Also mir ist da bei vielen Amtsträgern weniger Ideologie begegnet, als vielmehr blanke Ignoranz, Unwissen und Bequemlichkeit.
Ideologen, die Schönheit verhindern, sind vor allem unter den Architekten, Planern, Fachgremien und "Denkmalschützern" zu finden. Sehr häufig Leute, die Architektur oder Kunsthistorik studiert haben. In wenigen Orten auch organisiert in politischen Lobbies/Initiativen, wie Potsdam.
Mal drei konkrete Beispiele, um das deutlich zu machen:
Als ich im Zuge der Marktplatz-Neugestaltung in Neubrandenburg damals zum Oberbürgermeister ging und eine Markierung der Stelle des verlorenen Alten Rathauses im Pflaster vorschlug, war der ganz verblüfft. "So ein Rathaus hatten wir also mal." Er fand es persönlich schön, tat es dann aber mit den abgeschlossenen Planungen ab. Er hatte zuvor aber offenkundig keine Ahnung, wie der historische Markt mal aussah - oder hatte es nach all den drögen Amtsjahren verdrängt. Unwissen.
Und zweitens, das Hotel Kaiserstrand in Bansin auf der Insel Usedom. Es gab einen historisierenden Entwurf, den der Bauherr umsetzen wollte. Die Gemeinde war dafür. Die Denkmalschutzbehörde sprach sich dagegen aus und nötigte den Bauherren zu einem Entwurf, der sich kontrastierend abhebt - ergo zu einem modernistischen Allerweltsklotz. Die Gemeindevertreter hatten das gar nicht mitbekommen, erst als der Baubescheid schon draußen war und die Presse es aufgenommen hat. Weil sie an dem Thema offensichtlich nicht dran blieben. Auch hier: keine Ideologie, sondern Pflicht verpennt. Bequemlichkeit.
Und drittens, in Berlin gab es für den Molkenmarkt eine Bürgerbeteiligung, die eine eindeutige Präferenz (86%) für eine möglichst stark an der Historie angelehnte Bebauung zeigte. Dieses Ergebnis wurde im Abschlussbericht verschwiegen. Teile der zuständigen Amtsträger wussten darum, waren aber der Meinung, "die Experten, die das Verfahren auswerten, wissen schon was sie machen". Eine böswillige Absicht war dabei nicht zu erkennen, vielmehr eine Flucht vor Verantwortung. Eine Mischung aus Ignoranz und Bequemlichkeit.
Es gibt noch weitere Faktoren, klar. Doch diese drei sind mir besonders häufig begegnet. Ideologie war meist nur ein Stolperstein, aber selten bis nie der Hinderungsgrund.
Und hier hat Leipzig zu einer guten Zeit schlau gespielt: wichtige Amtsträger haben engagiert, informiert, proaktiv und aufmerksam zusammen gewirkt, um die Stadt möglichst attraktiv und zukunftsfähig zu machen. Gemeinsam mit den Leipzigern, statt gegen sie. Das hat gewirkt.