Posts by Kurprinz

    Nicht zu vergessen das Rathaus der Reichs- und Krönungsstadt Aachen. Viel des aufgehenden Mauerwerks stammt noch von der Palastaula Karl des Großen um 800. Gotische, barocke und neugotische Umbauten folgten. Im Rathaus tagte nicht nur der Rat der freien Stadt, sondern hier fanden jahrhundertelang die Bankette nach den Königskrönungen statt.

    An gebauten Kaisertreppen gibt es im deutschen Sprachraum um 1700 nur die Stiege im Wiener Stadtpalais Harrach von 1690, 1721–1723 baut Johann Lucas von Hildebrandt diesen Treppentypus dann im Oberen Belvedere in Wien. Beide sind aber im Vergleich mit dem Schleißheimer Stiegenhaus viel kleiner und bescheidener. Der Höhepunkt der Kaisertreppe wird sicherlich mit Balthasar Neumanns Treppe in der Residenz Würzburg erreicht (1744). Im Gegensatz zum Würzburger Stiegenhaus ist das Schleißheimer Pendant kleiner und steiler, dafür gibt es in Schleißheim einen stärkeren vertikalen Zug, der sich durch die gewaltige Höhe mit der bekrönenden Kuppellaterne ergibt und der dem Schleißheimer Stiegenhaus vielleicht mehr architektonische Spannung und Überraschungskraft verleiht.

    Lieber Leonhard, da vergessen Sie die nicht mehr existierenden Treppen. Z. B. in der Bonner Residenz, die Max Emanuels Bruder Joseph Clemens planen und bauen ließ.

    Aber hat man nicht ein paar Räume weiter hervorragende Ergebnisse im Paradeschlafzimmer und im Audienzgemach der Paraderäume? Was sicherlich auch ein Faktor ist, sind die Kosten. Ich fände die Idee von Resurrectus sehr reizvoll: alle einstmals vergoldeten Flächen wieder zu vergolden und statt der weißen Flächen im Ballsaal eine dunkelrote oder dunkelgrüne Seidenbespannung und im Propositionssaal vielleicht eine dunkelblaue Bespannung bis man sich dem Thema Rekonstruktion des Bildprogramms wieder stärker angenähert hat.

    Das stimmt, aber da wollte man auch ein Interieur als Interieurkunstwerk rekonstruieren und nicht als Ausstellungsraum. Ich denke auch, man hat jetzt die "Fehlstellen", die man irgendwann schließen muss.

    Das wird eine Stadtverschönerung für Lübeck. Und das trotz gewaltig angestiegener Baukosten. Gibt es vielleicht einen Fond für Rekonstruktionen? Oder einen Zuschuss von der deutschen Stiftung Denkmalschutz

    die DSD fördert keine Rekonstruktionen.

    Schade, dass der Große Ballsaal und der Propositionssaal nur relativ puristisch rekonstruiert werden. Fehlt hier der Mut, Innenräume des 19. Jahrhunderts konsequenter wiedererstehen zu lassen? Wenige Meter weiter beim Kleinen Ballsaal hatte man jedenfalls nicht diese Skrupel.

    In dieser Visu in diesem PDF (S.4+5) wird deutlich dass die geplante Rekonstruktion der beiden Säle nicht wirklich voll zufriedenstellend ist.

    Ich glaube hier hat das weniger mit dem "Fremdeln" dem 19. Jahrhundert gegenüber zu tun, sondern eher mit der Schwierigkeit, Malerei zu rekonstruieren. Das ist immer heikel und geht nicht immer gut (z.B. Mannheimer Schloss). Der Kleine Ballsaal ist nicht wirklich vergleichbar, da es hier keine großflächige Malerei gibt. Der Aspekt der problematischen Ausstellungskonzeption vor großformatigen Wandbildern, der hier schon erwähnt wurde, kommt sicher hinzu.

    ich kenne Prag sehr gut und habe die "Altstadt" (gemeint ist das historische Zentrum des heutigen Prag) subjektiv immer als riesig wahrgenommen. Auch muss man den historischen Hintergrund bedenken, dass Prag aus vier historischen Städten mit historischen Stadtzentren besteht: Altstadt, Neustadt, Kleinseite und Hradschin. Bis auf die letzte "Teil-stadt" waren das alles mittelalterliche Großstädte. In jede der Städte passt das historische Stadtzentrum von Görlitz locker rein. Der Karlsplatz (Markt der Neustadt) ist der größte spätmittelalterliche Markt-/Stadtplatz Europas. Vom Karlsplatz bis zum Altstädter Ring ist´s eine ordentliche Strecke. Kurzum bei Prag darf man den Begriff "Altstadt" nicht mit dem mittelalterlichen Zentrum gleichsetzen. Jede der vier Städte hat ein mittelalterliches Zentrum mit Platz, Rathaus, Kirchen und Klöstern.

