Posts by HelgeK

    Das ist grundsätzlich wirklich eine gute Nachricht.

    Leisen Skeptizimus verursacht bei mir der avisierte Kostenrahmen. Mehr als 300 Millionen, aber weniger als eine Milliarde. Kann man dafür ein Opernhaus bauen, das nur “Schokoladenseiten” hat?

    Ja, den Innenhof kenne ich. Die Pilz- bzw. Algenbefall hat bereits wenige Monate nach Fertigstellung begonnen, und das Ausmaß ist wirklich außergewöhnlich.

    Der Innenhof ist privat, als Besucher der Hafencity bekommt man ihn also normalerweise nicht zu sehen. Die Außenfassaden des Blocks sind mit einem rötlichen Sandstein verkleidet, das Problem tritt dort nicht auf.

    Grundsätzlich begegnet man diesem Phänomen in der Hafencity kaum, da die meisten Fassaden verklinkert sind oder aus vorgehängten Metallplatten bestehen.

    Neben besagtem Innenhof betrifft das Problem noch - in deutlich geringerem Ausmaß- die ebenfalls erwähnte Hafen City Universität. Die HCU ist das meiner Meinung nach mit Abstand hässlichste Gebäude der Hafencity. Bezeichnenderweise wird dort Architektur gelehrt.

    Ansonsten gibt es im Quartier noch 2 weitere Bauten mit „Styroporfassaden“, die aber bislang nicht betroffen sind.

    Als Hamburger muss ich bei dieser Debatte natürlich an den Plenarsaal der Hamburger Bürgerschaft denken, der dem originalen Plenarsaal des Reichstags zum Verwechseln ähnlich sieht und genau zeitgleich entstanden ist. Der wesentliche Unterschied ist, dass er kleiner ist.

    Der Hamburger Saal befindet sich bis in die Details noch im Originalzustand und erfüllt seinen Zweck nach wie vor hervorragend. Die oft unwidersprochen in den Raum gestellte Behauptung, dass die heutigen Bedürfnisse eine andere Gestaltung erfordern würden, kann ich nicht nachvollziehen.

    Die Sitzplätze sind groß genug, die Tische bieten ausreichend Platz auch für Laptops. Die Hamburger Bürgerschaft hat ringsherum im Obergeschoss Besuchertribünen, es steht jedem Hamburger frei, die Debatten vor Ort mitzuverfolgen. Arbeitsräume für die Fraktionen sind ebenso vorhanden wie ein wunderschöner Speisesaal für gemeinsame Essen der Abgeordneten und ihrer Besucher.

    Das Hamburger Rathaus fehlt. Ob man es angesichts seiner jugendlichen Alters als „historisch“ bezeichnen kann, sei dahingestellt.

    Aber der Bau ist sowohl außen wie auch innen vollständig erhalten. Die Festsäle sind wunderschön, und der Plenarsaal vermittelt eine gute Vorstellung davon, wie der zeitgleich und im gleichen Stil entstandene originale Plenarsaal des Reichstags gewirkt haben könnte.

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    Eins sollte man beim Neubau der Carolabrücke auf jeden Fall berücksichtigen: Den Wasserdurchfluss der Elbe. Die Elbe wird angesichts der Klimaerwärmung immer öfter größere Hochwasser durch Starkregenfälle führen. Pfeiler wären hier Hindernisse, die den Durchfluss von Hochwässern erschweren. Eine Reko der alten Brücke ist hier - so leid es mir tut - völlig fehl am Platze. Aber eine gelungene Ingenieurskonstruktion kann doch auch elegant wirken, oder?

    Natürlich muss der Durchfluss berücksichtigt werden, aber hierbei gilt das „Flaschenhalsprinzip“: Der Querschnitt der direkt flussabwärts gelegenen Augustusbrücke mit ihren 7 Pfeilern sollte nicht unterschritten werden. Da bliebe allemal genug Spielraum für ein paar Pfeiler.

    Wunderbare Aufnahmen, Danke.

    Hamburg hat unglaublich viel verloren. Die Gängeviertel wären heute eine von der UNESCO geschützte, global bekannte Touristenattraktion.

