Ich sehe es auch so, dass dieser Robertneun-Neubau eine Demonstration des Irrwegs, ja des Bankrotts der 1970er-Jahre-Betonmoderne ist. Dieser Anblick ist wie der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht. Als hätte man auch 50 Jahre später noch nicht verstanden, dass wirklich niemand so einen Betonklotz gerne ansehen mag - heute noch weniger als damals, als diese Architektur noch von einer Art Avantgardebonus profitieren konnte. Deswegen ist es eigentlich empörend, dass manche Architekten diese Bauweise quasi gegen den Willen und das Empfinden der allermeisten Menschen weiterhin reproduzieren, auch in exponierter Lage und sogar mit expliziter Förderung durch die Bauverantwortlichen, in diesem Fall der früheren Senatsbaudirektorin.
Posts by Snork
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Alle meine hier im Forum geposteten Fotos können für Vereinszwecke ohne Urheberangabe verwendet werden.
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Ich will Euch ja nicht den Tag versauen, aber diese Perle aus der Europacity wollte ich Euch nicht vorenthalten:
Aus der Quartiersbeschreibung:
QuoteROBERTNEUN Architekten haben mit diesem Gebäude einen extravaganten Akzent gesetzt. Das Ensemble mit naturbelassener Betonfassade verbindet alle Facetten metropolitaner Mischnutzung: Im Sockelgeschoss sind Gewerbe und Ateliers angesiedelt, außerdem gibt es im Haus Büros und exklusive Wohnungen.
Fließende offene Grundrisse und großformatige Loggien zeichnen die Gestaltung aus. Der Innenhof wird intensiv begrünt. Das QH Straight präsentiert sich zentral, besonders und lebendig – der Ort für ein Publikum aus aller Welt
Anderswo steht so etwas wegen mangelnder Gestaltungsqualität und schlecht alterndem Sichtbeton vor dem Abriss:
Von der Seite wird es nicht besser:
Dabei würde ich gar nicht alles in Bausch und Bogen verdammen, was rund um die Heidestraße gebaut wird. Einige Architekten haben sich sichtlich Mühe gegeben und durchaus akzeptable Ergebnisse erzielt. So ein krasser Missgriff wie das "Straight" zieht dann das ganze Quartier runter und macht es seinen Kritikern leicht.
Fernansicht des Hochhausensembles vom Spreebogen:
Der Kornversuchsspeicher von 1889 wurde saniert und mit einem neugestalteten Dachbereich versehen:
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In Kiel wird für die Gehsteige oft in Fischgrätmuster gelegter gelblicher Ziegelstein verwendet - sieht besser aus als Betonplatten oder gar Gussasphalt:
Weitere typische Straßenbilder aus Kiel:
Eingestreute 1950er-Bauten sieht man auch recht häufig:
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Nur einen kleinen Spaziergang von der Altstadt entfernt befindet sich der von einem recht gut erhaltenen gründerzeitlichen Umfeld umgebene Schrevenpark. Die meisten Kieler Gründerzeitviertel sind nicht nur ziemlich gut erhalten, auch die nach 1945 errichteten Füllbauten sind meines Erachtens in Kiel weniger störend als in vielen insbesondere westdeutschen Städten, da man oft, insbesondere in den 1950ern und zu Zeiten der Postmoderne, Backstein als regionales Baumaterial verwendet hat.
Die Gestaltungsqualität der Gründerzeithäuser selbst kommt sicherlich nicht ganz an die in Hamburg oder gar Sachsen heran, auch die Höhe ist meines Erachtens etwas geringer.
OpenStreetMap, © OpenStreetMap contributors, https://www.openstreetmap.org/copyright
Der Schrevenpark:
Straßenbilder:
Hübscher Jugendstil:
Vereinzelt sind Abstuckungen zu verzeichnen. Grelle und hässliche Fassaden-Farbgebungen sind in Kiel die absolute Ausnahme:
Ein schlichterer, wenig störender Füllbau, wohl um 1960:
Bei dem Backsteinbau fehlt anscheinend die Eckturmspitze:
Besonders kunstvoll dekorierte Fassade:
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Ein Denkmalschutz-Status beruht auf der meistens intransparenten fachlichen Entscheidung einer Denkmalbehörde. Dagegen kann natürlich auch geklagt werden, zumal ja, wie man an Elbegeists Beispiel sieht, keineswegs alle Eigentümer von Denkmälern über die Unterschutzstellung erfreut sind - beispielsweise wegen der damit verbundenen Auflagen und der möglichen Wertminderung ihres Objekts. Die Öffentlichkeit hat meist mehr davon als der Eigentümer.
