Ich bin mir ziemlich sicher, daß der größte Teil der Bevölkerung, auch damals schon, die Bauten des Historismus mochte. Nur leider sehen Politiker und Stadtplaner, ähnlich wie bei den erwähnten Möbeln, die Stadtlandschaft als deren "Eigentum" mit dem sie nach Belieben und eigenen Vorlieben umgehen können. Es ist ja ein Irrglaube, die Politik handle im Namen und nach Wunsch der Bevölkerung. Es werden ausschließlich die eigenen Interessen durchgesetzt. Damals wie heute. Deshalb ist es auch reiner Zufall, ob in einer Stadt Rekonstruktionsmaßnahmen realisiert werden, oder eben nicht. Wären in Nürnberg Rekofreunde am Drücker, hätte man die Fassade des Pellerhauses schon längst zurück. Denkmalschutz und Gutachten werden zum Vor- oder Nachteil eines Projektes ausgelegt. Wir wissen doch, wie das läuft. So haben die modernistischen Architekten und Stadtplaner nach dem Krieg eben entschieden, daß alle möglichen Altbauten beseitigt werden, damit sie ihren eigenen Kram verwirklichen konnten. Sie haben ihre Macht einfach genutzt.
Deshalb wird es mit dieser Konstellation von Entscheidungsträgern auch nichts werden, mit dem Wiederaufbau des Schauspielhauses. Eine Unterschriftensammlung wird mal eben für ungültig erklärt. Das kann man machen, wenn man die Entscheidungsgewalt hat und eine andere Meinung vertritt. Demokratie? Unsinn.
Man kann höchstens versuchen einen modernen Neubau so lange zu verzögern, bis andere Entscheider das Sagen haben, die eher von der schönen Architektur angesprochen werden. Argumente, Fakten und Mehrheitswillen zählen da nicht.