Posts by HelgeK

    Ich denke, da muss man sich den jeweiligen Einzelfall ansehen. Eine pauschale Antwort gibt es nicht.


    Es dürften sogar kulturell bedingte Unterschiede zwischen den Regionen in Deutschland eine Rolle spielen. Während in Schlafstädten im weiteren Großraum um München herum zum Beispiel meist alles noch pikobello ist, und auch die lokale Infrastruktur mit Geschäften und Kleinbetrieben funktioniert, erinnern die Zustände in Schleswig-Holstein oder im Anhaltinischen oft mehr an so etwas hier.

    Ich halte es aber für aberwitzig, zu glauben, dieser Vorgang könne irgendwie gestoppt werden. Gebremst werden vielleicht, sicherlich können Städte wie Deine beschriebene Mittelstadt mit noch halbwegs funktionierendem Umfeld auch wieder auf die Beine kommen, aber mir fehlt der Glaube daran, dass es mit vertretbaren Mitteln möglich (oder auch nur sinnvoll) sein sollte, Gegenden, die seit 50 Jahren unter Abwanderung leiden, mit Dörfern, in denen jedes zweite Haus verfällt, irgendwie "umdrehen" zu können. Die ersehnte Autobahn führt am Ende doch nur zu noch längeren in Kauf genommenen Pendelstrecken in die Großstädte und nicht zur Ansiedlung des innovativen Unternehmens.

    Ich kann dem leider nur zustimmen.


    Der Staat hat mittlerweile ja sogar schon Mühe, essentiell wichtige Infrastruktur wie KiTas und Schulen in Großstädten und Ballungsräumen mit ausreichend Personal zu versorgen. Wie soll man die Entwicklung so weit drehen, dass das auf dem Dorf oder auch nur in der Kleinstadt wieder funktioniert? Woher sollen all die Arbeitskräfte kommen?


    Die einzige theoretisch denkbare Option wäre massenhafte zusätzliche Anwerbung im nicht-europäischen Ausland - zum Beispiel in Lateinamerika mit seiner notorisch hohen Jugendarbeitslosigkeit. Dazu fehlt aber allen potentiellen Regierungsparteien der Mut, und gerade der Bevölkerung in ländlichen Gegenden auch die Bereitschaft, Zuwanderer zu akzeptieren.

    Die Mittelstadt verliert durchgängig Geld, das sie in Betreuung und Bildung junger Menschen gesteckt hat, hat unnachhaltige Ausgaben in die Verkehrsinfrastruktur, der einzig der Kompensation per Auto fehlender Einrichtungen dient, samt einem großen Teil an Abfluss der Wirtschaftsaktivität in die Großstädte.

    Auch wenn ich vielen deiner Ausführungen zustimme: Schlafstädte sind Steuerzahlerstädte, denn Steuern zahlt man in Deutschland am Wohnort. Es hat seinen Grund, dass die Areale um die größeren Städte herum Speckgürtel genannt werden.

    Bei allem Respekt: Aber was sind denn die Alternativen?


    Köln, München, Berlin,Hamburg werden sich auch in 20, 30 Jahren nicht plötzlich entvölkern und weiterhin Wohnungsbau brauchen. Aber weder sind die finanziellen, noch die räumlichen, noch die Arbeitsrecourcen vorhanden, um den derzeitigen Mangel durch Neubau auszugleichen, noch macht dies im großen Rest des Landes angesichts der absehbaren demographischen Entwicklung Sinn. In 20 Jahren werden wir es in weiten Teilen des Landes mit massenhaften Leerstand - ähnlich wie heute schon in Japan - zu tun haben.


    Der Blick auf die eingangs dankenswerterweise hier verlinkten Zahlen zeigt, dass mein Beispiel alles andere als ein Einzelfall ist. Wenn am unteren Ende des Marktes existenzielle Wohnungsnot herrscht, ist es IMHO auch älteren Menschen zuzumuten, umzuziehen. Die Gesellschaft als ganzes hat nicht mehr quasi unendliche Mittel zur Verfügung, um jeden einzelnen bis ans Ende seiner Tage frei von allen Zumutungen der Wirklichkeit zu halten.


    Konstantin hat ein historisches Beipiel bemüht: Den sehr erfolgreichen Wohnungsbau in der Gründerzeit.

