Eine einfache und übrigens viel kostengünstigere Putzfassade hätte es auch getan.
Posts by Seinsheim
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Natürlich sind die Ensemble um das Martins- und das Schwabentor heute Schmuckstücke der Altstadt, ebenso wie der Johanneskirchplatz mit der neostaufischen Kirche, dem neogotischen Pfarrhaus, dem klassizistischen Lessinggymnasium und der im Stil der Neorenaissance gehaltenen ehem. Kunstgewerbeschule (übrigens mit einer programmatischen Zuordnung der einzelnen Stile zu den jeweiligen Gebäudetypen).
Auch das Rathaus, das Bankgebäude neben dem Haus zum Walfisch mit seiner an einen Remter erinnernden Schalterhalle sind ein Gewinn. Ebenso war das Konzept interessant, der Stadt durch weitere Turmbauten eine spezifische Silhouette zu geben: neben den beiden Stadttoren und der Johanniskirche wären ja die Herz-Jesu-Kirche, die Christuskirche und der Turm des - bis auf selbigen leider abgerissenen Bertholdgymnasiums (mit seinem schönen Treppenhaus) - zu erwähnen. Etwas hilflose Versuche, diese Idee aufzugreifen, stellen die Hochhäuser am Bahnhof und am Colombi-Hotel dar, die leider keiner wirklichen Turmbautypologie folgen.
Ebenso ärgerlich auch, dass man nach dem Krieg das Schwabentor in Teilen rückgebaut und das Rotteckgymnasium für den Neubau der UB abgerissen hat.
Dennoch halte ich es für legitim, den Historismus auch in seiner Genese zu betrachten. Und leider ist dem Bauboom ab 1880 sehr viel wertvolle ältere Bausubstanz zum Opfer gefallen. Ich finde, man darf diese Dinge durchaus differenziert betrachten.
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Bild von 1890, noch bevor die Straßenbahn Einzug hielt.
Bild von 1900. Die Gleise wurden vor ein paar Jahren begradigt, da wo sie jetzt den kleinen Schlenker um den Brunnen machen.
Was man an diesen Bildern auch sieht: Das (mittel-)alterliche Freiburg war wie die übrigen Zähringerstädte traufständig. Wenige Ausnahmen bildeten drei Bauten am Rathausplatz (Altes Rathaus, Haus zum Rechen, Haus zum Phönix) und das Kornhaus an der Nordseite des Münsterplatzes. Die historistischen Giebel, die mittelalterlich wirken sollen, sind Fremdkörper.
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reklov2708 heute zweifellos.
Auf diesem Bild sieht man sehr gut, wie an der Kajo die alten Bauten - etwa das Renaissancehaus mit dem Eckerker - von den Bauten des Historismus und des Jugendstil immer mehr erdrückt wurden.
Auch dieses Eckhaus, das immerhin bis 1944 stand, ist ein großer Verlust.
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Das Erscheinungsbild Freiburgs war aufgrund der Zerstörung durch die Franzosen durchweg barock und klassizistisch geprägt, war aber sehr gefällig. Mit Blick auf den Fremdenverkehr wurde die Stadt ab dem ausgehenden 19. Jh. auf mittelalterlich getrimmt: Aufstockung der beiden erhaltenen Stadttore um mehr als das Doppelte mit angrenzenden Bauten in der Neogotik bzw. der Neorenaissance, Bau eines neugotischen Turms für die Dominikanerkirche, Rathausneubau im Stil der deutschen Renaissance, gotisierende Brücken, Pflasterung der Straßen mit Rheinkieseln und Anlegen der "Bächle" etc. Das hat das Stadtbild schon sehr verändert. Hinzu kamen gerade in der Kajo immer üppigere Bauten aus der Zeit des Wilhelminismus, die - wie in vielen Städten - keineswegs ein Gewinn waren. Davon abgesehen war die Stadt insgesamt recht harmonisch und schön, durchaus mit Heidelberg vergleichbar - aber eben Welten entfernt von Nürnberg, Frankfurt, Lübeck, Bamberg oder Regensburg.
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Das Architekturstudium ist weit davon entfernt, wissenschaftlich zu sein. Auch die meisten Architekturprofessoren haben von wissenschaftlichem Arbeiten nicht die geringste Ahnung. Sofern Architekten sich überhaupt für Geschichte oder Philosophie interessieren, benutzen Sie diese meist sehr oberflächlich und willkürlich als Steinbruch. Freilich gibt es erfreuliche Ausnahmen, welche die Regel bestätigen.
