Posts by Agon

    > In Berlin sind weder Militärkirchen, noch weitere Schlösser, noch Barockhäuser geplant. Gegen Blocks und Gewerbeparks haben sie nichts.

    Es gibt ja auch noch pompöse Ruinen in Berlin wie etwa das Stadtbad in Lichtenberg / Hubertusbad, für die es keinen guten Plan gibt.

    Mit den Kontroversen produziert man nachhaltige Aufmerksamkeit. Das war bei der Reko so, das ist jetzt bei den Kolonialdebatten so. Das Ziel ist, dass Bedeutung und Wert herauskommt. Wo der Graffel liegt, ist im Prinzip schnurz (in Dahlem vermisst ihn auch keiner), Hauptsache man hat eine grosse und lange Repatrierungdebatte um bestimmte Objekte und es sind ja auch noch genug Artefakte, um diese Debatten lange spielen zu können, Personen einzuladen, Symposien abzuhalten, Doktorarbeiten zu schreiben, Bande zu knüpfen, vorne im Aufmerksamkeitstheater mitzuspielen, und dabei den Wert der Sammlung und des Ortes zu erhöhen.


    Dass die Debatte Aussicht auf wirklich köstlichen Treppenwitz hat, ist noch mal eine ganz andere Sache.

    Und dass man Artefakte nicht in einem Museum ausstellt, um Kulturen abzuwerten, ist vielleicht noch die banalste Erkenntnis. Passt nicht ganz ins Narrativ von Leuten, die es innovativ finden die 120+ Jahre alte Debatten im Reichstag um die Kolonialpolitik nochmal in abgespeckter Version und ohne neue Erkenntnisse vor einem neuem Publikum nachzuspielen.

    Aus den Fehlern der Nachkriegszeit hat man in Berlin leider nichts gelernt... Wo man in den 50er, 60er und 70er Jahren aufgehört hat, macht man 2022 heiter weiter... :daumenunten: Bei meinem letzten Berlin-Besuch im Juni diesen Jahres bin ich endgültig zu dem Entschluss gekommen, dass der Alexanderplatz, das Marx-Engels-Forum, die Spreeinsel, die Leipziger Str., der Potsdamer und Leipziger Platz und das Areal um den Hauptbahnhof städtebaulich verlorene Gebiete sind und bleiben. Da lohnt es sich nicht mehr, sich den Kopf darüber zu zerbrechen... traurig ist es aber trotzdem...

    Das halte ich für undifferenziert. Für die Zukunft ist noch das Haus der Statistik architektonisch bespielbar. Der Leipziger Platz funktioniert. Der Alexanderplatz funktioniert. Der Hauptbahnhof funktioniert und nördlich davon ist halt ein neues Büroviertel, Hauptsache die Gebäude werden einen Tick höher gebaut, damit genug urbane Fläche vorhanden ist.

    Auch habe ich noch nie erlebt, dass Chipperfield und die Sympathisanten seiner Architektur persönlich derart infam verunglimpft werden wie die Schlossfreunde, dass man den Bau per se für unmoralisch hält oder dass man dabei auf so perfide Weise Fakten (auch biographische und historische) manipuliert.

    Ich sehe überhaupt gar keinen Grund Underdog-Narrative zu verbreiten. Interessen müssen sich halt, und das auch in einem Fachpublikum, organisieren. Das Stadtschloss steht, weil es zudem die Fantasien der Leute angeregt hat.

    Der RBB macht seit einiger Zeit kein ausgewogenes Programm, das Programm besonders die Abendschau ist auf ganzer Linie links / grün lastig. Sie versuchen besonders zum Thema Berliner Schloss die berühmten Haare in der Suppe zu finden.

    Aus meiner Sicht hat das mit den Grünen nichts zu tun. Es gibt halt Leute, denen gefällt dieser Bau und anderen nicht. In den verschiedensten politischen Lagern in Berlin. Und ein bischen Streit und Gefrotzel gehört in Berlin immer dazu. Zeitungen brauchen Kontroverse. Dumm nur, wenn man eine Debatte entlang von Parteigrenzen sich zurecht rahmt. Wichtig ist auch weiterhin nicht platt parteipolitisch zu polarisieren.

    Was mich besonders ärgert sind die gebrochenen Versprechungen. Denn das Kreativzentrum wurde von Anfang an nur als Zwischennutzung vor dem versprochenen Abriss vereinbart. Dieses Versprechen ist also nun gebrochen. Ein Kompromiss ist das nicht, sondern eine Unterminierung politischer Glaubwürdigkeit.

    Da redet man als lang und breit kulturpolitisch über die Benin-Bronzen Rückgabe und kriegt es nicht mal gebacken die "Dauerleihgaben" auf der Humboldtuniversität aus Potsdam zurück zu geben, damit sie in Potsdam auf dem Stadtschloss stehen können.

    Ich finde die Farbe sehr gut, vor allem in Tchechien gibt es ja sehr viel solche erdigen Farbtöne bei historischen Fassaden.


    Und an den Fassaden ist das Bemühen um Abwechslung und Spiel zu erkennen, gelungen wie mir scheint.

    Es ist zwar sehr konservativ aber passt nicht in den Ort. Wir haben den (leicht abgefackelten) Fachwerkkern und die typischen abgerockten Ladenfassaden an der Durchgangsstrasse.

    Zitat:

    Disput um Hamburgs neue Hauptsynagoge

    Kritiker äußern Bedenken hinsichtlich »historisierender Rekonstruktion« des Gotteshauses

    https://www.neues-deutschland.…s-neue-hauptsynagoge.html

    Harter Tobak:

    "An der »historisierenden Rekonstruktion der Bornplatz-Synagoge ist auf besondere Weise problematisch, dass dadurch das Resultat verbrecherischer Handlungen unsichtbar gemacht und die Erinnerung an diese Verbrechen erschwert wird«, heißt es.
    "


    Ich würde mir an der Stelle wünschen, dass es stichhaltigere Argumente gegen den Rekonstruktionsansatz gibt. Quasi, eine Runde Disneyland, bitte. Ich denke, die engagierte Gemeinde kommt sich ein bisschen komisch vor, wenn so etwas ins Feld geführt wird. Also polemisch überspitzt, wenn das jüdische Leben im heute weg wäre, würden wir unsre Juden mehr vermissen, die Lebendigkeit jüdischen Lebens und religiöser Praxis störe die Erinnerungskultur...

    Nun hatten wir das gleiche in Dresden ja auch, mit der Frauenkirchenruine als Luftkriegsdenkmal. Dort habe ich den Eindruck, dass die Kirche im guten Sinne die Stadt geheilt hat, und so denke ich auch, dass eine rekonstruierte Synagoge gut für Hamburg tun würde. Vor allen Dingen ja auch die Selbstverständlichkeit eines in der Stadt verwurzelten jüdischen Lebens dokumentieren.