    Der 2. Weltkrieg hat an deren Beseitigung nur einen kleinen Anteil. Der Schwund begann mit dem Großen Brand 1842.


    Wenn wir den aber mal ausklammern, und den Bestand bei der Reichsgründung als Basis nehmen, wurde rund 1/3 bereits vorm 1. Weltkrieg beseitigt. Der Großteil folgte in der Zwischenkriegzeit. Die wenigen Reste in der westlichen Innenstadt überstanden den Krieg etwa zur Hälfte. Fast alles, was dann noch übrig war, wurde unmittelbar nach dem Krieg abgerissen.

    Heute sind nur noch die Krameramtstuben und eine 2/3-Seite des Bäckerbreitergangs erhalten. Wobei in beiden Fällen nur kleine Teile der Außenfassaden überhaupt noch aus originalen Materialien bestehen, da in den 1970ern und 80ern wenig sensibel saniert wurde.

    Ich werde bei Gelegenheit mal eine Bestandsaufnahme machen.

    Und weiter ...

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    Balkon am Eingang zur Marktstraße

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    Marktstraße und zugehörige Hinterhöfe mit Gärten, Spielplätzen und kleinen Parks

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    Glashüttenstraße

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    Ehemmaliges Fabrikgebäude Glashüttenstraße

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    Nordseite, Vorwerkstraße, Blick auf den ehemaligen Schlachthof

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    Westseite, Laeiszstraße, ehemalige Knabenschule

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    Hinterhof Laeiszstraße

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    Abschließend ein Blick aus dem Süden des Qartiers auf den begrünten -> Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld.

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    Ich hoffe, euch hat der kleine Ausflug ins Karoviertel gefallen. Zum Ende gibt es selbstredend ein Stückchen des weltbesten Karottenkuchens in Gretchen's Villa :smile:

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    Die Stiftung scheint 2fach am falschen Ende gespart zu haben. Zum einen an der Bauaufsicht. Zum anderen an der Rechtsberatung. Wirklich gute Anwälte sind häufig sehr teuer, aber dennoch sehr viel billiger als der entstandene Schaden.

    Wie im Innenstadtfaden versprochen, mache ich mich mal daran, über diejenigen Viertel Hamburgs zu berichten, die auch heute noch von Vorkriegsbebauung geprägt sind.

    Das Karolinenviertel - kurz Karoviertel - schließt sich nordwestlich an die Innenstadt an, und wird durch das Justizforum im Osten, das Heiligengeistfeld im Süden, die U3 bezw. den ehemaligen Hamburger Schlachthof im Westen und die Messehallen im Norden und Nordosten begrenzt. Der Anteil an Altbauten liegt geschätzt und gemittelt etwa bei 85% - das heißt, dass es entweder gar keine, oder nur minimale Schäden im 2. Weltkrieg gegeben haben kann. Die modernen Ergänzungen treten gehäuft an der Südflanke entlang der Feldstraße auf, in der Mitte gibt es kaum welche, und im Norden des Quartiers praktisch gar keine.

    Das Karoviertel ist ein „links-alternatives Szeneviertel". Es handelt sich um ein kompaktes Areal von nur ca. 0,5 km2, und damit um das kleinste Szeneviertel der Stadt. Gentrifizierung ist nur in Ansätzen zu beobachten. Es gibt viele Grafittis, Läden mit Indien-Klimbim für die verbliebenen Hippies, ein paar etwas angemüllte Ecken. Insgesamt ist die Aufenhaltsqualität aber sehr hoch. Es gibt kaum fahrenden Autoverkehr, dafür viele ruhige Hinterhöfe mit viel Grün und Kinderspielplätzen. Im Quartier bekommt man das (- meiner Ansicht nach) beste Brot Hamburgs, und eines der besten Cafes mit täglich frisch vor Ort gebackenem, leckeren Kuchen befindet sich ebenfalls hier.