Wenn hingegen gewählte Volksvertreter ein Bauwerk als "besonders erhaltenswert" einstufen, hat dies eine höhere demokratische Legitimität.
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In Berlin gibt es seit 2016 einen von der Obersten Denkmalschutzbehörde in der Senatsverwaltung für Kultur und Europa erstellten Leitlinienband zur Besonders erhaltenswerte Bausubstanz von der Gründerzeit bis zum Großsiedlungsbau der 1950er bis 1980er Jahre:
Link zum PDF 41 Seiten: Anlagenband Gebäudesteckbriefe
PDF, 14 Seiten: "Studie besonders erhaltenswerte Bausubstanz in Berlin"
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In diesem Forum wird viel über Entstellungen und Abrisse von Häusern berichtet, die wir gemeinhin als baukulturell wertvoll und somit auch als besonders erhaltenswert empfinden. Ein hier oft thematisiertes Problem ist, dass diese Gebäude zwar in vielerlei Hinsicht eine große Bedeutung für unsere Ortschaften haben, beispielsweise durch ihren identitätsstiftenden Baucharakter, ihren regionalen und historischen Bezug oder ihre Ensemblewirkung, sie jedoch nicht als Baudenkmale eingestuft werden. Da bei angemessener und vor allem auch gerichtsfester Einhaltung der denkmalrechtlichen Inventarisierungsrichtlinien wohl auch in der näheren Zukunft kaum zu erwarten ist, dass die Denkmalbehörden quasi alle Altbauten unter Denkmalschutz stellen, erscheint es sinnvoll, zunächst einmal zu definieren, welche Bausubstanz denn überhaupt als "besonders erhaltenswert" anzusehen ist. Hierzu ist neben der Expertise der Denkmalbehörden auch die Einschätzung der kommunalen Verwaltungen von Bedeutung - beispielsweise, um eine Bescheinigung für eine Ausnahmegenehmigung zur Befreiung von der Fassadendämmung nach § 105 des Gebäudeenergiegesetzes (GEG, früher § 24 Abs. 1 EnEV) zu erhalten.
In diesem Themenstrang möchte ich zunächst einige im Internet verfügbaren Quellen zur Thematik der BEB (besonders erhaltenswerte Bausubstanz) verlinken. Ich denke, dass wir uns mit dieser Thematik noch mehr befassen sollten, denn der "Arbeitsbegriff" 'Besonders erhaltenswerte Bausubstanz' könnte es doch ermöglichen, unsere Anliegen zum besseren Schutz nicht denkmalgeschützter, baukulturell wertvoller Altbauten besser in die baupolitischen Diskurse und vor allem auch die Köpfe der Entscheidungsträger auf lokaler und Bundesebene zu bekommen. Leider werden die Belange der BEB in den Medien eher selten thematisiert und spielen im öffentlichen Bewusstsein zu baukulturellen Themen keine große Rolle. Dabei ist zu erwarten, dass es in Zukunft angesichts der zunehmend als dringlich empfundenen Klimaschutzmaßnahmen zu größerem Druck dahingehend kommen wird, auch Fassaden und Dächer von besonders erhaltenswerter Bausubstanz oder gar Baudenkmalen nachzudämmen, zu begrünen oder mit Solartechnik zu versehen. Unser Verein könnte sich in dieser Hinsicht sicherlich deutlicher und vernehmbarer pro-Baukultur positionieren.
QuoteAus dem Memorandum der Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz Besonders erhaltenswerte Bausubstanz und Stadtidentität in der integrierten Stadtentwicklung, 2015:
Besonders erhaltenswerte Bausubstanz
Neben den eingetragenen Denkmälern, die nur rund 3 % des Gebäudebestandes in Deutschland ausmachen, sind wesentlich mehr Gebäude aus den verschiedensten Gründen als erhaltenswert und schutzwürdig einzustufen. Für die authentische Bewahrung von Orts- und Stadtbildern sind gerade die Bauten dieser Kategorie sowie die von ihnen geprägten Straßenzüge oder Quartiere von besonderer Bedeutung. Während Denkmäler in den Landesgesetzen rechtlich definiert sind, findet erhaltenswerte Bausubstanz lediglich im nordrhein-westfälischen Denkmalgesetz Erwähnung, wo in § 25 Abs. 2 Nr. 2 Denkmalgesetz NRW die nachrichtliche Aufnahme in einen Denkmalpflegeplan empfohlen wird. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) formuliert für Denkmäler und besonders erhaltenswerte Bausubstanz einen „baukulturellen Schutz“ im Hinblick auf die geforderten Energiesparmaßnahmen bei der Modernisierung oder dem Umbau von Bestandsgebäuden. Die besonders erhaltenswerte Bausubstanz wird in folgenden Punkten als vorliegend angenommen:
- Das Gebäude ist durch die Kommune durch Satzung, öffentliche Listung bzw. im Rahmen eines Quartierskonzeptes ausdrücklich als sonstige besonders erhaltenswerte Bausubstanz ausgewiesen.
