Posts by ursus carpaticus

    Doch, im Vergleich mit dem Neubau schon.

    Aber wirklich nicht. So eine unbedarfte Armseligkeit ist doch das Letzte! Da hilft doch dieses lächerliche Schrägdach nicht mehr. Erbse, du tendierst, wie manch andere hier, zum Fetischismus, wenn es sich um den sinnentstellten Aufgriff, besser gesagt und die unwillentliche Verhöhnung alter Formen geht.

    Das heißt bei uns Blaufränkischer, wie ich erst googeln musste. Oder eben Limberger, was nicht von Lemberg, sondern vom nö.ischen Limberg herkommt, das eine sehenswerte romanische Wehrkirche besitzt:


    Limberg_Kirche.jpg


    So schließt sich der Kreis zur Architektur, wenn auch nicht unbedingt zu Besigheim, wo der Name Limberg offenbar nur in verballhornter Form bekannt ist.

    Die Funktionsweise der Regierung könnte noch verbessert werden.

    Kaum, und nur vorübergehend. Das System findet sofort Schlupflöcher. Wir in Ö haben mittels reverse-charge weitestgehend den Umsatzsteuerbetrug abgestellt, früher ein heißes Thema am Bau, jetzt läuft alles über die Lohnsteuerschiene indem die unterste Sub-Ebene der Bauausführenden darauf angelegt ist, alles schuldig zu bleiben, notfalls in Konkurs zu gehen und keine greifbaren Ansatzpunkte zu hinterlassen. Die Bekämpfung von Preisabsprachen hat man durch gigantische Firmenzusammenschlüsse praktikabel umschifft, wodurch alles viel einfacher geworden ist etc

    Ich sehs in schlussendlicher Resignation auch so wie Däne. Immerhin erbringen diese Firmen ja legale, gewollte Leistungen, und wenn dabei so etwas Schönes herauskommt wie in Budapest... Es gibt schädlichere Formen und Auswirkungen von Korruption.

    Neußer, genau das hab ich mir beim Anschauen dieser Bilder auch gedacht. Es erstaunt immer wieder, wie man in so einem Umfeld eine solche Hässlichkeit hingekriegt hat. Es wirkt schon krampfhaft angestrengt. Auch das röm.-germ. Museum schaut letztklassig aus, auch wenn ich das in natura nicht so krass empfunden hab.

    Däne

    Das ist meine Erfahrung: Die Korruption im Bauwesen ist praktisch nicht bekämpfbar. Ob die Klüngelwirtschaft lokal (Orban-Vettern) oder EU-weit organisiert wird, bleibt sich letztlich egal. Das ist eine eigene, ganz spezifische Mafia, der man nicht ankann. Natürlich nicht so blutig und letztlich nicht so kriminell, aber bestens aufgestellt.

    Undenkbar bei uns, dh so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was bei uns verfochten wird. "Lokale Kultur respektieren" - das wäre im Sinne unserer Regierung zumindest unausgesprochen faschistoid. Kein Wunder, dass euer Regime so angefeindet wird.

    Na ja. Auch die traufständigen Häuser haben die Tendenz zu aufgesetzten Giebelchen. Interessant ist allerdings schon, dass die Qualität der Bebauung mit anderen Hansestädten nicht im Entferntesten mithalten konnte. Auch in Rostock oder Wismar sind Giebeln um den Markt "passend", warum also nicht hier, da sowieso im restlichen Stadtgebiet anzutreffen. Jedenfalls wäre alles besser als die unsägliche Langeweile des Ist-Bestandes.

    Diese Gegenüberstellung zeigt natürlich schon, dass die Wiederaufbauära das absolut Letzte war. Nicht, dass das da eine Offenbarung hanseatischer Stadtbaukunst gewesen wäre:


    Lübeck - Marktplatz


    Aber es füllte immerhin den Platzraum einigermaßen befriedigend aus, während man sich beim Nachkriegsbau fragt, was für ein unfähiger Architekt hier am Werk gewesen sein muss... Diese Situation neben dem wunderbaren Rathaus und vor der Marienkirche so stümperhaft zu vermasseln, ist schon wieder eine Art Leistung. Selbst wenn man dort nichts hingestellt hätte, wäre das ein wunderbare Durchblick geworden. Die Bilder aus dem Gründerviertel wiederum zeugen schon von einem beachtenswerten gestalterischen Willen. Das Ergebnis ist sehr ambivalent/widersprüchlich/von dialektischer Wirkung (Zutreffendes ankreuzen). Die modernen Fassadenoberflächen stehen mit den alten Parzellen und Formen in gewissem Spannungsverhältnis, das jedenfalls ein gewisses Interesse erweckt. Von der lähmenden Gleichförmigkeit und stupiden Ideenlosigkeit der Platzhalter am Rathausplatz ist keine Rede mehr. Zwar wird jeder vernünftige Mensch den Verlust der alten Giebelhäuser bedauern und die neue Bebauung keineswegs als gleichwertigen Ersatz akzeptieren, allerdings ist nicht zu leugnen, dass man für diesen Verlust etwas erhält- nämlich eine einigermaßen komplexe Fassadenabwicklung, die durchaus an einen gewachsenen Stadtraum erinnert, allerdings sich mit den steril-kalt-modernistischen Fassadenflächen spießt. Das Auge wird von den unterschiedlichen Welten der Mikro- und Makroebene hin und her gerissen bzw in ein Wechselbad der Gefühle verstrickt. Das HAT ohne Frage eine gewisse Qualität. Wie würden sich solche Bauten neben dem Rathaus und vor der Marienkirche ausnehmen? Man ist zT an den Prinzipalmarkt in Münster erinnert, wobei dort die Gleichförmigkeit des Sandsteins mit einem größeren Formenreichtum verbunden war und wohl insgesamt höherwertige Architektur von einer beträchtlichen Monumentalität ergab. Immerhin war Münster eines der besten Beispiele dt. Wiederaufbaus jenseits Wiederherstellungen des Originals, und ich denke, dass man in Lübeck mit diesem in dieser Stadt ersten Versuch zufrieden sein sollte, ja diesen unbedingt auf andere inferiore Wiederaufbaugebiete erweitern sollte. Insgesamt erschiene dieses Modell insbesondere für die geschundenen fränkischen Städte sehr vielversprechend (aber leider unrealistisch).

