Morgen eröffnet die Ausstellung Napoleon und "Die Ohnmacht der Esther" im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes.
Ausstellungsansicht "Napoleon und 'Die Ohnmacht der Esther'", 2023 SKD

Nach nunmehr 80 Jahren kehrt ein verloren geglaubtes Meisterwerk der Pariser Hofkunst in das Dresdner Residenzschloss zurück: die 16 Quadratmeter große Tapisserie „Die Ohnmacht der Esther“. Als Geschenk Napoleon Bonapartes an den ersten sächsischen König Friedrich August I. kam der kostbare Wandteppich zusammen mit anderen exklusiven Geschenken im Frühjahr 1810 nach Sachsen und erhielt im Speisesaal des Residenzschlosses seinen wirkungsvollen Platz.
Gefertigt wurde er bereits 1791 unter der Leitung von Michel Henri Cozette in der staatlichen Gobelin-Manufaktur Paris. Die hier hergestellten Bildteppiche standen Napoleon für Geschenke an seine Bündnispartner zur Verfügung. Die Dresdner Tapisserie zeigt eine Episode aus der alttestamentlichen Geschichte der Esther. 1943 wurde sie mit weiteren Gobelins kriegsbedingt nach Schloss Schleinitz bei Meißen ausgelagert und galt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen. Im September 2020 tauchte die Tapisserie im Auktionshaus Christie’s auf und konnte vom Freistaat Sachsen zurückgewonnen werden.
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Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Nach der für 2025 geplanten musealen Fertigstellung des Dresdner Residenzschlosses wird die Tapisserie im Westflügel ihren endgültigen Bestimmungsort finden.
Zur Ausstellung erscheint ein kostenloses Begleitheft in deutscher und englischer Sprache.
Ursprünglich hing die Tapisserie im großen Speisesaal des Residenzschlosses. Hier rechts im Bild.

