Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin

  • Um es noch mal zu betonen: Die in Beitrag 620 gezeigten Bilder repräsentieren nicht die gesamten Ausstellungsbereiche im Humboldtforum, ganz so trostlos ist es nun auch wieder nicht. Es werden in einer unglaublichen Reichhaltigkeit erstklassige und herausragende Kunstwerke gezeigt, das darf man nicht außer Acht lassen!

    Mein Punkt war: Wenn der riesige Flächen okkupierende Zeitgeist rauskommt ist genug Platz für einige Schlossräume und die außereuropäischen Sammlungen.

  • Die Polen haben ihr zerstörtes Schloß in der Hauptstadt innen wie außen wiederaufgebaut. Ich finde das muss auch das langfristige Ziel für das Berliner Stadtschloss sein. Alles andere ist nur eine halbe, seelenlose Lösung, wenn überhaupt:

    Königsschloss in Warschau - Offizielle Tourismus-Webseite der Stadt Warschau
    Eine charakteristische Form und ausdrucksstarke Farben. Dieses Denkmal kann man einfach mit keinem anderen verwechseln. Das Königsschloss ist der ehemalige…
    warsawtour.pl
  • Aber leider spielt die Politik bei der Konstellation nicht mit. Ich bin felsenfest überzeugt falls das Gigantentreppenhaus und der Schweizer Saal rekonstruiert werden sollte, der Wunsch der unwissenden Mehrzahl der Bevölkerung entsteht, noch mehr Räume zu konstruieren.

    Hier muss vom Schlossbauverein so lange sie noch ihr Domizil im Schlüterhof haben noch mehr Aufbaupropaganda betrieben werden. Aber bei einer Frau Roth die am liebsten alles Geschichtliches und den Begriff Deutschland abschaffen möchte wird es nicht gehen. Ich erinnere an die Losungen und Statements, die ich hier nicht wiederholen möchte da dann mein Beitrag hier wieder gesperrt wird, hinter der diese Truppe hinter hergelaufen ist.

    Es ist zum Verzweifeln wohin Deutschland

    zur Zeit steuert und das in allen Bereichen.

  • Meine Jüte, es muss nun auch nicht jeder zweite Beitrag zum Gejammer über "das große Ganze", "den Verfall der Republik" und "Gute Nacht Deutschland" missbraucht werden. Für solchen allgemeinpolitischen Austausch gibt's genug andere Diskussionsorte.

    Solange, wie in diesem Fall, der Bezug zum Thema vorhanden ist, halte ich derartige Posts für absolut legitim. Selbstzensur hilft ja auch niemandem.

    Dem Wunsch nach einer aktiven Rolle des Fördervereins Berliner Schloss bei der Meinungsbildung schließe ich mich übrigens ausdrücklich an.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Wenn es nicht so unsagbar langweilig wäre, in jedem dritten Beitrag immer dasselbe Gejammere von immer denselben Autoren zu lesen, wäre es mir auch egal.

  • Ein grundsätzliches Problem bei der Wiederherstellung von Schlossinnenräumen besteht mE in der Nutzung, dh in der Zweckhaftigkeit. Dass man "außen" schön und historisch baut, mag angehen - ein Haus ist ein Haus, und da ist halt was drinnen, egal ob Wohnung oder Museum oder Behörde. Das kann man schon dem historischen Standort entsprechend schön und "alt" bauen. Aber ein Innenraum muss eine gewisse Funktionalität erfüllen. Man will wohl nicht gern zugeben, dass man nur "für Touristen baut". Irgendwie käme man sich da blöd, ja "Disney-haft" vor. Dort wo der Bedarf für Empfänge, Repräsentation etc vor allem auf staatlicher oder diplomatischer Ebene bestünde, wäre ein solcher Zweck gegeben. Genauso wie eine Kirche eben ein Kultraum ist, dem entsprechend schön wiederherstellen soll, so wie es einst der Kultausübung angemessen gesehen war. Aber wie will man das in einem Museum für außereuropäische Kultur argumentieren? Da braucht man doch wirklich keine Festsäle, die in ihrer historischen Anmaßung sogar darauf angelegt erscheinen würden, den Exponaten "die Show zu stehlen". Das Humboldtforum war wohl nicht mehr als ein Kompromiss, um die Schlossreko "irgendwie" durchzubringen und zu legitimieren. Immerhin hatte man wertvolle Exponate, für deren prominente Unterbringung man plädieren konnte. Aber es bleibt halt ein Kompromiss, aus dem niemand froh wird. Die ideale Symbiose wie bei der Museumsinsel mit dem Pergamon-Altar kann hier nicht zustande kommen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mit den Kontroversen produziert man nachhaltige Aufmerksamkeit. Das war bei der Reko so, das ist jetzt bei den Kolonialdebatten so. Das Ziel ist, dass Bedeutung und Wert herauskommt. Wo der Graffel liegt, ist im Prinzip schnurz (in Dahlem vermisst ihn auch keiner), Hauptsache man hat eine grosse und lange Repatrierungdebatte um bestimmte Objekte und es sind ja auch noch genug Artefakte, um diese Debatten lange spielen zu können, Personen einzuladen, Symposien abzuhalten, Doktorarbeiten zu schreiben, Bande zu knüpfen, vorne im Aufmerksamkeitstheater mitzuspielen, und dabei den Wert der Sammlung und des Ortes zu erhöhen.

    Dass die Debatte Aussicht auf wirklich köstlichen Treppenwitz hat, ist noch mal eine ganz andere Sache.