    Man muss auch bedenken, Deutschland ist ein föderales Land - es gab in den letzten 10/20 Jahren deutschlandweit viele (wenn auch aus unserer Sicht zu wenige) Projekte: Dresden (Schloss, Frauenkirche, Neumarkt...), Potsdam (Stadtschloss, Alter Markt...), Braunschweig (Gewandhaus, Schloss..), Hildesheim (seit den 80ern) , Frankfurt (Neue Altstadt, Stadtbibliothek, in den 80ern die Römerseite, Langer Franz), Berlin (Schloss, Kommandantur...). In Budapest ist besonders, die Rekonstruktion des Historismus auf dem Burgberg - in anderen Teilen der Stadt und auf dem flache Land geht unglaublich viel, tolle, erhaltene Originalsubstanz verloren.

    Die nicht unter schutzstehenden Häuser am Markt wurden auf Denkmaleigenschaft geprüft - sind dem Denkmalschutz also nicht entgangen - aber bis auf die Fassaden war da nicht viel Altes. Das reicht nicht für Einzeldenkmäler. Es wäre zu überlegen einen Ensembleschutz zu prüfen, dann wären die Hüllen/Fassaden geschützt.

    Es ist so viel erreicht. Lassen wir jetzt erstmal die geplanten Quartiere fertig werden, den Sturm um den Staudenhof in Vergessenheit geraten und sich das Stadtviertel entwickeln lassen. Dann kommt die Debatte von alleine, wenn bei den Bauten von 1959 die nächste Sanierung ansteht. Die "Gefahr" von Denkmalschutz besteht nicht, da die Gebäude bei der letzten Sanierung stark verändert wurden.

    Der Schlossbereichsleiter des Neuen Palais, Jörg Kirschstein, hielt hierzu im Frühsommer einen Vortrag bei der Studiengemeinschaft Sanssouci. Dabei stellte er die Quellen vor und erläuterte das Scheitern der Planung. Demnach war eine Kombination aus Hotel und Museum geplant, ähnlich dem Cecilienhof.

    Diese Info wurde mir heute Morgen bei Google angezeigt:

    https://www.nordkurier.de/regional/meckl…ig-egal-2811267

    Dieser Bericht zeigt mal wieder, dass die Öffentlichkeit eine völlig falsche Vorstellung von Denkmalpflege und Verwaltung hat. Die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises erlaubt oder verbietet nicht solche Container. Sie wird im Genehmigungsverfahren intern beteiligt und um Stellungnahme gebeten. Eine negative Stellungnahme kann die Behörde nach dem Denkmalschutzgesetz nur abgeben, wenn eine "dauerhafte" "erhebliche Beeinträchtigung" des Baudenkmals gegeben ist. Da Container meist temporär sind, hat die Denkmalpflege schon mal schlechte Karten. Wenn sie nun sehr geschickt argumentiert und dennoch eine "erhebliche Beeinträchtigung trotz zeitlicher Begrenzung" nachweisen kann, fließt diese Stellungnahme ein und die öffentlichen Interessen werden gegeneinander abgewogen. Die Frage lautet dann: "Was ist wichtiger für die Allgemeinheit (überragendes öffentliche Interesse)? - die Unterbringung von Asylbewerbern oder die zeitweise Verschandelung eines Baudenkmals?" Das Ergebnis dieser Abwägung sehen wir hier. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass eine Untere Denkmalschutzbehörde als Teil der Verwaltung dem Verwaltungschef (Landrat, Oberbürgermeister) gegenüber weisungsgebunden ist. Im Extremfall kann der Chef anweisen.... Also bevor hier wieder aus allen Rohren gegen die Denkmalpflege geschossen wird, erst informieren, dann schimpfen.....

    Ein Einblick in eine (!) Wohnung (Loft) der mit Abstand besten Adresse der ganzen Altstadt ergibt sich zur Zeit: der jüngere Dalberger Hof, der vor ca. 20 Jahren in eine Wohnanlage umgewandelt wurde. Zu sehen ist unter anderem die prachtvolle Gartenanlage im Innenhof, die allerdings nicht zugänglich und nur durch ein Tor zu besichtigen ist.

    https://www.immobilienscout24.de/Suche/controll…chType=district

    An der Prachtfassade zur Klarastraße erinnern eine Bronzetafel und Mietinserate daran, daß Mozart hier zu Gast war (Besuch bei Wolfgang Heribert von Dalberg, Theaterintendant). Im Verlagshaus Schott im Weihergarten wurde sowohl der Don Giovanni als auch die Entführung aus dem Serail urverlegt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCngerer_Dalberger_Hof

    Das scheint aber eher im Neubautteil/Seitenflügel zu sein (vgl. die Gauben)