Dazu einige Anmerkungen:
- Für einen Sonntagmorgen im strömenden Regen sieht man aus meiner Sicht schon ausgesprochen viel "Straßenaktivität", aber ich gebe dir Recht, interessanter wäre es an einem Werktag gewesen
- die teilweise Kulissenhaftigkeit, die sich m.E.n. hauptsächlich in den neuesten Bereichen zeigt, kommt einfach von der fehlenden "Patina" es ist halt alles neu und braucht Jahre bis es für unsere Augen "natürlicher" aussieht
- "Aber im Großen und Ganzen ist es doch eine der üblichen tristen Vorstädte in GB, nur mit schöner Architektur", diese Aussage kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen: es ist ja eben nicht die typische Reihenhaussiedlung oder gar Sozialwohnungsbausiedlung die man üblicherweise in GB antrifft
- und ja man lernt immer weiter: in diversen Interviews kann man immer wieder von einem Evolutionsprozess lesen/hören, bei dem dieses oder jenes heute anders gemacht würde (in einem Artikel eines involvierten Architekten in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Traditional Building, Architecture and Urbanism" klingt das beispielsweise an)
- dass alle Gehwege asphaltiert sind, hat finanzielle Gründe; das Duchy of Cornwall ist mit sehr hohen Investitionssummen in Vorleistung gegangen, so dass gewisse "Luxuswünsche" entfallen sind. Die Verantwortlichen wollten durchaus einen anderen Belag zu Beginn...
- es gibt eine "Ringstraße", die etwas größer ist, an dieser liegt auch der Queen-Mother-Square, und etwas städtischere Bereiche, die anderen Bereiche sind aber nicht ausgesprochen "autogerecht", bzw. wollen eben auch die Bewohner keine komplette Verbannung des Automobils und ja, zu einer nicht-toten Stadt gehört auch etwas Verkehr
- "Ein Auto zu besitzen ist hier wohl unumgänglich", Poundbury ist natürlich an den ÖNV angeschlossen, aber generell, wenn man flexibel sein will, braucht man -wie bei uns- ein Auto, allerdings gibt es innerhalb Poundburys im Vergleich zu anderen Vorstadtsiedlungen sehr viele Arbeitsstellen und die Nahversorgung wurde so ausgelegt, das alles innerhalb von 15 Minuten zu Fuss erreichbar ist
- "dass der Ort Dorchester, zu dem der Ortsteil Poundbury gehört eigentlich nur aus zersiedelten Vorstadtteilen besteht." => das war gerade die Motivation es mit Poundbury komplett anders zu machen
- "Die sehr aufwendigen Architekturen sind optisch sehr gelungen, aber wie man auch sehen kann recht teuer (Immobilienanzeigen)." Ja, aber 30% der Wohnungen/Häuser sind "affordable Homes", optisch von den teureren nicht zu unterscheiden; diese werden mit den teureren Preisen der anderen Wohnungen quersubventioniert; kann natürlich sein, dass da eine Lücke entsteht, einerseits viele Vermögende, anderseits die für die "affordable Homes" Berechtigten, die wahrscheinlich irgendeine Bedürftigkeit vorweisen können müssen; womöglich fehlt da eine breite Mittelschicht?
- "Leider kann man keinen Blick auf die Rückseiten der Häuser werfen," => einige Hinterhofansichten findest du in der Galerie