    Ich möchte ein anderes bringen: Die unmittelbare Nachkriegszeit, in der binnen weniger Monate fast die komplette Bevölkerung der Ostgebiete in Westdeutschland untergebracht werden musste. Das ging nur, indem man zusammenrückte - per Wohnraumbewirtschaftung, "Einquartierung" genannt.


    Die heutige Situation ist damit verglichen noch relativ harmlos. Aber auch wir sind meiner Meinung nach an einem Punkt, an dem man ehrlicherweise sagen muss, dass es völlig ohne Zumutungen nicht mehr geht.

    Das verstehe ich jetzt von der Logik her nicht - oder ist das so gemeint, daß mehr Leute aus ihren Wohnungen herausfliegen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können, so daß dann mehr Wohnungen auf dem Markt sind?

    Wer heute in einem Ballungsraum mit einem Altvertrag auf einer eigentlich zu groß gewordenen Fläche wohnt, hat keine Motivation, sich zu verkleinern, weil ein Neuvertrag für eine kleinere Wohnung nicht nur relativ pro m2, sondern sogar oft auch absolut teurer kommen würde.


    Meine Ex-Schwiegermutter, eine Witwe, wohnt zum Beispiel in einer großen Altbauwohnung in Kiel. Die beiden ehemaligen Kinderzimmer nutzt sie nur als Abstellkammern. Die Türen der beiden Zimmer sind immer geschlossen, und im Winter wird dort nicht geheizt ("zu teuer"). Die anteilige Miete für die beiden Zimmer stört sie aber nicht weiter, weil sie längst weiß, dass eine kleinere Wohnung sie in Summe mehr kosten würde. Untervermietung kommt für sie nicht in Frage. Wäre gesetzlich geregelt, dass Altmieter und Neumieter in einem Objekt dieselbe Miete zahlen müssten, hätte sie sich längst was Kleineres gesucht. Und ihre jetzige Wohnung könnte wieder für den Zweck genutzt werden, für den sie eigentlich gedacht ist: Als Wohnstätte für eine Familie mit 2 Kindern.

    Es geht mir nicht um Wohnungseigentum, sondern um den Mietmarkt.


    Der Staat schafft durch seine Eingriffe in den Markt eine faktische Bevorzugung von Altverträgen. Dadurch wird das Angebot künstlich verknappt und für Neuverträge ein unnötig hohes Mietniveau oberhalb des natürlichen Marktpreises erwirkt.


    Diese Praxis halte ich in einer Situation in der wir weder in der Lage sind, ausreichend Wohnungen zu bauen, noch überhaupt längerfristiger Bedarf an zusätzlichen Wohnraum besteht, für sozial ungerecht und volkswirtschaftlich fatal.

    Und das Einreden eines schlechten Gewissens, weil man auf zu großer Fläche leben würde, ist eine linke Märchenerzählung und Neiddebatte.

    Ich nehme nicht wahr, dass dieser Aspekt in der politischen Debatte über die Wohnraumversorgung irgendeine Rolle spielen würde. Leider traut sich keine Partei an das Thema heran.


    Noch einmal: Es geht nicht darum, alte Leute aus ihren Wohnungen zu schmeißen. Es geht darum, ein faire Lastenverteilung zwischen den Generationen herzustellen. Wer alleine auf 70m2 wohnen will, soll das tun. Dann aber bitte auch dasselbe pro m2 zahlen wie die junge Familie nebenan.

    Eine Anmerkung als Ergänzung: Es gab bisher keinen vollständigen Baustopp beim Elbtower. Eingestellt wurden die Hochbauarbeiten. Die Arbeiten im Inneren und an der Fassade gehen bislang im 2-Schichtbetrieb weiter.

    Deshalb ist schlicht die Frage, wie in den nächsten fünf Jahren die Menschen untergebracht werden sollen - das wird nur mit erhöhtem Neubau gehen. Da die Staatsunternehmen auch in guten Zeiten die Sollzahlen nicht geliefert haben wird der Großteil von Privaten errichtet werden müssen. Diese treten dann in Aktion, wenn sie auch Geld verdienen können, das ist z. Zt. mit Mietendecken und Goldrandlösungen bei Baustandards nicht der Fall. In der Gründerzeit hat Berlin in zwanzig Jahren eine Verdoppelung der Einwohner bewältigt, ausschließlich mit privatem Wohnungsbau.

    Wir haben heute eine völlig andere Situation als in der Gründerzeit.


