UrPotsdamer, Du hast recht mit der Aussage, dass fast alle Stile irgendwann als nicht mehr modisch galten. Sonst hätte es ja auch keine Fortentwicklung gegeben. Aber was du vergisst: alle "alten" Stile können sich eben doch auf gewisse (gemeinsame) Prinzipien berufen und sei es erst mal nur die Physik, die das Bauen schon ein Stück weit führte und limitierte. Und dann eben (überwiegend) doch auch der Goldenen Schnitt und die Symmetrie (auch wenn es selbstverständlich Ausnahmen gab). Während es seit den 20er Jahren eben einen totalen Bruch gegeben hat, unter anderem mit der vermehrten Verwendung von Stahlbeton, der ja quasi die Form scheinbar von jeglicher Physik löste.
Es geht halt auch ein Stück weit darum, wie können wir, wie kann der Verein, wie können die Freunde klassischer Architektur argumentieren. Mit einem "Nö, gefällt mir/uns nicht" weil halt alles Subjektiv ist, ist es halt nicht getan. Man sollte dieser "Diktatur des Relativismus" widerstehen. Deshalb benötigt man soweit möglich objektive Kriterien. Schön/hässlich sind erstmal die Gefühle die einem bei einem Anblick eines Gebäudes überkommen. Diese sollte man aber in Diskussionen natürlich durch tatsächlich objektive Kriterien ersetzen:
- Annäherung an die tradierte Form Potsdamer Bürgerhäuser ja/nein
- Goldener Schnitt ja/nein
- Symmetrie ja/nein
- Traditionelle Baustoffe ja/nein
- Einfügung in die Stadtlandschaft
Ob es einem dann persönlich gefällt ist dann zwar immer noch Geschmackssache, aber die Empirie zeigt doch, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen doch eher der klassischen Formensprache zugeneigt ist, Sehnsucht nach einer gewissen Harmonie in der baulichen Umgebung hat.
Ein solcher, durchaus objektiv messbarer Kriterienkatalog hilft bei der Argumentation, für das was viele von uns als "schön" empfinden. Man kann, um diesen subjektiven Begriff nicht gebrauchen zu müssen, und in in solchen Diskussionen nicht als unseriös, mit Gefühlen argumentierend ausgegrenzt zu werden, auch von einer "optischen Nachhaltigkeit", von einer ganzheitlichen Qualität, die nicht nur die materielle sondern die auch die optische Qualität mit einschließt, sprechen.