthaltsqualität. Und da weist das Gründerviertel durchaus in die richtige Richtung. Wer weiß, vielleicht macht das Viertel ja Schule und künftige Viertel dieser Art wagen dann etwas mehr Plastizität und Detailfreude. Und das wären dann keine Kopien, sondern authentische Bestandteile der Stadt.

    Wusste gar nicht, dass auch Limmer noch nahezu komplett erhaltene Gründerzeitblöcke hat, dachte, das franst dann hinter dem Westschnellweg schnell aus da....

    Ja, Limmer ist eigentlich noch ein altes Stück Hannover und gilt als der kleine Bruder von Linden. Neben Gebäuden aus der Gründerzeit findet man auch einige Blöcke aus der Zwischenkriegszeit (welche man mitunter gar nicht mehr als solche erkennt) und einiges an Nachkriegsbebauung. Seit einiger Zeit fressen sich zudem vermehrt Neubauten in den Stadtteil, besonders die Wunstorfer Straße verändert langsam ihr Gesicht. Es verschwinden zusehends all die alten kleineren und schmucklosen Backstein-Bauten. Und zwischen Kesselstraße und Kirchhofnerstraße hat der Stadtteil mittlerweile sogar ein waschechtes, der Baukrise geschuldetes, Bauruinen-Areal. Ob es hier noch mal weiter geht steht in den Sternen ...

    Noch ein kleiner Themenwechsel: In der Innenstadt, in der Stiftstraße, wurde kürzlich ein Nachkriegsbau für den Neubau eines Hotels abgerissen. Dieses ermöglicht erstmals einen Blick in den "Hof" des Nachbarhauses Stiftstraße 15, bei dem es sich offenbar um einen bis zur Unkenntlichkeit verunstalteten Gründerzeitler handelt. Auch solche Gebäude findet man in Hannover öfter.


    Das Bild ist von mir.

    In Limmer, an der Wunstorfer Straße 79, verschwindet gerade die Fassade eines wirklich schönen Eckbaus hinter Dämmplatten. Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch ertragen kann. Gut möglich, dass ich diesen Strang in Kürze wieder einstelle. Das deprimiert mich alles einfach zu sehr.
    Werden alle Altbauten der Stadt, die nicht unter Denkmalschutz stehen und nicht im Fernwärme-Satzungsgebiet liegen, dieses Schicksal in den kommenden beiden Jahrzehnten teilen?
    Was ich von den Denkmalschützern in Hannover halte mag ich kaum aussprechen ...

    Es handelt sich um folgendes Gebäude (nichts für schwache Nerven):

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Kleiner Schwenk zurück in die Stadt. List an der Grenze zur Oststadt. Einige wenige Impressionen von heute.

    Kopfbau an der Lützerodestraße:

    Und daneben der wunderbare Altbau des Clementinenhauses. Wurde glaube ich noch nicht gezeigt:

    Ein paar Meter weiter am Welfenplatz die Polizei:

    Und um die Ecke die Gebäude der Reiterstaffel. Roch tatsächlich nach Pferdedung:

    Nördlich vom Clementinenhaus. Hier war Heinzer schon unterwegs:

    Da Heinzer hier schon Bilder gezeigt hat, spare ich mir das jetzt weitestgehend mal. Zumindest noch mal einer der wunderbaren Schulen am Bonifatiusplatz:

    Vielleicht noch interessant. Blick in die Jakobistraße Richtung Lister Platz. Die Jakobistraße verbindet den Lister Platz mit dem Vahrenwalder Platz an der Vahrenwalder Straße. Weiter westlich wird diese längere Straße dann teilweise durchmischter:

    Und weil der Post 10 Bilder haben darf, noch 3 Bilder ohne Kommentar. Entstanden um den wunderbaren Moltkeplatz:



    Alle Bilder sind von mir.

    Da gehe ich tatsächlich lieber in deutsche Städte, auch weil sie mich historisch mehr interessieren. Erstens sind sie touristisch weniger erschlossen und zweitens kommt man architektonisch sehr oft immer noch gut auf seine Kosten.

