Beiträge von Seinsheim

    Andreas

    Es könnte ja sein, dass man sich für Leute einsetzt, die zu Unrecht als rechtsradikal diffamiert werden? Vielleicht ist man es auch einfach leid, wie manche Ideologen alles mit der Nazikeule platt machen, was nicht in ihr eigenes enges Weltbild passt? Und womöglich findet man es ja auch bedenklich, dass beim inflationären Gebrauch des Begriffs "rechtsradikal" der eigentliche Rechtsextremismus verharmlost wird? Vielleicht ödet einen aber auch einfach nur die primitive Argumentation und die spießige Selbstgefälligkeit selbsternannter Tugendwächter an?

    Und um Missverständnissen vorzubeugen: Das ist keine persönliche Replik.

    Das Theater wurde nach dem Krieg in mehrfacher Hinsicht purifiziert. Das Bühnenhaus wurde vereinfacht aufgebaut, die offene Loggia wurde verglast und in ein Foyer verwandelt. Der Bühnenraum selbst war schon vor dem Krieg "entschandelt" worden.

    Man sieht, wie wichtig florale und v.a. auch anthropomorphe Bauplastik ist, weil sie die Architektur zur belebten Umwelt in Beziehung setzt. Hinzu kommt, dass die Kuppel, das sieht man bei den oberen Bildern gut, nun vielmehr ein Teil der Gesamtarchitektur ist. Auch werden nun Tambour und Kuppelschale optisch besser miteinander verbunden.

    Glaubst, dass die mit der Kuppelablehnung auch nur das geringste Problem hätten?

    Nein, sie hätten natürlich gerne auch die Kuppel verhindert - und vor allem auch das ganze Schloss. Um die Propheten an sich geht es gar nicht vorrangig. Das sind vielmehr Versuche, einen neuen Ansatzpunkt fürs Stänkern gegen das Schloss bzw. auch gegen Rekonstruktion an sich zu finden.

    Man muss sich eben immer in Erinnerung rufen: Die Kuppel enthielt eine Kapelle und war von vornherein zu diesem Zweck erbaut worden. Im Innern hypostasierte die Kuppel das Himmelsgewölbe, die Laterne am Äußeren paraphrasierte das Allerheiligste des salomonischen Tempels. Folglich ist das biblische Bildprogramm Teil der Rekonstruktion. Wer Kuppelkreuz, Inschrift und Propheten ablehnt, muss die Kuppel als solche ablehnen - und ebenso den Figurenschmuck an Portal III, der ja auch Teil dieses Konzepts ist.

    Und wer argumentiert, dass die Kuppel heute nicht mehr als Kapelle diene und deshalb eine aktualisierte Ikonographie brauche, muss auch zur Kenntnis nehmen, dass das Schloss nicht mehr preußische Königsresidenz ist. Also hätten auch Adler, Wappen, Kronen, Famen und letztlich auch die antiken Götterfiguren (der barocke Hof als irdischen Abbild des Olymp) nicht mehr rekonstruiert werden dürfen.

    Die Kritik ist also schon in ihrem Ansatz einfach nur krank.

    Genau das ist das Problem. Die woken, hyper-säkularen bzw. von jeglichem theologischen Grundwissen „befreiten“ Schreiberlinge von Taz und Alpenprawda haben überhaupt keine Ahnung über die aufgestellten Propheten. Die alttestamentarischen Propheten haben die Mächtigen ihrer Zeit kritisiert, sie haben sich für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg eingesetzt. Und sie haben natürlich mit dem Zorn Gottes gedroht, so wie die heutigen selbsternannten Propheten mit dem Zorn der Erde drohen, weil wir Menschen ja angeblich das Klima versauen. Die aufgestellten Propheten waren also die „Oberlinken“ des Alten Testaments.

    Du hast vollkommen Recht. Unter #5362 habe ich das ganz ähnlich beschrieben.

    "Sendemast christlicher Ideologie" - abgelutschte Neuauflage des Streits ums Kuppelkreuz und die Friesinschrift.

    Letztlich handelt sich exakt um das, was Psychologen eine Projektion nennen. Linke Ideologen unterstellen den "Rechten" exakt das, was sie selbst ständig tun: nämlich das Streben nach Deutungshoheit, Besetzung des öffentlichen Raumes mit ihren Symbolen, Unterwanderung und Infiltration von Diskursen. Sie regen sich auf, wenn Menschen an der Ramadan-Beleuchtung in der Frankfurter Innenstadt Anstoß nehmen, empören sich zugleich aber über jüdische Prophetenfiguren. Wären sie wirklich so tolerant und weltoffen, wie sie von sich behaupten, würden sie das Aufstellen dieser Figuren begrüßen als ein Zeichen von Hochachtung gegenüber dem Erbe der jüdischen Religion. Dächte man in ihren Feinbild-Kategorien, müsste man ihre Kritik als judenfeindlich bewerten.