    wie schlecht die Architektur der 80er und 90er gealtert ist.

    Ja, das ist regelmäßig erschreckend. Wahrscheinlich altert sie auch anderswo so, aber in D macht sie hat das Gros der Innenstädte aus und das wirkt extrem ärmlich. Deutsche Städte wirken in unseren Augen so ähnlich wie weiland Ostblock. Pilsen und Budweis sehen heute viel wohlhabender aus als wiederaufgebaute BRD-Pendants, um konkrete Namen zu vermeiden.

    die deutschen Städte und Sehenswürdigkeiten sind im Gegensatz zu den über das ganze 20. Jahrhundert bis heute omnipräsenten Vertretern Paris, London, Rom usw. eher nicht so bekannt international.

    Das ist auch verständlich, weil es an einer dt. Metropole mangelt, die qualitativ mit Paris und Rom mithalten kann, bzw deren Sehenswürdigkeiten den Wiedererkennungswert von London aufweisen. Am ehesten träfe dies auf München zu, dass international denn auch am besten wegkommen dürfte.

    Erstens wäre der Verlust wohl nicht so enorm, dass dies so etwas wie eine Schreckensvision abgäbe. Zumindest aus US-amerikanischer Sicht. Zweitens wählt man lieber andere Städte, die in der jüngeren Geschichte nicht real zerstört worden sind, was ja ungute Assoziationen erwecken könnte. Psychologisch verständlich.


    zum vom Treverer Geschriebenen:

    Diese Entwicklung ist indes nicht bloß eine Einbahnstraße. Sieht man sich zB chinesische Disneyphantasien an, spielt der dt Raum offenbar ganz von selber, dh ohne eigenes tourismuswirtschaftliches Zutun, eine ganz zentrale Rolle. Insgesamt bin ich der festen Überzeugung, dass China für uns einen weit günstigeren Hegemon abgäbe. Aber derlei kann man sich bekanntlich ja nicht aussuchen...

    Der Hauptplatz der Stadt ist leider eine ziemliche Katastrophe und stört die historische Anmutung und Atmosphere der gesamten Stadt empfindlich. Ich glaube, wenn Lübeck, ähnlich wie Dresden mit dem Neumarkt, seinen Markt rekonstruieren würde, dann würde die gesamte Stadt noch mehr aufblühen

    Das Problem ist, dass es da nix zu rekonstruieren gibt. Der Markt hatte in der jüngeren Zeit außer dem Rathaus nix Bedeutendes aufzuweisen. Beherrscht wurde er vom Postpalast, der schrittweise marginalisiert und schließlich durch das scheißliche Kaufhaus ersetzt wurde - an eine Reko ist aufgrund der Hochschätzung dieser fortschrittlichen Entwicklung nicht zu denken.

    Der Neuaufbau war insgesamt überhaupt inferior.

    In Wikipedia steht folgender absurder Satz:

    (Trotz der Kriegszerstörungen) zeigt der Markt sich vor der mächtigen Kulisse der Marienkirche fast noch wie auf alten Ansichten.


    Man müsste solche längst verschwunden gewesene Häuser kopieren oder imitieren, und solche Forderungen sind natürlich illusorisch:


    HL_-_Sch%C3%BCsselbuden_2-8.jpg


    Eher ist zu erwarten, dass der Wiederaufbaumüll durch harte Moderne ersetzt wird, was im Ergebnis erfahrungsgemäß ziemlich schetzkojedno wäre.

    Mit Rekonstruktion hat das nicht sehr viel zu tun. Aber vielleicht sollte man den Chinesen die Originale überantworten. Wahrscheinlich würden sie besser drauf aufpassen als wir es tun. Bei allem Unvermögen und Unverständnis - eine gewisse Liebe scheint ja im Spiel zu sein.

    Keiner käme auf die Idee, verfolgungsbedingt enteignete Kunst nicht an die Erben, sondern den Staat Israel zurückzugeben.

    Na ja. Und wenn s keine Erben mehr gibt? ME ist so etwas in Einzelfällen schon vorgekommen. Es kommt in erster Linie ja auf die Zugänglichmachung an. Da ist die Übereignung an staatliche Gremien sowieso günstiger, überhaupt bevor so etwas passiert wie bei uns mit der Goldenen Adele.