    Die Gründerzeit war durch einen erheblichen Geburtenüberschuss geprägt, die Bevölkerungstruktur in Deutschland entsprach dem heutigen Zustand in den Subsahara-Staaten. Es gab verbreitet eine gravierende Überbelegung von Wohnraum, und es gab Arbeitskräfte im Überfluss.


    Heute hingegen leben wir in weiten Teilen Deutschlands in einer vergreisenden Gesellschaft. Das älteste Drittel der Bevölkerung nutzt 2/3 der Wohnfläche. So sehr der Wunsch nach mehr Wohnungsbau verständlich ist - wer soll das, angesichts des sich immer weiter ausdünnenden Bevölkerungsanteils im Erwerbsalter bezahlen? Wer soll, ganz praktisch, die Wohnungen bauen? Und wer soll in 25 Jahren, wenn die Mehrheit der Boomer bereits verstorben sein wird (sorry), in all den dann immer noch neuen Wohnungen wohnen?

    Deutschland wäre schon heute ohne Migranten wirtschaftlich am Ende. Ich wohne in Hamburg-Finkenwerder, dem drittgrößten Standort für Luftfahrtindustrie weltweit. Wenn man sich im Werk umsieht, sind offensichtlich etwa 60% der Mitarbeiter keine Biodeutschen. Wenn man sich in Hamburg in den Krankenhäusern, an Supermarktkassen, am Steuer von Bussen und Bahnen umsieht: Überall dasselbe Bild. Ohne steten Zustrom von Außen wären wir längst erledigt. Und die Entwicklung wird sich mit der gerade erst beginnenden Verrentung der Boomergeneration nochmals weiter verschärfen. Sicher, wir könnten qualifiziertere Zuanderer gebrauchen, als wir sie im Regelfall bekommen. Das ändert aber nichts daran, dass wir weiter dringend Zuwanderer brauchen, wenn wir unseren Wohlstand wenigstens einigermaßen erhalten wollen.


    Um den Bogen zum Thema zurückzuschlagen: Die oben verlinkten Statistiken belegen klar, dass wir eigentlich genug Wohnraum in Deutschland haben, um alle Einwohner zuzüglich Zuwanderer anständig unterzubringen. Das Problem ist, dass nicht mehr benötigter Wohnraum im Alter nicht freigegeben wird.


    Niemand möchte alte Leute aus den Wohnungen schmeißen. Aber entsprechende Anreize zu setzen, sich kleinere Flächen zu suchen, wäre viel billiger und sinnvoller als massenhaft neu zu bauen. Zumal wir all die neuen Wohnungen in 20, 25 Jahren angesichts der demographischen Entwicklung nicht mehr benötigen werden.

    Meines Erachtens basiert dieser "Trend zu mehr Wohnfläche" statistisch eher darauf, daß die Kinder ausziehen und die Eltern dann in ihrem Haus/ihrer Wohnung mehr Platz haben. Oder daß die Kinder erben, selbst aber keine Kinder mehr haben.

    Da sind wir uns doch einig.


    Erst ziehen die Kinder aus, dann segnet der Gemahl das Zeitliche, und zurück bleibt irgendwann eine einsame Dame auf durchschnittlichen 70m2 (s. oben verlinkte Statistiken).


    Nur warum sucht sich diese Dame nicht besser passende 30m? Neben oft vorhandenen emotionalen Aspekten wohl auch deshalb, weil für besagte 30m2 in Ballungsräumen mehr gezahlt werden müsste als für den Altvertrag über 70m2. Letzlich ein über viele Jahre akkumulierter Effekt des Schutzes von Bestandmietverträgen vor marktgerechten Mieterhöhungen, der zu einer künstlichen Verknappung des Angebotes und damit zu insgesamt höheren Marktmieten für Neumieter führt.

    Eine nennenswerte Schrumpfung der Bevölkerung, die ausreichend wäre, um den Wohnungsmarkt zu entlasten, ist in den nächsten 10 Jahren nicht zu erwarten. Zumindest nicht dort, wo es darauf ankommt: In den wirtschaftlich aktiven Ballungszentren. Ein leichter Rückgang würde kaum einen Effekt haben, da der Trend zu immer mehr Wohnfläche pro Person ungebrochen ist, und im direkten Zusammenhang mit der Alterung der Gesellschaft steht. Einen starken Rückgang wiederum sollten wir uns besser nicht wünschen, da die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen eines solchen katastrophal wären.