    Die Herren Oswalt, Trüby und Zimmer erhalten ihr Gehalt als Professoren vom Steuerzahler. Und den Steuerzahlern befinden sich fraglos viele "Rechte". Was folgt daraus? Dass die Herren auf ihr Salär verzichten, weil ihre Lehre sonst "rechts" unterwandert oder gar sie selbst kontaminiert würden?

    Dann solltest Du aber dem Autor nicht "völlige Verblödung" unterstellen.

    Es gibt verschiedene Arten von Verblödung. Nicht zu erkennen, was es bedeutet, mit populistischen Schlagzeilen andere zu manipulieren, und sich darauf womöglich auch noch etwas einzubilden, ist für mich auch Ausdruck von Blödheit.

    Ohne jetzt auf den Inhalt des Artikels in der TAZ eingehen zu wollen (den in der Süddeutschen Zeitung habe ich nicht gelesen):

    Der Autor meint doch nicht, dass die alttestamentarischen Propheten "rechts" gewesen sein. Der Begriff "rechte Propheten" ist doch als Wortspiel zu verstehen. Ob man die Schlussfolgerungen in dem Artikel teilt, ist eine andere Sache, aber "völlige Verblödung" kann ich da nicht erkennen.

    Das ist mir schon klar. Aber dann soll man eben intelligentere Überschriften wählen. Leider gehört zu dieser Art von Journalismus die Bereitschaft, um der griffigen Schlagzeile willen Tatsachen grob zu verfälschen. Und dann müssen die Herr- und Frauschaften sich eben auch eine entsprechende Replik gefallen lassen.

    Es zeigt sich hier die völlige Verblödung dieses Gossenjournalismus. Rechts und links sind politische Begriffe aus dem 19. Jahrhundert. Das zu reprojizieren auf eine Zeit vor 2400 bis 3000 Jahren ist selten dämlich. Davon abgesehen haben sich die meisten Propheten gegen die damalige Königsherrschaft und die Tempelaristokratie gestellt, wären also eigentlich nach heutigen Maßstäben eher "links". Auch waren manche wie Amos (der auf dem Schloss allerdings nicht vertreten ist) Fürsprecher der Armen. Und dann: die Propheten, auf denen die gesamte Lehre des Judentums (mosaische Religion) beruht, zu diffamieren, ist natürlich auch ordentlich antijüdisch.

    Solche Schreiberlinge wie hier bei der taz hätten vor 20 Jahren nicht mal ein Praktikum bekommen.

    Tatsächlich passt das grobe Blendmauerwerk nicht zu den klassizistischen Profilen der Fensterrahmen und der Traufkante, ebenso wenig wie zum Herrenhauscharakter. Backstein wäre passender gewesen.

    Aber insgesamt finde ich solche Häuser viel schöner als das, was überwiegend hierzulande entsteht.

    Erleichtert werde ich erst sein wenn ich drinnen war und mit eigenen Augen gesehen habe, dass die Profilverläufe halbwegs korrekt sind. Was ich z. Z. stark bezweifle.

    Wichtig ist, dass die einzelnen Formen nicht äußerlich nachempfunden werden, sondern dass man sie wirklich bis ins Detail verstanden hat. Das setzt ein intensives Studium zeitgenössischer Parlallelbeispiele voraus, wie man sie am Altan oder vielleicht auch beim Schloss in Torgau findet.

    Die "Purifizierung" des Marstalls - Entfernung des Giebels, der Balustraden samt Figuren und der Brunnen - war ein völlig unnötiger Akt der Kulturschande. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass man diesen Bau nicht ähnlich wie die Alte Börse abgerissen hat.

    Der Text von Berghoff ist wirklich Unfug. Die übliche verquaste linke Geschichtsverdrehung mit Blick auf das Kaiserreich. Der Historismus ist ein gesamteuropäisches Phänomen und hat mit Sedan so wenig zu tun wie das Bauhaus mit dem Versailler Vertrag von 1919.

    Und dann das Geschwafel (sorry) von der "keine Kultur diskriminierende Leichtigkeit ... eines modernen, offenen Landes"...

    Worin liegt dann der stilistische Unterschied zu Hermann Gieslers Entwurf für den Neubau des Münchner Hauptbahnhofs von 1938?

    Was nur wenige wisen: Analog zur Liturgiereform 1970 gab es eine Reform der Himmelsmusik. Da wurden neben Leiern, Kitharas und Harfen auch moderne Zupfinstrumente wie die Gitarre erlaubt. Und einem der modern eingestellten Engel scheint die Gitarre bei einer Wolkenkollision mit der Kreuzblume heruntergefallen zu sein. Offenbar hatte er zuvor nicht nur Weihrauch inhaliert.