    Ohne diesen Strang übermäßig strapazieren zu wollen: Ich mag halt besonders Städte mit Brüchen, denen man auch ansieht, dass in ihnen gelebt wird. Deshalb gefällt mir, wie gesagt, Antwerpen besonders gut. Wenn Städte aber nur noch aus Brüchen bestehen, wie viele deutsche Städte, fällt es mir schwer, ihnen was abzugewinnen. So fällt mir z.B. in NRW auf Anhieb außer Bonn, Münster und vielleicht Düsseldorf kaum eine Stadt ein, für die ich noch irgendwie Hoffnung habe. In anderen Teilen der Republik sieht es natürlich besser aus als im besonders geschundenen Ruhrgebiet. Und da bin ich dann bei dir.
    (Durch diesen Faible für Brüche kann ich auch in Hannover gut leben, trotz der hässlichen Innenstadt. Die teilweise noch intakten Wohnstadtteile machen die Stadt zum vielleicht unterschätztesten Underdog der Republik. Das soll jetzt natürlich keine Werbung sein.)
    Und damit zurück nach Brügge ...

    Bisher habe ich bedauerlicherweise Brügge und Flandern noch nicht besucht. Die Stadt sieht auf den Bildern wirklich fantastisch aus.

    Die Stadt sieht nicht nur auf Bildern phantastisch aus. Leider ist es aber auch so wie Neußer im vorherigen Post sagt: "Unansehnliche Städte haben den einen Vorteil, daß dort keine Massen von Touristen anzutreffen sind." Sprich: Brügge wird von Touristen derart überrannt, dass es sich bei der Stadt heute eher um eine Kulisse als um eine funktionierende Stadt handelt. Geh mal davon aus, dass es sich bei dem Großteil der Personen auf den Bildern in diesem Strang um Touristen handelt.
    Obwohl auch das benachbarte Gent und Antwerpen stark von Touristen frequentiert werden, finde ich besonders Antwerpen weitaus lebenswerter. Vielleicht auch, weil sich der Tourismus durch die Größe der Stadt besser verteilt. Auch sonst finde ich die Stadt durch ihr großstädtisches Flair interessanter, aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich mag halt diesen quirligen Mix aus Neu, Alt und Verfall.

    Nicht selten besucht man die Benelux-Staaten ja auch zwecks Badeurlaub. Obwohl das benachbarte niederländische Zeeland im Sommer von Horden an Ruhrpottlern heimgesucht wird, sind die Strände hier immer noch sehr viel entspannter als die schreckliche Küste in Flandern. Und von Zeeland aus Tagesausflüge zu machen ist ja aufgrund der überschaubaren Entfernung kein Problem.

    Auch wenn ich nichts essentiell neues zur Diskussion beizutragen habe, gebe ich jetzt auch noch mal meinen Senf dazu. Auch meiner Meinung nach erreicht Madrid beinahe nirgendwo die gestalterische Qualität von Paris. Ich habe Madrid architektonisch immer schon als irgendwie vulgär empfunden (meine Schwester wohnt in Madrid). Und Assoziationen mit Buenos Aires sind auch definitiv nicht von der Hand zu weisen. Das trifft in Spanien aber nicht nur auf Madrid zu, auch in Valencia und sogar in kleineren Städten wie Alicante kommt man daran nicht vorbei. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass diese Bebauung mit häufig noch einmal 2 - 3 Geschossen mehr im Sommer auch einfach mehr Schatten spendet. Die unterschiedliche Lebensqualität der beiden Städte scheint in der Diskussion hier aber keine Rolle zu spielen. Man sagt, dass Jahr bestehe in Madrid nur zwei Jahreszeiten: aus drei Monaten Winter und neun Monaten Hölle. Also ich finde Paris in jeder Beziehung attraktiver. Auch ist der geschlossene Altbaubereich von Madrid weit weniger ausufernd als der von Paris und es mangelt der Stadt an einer ihrer Größe angemessenen Zahl urbaner belebter Plätze. Und zum Schluss: sogar Leonhards Urteil zum spanische Historismus muss ich zustimmen.