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Selten findet man die Idee einer Turmkrone so schön ausgeprägt wie an diesem Beispiel. Die runde Portikus vor der Giebelfront des Schlosses ist hingegen ein wenig gewöhnungsbedürftig.
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Ich könnte mir vorstellen, dass bei Leuten wie O. auch noch psychologische Motive hineinspielen. Sie haben sich schlichtweg verrannt, kommen aus ihrer Sackgasse nicht mehr heraus. In ihrem tiefsten Inneren ahnen sie vermutlich die Inferiorität ihrer Argumente bzw. sie spüren die Überlegenheit der Gegenargumente. Denn wirklich alles, was sie sagen, wird von Leuten, die intelligenter als sie argumentieren, im Handumdrehen widerlegt.
Also reagieren sie, so scheint es zumindest, mit kindlichem Trotz. Und weichen in immer entlegenere Foren aus, wo sich immer noch irgendwelche Leute finden, die weder eine Ahnung von Geschichte haben noch die Bereitschaft besitzen, kritisch zu reflektieren. Im Grunde tun mir alle Fanatiker leid, sie führen aus meiner Sicht ein vergeudetes Leben. Eine Don Quichoterie, aber ohne echte moralische Substanz.
Ärgerlich ist eben nur, dass sie auch anderen das Leben schwer machen.
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Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich früher das Kaufhaus Breuninger, vormals Kaufhaus Schneider, recht gut fand, vor allem auch im Vergleich mit dem nahegelegenen damaligen Hertie, der sich dadurch "auszeichnet", dass eine mit Stein verkleidete Betonfassade über einem Schaufensterband schwebt (die nach innen gezogen Stützen sind zum Teil mit Regalen kaschiert). Das fand ich sehr untektonisch.
Beim Kaufhaus Breuninger hingegen ruhen die Betonplatten der Fassade gut sichtbar auf Betonstützen. Die Betonplatten wiederum sind nicht aus gewöhnlichem Beton gegossen, sondern haben eine Oberfläche aus Kieselgranulat, was sie viel lebendiger erscheinen lässt.
Außerdem hat der Architekt versucht, die Fassade in mehrere Kompartimente zu unterteilen, was am Münsterplatz und den Schmalseiten eher gelungen ist, an der KaJo-Seite freilich überhaupt nicht. Diese ist schlichtweg zu monströs, die Fußgänberpassage ist viel zu hoch.
Ferner sollten Satteldächer simulierende Pultdächer mit überstehender Traufkante, Glaserker, schräge Fensterlaibungen, hochformatige schmale Fenster und andere skulpturale Elemente (wie nach außen hin sichtbare Treppen) zum einen an mittelalterliche Motive erinnern, zum anderen dem Charakter des Betons als eines Gussmaterials gerecht werden. Das fand ich damals gar nicht schlecht: zeitgemäßes Bauen mit zeitgemäßen Materialen (Stahl, Glas, Beton) unter Verwendung historischer Motive, ohne zu historisieren.
Selbstredend fand ich das Kaufhaus schon immer als zu groß, aber ich sagte mir, ein Kasten mit Flachdach aus traditionellem Beton wäre viel schrecklicher. Natürlich passen so riesengroße Kaufhäuser generell nicht in eine mittelalterliche Stadt. Andererseits, so das Argument damals, trügen sie zur Belebung der Innenstädte bei. Und da erschien mir das Kaufhaus als das kleinere Übel.
Natürlich habe ich mir schon damals gewünscht, man hätte die Vorgängerbebauung, das Heilig-Geist-Stift, dessen Außenmauern nach dem Krieg ja noch standen, nicht abgerissen. Aber als das Kaufhaus Breuninger gebaut wurde, gab es die Vorkriegssubstanz schon nicht mehr!
Jedenfalls bin ich damals von modernen Architekten für meine Ansicht sehr gelobt, von Nichtarchitekten, die den Baum am liebsten sofort wieder abgerissen hätten, aber heftigst kritisiert worden. Aus der Distanz von einigen Jahrzehnten sehe ich das Kaufhaus auch viel kritischer. Heute könnte man es bei guten Willen viel besser machen. Und ich selbst hätte auch nichts mehr gegen einen Abriss, wenn der Nachfolgebau richtig gut wäre oder man - was leider nicht geschehen wird - den Vorkriegsszustand rekonstruieren würde.