    Die Hamburger Morgenpost kommentiert die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Der Bezug zu Hamburg ist nur vordergründig, es geht um Wohnungsbau generell. Der Wohnungsbau in Deutschland kollabiert, was absehbar zu deutlich steigenden Mieten und /oder Wohnungsmangel führt.


    Die Politik hat sich IMHO selber in diese fatale Lage manöveriert: Zahlreiche Kommunen haben ihren Wohnungsbestand in den letzten Jahrzehnten veräußert, und sich damit eines wichtigen Hebels zur Einflußnahme im Marktgeschehen beraubt. Gleichzeitig wurden Mieterschutz und baurechtliche Auflagen immer weiter verschärft, und damit Investitionen in Wohnungsbau wirtschaftlich unattraktiv gemacht. Mitllerweile ist Wohnungsbau selbst für gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaften - die abweichend zu kommerziellen Investoren keiner steuerrechtlichen Pflicht zur Gewinnerzielung unterliegen - Wohnungsbau nicht mehr finanzierbar.


    Anstatt über neue Wege nachzudenken, und zum Beispiel gezielte Anreize für Alleinlebende mit großen Wohnungen zu schaffen, in kleinere umzuziehen, oder den Vorschriftendschungel zu entschlacken, wirkt die Politik hilflos und überfordert.

    Das Ensemble am Gänsemarkt könnte wirklich ein richtig toller Ort werden, nur leider bleibt der Aufwand der Fassade wieder kollossal hinter den Möglichkeiten zurück. Da hilft auch das ganze Marketingsprech nichts. Wo sind die Details, die Dinge fürs Auge?

    Ich gehe davon aus, dass mit dem absehbaren Ende von Signa auch das Projekt am Gänsemarkt "tot" ist und irgendann irgendjemand dort etwas anderes bauen wird. Es sei denn, der unwahrscheinliche Glücksfall träte ein, dass Herr Kühne nicht nur den Elbtower übernimmt.


    Auch wenn die Planung zuletzt verschlimmbessert wurde, war sie meiner Meinung nach wertig und eine Verbesserung gegenüber dem vorherigen Zustand. In Memoriam ...


    Eines muss man René Benko lassen: Er hat, im Gegensatz zur großen Mehrheit hauptamtlicher Baulöwen, einen Sinn für Architektur. Das Ende von Signa hinterlässt zahlreiche hockarätige Bauvorhaben in Deutschland unvollendet und ist in diesem Sinne ein schwerer Verlust.

    Ist ja schön und gut, wenn dieses Hochhausprojekt gerettet und fertiggebaut wird.


    Viel wichtiger wäre für mich aber das Bauprojekt am Gänsemarkt. Das ist mitten in der Stadt. Dort sollte jetzt nicht für viele Jahre eine Baulücke Bleiben.

    Beide Projekte sind enorm wichtig für Hamburg.


    Das Problem beim Elbtower ist, dass wir uns dort in einer finanziellen Größenordnung bewegen, in der die Luft wirklich dünn wird. Gleichzeitig ist es fragwürdig, ob sich das Projekt je rentieren wird. Herr Kühne ist erfreulicherweise in der Lage, Projekte in dieser Größenordnung durchziehen zu können, ohne auf eine positive Rendite zwingend angewiesen zu sein.


    Beim Gänsemarkt dürfte der Kreis potentieller Interessenten wesentlich größer sein.

    Laut MoPo ist gem. der archäologischen Untersuchungen offenbar "das gesamte Untergeschoss mit dem Fundament der Synagoge noch vollständig und ziemlich gut erhalten im Boden".


    Ein Umstand, der beim Archtitekturwettbewerb Berücksichtigung finden soll. Auch lässt sich nun anhand originaler Backsteine beurteilen,welche Farbe die Synagoge hatte - bisher war das nicht möglich, denn es sind ausschließlich Schwarzweiß-Fotos erhalten.

    Und wie ich bereits schrieb, mit Verweis auf die selbe Quelle, kann das sowohl rechtliche als auch kulturelle Gründe haben oder eben beides zusammen.

    Das stimmt schon, nur beantwortet das bennoch nicht die Frage: Weshalb kein klassischer Weihnachtsmarkt?


    Anfang Januar ist den Kunden bestimmt nicht mehr nach Weihnachtsartikeln zumute, und entsprechend wird das Angebot insgesamt nur bedingt weihnachtlich aussehen.