Posts by Konstantindegeer

    Ne, das setzste zu hoch an, außer wir reden da von Einzimmerwohnungen. Kommt natürlich sehr aufs Viertel an, aber z.B. bei den jetzt in Grundsanierung befindlichen Wohnungen, die ich erst kürzlich in einem anderen Strang erwähnte im recht zentralen Untersendling streben die Eigentümer für Frühjahr 2025 Nettokaltmieten zwischen 21 und 23 € im Erstbezug an. Andere Objekte kommen gerade um die 25€ auf den Markt. Gibt auch ungünstiger gelegene Neubauwohnungen für klar unter 20€.

    Beim Block V geht es nicht um Untersendling in der Grundsanierung sondern quasi um den Marienplatz im Neubau.

    Ich würde auch in der Mitte Potsdams wohnen wie unser Kanzler (Humboldtstr.) aber so eine Wohnung kann ich mir nicht leisten.

    Von den Wohnungen des gerade fertiggestellten Blocks III sind 80 % preisgedämmt, also max. 10 % unter Mietspiegel zu vermieten, was in Potsdam auf ca. 10 Euro NKM herausläuft. Wären die Wohnungen frei vermietbar wie die Kanzlerdachetage läge die Marktmiete bei ca. 18-22 NKM.

    Letztlich ist es eine Abwägung, welche Positionen im Interesse des Gemeinwohls schwerer wiegen. Auf der einen Seite der Waage sind da die Interessen der Bewohner sowie der Eigentümer der Zeilenbauten. Auf der anderen Seite der Waage die Interessen des städtischen Gemeinwohls. Bei nahezu allen großen Projekten ist das so, weil immer irgendjemand in seinem Einzelinteresse verletzt wird, wenn abgerissen und/oder neu gebaut wird. Wenn sich beispielsweise durch den Abriss von drei Zeilenbauten im Grünen durch einen Blockrand mehr Wohnraum und mehr Urbanität schaffen ließe, könnte hier irgendwann der Punkt erreicht sein, wo das Interesse im Sinne des Gemeinwohls stärker wiegt, als die Interessen der Bewohner dieser Zeilenbauten.

    Aber ich plädiere trotzdem dafür, dass man zunächst einmal die städtebaulichen Optionen ausschöpft, die sich ohne den Abriss von günstigen Wohnraum realisieren lassen. Und dann kann man behutsam weitere Schritte gehen.

    Ich vermag mir noch immer nicht vorzustellen mit welcher rechtlichen Grundlage eine Stadt einen sanierten und vollvermieteten Bauriegel, der in privater Hand ist, aus einer Art ästhetischem "Gemeinwohlinteresse" abreissen will - einerlei ob kurz-, mittel- oder langfristig. Wir sind doch hoffentlich alle froh, dass eine Staat diese Befugnisse eben nicht mehr hat.

    Wollte man dies erreichen müsste man das Zentrum Süd als Sanierungsgebiet ausweisen, ein Neuordnungskonzept beschließen und die genannten Bauten als städtebaulichen Missstand definieren. Dagegen würde die Genossenschaft mit großem Aussicht auf Erfolg rechtlich vorgehen. Aber selbst im Erfolgsfall wäre dann lediglich eine weitere Modernisierung untersagt (wohl aber eine Instandsetzung erlaubt), so wie es momentan auch beim Interhotel ist.

    Eine politische Mehrheit zur Ausweisung eines Sanierungsgebietes läge jedoch in weiter Ferne, weil dies die linken Parteien ganz sicher verhindern würden selbst wenn man alle nichtlinken Stadtverordneten zusammenzählte käme man lediglich auf 22 von 56 Mandaten. Ob die nächste Kommunalwahl 2029 etwas ändert steht in den Sternen.

    Zugegeben, "totschweigen" war eine überspitzte Formulierung. Mir (und offenbar auch anderen Diskussionsteilnehmern) ging es aber um grundsätzliche Überlegungen, nicht um ein bestimmtes Gebäude. Zeilen- und Plattenbauten sind nicht mit unserer Vorstellung von Innenstadt kompatibel, und das zu artikulieren, ist zulässig, sinnvoll, und notwendig - auch, wenn man damit (aus sehr wohl nachvollziehbaren Gründen) kurz- und mittelfristig nichts erreicht. Das sind eben unterschiedliche Betrachtungsebenen.

    Nein, das sind keine "unterschiedlichen Betrachtungsebenen" sondern schlicht Flucht aus der Realität. Stadtentwicklung muß sich immer am Konkreten messen lassen, sonst bleibt sie Ideologie.

    Natürlich sind Plattenbauten, so sie sich im Bestand befinden, auch mit altstädtischen Strukturen kompatibel. Beispiele sind an der Gutenbergstraße (ehem. Junckerstraße) zu besichtigen. Manch denkmalgerechter Neubau ist schlechter. Und die Zeilenbauten des Zentrum Süd haben mit dem Rottendammer Komplex Linbaan ihr eigenes Vorbild - die Altstadt wird im Zentrum Süd nicht wiederkehren.

    Umso wichtiger ist es sich mit den anstehenden Entscheidungen zu befassen statt trotzig seine Dogmen zu verteidigen. Das hilft nur denjenigen weiter, die von den anstehenden Fragen, z. B. der noch unklaren Gestaltung des Blocks V, ablenken wollen.

    Sorry, wenn ich Sie wiederhole. Mich interssiert nun: Was ist der Kern der Themen?

