Kurz zur Info: Hab die obige Galerie (vorvorletzter Beitrag) nun sortiert und textlich eingeordnet. Da es zuvor wild durcheinander war ohne Erläuterungen. Für alle Interessierten ist es jetzt nachvollziehbarer.
Posts by East_Clintwood
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Ich wollte damit zwei Dinge ausdrücken:
Erstens: Die Bettler sind zum allergrößten Teil Ausländer in organisierten Banden, die eine Chance wittern, und bei günstiger Rechtslage einwandern und sich ausbreiten. So erlebte ich es beispielsweise in Berlin und in Frankfurt, wo mich kaum Deutsche ansprachen. Eigentlich gar keiner.
Zweitens: Dass zumindest in Basel empirisch belegt wurde, dass man diesem Treiben Einhalt gebieten kann durch eine restriktive Politik.
An dieser Zustandsbeschreibung ändert auch die deutsche Rechtslage nichts. Das ist zumindest in meinen Augen Fakt und lässt sich nicht mit Verweis auf die Handlungsunfähigkeit deutscher Städte aus der Welt schaffen. Zumal dein erster politisch korrekter Einwand (von dem du nun ablenken möchtest) ja war, dass es zum großen Teil Deutsche sind, die betteln gehen. Das halte ich für vollkommenen Unfug. Aber vielleicht kann ja ein Kölner seine Erfahrungen beitragen. -
Mal was Düsteres. Das „Braune Haus“, wie es hier genannt wird, in der St. Alban Vorstadt. Einerseits aufgrund der Farbe, andererseits aufgrund seiner Geschichte. Hier war die Basler Zweigstelle der NSDAP. Man darf sich keine Illusionen machen. Auch hierzulande war die „Bewegung“ von Wohlwollen begleitet, mir ist auch nicht bekannt, dass es große Demonstrationen o.ä. vor dem Haus gab. Zumindest in meiner Straße gab es damals „Codes“. Wenn die Fensterläden halb runtergezogen waren, galt das als Sympathie im Falle eines Überfalls. Ich weiß das von meiner Oma. Anfangs waren meine Oma und Uroma ebenfalls glühende Anhänger, danach hatten sie nur noch Panik vor einem Einmarsch. Weswegen ich hierbei auch milder bin. Meine Großeltern und Urgroßeltern hatten das Glück (mehr war es nicht), wenige Meter hinter der Grenze auf der historisch „richtigen Seite“ zu stehen.
Heute befindet sich in dem Haus die gemeinnützige Christoph Merian Stiftung
Erfreulicheres: Das Haus zum Sausenberg gegenüber. Hier wohnte Hermann Hesse von 1903 bis 1904. Eigentlich wollte er länger bleiben, aber der Lärmpegel war zu hoch. Hesses Basel verdient eine ausgedehntere Galerie, die ich demnächst mal in Angriff nehmen möchte, aber das bedarf eingehender Recherche. -
Kleine Anekdote: In Basel hat die linke Regierung vor etwa 7 Jahren das Bettelverbot aufgehoben. Folge: Die ganze Innenstadt war voller daraufhin eingereister „Sinti und Roma“, die penetrant auf einen zukamen und überall in der Stadt ihr Lager aufschlugen. Ein albanischstämmiger Freund, der hier Polizist ist, sagte mir darauf: „Eine Schande, nun sind es hier Zustände wie in meiner Heimat“. Es war übel, sie campierten in der ganzen Stadt. Das Bettelverbot wurde durch einen Vorstoß der äußeren Rechten wieder eingeführt, die Polizei ging daraufhin hart vor. Folge: Man wird nun tatsächlich nur noch von ganz wenigen Einheimischen angebettelt (denen ich mitunter auch etwas gebe, oft wollen sie ja nur eine Zigarette und wenn jemand freundlich im heimischen Dialekt auf mich zukommt, gebe ich auch mal einen Franken). Es gibt kaum noch Bettler hier, sie zogen weiter, wahrscheinlich nach Deutschland. Dass man diese offensichtlichen Zusammenhänge leugnen möchte, zeugt m.E. von massiver Realitätsverweigerung.
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Noch ein Bonus zu gestern: Der Zschokke-Brunnen (1942) vor dem Kunstmuseum mit den drei Lebensaltern. Ein wie ich finde äußerst gelungenes Werk. Vorbild der Figur auf dem Foto war Zschokkes Freund Stefan George.
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Einige Smartphone-Impressionen vom heutigen Sonntagsspaziergang bei eher trübem Wetter, vornehmlich Ritter- und Augustinergasse, Münsterplatz und am Ende noch die Schifflände (Trois Rois und „Lällekönig“). Nicht in chronologischer Reihenfolge (muss mich noch an das Einbetten gewöhnen).
Edit: Hab es sortiert und textlich eingeordnet
Der letzte verbliebene der ursprünglich vier Basler Basilisken (1880 gegossen) am Beginn der Wettsteinbrücke. Leider wurden die drei anderen in den 1930ern abgebaut und verstreut. Dieser hier ist seit 1995 wieder an seinem angestammten Platz.
