Posts by Martintre

    Die Frage ist, ob man ein wiederzuerrichtenden Kircehnschiff, das als Kirche nutzbar ist zusätzlich noch anders nutzen kann um die Erstellungskoetn zu refinanzieren. Hier lautet die Antwort angesichts der Pläne von über 50 Millionen Euro klar: nein.

    Vermutlich ist die Antwort richtig, aber für mich ist das immer noch die falsche Frage.


    Man fragt ja üblicherweise auch nicht, ob ein Denkmal wirtschaftlich nutzbar ist.


    Für mich gibt es zwei Erwägungen, die für eine Rekonstruktion zerstörter Gebäude mit hohem architektonischem Wert relevant sind:

    1) Ist eine Wiederherstellung aus gesellschaftlichen Gründen wünschenswert? (Denkmal-Gedanke)

    2) Wird eine Stadt insgesamt attraktiver? (indirekt kommerzieller Gedanke)


    In beiden Punkten muss die Antwort in diesem Fall klar lauten: JA

    Wenn man daran zurückdenkt, wie in diesem Forum schon frühzeitig zu diesem Thema öffentlich verfügbare Fakten zusammengetragen wurden, nach denen eine Rückgabe nicht oder nur unter ganz strengen Bedingungen hätte erfolgen dürfen, dann muss man davon ausgehen, dass diese "Rückgabe" nicht nur aus rein ideologischen Gründen, sondern auch wider besseren Wissens durchgeführt wurde.

    Also ich oute mich jetzt mal als notorischer Nichtnörgler: Mir gefällt die Kartusche so, wie sie ist. Mir gefällt die Form, mir gefällt auch die Farbgebung, mir gefällt der entstehende Gesamteindruck eines majestätischen Schlosses mit einem stolzen Blickfang in der Mitte.


    Und es werden sicherlich nur die wenigsten Experten unter den Besuchern aufschauen, sich anstupsen und flüstern: "Sag' mal, findest du die Flügel nicht auch zwölf Zentimeter zu breit?"

    Man stelle sich vor, die deutsche Regierung würde Frankreich mitteilen: "Es gibt zwar einen Friedensvertrag, aber jetzt wollen wir gerne den 1871 besetzten Teil Frankreichs dem deutschen Staatsgebiet zuschlagen." Und während der folgenden Diskussion gäbe es ganz viel Lob für den fairen Kompromiss, nur Elsass-Lothringen zu übertragen. Und danach wird dann nur noch um die Details gestritten.


    Abwegig?


    Nein, etwas Ähnliches passiert gerade in Potsdam...

    Wenn man auf das Kirchenschiff verzichten würde, würde man gegen die Satzung der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. verstoßen.

    Wäre eine (bereits diskutierte) Änderung der Satzung, nachdem man bereits Spendengelder auf der Basis der ursprünglichen Satzung gesammelt hat, nicht illegal?


    Irreführung oder Täuschung, würde ich sagen. Das müsste rechtlich für die Rückforderung von Spenden reichen.

    Man könnte den Grünen ja mal etwas von der ökologischen Bedeutung "vertikaler Gärten" flüstern - solange gewährleistet wäre, dass sie dies nur dort umsetzen wollen, wo es auch historisch zu finden war - als Efeu an der Ostfassade...

    Ich hoffe nur, es kommt bis zur Fertigstellung der Rekonstruktion niemand auf die Idee, das Gebäude "modern zu vollenden", mit einer Stahl-Glas-Kuppel oder so... In den heutigen Zeiten muss man ja tatsächlich mit dem Schlimmsten rechnen.

    Nö. Besucher eines solchen Museums brauchen Treppen, aber kein -haus. Ein barockes Treppenhaus braucht man bei Empfängen und sonstigen Anlässen, wo Repräsentation eine Rolle spielt.

    Wenn wir uns diese Logik zu eigen machen, landen wir nicht nur auf dem Niveau postmoderner "Nutzbauten". Wir bräuchten dann auch keine Bilder an der Wand und keine schicke Kleidung (darauf achten bekanntlich sogar grüne Außen*in*minister*in*en).


    Es ist also, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, generell üblich, sich nicht nur auf die funktionellen Aspekte zu beschränken. Das sollte auch für Architektur gelten.

    Meine Jüte, es muss nun auch nicht jeder zweite Beitrag zum Gejammer über "das große Ganze", "den Verfall der Republik" und "Gute Nacht Deutschland" missbraucht werden. Für solchen allgemeinpolitischen Austausch gibt's genug andere Diskussionsorte.

    Solange, wie in diesem Fall, der Bezug zum Thema vorhanden ist, halte ich derartige Posts für absolut legitim. Selbstzensur hilft ja auch niemandem.


    Dem Wunsch nach einer aktiven Rolle des Fördervereins Berliner Schloss bei der Meinungsbildung schließe ich mich übrigens ausdrücklich an.