    Der Kern der Themen ist doch wie wir lebenswerte Innenstädte gestalten, auch unter Würdigung der Vergangenheit. Das ist auch das Thema des Leitbautenkonzeptes in Potsdam. Dieses umzusetzen ist eine Mammutaufgabe für die kleine Landeshauptstadt Potsdam, die nur 40 % ihrer Ausgaben durch eigenen (Steuer)-Einnahmen erzielen kann.

    Da ist es sinnvoll die begonnen Aufgaben mit Fleiss und Präzision zum Ziel zu führen und unter den politischen Verhältnissen das Maximum an lebenswerter Stadt zu erreichen. Fundi-Diskussionen à la Plattenbauten sind alle scheiße, überall sitzen Kommunisten oder die Ostmoderne ist das eigentliche Weltkulturerbe verstellen die Sachdiskussionen bei den schon begonnenen Projekten und helfen deshalb keinen Millimeter weiter.

    Letztlich entscheiden die Hauseigentümer, ob ihre Gebäude irgendwann abgerissen und neu gebaut werden oder nicht. Das sind fast alles Wohnungsgenossenschaften in dem Fall. Da wünsche ich den Leuten, die grob gesagt alles abreißen wollen, was keine Vorkriegs-Fassade hat, schon mal viel Spaß beim Diskutieren.

    Das in Rede stehende Gebäude an der ehem. Scharrenstraße gehört der Wohnungsbaugenossenschaft "Karl Marx" eG. Die diskutieren sicher gern mit den Stadtbild-Fundis.

    Aber es gibt natürlich genügend andere Möglichkeiten an diesem Punkt zu einer Stadtbildverbesserung zu kommen, wenn man man die Scheuklappen abnimmt. Aber das dauert noch: zuerst muss erstmal der Block III beendet werden (ein Bauherr pleite, durch Baufehler Verzögerung für die gesamte Potsdamer Mitte um ca. 1 Jahr, der Block IV begonnen werden (Sozialwohnungen und Kinderbibliothek bis dato ohne Finanzierung, Baubeginn der privaten Parzellen wegen Baugrundproblemen ungesichert), der Block V konzipiert werden (Fördermittel für sozialen Wohnungsbau stehen momentan nicht zur Verfügung). Dann muss das KKQ fertig werden und da war noch so eine kleine Sache mit einer Kirche. Und dann: der Stadtkanal: auch noch so ein 100-Millionen-Euro-Projekt.

    Bei alledem bitte nicht vergessen: Potsdam hat keine 200.000 Einwohner.

    Die Stadtbild-Fundis erklären uns wieder die Welt. Das einzig beruhigende ist, dass die nicht entscheiden, wie sich die Landeshauptstadt weiterentwickelt sondern wir das noch selbst können. Und irgendwie müssen die linken Foren ihre Hassbilder ja auch illustrieren - da eignen sich Zitate wie "Schändungsbauten" doch ganz vortrefflich.

    Das Problem ist ja stets, dass die Stadtbild-Fundis und die Rechenzentrum-Fundis in ihrem Haß auf das jeweils andere kaum mehr dazu in der Lage sind mit Maß neue Lösungen zu finden. Das haben 15 Jahre Debatten über die Potsdamer Mitte und das Leitbautenkonzept gezeigt. Deshalb bringt es sowenig mit Fundis zu diskutieren, weil die Debatten ganz selten weiterführen sonst nur stets bekannte Stereotype bestätigen. Die Information, dass Platten blöd und DDR-Moderne nahe am Weltkulturerbe hilft niemandem weiter und verbleibt in der Regel in der eigenen Echokammer.

    Das liegt daran, das die Platten in den Sichtachsen oder an prominenten Stellen liegen. Siehe Mercurhotel oder Bibliothek uvm.

    Deshalb sollte man doch sein Hirn nicht ausschalten.

    Die SLB ist schon lange keine Platte mehr und nach der Sanierung für ihre Aufgabe bestens geeignet - ich arbeite dort aufgrund des großzügigen Grundrisses sehr gern. Und das Hotel Mercure ist nicht das Problem des Lustgartens sondern die 40.000 Kfz täglich - wären diese aus dem Lustgarten fort erhöhte sich der Druck auf das Interhotel immens. Zudem ist eine Modernisierung des Hauses untersagt, was seine Lbenszeit natürlich begrenzt.

    Die Dresdner Lokal- und sächsische Landespolitik wird besseres zu tun haben als über solche abseitigen Gedanken zu diskutieren. Es zeichnet sich doch klar ab, dass die Brücke nicht mehr zu halten ist und diese neu gebau werden muss. Hierfür gibt es klare Verfahren der Ausschreibung inkl. Wettbewerb, in dem sicher die Form einer historistischen Brücke der Kaiserzeit keine Rolle spielen wird.

    Wie sich die AfD zu diesem Themenkreis verhält ist irrelevant. Das Geld wird zu 80 % von Land und Bund kommen und es gilt nach wie vor der alte Grundsatz dass derjenige die Regeln bestimmt der das Geld gibt.

    Ich frage mich warum in regelmäßigen Abständen stets die gleiche Diskussion beginnt: nein, die Wohnungsbauten der Genossenschaften am Alten Markt sind saniert und bewohnt. Es gibt keine Umsiedlungspläne wegen ein paar auswärtigen Plattenbauhassern und das Wohngebiet Halle/Neustadt hat mit dem Zentrum Süd gar nichts zu tun. Die Debatte ist nicht nur unterkomplex und eindimensional sondern angesichts der enormen Nachfrage nach Wohnraum bei gleichzeitigen Stillstand des Neubaus (Juni 2024: 5 Baugenehmigungen mit zusammen 1.000 m²Wohnfläche) völlig abseitig.