Der Hohenfirstenhof, von der Rittergasse aus gesehen
Portal der Deutschritterkapelle (1417) in der Rittergasse, die ihrerseits nach dem Ritterorden benannt ist
Der Bischofshof, im 14. Jahrhundert erbaut. Die Nutzung war im Laufe der Zeit sehr verschieden. Einst bischöfliches Sitzungszimmer, dann bischöfliche Bibliothek, danach Hörsaal der Theologischen Fakultät, daraufhin Ausstellungsgebäude des Historischen Museums und heute Sitz der reformierten Kirchenverwaltung
Blick auf das Humanistische Gymnasium auf dem Münsterplatz, in welchem Jacob Burckhardt und Friedrich Nietzsche lehrten. Es war hier damals selbstverständlich, dass Universitätsprofessoren ebenso Gymnasiallehrer waren.
Impressionen MünsterplatzDas Museum in der Augustinergasse, entworfen von Melchior Berri und im Jahre 1849 erbaut. Dazu ausführlicher: Ursprünglich war auch das Basler Kunstmuseum in diesem Gebäude untergebracht, in dem Dostojewski seinerzeit das weltberühmte Gemälde „Der Leichnam Christi im Grabe“ (1522) von Holbein sah, was einen bleibenden Eindruck auf ihn machte und im Roman „Der Idiot“ Erwähnung fand. In der Aula dieses Gebäudes hielt zudem Friedrich Nietzsche seinen Vortrag über die „Zukunft unserer Bildungsanstalten“. Ein Museum mit großer Geschichte. Da es aufgrund der Enge schwierig ist, das ganze Museum abzulichten, habe ich den zentralen Fries mit dem Basler Wappen gewählt. Hier stand zuvor übrigens das Augustinerkloster, in welchem Johannes Gast auf den legendären Faust traf. Daraus entstand die älteste Überlieferung der Teufelslegende.
Der älteste Basiliskenbrunnen der Stadt, errichtet vermutlich um 1550 herumDas Weisse Haus aus den 1770ern, neben dem Blauen Haus daneben das bedeutendste barocke Stadtpalais Basels. Die Innenhöfe auf der Rückseite sind ebenfalls sehr schön.
Der Rheinsprung mit Blick auf die alte Universität, eine der pittoreskesten Gassen der Stadt
Das von Amadeus Merian entworfene klassizistische Hotel Trois Rois an der Schifflände, in dem Friedrich Nietzsche mit seinen Universitätskollegen regelmäßig essen ging. Hier residierte auch Theodor Herzl, während des Zionistenkongresses. Die Gästeliste ist auch ansonsten beeindruckend, von Voltaire über Napoleon bis hin zu Picasso und Thomas Mann.
Der Lällekönig („Lälle“ logischerweise das alte Basler Wort für Zunge), der der Volkslegende nach dem Kleinbasel die Zunge rausstreckt
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Tief in den Alpen versteckt, lauern wir. Kernig und gestählt durch allzu viel Schokolade und vom jeweiligen Alp-Öhi (jede Gemeinde hat einen) selbstgebrannten Absinth, warten wir auf den günstigsten Moment, die deutsche Demokratie zu stürzen. Die Mistgabel ist unser demokratischer Wahlzettel, die Kuhglocke unser Sturmsignal. Jodelnd und voller Kehllaute aus den Urzeiten der deutschen Sprache stürmen wir den Reichstag und versuchen, die alte Pracht mit Skulpturen aus dem Mist unserer Bauernhöfe zu rekonstruieren. Habt acht, wir sind schon kurz vor Berlin.
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Vielleicht sollte man aber auch heutzutage als Demokrat Kante zeigen
Eine treffende Beschreibung der Bundestagskuppel und eine Bestätigung meines Kommentars. Es geht einzig und alleine darum, der gesamten Welt beinahe zwanghaft-routinemäßig seine „demokratische Gesinnung!“ zu demonstrieren (ob es damit trotz solcher Lippenbekenntnisse und Symbolarchitektur tatsächlich weit her ist, ist natürlich die große Frage). Mehr sagte ich ja eigentlich auch nicht.
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Diese Metaebene wurde ja bewusst gewählt bei dieser Kuppel. Nämlich „Völker dieser Welt! Schaut, wir sind geläutert und haben uns von vergangener Schwere und dem Bösen zu luftig-leichter Transparenz gewandelt und sind nun so demokratisch, dass wir uns sogar bei Debatten zuschauen lassen! Geht es noch demokratischer? Nein! Denn wir sind heute Superdemokraten, schaut doch, wie wir gelernt haben!“ Das schreit einem diese Kuppel ins Gesicht und dieser Gedanke kam vor allen ästhetischen Erwägungen. Es trieft förmlich vor Metaebene. Mein Fall ist diese penetrante „Demokratie“-Demonstration (die eben nicht elementarer Teil einer funktionierenden Demokratie sein muss, ja sogar durch allzu viel Symbolik von undemokratischen Missständen ablenken kann) nicht, ich finde sie eher nervig, weil sie nicht unbefangen ist, sondern Teil einer bis heute zermürbenden Aufarbeitung. Sie will mir zu viel „beweisen“ (was ich für unnötig erachte, entweder man lebt Demokratie oder nicht, diese Symbolik und Zurschaustellung ist hierbei völlig irrelevant). Darüber täuscht alles Glas nicht hinweg. Aber das darf ja jeder deuten, wie er will. So habe ich die Kuppel jedenfalls bei jedem Besuch empfunden. Mein Eindruck kann vollkommen falsch und an den Haaren herbeigezogen sein, aber es ist eben mein persönlicher Eindruck.