Warum ich das schreibe? Um ein wenig zu erhellen, warum damals doch viele Leute das Kaufhaus gut fanden, es sogar mit Architekturpreisen ausgezeichnet wurde. Und ich kann mir gut vorstellen, dass der Bau mittlerweile unter Denkmalschutz steht, weil er auf seine Weise doch singulär ist.
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Vielen Dank für den schönen Film, aber es hat sich ein Fehler eingeschlichen: Eosanders Bildergalerie im Berliner Schloss.
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Die Stechbahn befand sich ursprünglich vor der unter Kurfürst Joachim II. erbauten Südfassade des Schlosses, später bezog sich der Name auf den westlichen Teil des Schlossplatzes.
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Man muss sich das Schloss mal erst in der Entstehungszeit vorstellen. Da gab es noch keine Gründerzeitviertel die sich ja letztlich irgendwie alle am Schloss oder an Schlossarchitektur orientierten, sondern das Umfeld und ganz Berlin hatte kleinere Häuser.
Das Schloss ist heute schon ein Riesending, es muss damals noch viel überwältigender gewesen sein.
Beispielsweise gab es etwa dort, wo heute das Staatsratsgebäude steht, an der sogenannten Stechbahn, eine Häuserzeile, die Jean de Bodt der Pariser Place Royale (späte Place Vendôme) nachempfunden hatte. Sie wurde leider Ende des 19. Jh. abgerissen.
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Ein Klassiker in einem solchen Umfeld wären Platanen, die zudem den Vorteil haben, sehr schnell zu wachsen, robust gegen Umwelteinflüsse zu sein und mit ihren großen Blättern viel Schatten zu spenden.
Siehe meinen obigen Beitrag .
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Das Berliner Schloss ist ein typischer Stadtpalast nach dem Vorbild römischer Palazzi. Der Palazzo ist dreiseitig von Straßenpflaster umgeben und hat auf seiner Rückseite einen Garten. Als Beispiel wäre der Palazzo Farnese zu nennen. In Berlin bildet die Südseite des Schlosses die Stadtfront. Die Nordseite ist die Gartenfront, weshalb sich dort der Lustgarten befindet.
Obwohl es in Rom viel wärmer ist als in Berlin, käme kein Mensch auf die Idee, vor die Stadtfassaden der Palazzi kleine Wälder anzulegen. Oder kann sich jemand die Piazza Navona oder die Piazza del Popolo mit Bäume vorstellen? Auch der riesige Platz vor der Würzburger Residenz ist selbstverständlich nicht begrünt. Sehr wohl aber hat man die Plätze mit Brunnen möbliert. Diese Funktion übernahm in Berlin der Neptunbrunnen, ergänzt um die beiden Fassadenbrunnen des Marstalls. Allerdings kommt in Berlin hinzu, dass der Schlossplatz architektonisch nicht ordentlich gefasst ist, heute noch weniger als vor 80 Jahren. Im Grunde genommen waren schon die wilhelminischen Rasenflächen ein Notbehelf. Ein weiteres Manko ist, dass das Stadtzentrum von Cölln nicht mehr existiert, der Schlossplatz also nicht mehr das erforderliche historische Vorfeld hat. Hier müsste man eigentlich ansetzen.
Und wenn schon Bäume, dann bitte Platanen mit Schatten spendenden, flachen Schirmkronen, die durch Beschneidung in eine architektonische Form gebracht sind. Der oben gezeigte Entwurf zeugt von städtebaulichen Unverstand und historischer Unkenntnis.
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Nochmals zu der interessanten Frage, was nördlich der Alpen" bedeutet. Wie Rastrelli assoziiere ich damit v.a. Mitteleuropa, aber auch Skandinavien.
Freilich gibt es auch die Bezeichnung "transalpin", womit in der römischen Antike Südfrankreich gemeint war (Gallia transalpina, später Gallia Narbonensis); schließlich machen die Westalpen einen Bogen, der sich am Golf von Genua fast mit dem Apennin berührt. Mit viel gutem Willen kann man daher Nordfrankreich auch als nördlich der Alpen, auf jeden Fall aber als ultramontan bezeichnen.