- Das Gebäude ist Teil eines durch Satzung geschützten Denkmalbereiches.
- Das Gebäude befindet sich in einem Gebiet mit einer Erhaltungssatzung gemäß § 172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB.
- Das Gebäude befindet sich in einem Sanierungsgebiet gemäß § 142 BauGB, zu dessen besonderen Sanierungszielen die Erhaltung der baukulturell wertvollen Bausubstanz gehört (§ 136 Abs. 4 Nr. 4 BauGB).
- Das Gebäude ist auf sonstige Weise durch örtliche Bauvorschriften (z.B. Gestaltungssatzung, Altstadtsatzung, Satzung zum Erhalt des Stadtbildes oder entsprechende Festsetzungen örtlicher Bauvorschriften im Bebauungsplan) auf Basis der Landesbauordnung geschützt.
- Das Gebäude befindet sich in einem Gebiet der Liste Stadtkerne und Stadtbereiche mit besonderer Denkmalbedeutung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger. Das Gebäude ist wegen seines Baualters oder seiner besonderen (städtebaulichen) Lage ortsbild- oder landschaftsprägend.
- Das Gebäude ist wegen seiner spezifischen Materialität, Gestalt, Bauweise und seines architektonischen Erscheinungsbildes als Teil regionaler Bautradition ortsbild- oder landschaftsprägend.
Mit einer Ausnahme (Liste der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger) kommt es bei der Annahme besonders erhaltenswerter Bausubstanz auf die örtliche Bewertung an.
Informationen auf der Webseite der Stiftung Baukulturerbe:
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Quote
(Tagesspiegel): Die Debatte dazu verlief stellenweise emotional. Zwei Beispiele: Anja Günther von den Linken sagte gerade mit Blick auf den im Sommer anstehenden Abriss: „Geben Sie sich keiner Illusion hin: Der Widerstand gegen den Abriss wird weiter wachsen.“
Drohen und erpressen scheint der neue Politikstil in bestimmten Kreisen zu sein, wenn einem Mehrheitsentscheidungen in einer Demokratie nicht passen.
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Zählt mE zu den besten Beispielen neuerer Architektur, die man zu sehen kriegt.
Echt jetzt? Oder mal wieder Deine gut getarnte Ironie?
Meines Erachtens ein sehr schwacher Entwurf. Ein einziges Durcheinander aus wenig solide wirkenden, irgendwie beliebig zusammengeschusterten Moderne-Versatzstücken. Kaum zu glauben, dass man mit solch einer Schluderei einen ernstzunehmenden Architekturwettbewerb gewinnen kann.
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Wo ist das jeweils?
Beide in Berlin. Oben: Grunewald, Baujahr ca. 2015. Unten: Siemensstadt, Wohnsiedlung 1920er Jahre.
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Aus der Serie "Als Schönheit noch selbstverständlich war":
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Naja, das Herumjonglieren mit Ordnern erfordert schon mehr als Moderationsrechte und setzt gewissen Erfahrungen voraus. Die Neuordnung des Münchener Bereichs wäre ja auch ein vorläufig einmaliger Akt. Leonhards Hilfe wäre da natürlich sehr wertvoll.
Eine sinnvolle Neugliederung müsste ja nicht unbedingt eine Aufteilung in einzelne Bezirke sein, sondern könnte auch anderweitig geographisch-historisch begründet sein. Seht Euch ggf mal den Bremen-Ordner an.
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Ich wäre gerne bereit, eine Neugliederung des ganzen München-Ordners vorzunehmen. Dazu bräuchte ich aber die Hilfe von einem ortskundigen Foristen. Ich habe das bereits mal für Bremen so gemacht - es dauert ca 1 Stunde, alle Themenstränge dann in die neuen Ordner zu verschieben bzw diese auch sinnvoll umzubenennen. Wer von Euch also bereit wäre, dafür mal ca 1 Stunde zu telefonieren, möge sich bitte bei mir per Konversation melden, dann könnte man das verabreden.
