Berliner Schloss - Ostseite

  • Das ist ein mögliches Ergebnis. Ich halte es aber für ebenso gut möglich, dass die Menschen sich an den Ostflügel gewöhnen, ihn sogar liebgewinnen, und in 100 Jahren als positive Ergänzung ansehen.

    Hmm. Dieses Argument für die Moderne fand ich noch nie überzeugend, und in der Realität sind mir auch keine Beispiele dafür bekannt, dass Menschen sich an Kastenarchitektur gewöhnen. Die Ablehnung wächst eher mit der Zeit - zuerst bei den Laien, und ganz zum Schluß dann irgendwann auch bei den Profis. Siehe die Großwohnsiedlungen aus den 70ern, die erst jahrzehntelang von Architekten, Stadtplanern und der Politik schöngeredet wurden, und mittlerweile mehrheitlich als Bausünden und Problemfälle gesehen werden.

  • Rampe



    Schlossplatz


    Beseitigung von Betonresten vor Portal 2


    Umbau der Bordsteinlinie vor Portal 2


    Bordsteinlinie skizziert - Maße grob geschätzt


    Uferwand am Kupfergraben - neue Treppe - Steine werden abgebaut und nummeriert gelagert


  • Auch wenn das Thema der Ostseite des HF abgeklungen zu sein scheint, möchte ich in diesem erlauchten Kreise der Experten und der Interessierten mal meine Meinung dazu äußern:

    Es gibt, auch wenn das Thema in der Sache erledigt ist, weiterhin viele unzufriedene Befürworter der vollständigen Rekonstruktion des älteren Ostteiles des Schlossbaus inklusive Renaissancebau und Apothekerflügel. Meist ging es dabei eher um eine emotionale Kritik an der Stella-Fassade. Ich meine:

    • Zur Funktion: Der gesamte Innenraum des HF- Neubaus ist unter modernen Museumskriterien mit großen Ausstellungsräumen, Raumfolgen, funktionalen Stockwerkserschließungen und Verkehrswegen geplant und erstellt. (Über Details kann man immer streiten!). Zu diesem Raumprogramm passen Schlüters und Eosanders großflächige, geradlinige Barock-Fassaden einschließlich der Portale ausgesprochen gut. Ganz anders ist das beim Ostflügel: Dieser bestand aus kleinen Räumen mit engen Fluren, Niveausprüngen und verschiedenen Fassadenteilen, -höhen und Türmchen. Eine archäologischer Wiederaufbau wäre unpraktisch und ein Widerspruch zum gesamten Museumskonzept gewesen.
    • Kunsthistorische Sicht: Die Barockfassaden Schlüters und Eosanders waren und sind wieder eine Berühmtheit auf höchstem europäischem Niveau. Die zusammengesetzten alten Ostfassaden, in der wilhelminischen Zeit in historisierendem Stil „aufgehübscht“, zeigen dagegen keine ursprüngliche und gleichrangig wertvolle Ansicht.
    • Die Stella- Fassade: Ich meine, Stellas Fassade wird zu Unrecht als Hochgarage, Sparkasse und 08/15-Bürotrakt verunglimpft. Die Fassade ist durchaus mit den Barockfassaden abgestimmt – ohne postmodern barockisierte, sich dem übrigen Baukörper anbiedernde Schnörkel. Sie ist Ruhe ausstrahlend, zusammen mit Treppen und Rampen sogar edel, großzügig und funktional, trotz großem Kontrast zu den Barockfassaden, durchaus passend im Stil und in der Klarheit. Mir fehlt nur, so wie zwei Nord- und zwei Südportale sowie ein dominantes Westportal an der Ostfassade ein entsprechendes, durchaus modernes und markant erkennbares Ostportal. Durch dieses Portal könnte man direkt über das zu rekonstruierende, einladende Eingangsambiente des Gigantentreppenhauses in den Schlüterhof und in die Obergeschosse gelangen. Auch das Gärtchen hätte man etwas üppiger wieder erschaffen können.
  • Die Treppe diente m. W. als Zugang zur Schiffslände, von der u.a. die kaiserliche Jacht abfuhr. Etwas romantischer freilich sah es aus, als das Schloss noch unmittelbar ans Wasser grenzte, also vor dem Bau von Treppe und Kaimauer. Nichtsdestoweniger war auch die spätere Fassung um Welten besser als der banale heutige Zustand.

    um 1875


    Die neue Kaimauer mit Treppe

    Die kaiserliche Jacht.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Aus der Entfernung sieht es tatsächlich schlimmer aus. Wie ein 0815 Plattenbau mit mehr Fenstern.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • "0815" erscheint das Merkmal Berlin (und D.) zu sein, also doch eine Beziehung mit Pistolen und Kampf.

    Genau so mit "Beton" und "Bunker", von denen 100.000 in 2.WK errichtet wurden von OT.

  • Das ist eine schöne Gegenüberstellung gegensätzlicher Architekturkonzepte.

    Es zeigt auch: Das Konzept des vollständigen Verzichts auf Dekoration ist eine Sackgasse. Es erlaubt systembedingt keine Weiterentwicklung.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Zwischen Barockfassade und Moderne gibt es keinen harmonisch fließenden Übergang. Der Ostflügel wirkt wie rangeklatscht an den Barockbau. Ich finde Architektonisch ist es nicht besonders professonell gelößt.

  • Das ist eine schöne Gegenüberstellung gegensätzlicher Architekturkonzepte.

    Hier wird ein Diskurs kontrastierender Stile initialisiert. Mir fehlt aber ein deutlicherer Verweis auf genderkonforme Diversität und ein klares Statement gegen jede Form von Kolonialismus.

  • Das alte Renaissanceschloss in seinen letzten Tagen um 1690.

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    Wer kann denn etwas zu den Figuren auf der Spreemauer sagen und weiß etwas über deren Verbleib?


    Eine schön gewählte Perspektive im Jahr 1768 von Carl Traugott Fechhelm.

    1280px-Carl_Traugott_Fechhelm_-_Stadtpalast_Berlin_1768.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Fleißig grünt das Spreegärtchen.

    Und weit und breit kein Graffiti zu sehen! Alles ist sauber und ordentlich. Das ist Berlin.

    Berliner Schloss, Ostseite mit Spree (Foto: Kasa Fue, 24. Juni 2022, CC-BY-SA-4.0)

    Wer kann denn etwas zu den Figuren auf der Spreemauer sagen und weiß etwas über deren Verbleib?

    Ich nicht, leider. Aber sie hätten die neue Spreemauer auch schön beleben können. Eine Skulpturenreihe könnte ich mir dort gut vorstellen. Auch auf dem Dach der modernen Ostfassade.

  • Der Spreeflügel bekommt ohnehin eine neue Gestaltung, da die woke Leitung des Humboldtforums auch nicht ohne Rekonstruktionen klarkommt. Die Stiftung hat beim Berliner Bildhauer eine Sandsteinkopie des Sanchi-Tores bestellt, ein buddhistisches Heiligtum. Das Tor ist über 10 Meter hoch und wird in rotem Mainsandstein ausgeführt.

  • Euch ist aber schon klar, dass nach neusten Meldungen das Sanchi-Tor zwischen Portal IV und Portal V positioniert wird und die Barockfassade teilweise verdeckt und den Gesamteindruck der Nordseite erheblich stören wird?

    Erstaunlich, dass der Berliner Schloss Verein dazu noch nicht Stellung genommen hat. An der Rekonstruktion des Tores in Sandstein wird doch bereits gearbeitet.