    Ich denke, man sollte hier auch mal ein wenig überzeichnen dürfen. Natürlich möchte (hoffentlich) keiner der Foristen tatsächlich die Porta Nigra an Rom "zurück"-geben. Aber alleine das Gedankenspiel, die woken Restitutionsforderungen mal konsequent weiterzudenken, kann schon herrlich entlarvend sein:

    • Wie ist eine Rückgabe an andere Nationalstaaten vereinbar mit der grünlinken Ablehnung von Nationalstaaten als relevante Einheiten?
    • Wohin werden Dinge zurückgegeben, wenn es keine 1:1-Beziehung zwischen damaligen Besitzern und heutigen Nationalstaaten gibt (wie dies nicht nur in Afrika oft der Fall ist)?
    • Was ist, wenn die ursprünglichen Besitzer in einem Land lebten, das heute "böse" regiert wird (Iran, Russland)? Wie geht man überhaupt mit Staaten um, die nachweislich sowohl Täter als auch Opfer sind?
    • Und was ist mit gestohlenem Kulturgut, dessen ursprüngliche Besitzer dies durch Verbrechen erworben hatten?
    • Wann wird an Erben zurückgegeben, wann an Staaten? Ist eine Rückgabe ehemaligen Privateigentums an einen Staat nicht auch eine ungerechte Umverteilung?
    • Muss auch etwas nach Deutschland zurückgegeben werden, oder ist Deutschland insgesamt zu böse oder schuldig?

    Oder geht es tatsächlich nur darum, dass wir in Deutschland unser Gewissen durch geldunterstützte Totalrestitution reinwaschen, und wie es am empfangenen Ende aussieht, interessiert uns dann nicht mehr?


    Was gäbe ich dafür, hierzu konkrete Antworten von Frau Baerbock und Frau Roth einfordern zu können!

    Geschichtliche Stücke sind ja nicht materiell wertvoll. Sie werden nicht verkauft, und sie landen nicht auf der Aktiva-Seite der Bilanz des Staates, der sie besitzt.


    Deshalb kann ich normalerweise damit leben, dass Deutschland alles "zurück"-gibt, wozu es keine Kaufquittung samt Nachweis der Freiwilligkeit gibt (die Südseebote sollen ja "unter Druck" an Deutsche verkauft worden sein...)


    Dann stellt man ja oft fest, dass der empfangene Staat die Stücke weder ordnungsgemäß lagern noch sonst irgendwie angemessen ausstellen kann. Daraufhin bietet Deutschland an, dies in einem deutschen Museum zu tun, wo eine viel internationalere Besucherschaft Zeuge der reichen Kultur des Ursprungslandes werden kann. Vieleicht passiert das ja auch noch in diesem Fall. Am Ende ist dann alles wie vorher, nur dass auf der Unterseite der Ausstellungsstücke ein Etikett klebt mit der Aufschrift "Property of Nigeria"...


    Das einzige, das mich dabei wirklich stört, ist die Art der Präsentation in vielen deutschen Museen, in woke manipuliertem geschichtlichen Kontext. Wer noch nicht (durch TAZ oder Süddeutsche) wusste, dass beispielsweise Kaiser Wilhem I. und Bismarck die schlimmsten Kolonialisten waren (bekanntlich ist das Gegenteil zutreffend), "lernt" es ja spätestens in so einer Ausstellung.


    Dies kann man aber auch nicht verhindern, indem man es wagt, entsprechende "Rückgabe"-Offenbarungseide wie jetzt wieder seitens Baerbock und Roth in Nigeria zu hinterfragen...

    Endlich ist der Text von Peter Stephan in der FAZ erschienen.

    Mich graust zwar ein wenig bei dem Gedanken, es "könnten die Freiheitskämpfe des Sozialismus gedanklich mit denen des Liberalismus verbunden werden", oder bei der Idee, "Ein städtebaulicher Bogen" sei "in der Lage, die Monumente der DDR

    einzubeziehen" (mit expliziem Bezug auf Karl Marx).


    Wahrscheinlich ist es aber taktisch klug, die Sprache der heutigen Entscheider zu sprechen, um positiv Einfluss auf die Art des Wiederaufbaus ausüben zu können.

    Vor kurzem hat sich jemand am Wikipedia-Artikel des Berliner Schlosses (https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Schloss) zuschaffen gemacht, und den Artikel so umformuliert, als gäbe es das Berliner Schloss nicht: "Das Berliner Schloss war ein Profanbau..." und so weiter...
    Während das natürlich theoretisch stimmt, das alte Schloss ist nicht mehr, finde ich, ist es ist wichtig, dass das wiederaufgebaute Berliner Schloss aber auch wieder als solches angesehen und bezeichnet wird, und sich nicht durchsetzt, dass es als das Humboldt-Forum angesehen wird vor das lediglich Schlossfassaden gesetzt wurden. Das ist der Legitimierung von Rekonstruktionen nur abträglich.
    Kann jemand, der sich mit Wikipedia auskennt, vielleicht bereits dort registriert ist, wieder den ursprünglichen Artikel herstellen? So weit ich weiß, müsste das möglich sein.

    Ich bin bei Wikipedia registrierter Autor und habe die Änderungen soeben rückgängig gemacht. Mal sehen, ob sich daraus ein Ping-Pong-Spiel ergibt. So etwas ist nicht selten, und das Ergebnis nur schwer vorherzusagen.