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Der Fernblick von der Hörnbrücke auf die beiden beiden Neubauten (links) gegenüber dem Hauptbahnhof zeigt, wie nachteilig sich eine misslungene Dachgestaltung auf das Stadtbild auswirkt. Bis auf den schönen alten Speicher vorne eine Ansammlung banaler Kästen:
Dagegen ist die ambitionierte Gestaltung dieser zwischen 1985 und 1995 erbauten postmodernen Häuser am Schülperbaum eine wahre Freude:
Auch die folgende Wohnanlage in der Muthesiusstraße von ca. 1985 ist typisch für die norddeutsche Backstein-Postmoderne:
Typische Vertreter der Wiederaufbauarchitektur der 1950er Jahre in Kiel:
Ein Kinokomplex aus den 1990ern:
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Ein Plädoyer für die Wiederherstellung des teilzerstörten Bauakademiegebäudes von 1952, aus dem Archiv der Errichtungsstiftung Bauakademie. Das bemerkenswerte Dokument stammt von der in den 1950er Jahren in Ost-Berlin gegründeten Deutschen Bauakademie. Die Autoren sprechen sich für eine denkmalgerechte Wiederherstellung des Gebäudes aus - letztlich auch, um darin wieder arbeiten zu können. Dazu kam es dann ja bekanntlich nicht. Die Deutsche Bauakademie der DDR existierte noch bis in die 1990er Jahre.
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Ein weiteres Beispiel der Kieler Dachkrankheit auf der gegenüberliegenden Seite der Hörn: schön strukturierte Backsteinfassade - dann keine Mühe mehr mit der Dachgestaltung gegeben - Ergebnis: Fernansicht versaut:
Lobenswert hingegen dieser Behördenbau rechts von ca. 1988 - wie gesagt, zu Zeiten der norddeutschen Backstein-Postmoderne Ende der 1980er legte man noch großen Wert auf ein zum Gesamtbild passendes Dach:
Ein anderer Neubau gegenüber dem Bahnhof, der mir ganz gut gefallen hat:
Seite des Hauptbahnhofs zum Sophienblatt:
Um 1910:
Fotograf Martin Dieterle, gemeinfrei, Stadtarchiv Kiel
Ein weiterer verlorener Hotelbau vom Sophienblatt:
Sophienblatt 6-8, um 1900, Fotograf Carl Speck, gemeinfrei, Stadtarchiv Kiel
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Blick auf das spätere ZOB-Gelände zwischen Kaistraße und Auguste-Viktoria-Straße 1966, im Hintergrund der Hauptbahnhof:
Fotograf Friedrich Magnussen, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE
Der beachtliche gründerzeitliche Bau des Hansa-Hotels am Sophienblatt, gegenüber dem Hauptbahnhof, wurde leider im Weltkrieg zerstört:
Fotograf Ernst Krull, gemeinfrei, Stadtarchiv Kiel
1952/53 entstand an der Stelle des Hotels das sog. Raiffeisenhaus, welches seit 1990 selbst unter Denkmalschutz steht:
Zwischen dem Raiffeisenhaus und der Förde wurde vor ein paar Jahren nach dem Rückbau eines Teils des Busbahnhofs dieser leider ziemlich klotzig-flächenoptimierte und trotz der schönen Fassaden-Backsteine eher hässliche und monotone Hotelbau fertiggestellt:
Der Neubau rechts daneben zeigt eine andere Variante der Kieler Dachkrankheit: trotz eigentlich wertiger Fassadenausführung zieht das geradezu grotesk plumpe Dach den Gesamteindruck ins Negative. Warum hat hier niemand Einspruch erhoben und darum gebeten, die Stadt nicht mit einem solchen Dachungetüm zu verunstalten? Ein passend geneigtes Schrägdach wäre für den Investor doch nun auch kein großer Verlust gewesen. In anderen Städten gibt es Gestaltungskommissionen und Baustadträte, die so etwas regeln, zum Wohle der Stadt. In Kiel: Totalversagen.
Zu Zeiten der norddeutschen Backstein-Postmoderne hat man, wie hier beim Sophienhof von 1989 am Sophienblatt, wenigstens noch auf eine passend proportionierte Dachgestaltung geachtet ...
... ja mit den zinkblechverkleideten Risalitdächern fast schon Maß genommen an Pariser Haussmann-Palästen:
Das waren übrigens die abgebrochenen Altbauten, die für den Sophienhof weichen mussten:
Hausreihe Sophienblatt 22-28, 1982, Fotograf unbekannt, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE
Gegenüber dem Hauptbahnhof stand links dieser Häuser von 1905 bis zum 2. Weltkrieg dieser interessante Jugendstilbau, das Haus der Landwirte:
Sophienblatt 32-34, Fotograf Ludwig Handorff, gemeinfrei, Stadtarchiv Kiel
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In diesem Themenstrang sollen Informationen über die Schatzkunst in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden behandelt werden. Die Moderation bittet um einen sachbezogenen Beitragsstil.