Ich bin gestern darüber informiert worden, dass meine Aussage (Post im Beitrag vom Freitag, 26.07.) betreffs des vollständigen Verlusts der großformatigen Gobelins FALSCH ist. Ich kann das jetzt mangels Hintergrundwissen leider nicht präzisieren. Nur so viel: Eine gewisse Anzahl der Gobelins (wieviel und welche – weiß ich nicht) hat wohl noch den Kriegsgefangenen-Status. Mein Informant bezog sein Wissen aus einer sehr glaubwürdigen und sehr fachkompetenten Quelle, das letztere Attribut gilt - nicht nur - aber ganz speziell auch für den Wissensstand über die tatsächlich erhaltenen oder eben zerstörten Ausstattungsexponate des Dresdner Schlosses. Nun hatte ich natürlich meine diesbezügliche Äußerung auch nicht aus der Luft gegriffen, nachlesen kann man den betreffenden Sachverhalt zum Beispiel hier:
Das Buch von Syndram/Ufer erschien 2006 – vielleicht gibt es ja mittlerweile neue Erkenntnisse. Mir erschien es bislang jedenfalls absolut logisch, nachvollziehbar, dass die doch sehr großflächigen Gobelins nicht ausgelagert worden sind, denn ihre Abnahme von den Wänden und ihre anschließende Aufbewahrung in – aus Platzgründen (Kriegszeit) - vermutlich aufgerolltem Zustand - hätte sicher zu gewissen Beschädigungen geführt. Man denke nur mal an die diversen, eingearbeiteten Tapetentüren. Außerdem war der Zustand der Gobelins schon Anfang der 1940er Jahre wohl nicht mehr der beste. Selbst ein Ludwig Renn, der in seinem Buch „Adel im Untergang“ ansonsten so gut wie gar nicht auf irgendwelche architektonischen/innenarchitektonischen Aspekte des Schlosses einging, hielt es für erwähnenswert (weil offensichtlich sehr auffällig), dass die Gobelins der Reitschule verblasst wirkten (siehe das Buchzitat in meinem Beitrag vom 26.07.2019).
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Nun, Wunder gibt es immer wieder (Stichwort: Quedlinburger Domschatz) – vielleicht kommen ja irgendwann bislang verschollene Originalstücke aus dem Dresdner Schloss wieder nach Hause. In dieser Hinsicht gibt es sehr spannende Geschichten. Sehr fesselnd zum Beispiel das Schicksal der Ausstattungsteile der Ahnengalerie im Langen Gang, die waren bis Kriegsende im Schloss Naunhof deponiert. Hierzu finden sich interessante Ausführungen in dem Ausstellungsführer: „Die Ahnengalerie der Wettiner“ (2006 erschienen). Es ging dabei um die Präsentation der 20 Gemälde (Fürstenbildnisse), die dank der Getty-Stiftung ab ca. 2001 aufwändig restauriert worden waren. Erst im Zuge der Restaurierung stellte sich heraus, dass es sich um Kopien handelt (im frühen 18. Jhd. angefertigt), nicht aber um die Originale aus der Gewehrgalerie – das hatte man bis dahin angenommen.
Die geäußerte Hoffnung von Bautzen Fan, auf ein Wunder [Rückkehr von Tapisserien] hat sich 2020 bewährt. Hier informierte das Auktionshaus Christie's die SKD auf den Verdacht der Herkunft aus dem Residenzschloss. Nach Verhandlungen mit dem sächsischem Finanzministerium kehrte die Tapisserie im Juni 2021 zurück nach Dresden.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und damit auch dem Ende der Monarchie in Sachsen ging ein Teil des Vermögens als Teil der Ausstattung des großen Speisesaals des Residenzschlosses an den Freistaat über.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Tapisserie mit weiteren Gobelins im Sommer 1943 nach Schloss Schleinitz bei Meißen gebracht. Dort lagerte sie bis zum Ende des Krieges. Danach verschwand sie spurlos und galt seitdem als verschollen.
BautzenFan Gibt es heute genaueres von deinen Quellen? Zumindest wissen wir heute dass die Tapisserien im großen Speisesaal ausgelagert wurden und damit die übrigen verschollen sind und nicht vernichtet! Weiß man genaueres?
Wie oben in der Pressemitteilung der SKD zu lesen ist soll die Tapisserie ab 2025 dauerhaft im Paradeschlafzimmer (der Paraderäume) ausgestellt werden, dies war auch schon bei der ersten Veröffentlichung (2021) verlautet worden. Eine wirkliche Aufstellung kann ich mir so nicht vorstellen, da die Paraderäume eigentlich die Zeit August des Starken Wiederspiegeln sollen und die Tapisserie da wie ein Fremdkörper wirkt, besonders mit ihrer Größe von 16 Quadratmetern.
Ein anderer Kriegsverlust der 2020 zurück in die Porzellansammlung kehrte kommt auch aus einer Schenkung Napoleons.
2 Tassenpaare aus einem Teeservice
mit Goldfond und Porträts französischer Dichter und Philosophen aus der Schenkung Napoleons an König Friedrich August I.
von Sachsen, Sèvres, 1808
Porzellan, Bemalung: Aufglasurfarben und Gold Höhe 12,6 und 3,3 cm, Ø 10,1 und 15,9 cm Rückführung eines ehemaligen Kriegsverlustes

@ SKD Pressemitteilung
Um zwei solle Tassen sollte es sich handeln vermute ich. in der aktuellen Ausstellung werden von dem Service nur einige Teile gezeigt, mit Sicherheit gibt es noch mehr Tassen in der Porzellansammlung. Beispiele der Schenkung Napoleons in der Online Collection:
eine Tasse mit Unterteller: https://skd-online-collection.…eum/Details/Index/4203172
eine Büste Napoleons aus Biskuitporzellan: https://skd-online-collection.…seum/Details/Index/122264
Ein anderes trauriges Beispiel in der Ausstellung ist das zerstörte Triumphkreuz "Glaube, Liebe, Hoffnung" von Adolph Rodermund, so sieht es seit seiner Rückkehr aus der Sowjetunion aus: https://skd-online-collection.…seum/Details/Index/230189 
Eine Frage habe ich noch, kann man auch an ein Begleitheft zur Ausstellung kommen ohne eine Reise nach Sachsen ins Residenzschloss anzutreten? 