Was nun den Vergleich von Versailles mit dem Berliner Schloss betrifft, so glaube ich, dass Schlüters Architektur weitaus schöpferischer und ingeniöser ist als die sehr akademische, fast monotone Architektur von Le Vau und Mansart. Allerdings war die Deckenmalerei in Berlin (Terwesten, Wentzel) absolut drittklassig und somit den Gemälden Le Bruns und Mignards deutlich unterlegen, wenngleich letztere in ihrem schablonenhaft-seriellen Akademismus hinter ihren römischen Vorbildern (Lanfranco, Cortona, Gaulli) zurückstanden.
Die Versailler Gesandtentreppe war sicherlich ein großartige Invention, ich würde aber Tessins Treppe im Stockholmer Schloss aufgrund ihrer Raumdramaturgie den Vorzug geben. Zu den Spitzenleistungen in Versailles zählen für mich auf dem Gebiet der Bildhauerei Girardons und Regnaudins Figuren der Thetisgrotte, auf dem Gebiet der Architektur de Cottes Hofkirche und auf dem Gebiet der Malerei Lemoynes Herkules-Saal. Hier ist Versailles in der Tat unübertroffen. Und je nachdem, wie weit man den Begriff Barock fasst, muss man auch den Petit Trianon und den Pavillon français von Gabriel zu den Spitzenleistungen zählen.
Tja, und dann gibt es den Dresdner Zwinger und die Würzburger Residenz. Sie sind m. E. mit Berlin ebenbürtig.
Mein subjektives Fazit: Das Berliner Schloss ist zusammen mit Teilen von Versailles, dem Dresdner Zwinger und der Würzburger Residenz der Höhepunkt des Barock jenseits der Alpen und bildet eines der Hauptwerke nicht nur der abendländischen, sondern auch der Weltarchitektur.
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Auch am Dom gab es eine Phase wo man Brüche wollte, z.B. Vierungsturm und Querhausfassaden. Das ist aber spätestens seit Dombaumeister Wolf überwunden.
Nicht zu vergessen die Ziegelplombe am Nordturm.
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Ich habe mich lange gefragt, warum die Portale - wie auch andere Details - so maßlos überladen waren, passte diese Kleinteiligkeit doch gar nicht zur Monumentalität des übrigen Baus. Aber ich denke, es gibt eine Antwort: Es geht um die Rezeption von Wendel Dietterlin, der den italienischen Manierismus übernommen und ins Ornamentale gesteigert hat. Die Portale stehen für die deutsche Spielart des Manierismus und einen der wenigen deutschen Architekturtheoretiker dieser Epoche. Der Zierrat ist also auch ikonographisch-programmatisch bedingt. Anbei eine durch Dietterlin inspirierte Kamintür aus dem Pellerhaus.
Kamintür im zweiten Stockwerk | Work of art | Virtual museum of Nuremberg art -
Man darf natürlich auch nicht die Architekturhandbücher vergessen, die ja damals leicht zugänglich waren; etwa von Serlio
Nicht zu unterschätzen das Vorbild von Wendel Dietterlins 1598 erschienenen Traktat.
Wendel Dietterlin - Google Arts & CultureWendel Dietterlin war Maler und der bedeutendste deutsche Bautheoretiker des ausgehenden Manierismus bzw. frühen Barocks.artsandculture.google.comDas hier ist zum Beispiel reinster Dietterlin, stammt aus dem Pellerhaus.
Kamintür im zweiten Stockwerk | Work of art | Virtual museum of Nuremberg art
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Wenn man die beiden Bilder vergleicht, gewinnt man den Eindruck, Gaerter habe leicht erhöht auf einen Gerüst gestanden.
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Man muss (in Berlin) ja auch wirklich nicht alles rekonstruieren. Ist ja fast alles wieder gut.....
Es geht ja eigentlich nur noch um die Bauakademie und die Gigantentreppe und dann den Neptunbrunnen und die Rossebändiger wieder an ihre alten Orte - perfetto!!
Ein paar Wünsche hätte ich noch: die Alte Börse am östlichen Spreeufer gegenüber dem Dom beispielsweise oder auch die Petrikirche, ferner die von FW II erbaute Dreifaltigkeitskirche und natürlich Schloss Monbijou.