    Das Quartier ist eine typische Aufsiedlung der Gründerzeit. Entlang der Außenseiten und der mittigen Hauptachse, der Marktsstraße, reihen sich oft prachtvolle Fassaden. Rückseitig und in de Seitenstraßen geht es deutlich schlichter bis völlig schmucklos zu. Typisch für Hamburg ist die innere Erschließung der Blöcke durch sogenannte "Passagen" mit traufseitiger Randbebauung, die sich quer durch die kompletten Blöcke ziehen. Hamburg bildet damit einen Kontrast zu Berlin mit seinen hintereinander gestaffelten Hinterhöfen. Im Karovierteil gibt es nur eine einzige gestaffelte Hinterhofabfolge nach Berliner Muster, bei allen anderen handelt es sich um "Hamburger Passagen" oder inselartige Hinterhöfe.

    Anbei ein paar Impressionen. Ausdrücklich nicht mehr - ein vollständige Dokumentation des Quartiers würden einen dicken Bildband füllen. Die Aufnahmen habe ich an 3 verschiedenen Tagen in der letzten Woche mit jeweils sehr unterschiedlichem Wetter gemacht - bitte daran nicht stören.

    Beispiel für die Randbebauung des Quartiers, Ostflanke, nähe U-Bahn Messehallen.

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    Ostflanke, der Eingang ins Viertel über die Marktstraße:

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    Ostflanke, ehemalige Israelitische Töchterschule:

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    Ostflanke - Einblicke in diverse Hinterhöfe - hier in Passagenform:

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    Und hier die Ausnahme mit gestaffelter "Berliner Hofabfolge mit 2 Hinterhöfen hintereinander:

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    Karoviertel Teil 2 folgt hoffnungsweise Morgen!

    Wikos - die Äußerung von Frau Grimm, auf die ich mich bezogen habe, ist schlicht falsch.

    Die Hamburger Innenstadt wurde eben nicht im 2. Weltkrieg „dem Erdboden gleichgemacht“, sondern ist vielmehr relativ glimpflich davongekommen. Nur deshalb waren ja die von Dir erwähnten Abrisse in der Nachkriegszeit überhaupt möglich.

    Das Haupthema des Artikels ist der gegenwärtige Zustand der Innenstadt. Und diesbezüglich greift er mit seiner Beschränkung auf Mönckebergstraße, Rathaus und Binnenalster als einzige positive Bezugspunkte zu kurz (- das war meine hauptsächliche Kritik!).

    Wie man die heutige Innenstadt heute als Ganzes betrachtet, muss jeder selbst wissen - aber wenn man 3/4 dessen, was es noch oder wieder an positiven Seiten gibt, ausklammert, kann das Urteil nicht fair ausfallen.

    Reik - der Artikel von Frau Grimm ist IMHO schwach - da ist die Diskussion hier deutlich weiter.

    Der Satz "rein architektonisch steckt Hamburg in einem ähnlichen Dilemma, wie viele andere Großstädte im Land: Nach dem Krieg waren die Innenstädte dem Erdboden gleich gemacht" zeigt, dass die Autorin sich nicht wirklich mit Hamburg befasst hat.

    Und, wie kann überhaupt man einen Artikel über die Hamburger Innenstadt schreiben, ohne das Kontorhausviertel, die Speicherstadt und das Passagenviertel in der westlichen Innenstadt zu erwähnen? Letzteres ist DAS Hamburger Shoppingquartier schlechthin, sozusagen das "gehobene" Gegenüber zur Mönckebergstraße in der östlichen Innenstadt.

    Also, lasst uns einen Blick in die besagte westliche Innenstadt werfen, einen kleinen Rundgang machen. Nur Impressionen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

    Ich beginne mit den Stadthöfen an der Stadthausbrücke mit ihrem markanten rekonstruierten Eckturm:

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    Hinein in die Stadthöfe durch das Portal des Görtz-Palais

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    ... und weiter über dem mit dem Stadthaus überbauten Kanal mit den Bezeichnungen Herrengraben bzw. Bleichenfleet, dem mittelalterlichen Stadtgraben an Hamburgs damaliger Westflanke:

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    Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass das Stadthaus in der NS-Zeit die lokale Zentrale der GeStaPo war. Das Metalldach im Vordergrund gehört zum "Seufzergang", durch den die Häflinge aus ihren Gefängniszellen zum Verhör geführt wurden. Zur Vergangenheit des Gebäudes gibt es eine kleine Ausstellung, die permanent geöffnet ist.