    Mit Paris ist das vermutlich wie mit jeder Megastadt: es ist verflucht schwer die städtebauliche Entwicklung nachhaltig zu steuern. Im Zentrum mag das noch halbwegs funktionieren, aber in den Randgebieten neigen diese Städte allesamt dazu sich optisch zu zersetzen und in ein schwer zu kontrollierendes architektonisches Chaos überzugehen. Ich muss allerdings auch sagen, dass mein letzter Besuch in Paris schon ziemlich lange her ist. Ich habe es aber so in Erinnerung, dass die Zersetzung nach außen hin tatsächlich schon innerhalb des Pariser Rings beginnt. Als imposant hingegen habe aber auch ich die Ausdehnung der wunderbaren Straßenzüge in Erinnerung. Wäre längst mal wieder da gewesen, wenn meine Frau nicht so eine Abneigung gegen Frankreich hätte.

    Mein Favorit in Europa ist übrigens London. Zuletzt besucht über Weihnachten unmittelbar vor Corona. Der ganze Bahnverkehr wird über die Feiertage komplett stillgelegt. Allein schon die hell erleuchteten und völlig verlassenen Bahnhöfe wie Paddington, auf deren Bahnsteigen Weihnachtsmusik in Dauerschleife dudelt, sind schon eine Reise wert ...

    Kurze Abschlussbemerkung zu diesem Strang!

    Längere Bilderstrecken sind hier von mir nicht mehr vorgesehen, einzelne Bilder bei passender Gelegenheit irgendwann aber nicht gänzlich ausgeschlossen. Viele Altbauten wurden zwar immer noch nicht gezeigt, aber eine vollständige Erfassung an dieser Stelle kann auch kaum das Ziel sein. Vielmehr geht es darum, dass sich jeder der mag ein hinreichendes Bild vom schönen Hannover machen kann. Und dieser Zweck ist hier nun doch recht gut erfüllt. Weiter geht es demnächst in der nördlichen List ...

    Erwähnt werden sollte noch der historische Lokschuppen mit Drehscheibe in der Bultstraße, der Haupteingang vom Stadtfriedhof Engesohde, die schöne Brehmstraße (Bult), die Grundschule in der Kestnerstraße und der Henriettenstift in der Marienstraße. Da dieser Strang ohne das Maschsee-Strandbad nicht vorstellbar ist, davon bei Gelegenheit noch einmal eine kleine Bilderstrecke ...

    Wer hat die Gaudi - Kirch schon einmal in seinem Leben 'live' gesehen???

    Ich. Das erste Mal als ich da war, hat das Kirchenschiff noch nicht gestanden. Man stand also vor den Türmen wo jetzt das Kirchenschiff ist und über einem nur der Himmel. Um einen herum nur vereinzelte Steine. Ich bin aber auch Halbspanier und deshalb öfter in Spanien.

    Danke für die Information mit den Elbershallen, sehr interessant. Ich bin ja ein großer Freund von soziokulturellen Zentren in alten Fabrikhallen. Hier scheint der Schwerpunkt aber sehr auf herkömmliche Gastronomie und Fun (Bowlinghalle, Trampolinpark) zu liegen. Sprich: Bei den Elbershallen handelt es sich offenbar um ein Areal welches die bürgerliche Mittelschicht für sich entdeckt hat. Mich würde ja mal interessieren ob es im Ruhrgebiet irgendwo ehemalige Industrieareale gibt, die tatsächlich Bestandteil eines echten Kiezes sind. Mit all dem Angebot was man in solch einem Fall erwartet. Kannst du da vielleicht Auskunft geben?

    Die Hagener Innenstadt ist ja leider nicht der Rede wert. Gilt ja leider auch für Hannover und beinahe jede deutsche Großstadt.