    Und dass man Artefakte nicht in einem Museum ausstellt, um Kulturen abzuwerten, ist vielleicht noch die banalste Erkenntnis. Passt nicht ganz ins Narrativ von Leuten, die es innovativ finden die 120+ Jahre alte Debatten im Reichstag um die Kolonialpolitik nochmal in abgespeckter Version und ohne neue Erkenntnisse vor einem neuem Publikum nachzuspielen.

  • Die Giganten-Treppe hätte schon eine Funktion. Als Treppenhaus. Und ein Raum könnte als Festsaal Verwendung finden. Oder als Café. Also darüber würde ich mir bei der Größe des Gebäudes nicht so große Gedanken machen. Das findet sich.

  • Die Giganten-Treppe hätte schon eine Funktion. Als Treppenhaus.

    Nö. Besucher eines solchen Museums brauchen Treppen, aber kein -haus. Ein barockes Treppenhaus braucht man bei Empfängen und sonstigen Anlässen, wo Repräsentation eine Rolle spielt. Nicht jetzt kommen mit "antiken Beispielen" wie dem da:

    Kunsthistorisches Museum Wien - wien.info

    Das war eine andere Gesellschaft, die ihren Reichtum nur allzugern zur Schau stellte. Und im Fall dieses Bildes (Wr KHM) wollte schon der Hof als Auftraggeber "repräsentieren".

    Für die heutige Gesellschaft und ihre Herrscher ist das keine Tugend. Man muss sparsam sein mit den Steuererlösen. Versteh mich nicht falsch: ich bin ja für die Reko des Treppenhauses. Aber ich kann mich in die Geisteshaltung der Gegenseite auch versetzen. Und ihre Argumente sind bei diesen Innenrekos eben leider (oder vielmehr Gottseidank, umgekehrt wäre es schlimmer) etwas besser beim Äußeren der Gebäude.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Für die heutige Gesellschaft und ihre Herrscher ist das keine Tugend. Man muss sparsam sein mit den Steuererlösen. Versteh mich nicht falsch: ich bin ja für die Reko des Treppenhauses. Aber ich kann mich in die Geisteshaltung der Gegenseite auch versetzen. Und ihre Argumente sind bei diesen Innenrekos eben leider (oder vielmehr Gottseidank, umgekehrt wäre es schlimmer) etwas besser beim Äußeren der Gebäude.

    Die Finanzierung von Innenräumen oder der Gigantentreppe aus Steuermitteln steht doch überhaupt nicht zur Debatte. Dafür sammelt der Förderverein Berliner Schloss Spenden.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Nö. Besucher eines solchen Museums brauchen Treppen, aber kein -haus. Ein barockes Treppenhaus braucht man bei Empfängen und sonstigen Anlässen, wo Repräsentation eine Rolle spielt.

    Wenn wir uns diese Logik zu eigen machen, landen wir nicht nur auf dem Niveau postmoderner "Nutzbauten". Wir bräuchten dann auch keine Bilder an der Wand und keine schicke Kleidung (darauf achten bekanntlich sogar grüne Außen*in*minister*in*en).

    Es ist also, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, generell üblich, sich nicht nur auf die funktionellen Aspekte zu beschränken. Das sollte auch für Architektur gelten.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Es ist also, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, generell üblich, sich nicht nur auf die funktionellen Aspekte zu beschränken. Das sollte auch für Architektur gelten.

    Abgesehen davon lässt sich Funktion sehr viel weiter fassen als nur in praktischer Hinsicht. Repräsentanz und Schönheit sind nämlich auch wichtige Funktionen, manchmal sogar noch wichtigere. Ein Mangel der Moderne besteht darin, dass sie den Begriff "Funktion" - wie so vieles - auf den technischen Teilaspekt reduziert hat.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wenn wir uns diese Logik zu eigen machen,

    Klar. Ist auch nicht "meine" Logik. Nach dieser ist die Rekonstruktion wie auch die Errichtung von Kunstwerken Selbstzweck. Ich hab nur gemeint, dass der vorliegende Fall schwieriger zu argumentieren ist.

    Snork:

    Sag nicht, dass beim gesamten Rekonstruktionsgeschehen in Dresden, Berlin, Potsdam... keine Steuermittel im Spiel waren?

    Und dass das hier nicht so geht, ist wohl unser Hauptproblem.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ist zwar nur bedingt mit dem Berliner Schloss verbunden, aber die Benin-Bonzen sollten ja auch hier aufgestellt werden ursprünglich.

    Ein gutes Beispiel jedoch das zeigt, was passiert, wenn grüne Politiker glauben "Gerechtigkeit" walten zu lassen...

    Benin-Bronzen werden Privatbesitz des Oba: War das der Sinn?
    Afrikas Welterbe wird Privatbesitz: Der scheidende nigerianische Staatspräsident hat sämtliche Benin-Bronzen an die Königsfamilie in Benin City übertragen.…
    www.faz.net
  • Haben wir ja gewusst. Gegen die Verantwortlichen in Nigeria war vorher schon ermitttelt worden.

    War auch ein Mitgrund, warum die dortige Regierung keine Offizielle Rueckgabe gefordert hatte.

    Diese kahm erst ganz, ganz zum Schluss. Da hatte Berlin schon die Entscheidung getroffen.

  • Baerbock, Roth und Co. dürfte das alles ziemlich schnurz sein. Denen geht es gar nicht um die Bewahrung von Kulturgut für die Welt und dass sich möglichst viele daran erfreuen können. Das ist alles pures virtue signalling und die nächsten Restitutionen werden hinter den Kulissen schon vorbereitet.