    Bilder von 2 der 3 folgenden Höfe:

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    Weiter geht's ins Hanseviertel, dem Herzstück des Passagenviertels (1978-1980):

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    Aus de Poststraße ein Blick von außen zurück auf das Hanseviertel. Für die Entstehungszeit bemerkenswert finde ich, dass alle auf dem Areal vorhandenen erhaltenswerten Altbauten integriert wurden:

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    Ein Blick ins Körnerhaus mit seinem gut erhaltenen schlicht-eleganten Treppenhaus:

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    ... und dann weiter über Poststraße und ABC-Straße am Marriot-Hotel vorbei Richtung Gänsemarkt:

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    Der Jungfernstieg ist derzeit, wie von Frau Grimm erwähnt, noch eine Baustelle:

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    Ein Blick in die Mellin-Passage mit der Buchhandlung Felix Jud:

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    Weiter zur Postbrücke, Blick über das andere Ende des Bleichenfleets mit seinen Restaurantschiffen:

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    Von der Westseite des fleets gelangt man in die Ladenpassagen Galeria, Kaisergalerie und Kaufmannshaus:

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    Abschließend der Blick auf die Bleichenhofpassage, von der man wieder in die Stadthöfe gelangen würde.

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    Dass der Münchner Wiederaufbau eine der wenigen diesbezüglichen Glanzleistungen in Deutschland sein dürfte, steht glaube ich außer Frage.

    München meine ich gut beurteilen zu können, ein Teil meiner engeren Familie wohnt dort, und ich habe meinen Wehrdienst in Freimann in der Domagkstraße abgeleistet (die Kaserne ist heute ein Wohngebiet). Ich schätze die Stadt sehr.

    Hamburg hat eine schwächere Wiederaufbauleistung erbracht, aber, wie bereits mehrfach erwähnt das unwahrscheinliche Glück gehabt, dass gerade diejenigen Straßen überlebt haben, die auch vor dem Krieg schon die relevanten Einkaufsstraßen und Postkartenansichten der Innenstadt bildeten, inkl. der Einrahmung der Binnenalster.

    Ebenfalls Glück hat Hamburg mit den jüngeren städtebaulichen Ergänzungen etwa ab Ende der 1970er Jahre. Erwähnt sei das Hanseviertel, dass abweichend vom damaligen Zeitgeist in traditionellen Backstein errichtet und sensibel in den Altbaubestand eingefügt wurde. Es bildete den Startschuss für das Passagenviertel in der westlichen Innenstadt und zur erstmaligen baulichen Vervollständigung des Gänsemarktes (dessen Randbebauung war vor dem Krieg eher kleinstädtisch und sehr heterogen).

    Jenseits der Wahrnehmung der meisten touristischen Besucher hat Hamburg noch 2 Besonderheiten zu bieten, die in Deutschland wirklich einmalig sind: Die Kanäle seitlich der Oberalster und das Blankeneser Treppenviertel. Beide lassen sich nur mit ausreichend Zeit (ein halber Tag für die Kanäle, 1 Tag für das Treppenviertel mindestens) und einer gewissen körperlichen Fitness erkunden, das Treppenviertel zu Fuß, die Kanäle per Kanu (vor Ort ausleihbar). Touristengruppen bekommen diese Quartiere daher in der Regel nicht zu sehen.

    Last but not least, die weitgehend erhaltenen Vorstadtquartiere Karolinenviertel, Eppendorf, Rotherbaum, Winterhude, Ottensen und die übrigen Elbvororte.

    Ich hab mir vorgenommen, kleine Bilderserien von 5-10 Bildern zu diesen Quartieren einzustellen, um einen Eindruck zu vermitteln, was sie ausmacht.

    Südöstlich vom Hamburger Rathaus wurden bzw. werden einige Straßen im Rahmen des "Rathaus Quartier" genannten Business Improvement Districts neu gestaltet. Asphalt wird durch Kopfsteinpflaster ersetzt, Sitzmöbel bereitgestellt und zum Teil werden auch Bäume gepflanzt:

    Kleine Johannisstraße vorher (Google Maps) und nachher:

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    "Sudanhaus" Ecke Kleine Johannisstraße - Bäckerstraße vorher (Google Maps) und nachher:

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    Bäckerstraße vorher (Google Maps) und nachher:

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