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Die Meinungskorridore weiteten sich ständig, während sich sich heute, im "besten Deutschland aller Zeiten", auf höchst bedenkliche Weise wieder verengen.
Genau mein Eindruck. Und entgegen der These, dass die Kuppel aus einem Gefühl der Transparenz und „Leichtigkeit“ entstand, wage ich die These: Sie entstand aus Angst. Nichts im politischen Deutschland lässt sich ohne diese neurotische Angst vor der eigenen Vergangenheit verstehen. Die historische Kuppel bildet eine Brücke in eine Zeit, die man verdrängen und überwinden möchte. Ein gewünschter Kontinuitätsbruch, der diese Angst übertünchen soll (und wie bei Neurotikern üblich: dennoch an sie erinnert). Und im zweiten Schritt: Die Angst vor der Meinung des Auslands. Angst davor, dass die historische Kuppel ungute Assoziationen bei den „Freunden“ hinterlässt. Auch eine seltsame Haltung: Deutschland betrachtet (oder gar beobachtet) sich wie kein zweites Land mit den Augen von außen, am liebsten mit den Augen der einstigen Sieger, denen Deutschland bis heute noch was zu schulden glaubt und in vorauseilendem Gehorsam den letzten Rest an nationaler Tradition opfern würde. Diese beiden Ängste sehe ich in der Kuppel. Und weiß Gott keine demokratische Leichtigkeit. Diese German Angst ist in meinen Augen kein Klischee, sondern ein Schlüssel, um auch diese Entkernung (Teufelsaustreibung) und diese seltsame Kuppel zu verstehen.
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Wenn man fotografiert, muss man die örtliche ‚Topographie‘ einkalkulieren, damit arbeiten und versuchen, den Genius Loci festzuhalten. In Lübeck alles zu eng für frontale Architekturfotos? Dann sucht man eben die interessanteste Perspektive. Abgesehen davon gibt es ja heute Superweitwinkel und die wunderbaren Möglichkeiten der Entzerrung, wenn man denn unbedingt nur die einzelnen Fassaden ablichten möchte. Sehe das Problem nicht ganz. Die Bilder sind doch ganz hervorragend geworden. Ich bringe andere Städte ins Spiel, bei denen es sehr ähnlich ist: Albi oder Siena beispielsweise. Dort hast du an sehr vielen Stellen das gleiche „Problem“. Das gehört eben zu einer verwinkelten Altstadt.
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Ich gebe mich geschlagen und bedanke mich ganz unironisch für eure stringenten Ausführungen. So gesehen war das Wort tatsächlich unpassend gewählt.
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Aus der Rubrik: Diskussionen, die ich eigentlich nicht führe, dafür ist mir die Zeit zu schade. Nur anbei: Die NZZ benutzte den Begriff ebenfalls in besagtem Sinne, so findet man auch sonst viele Beiträge, wenn man „Architektur“ und „Grandezza“ googelt- dann machen leider viele diesen unverzeihlichen Fehler. Was ich damit meinte, dürfte sich aus dem Satzzusammenhang in Kombination mit den Bildchen von alleine erschließen. Falls nicht und wenn der Beitrag zur allgemeinen Verwirrung führte, dann entschuldige ich mich natürlich in aller Form dafür.
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tegula Zumal es nicht einmal sicher ist, ob das Volk für die historische Kuppel gestimmt hätte (wovon hier stillschweigend ausgegangen wird). Als Direktdemokrat sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn ich mir überlege, wie viele historische Bauwerke dem „Willen des Volkes“ zum Opfer fielen und danach mit Schund zugepflastert wurden. Vom Volk sanktioniert. Machen wir bitte nicht den Fehler, zu glauben, dass Volkes Stimme immer im Sinne unserer Anliegen ausfällt. Das ist illusorisch, zumal der Prozess der demokratischen Willensbildung wesentlich komplexer ist als irgendwelche Umfragen. Ich wäre da aus schmerzlicher Erfahrung also prinzipiell etwas vorsichtiger.
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Drei Bilder mit Innenansichten aus Fritz Löfflers Standardwerk, Erstausgabe 1955. Ich empfehle allen Interessierten, diese Ausgabe aufzustöbern- sie ist meist nicht wirklich teurer. Die Bildqualität ist den heutigen Nachdrucken um Welten überlegen!
Kapelle im Taschenbergpalais
Treppenhaus im Palais Brühl
Festsaal des Palais Brühl
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