Beiträge von ursus carpaticus

    Ecke mit Durchblick zu einer hübschen neobarocken Kaplitschka:

    Diese Ansicht zeigt nicht die gesamte Längsausdehnung, was glaubt ihr denn:

    Es geht noch ein hibsches Stickl nach hinten:

    weiß nicht, ob wir diese Perspektive schon hatten:

    Das Haus zur Weißen Glocke (zweisprachig bezeichnet dt "bey der wessen Klocken")

    Geburtshaus des Geigers und Komponisten Wenzel (Vaclav) Pichl, der die Zauberflöte ins Tschechische übersetzt hat (nicht erhalten), heute ein nettes Restaurant, daneben das Städtische Museum:

    Typisch für Bechin: der stets durchschimmernde dörfliche Charakter.

    Noch einmal die WESSE KLOCKEN:

    unerfreulich der schlechte Zustand des Freskos (war im Kommunismus noch besser).

    Keine Frage, der Stadt geht es nicht gut. Geschäfte und Restaurants am Platz stehen leer bzw sind geschlossen. Außerhalb der Saison (indes - gibt es hier eine solche?) ist das Zentrum ziemlich ausgestorben. Nicht dass dieser riesige leere Platz nicht reizvoll wäre, allein...

    An der Lainsitz oder Luschnitz,


    etwas unterhalb von Tabor, liegt das Städtchen Bechyně (deutsch Bechin, auch Beching; Bechingen).

    Bechyně ist für Anfang des 12. Jahrhunderts urkundlich belegt und somit natürlich deutlich älter als das hussitische Tábor.

    Die Stadt steht völlig im Schatten dieser berühmten Hussitenstadt, die meisten Menschen haben erst von ihrer Existenz aufgrund des Bechiner Tors zu Tábor von ihr gehört.

    Indes darf man Bechin keineswegs unterschätzen.

    Der Markt- oder Ringplatz ist riesig:

    wie hier eigentlich noch nicht richtig zu sehen.

    Genug der Blödelein, genug der Zwischenkriegszeit-Brücken und der überdimensionierten Plätzen gesäumt mit Ackerbürgerhäusern. Natürlich präsentiere ich euch die Stadt Sobieslau aus einem bestimmten Grund. Dabei sollt ihr es besser haben als ich, dh diese Galerie soll befriedigender ausfallen als mein Besuch.

    Natürlich geht es mir um die Kirchen - Peter und Paul sowie Veith.

    Die waren wie in ketzerischen Ländern (egal ob protestantisch oder hussitisch) wie üblich geschlosen. Man kommt kaum rein abseits der sehr seltenen Gottesdienste (vielleicht 2x die Woche). Bilder ab jetzt offizielle Seite der Stadt Sobieslau.

    St. Veith ist, wie auch oft in Ö anzutreffen, zweischiffig:


    St Peter und Paul (die größere, die mit dem hohen Turm) ist auch zweischiffig, aber...


    Der Chor erinnert ein bissl ans Mostviertel (Mank).

    Unser Interesse gilt aber dem Hauptschiff:



    Tja, das hätt ich gern gesehen...

    Diese Gegend zählt zu den Schwerpunkten des Meißner Stils, nämlich gerade im kirchlichen Bereich. Kirchenschiffe mit Zellengewölbe gibt es in Meißen selbst bekanntlich gar nicht...

    Das war s aus Sobieslau. Ein Ausflug als Ärgernis - aber zum Glück gibt es viele andere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Niemand fährt nach Sobieslau nur um Sobieslau willen...


    Die Reste der Rosenberger-Burg schenken wir uns.

    Die Stadt war mit der Rosenbergern eng verbunden, von diesen gegründet und in deren Besitz. Hier das Rosenberger-Haus:

    Auch hier typ. tschech. Zwischenkriegsarchitektur mit kubistischen Zügen, der hierzulande auch durchaus runde Elemente beinhalten konnte:

    Dieser Fluss ist die gute alte nö. Lainsitz, die hier Luschnitz heißt. Sie wird bei Moldauthein in die Wulda vulgo Moldau münden:

    Wir wollen die Stadt Soběslav hier Sobieslau nennen, was auch der historische deutsche ON ist und vor allem leichter zu schreiben und auch korrekt auszusprechen ist, sofern man das ie wie je spricht.

    S. ist eine alte Stadt im nördlichen Südböhmen, etwas südlich von Tabor. Sie zählt nicht zu den MPR, den Denkmalstädten (städt. Denkmalreservation), davon ist sie weit entfernt, aber zu den MPZ, den städtischen Denkmalzonen. Das ist an sich nichts besonderes, vor allem im Süden, wo bald ein Kuhdorf auf diese Liste kommt (nicht wörtlich zu nehmen, denn dörfliche Denkmalreservationen gibt es auch, und gerade in der Gegend um S., worauf ich vielleicht in einem anderen Strang zu sprechen komme).

    Zweifellos handelt es sich um eine deutsche Stadtgründung im Sinne des ostdt. Zentralmarktschemas. Der Platz ist riesig, die heutige Bebauung idR nicht sehr bedeutend. Nur eine Platzseite ist wirklich eindrucksvoll, eine zweite geht so an, die dritte ist schwach und die vierte fast ein Totalverlust. Ausgerechnet auf dieser steht das bedeutendste Haus (deshalb das "fast").

    Das klingt jetzt nicht überwältigend, aber man darf diese Stadt keineswegs unterschätzen.



    (Bild von der offiziellen Seite der Stadt S., warum man ohne diese Seite bei der Galerieerstellung nicht auskommt, siehe unten).

    Ein beschauliches Landstädtchen inmitten der südböhm. Teichlandschaft. Ich war hier zum zweiten Mal, das erste Mal in den 80er Jahren, also noch im tiefsten Kommunismus. An sich hat sich nicht viel geändert (außer dass die besagte Platzseite damals gerade abgerissen worden war). Leider geht heute eine Autobahn dran vorbei (Prag - Linz). Man muss hier wohl die gleichen Blödheiten machen wie im Westen...

    Davon abgesehen (was leicht ist, man merkt im Zentrum nichts davon) hat sich stimmungsmäßig erstaunlich wenig bis nichts geändert, man meint, dort die gleichen Konditoreien und (wenigen) kleinen Geschäfte wie damals zu finden (abgesehen davon, dass es damals für verrückte Westtouristen wie mich ungleich mehr zu kaufen gab), keine großen Restaurants für Touristen, keine "Attraktionen". Hier scheint die Zeit wirklich etwas stehengeblieben.


    Hier der Blick vom Kirchturm auf den großen Platz, Quelle wie oben.

    Solche Ecken gibt es noch genug in Paris... Halt nicht mehr richtig großflächig, aber in kleinen Inseln, die allerdings immer noch größer als die zu Braunschweig sind (dafür weniger malerisch).

    Letztlich läuft das auf Definitions- oder Schubladisierungsfragen hinaus, die, geht es um die Sache selbst, höchst müßig sind. Schließlich wissen wir ja, was gemeint ist. Natürlich ist eine Reko gleichermaßen eine Kopie eines untergegangenen Zustandes und ein neugeschaffenes Original. Ich wollte nur sagen, dass wir uns aus rein taktischen Gründen auf zweitgenannte Diktion einigen sollten. Damit tut man sich leichter, zumal "Kopie" stets negativ konnotiert ist.