Handelt es sich um eine Eisenbahnersiedlung? Die Bezeichnung Schelesnodoroschny deutet jedenfalls darauf hin.
Nicht ganz. Schelesnodoroschny (posjolok) / Железнодорожный (посёлок) bedeutet "Eisenbahn-(siedlung)". Das Substantiv in der Klammer kann man im Russischen weglassen, im Deutschen vermissen wir es. Zuweilen wird der Name als "Eisenbahnersiedlung" gedeutet, aber das würde man im Russischen mit Genitiv formulieren: posjolok schelesnodoroschnikow.
Die 1946 im Kaliningrader Gebiet vergebenen russischen Ortsnamen haben keinerlei Bezug zur deutschen Vergangenheit der Orte. Gerdauen liegt an der Hauptbahn Allenstein (Olsztyn) - Insterburg (Tschernjachowsk). 1945 wurde die einstige Kreisstadt russischer Grenzbahnhof. Hier wurden fortan die Züge zwischen Normalspur und russischer Breitspur umgespurt. Aufgrund dessen erhielt der Ort den gesichtslosen Namen Schelesnodoroschny.
Das von dr_acula gezeigte Haus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und gehörte dem Lehrer Jakob Brehm, der auch Kantor an der evangelischen Kirche war. Seit den 1970er Jahren befanden sich in dem Haus die Schlafräume einer Internatsschule. Ab 2006 stand es leer. 2022 begann die Sanierung. Der Investor will das Haus von Jakob Brehm als Hotel mit 22 Zimmern eröffnen, und zwar im Zusammenhang mit Kureinrichtungen, die im gegenüberliegenden Kreishaus untergebracht werden sollen. Da dessen Sanierung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, verzögert sich die Eröffnung des Hotelgebäudes. Dort laufen gegenwärtig noch Innenarbeiten. Die Meldung auf dem regionalen Nachrichtenportal kgd.ru vom 8. März 2024 bezieht sich auf den Abbau der Gerüste an dem oben gezeigten Haus.
Schelesnodoroschny (Gerdauen), uliza Kommunistitscheskaja 39, Kreishaus (Foto: Wiktor Prz, 22. August 2019, CC-BY-SA-4.0)