Posts by East_Clintwood

    Wenn er ein hässliches Hotel aus Beton im Weltkriegsbunker-Look mit ein bisschen Glas bauen wollte (natürlich von einem in der internationalen Fachpresse gelobten Modernisten entworfen) würde es bereits seit Jahren stehen. Diese verkappten Ideologen, die sich feige und anonym hinter zahllosen Vorschriften verstecken, sobald es um eine einzige (!) Rekonstruktion geht (aber bei ganzen modernistischen Häuserblocks an zentraler Stelle plötzlich zügig arbeiten können und mit Genehmigungen wie mit Bonbons um sich schmeißen), sind m.E. das eigentliche Problem.


    Dasselbe Spielchen kann man auch beim Hotel Stadt Rom beobachten. Da braucht es dann Beschlüsse zu Beschlüssen, die auf anderen Beschlüssen gründen und das ganze Parlament muss über die Beschlüsse der Beschlüsse noch einmal beschließen. Um am Ende den langwierigen Bebauungsplan aufzustellen, der die Beschlüsse ggf. durch neue Beschlüsse kippen könnte. Es ist nur noch absurd, mit welchen durchsichtigen Mitteln jede Rekonstruktion verhindert oder so lange hinausgezögert werden soll, bis die Investoren von alleine die Geduld verlieren und abspringen. Ekelhaft.

    Mir erschließt sich nicht, dass ausgerechnet ein Tegula, der stets sehr gerne das politische Geschehen in seinem Sinne „einordnet“ und gerade deswegen von uns allen so wertgeschätzt wird, sich so echauffieren kann, wenn dies von journalistischer Seite geschieht. Freilich eine journalistische Seite, die sich nicht mit den hehren Idealen des „Zeilenabstands“ deckt. Aber dennoch seine Berechtigung hat, da unterschiedliche Perspektiven doch elementar sind für einen Austausch. Für mich als Außenstehenden, der Vergleichswerte hat, ist dieser „Schuldkult“ eine Tatsache. Eine Tatsache, ohne die diese Rückgabe gar nicht denkbar gewesen wäre. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Aber selbstverständlich darf das jeder so sehen, wie er will.

    Ich hätte auch den dritten Platz bevorzugt, da das Relikt dadurch besser integriert gewesen wäre. Aber insgesamt finde ich dieses Museum einen der geglückteren Neubauten der letzten Jahre. Auf das Museum selbst bin ich schon ziemlich gespannt. Die Idee selbst und in dieser Kombination mit dem alten Anhalter Bahnhof finde ich klasse.

    Man kann es auch anders ausdrücken: der modernen Architektur fehlt es an Stil und ästhetischen Prinzipien, auf die man sich einigen könnte. Letzter Maßstab ist ein geschichtsloser Architekt, der glaubt, die Architekturgeschichte beginne an seinem Schreibtisch. Jeder baut zwar anders. Aber genau dadurch „gleich“. Das Anderssein-wollen ist der Konformismus unserer Zeit. Ein Konformismus, der weltweit die Städte einander angleichen lässt wie noch in keiner Epoche davor und jegliche Unterschiede ausmerzt. Bloß sieht der moderne Architekt selten die großen Zusammenhänge. Er sieht nur sich, sich, sich. Und glaubt, sich ausgerechnet dadurch von den anderen Architekten abzugrenzen.


    Hinzu kommt m.E. ein weiterer Denkfehler (man könnte es auch als Nebelkerze bezeichnen): dieser Architekt glaubt, die Kritik bezöge sich einzig auf eine „Überforderung“ des Betrachters mit den ach so unterschiedlichen Gebäuden (als könne der Mensch nur maximal drei unterschiedliche Gebäude nebeneinander ertragen). Man sucht auch hier wieder verzweifelt nach abstrusen Gründen, um die offensichtlichen zu vernebeln. Die offensichtlichen sind: moderne Architektur wird als menschenfeindlich empfunden, sie lässt unsere Umwelt dystopisch erscheinen und wirkt sich negativ auf unser Wohlbefinden aus. Sie entspricht nicht dem natürlichen Formempfinden und dem ästhetischen Anspruch des Menschen. Kurz: sie wird als hässlich empfunden. Nicht als überfordernd, nicht als „zu unterschiedlich“, nicht als zu anspruchsvoll. Schlicht und einfach: als hässlich und in der Summe minderwertig. Hier wurde m.E. wieder versucht, durch eine Scheinargumentation die vollkommene Talentlosigkeit und die grenzenlose Arroganz gegenüber den Menschen, die noch leben und indirekt hinsichtlich ihrer Urteilsfähigkeit entmündigt werden, und gegenüber den Menschen, die nicht mehr leben und ihnen künstlerisch haushoch überlegen waren, schönzureden.

    Seinsheim Ich gebe dir natürlich Recht, dass in der Kunst die hohe Schule der Beobachtung in den letzten hundert Jahren abhanden kam. Einerseits weil ein Kunstbegriff gelehrt wird, der zu Beliebigkeit führt (wen interessiert heute denn noch beispielsweise ein korrekter und auf penibler Beobachtung basierender Faltenwurf, alles ist ja Kunst und jeder ein Künstler). Andererseits durch die Übermacht der Fotografie. Wir haben verlernt, den Raum zu beobachten und leben so stark in zweidimensionalen Abbildern wie noch keine Generation vor uns. Dadurch fehlt vermutlich zu großen Teilen eine gewisse Routine. Was nicht heißt, dass heutige Bildhauer weniger talentiert sind, sondern dass im 21. Jahrhundert keine Weltwahrnehmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts mehr möglich ist.


    Aber bei der Kartusche kommt nun noch hinzu: es ist eben ein sehr sehr großer Unterschied, aus sich heraus etwas Neues zu erschaffen, ohne festgelegtes Ergebnis, nur einem inneren Impuls folgend. Und etwas gänzlich anderes ist es, ein Werk zu kopieren, ohne die schöpferische Freiheit, die der Künstler damals hatte. Es ist ein gänzlich anderer Prozess. Und wir haben heute natürlich einen Vergleichswert. Den hatte der ursprüngliche Bildhauer nicht, er konnte sich sozusagen austoben, Entwürfe verwerfen, noch mal neu anfangen, hier noch etwas anfügen, dort noch etwas weglassen. So fair muss man halt schon sein und die Kartusche ist für mich -bei allen Mängeln- dennoch eine Erfolgsgeschichte.

    Insofern heiße ich es überhaupt nicht gut, wenn einige Foristen immer wieder abfällig über Trüby, Oswalt oder Koss äußern und zu persönlichen Angriffen neigen.

    Ich weiß ja nicht, ob du es gesehen hast, aber Trübys Beitrag strotzt nur so vor persönlichen Angriffen. Es werden Personen namentlich aufgeführt mit dem einzigen Ziel, sie und -listig wie er ist- natürlich das Schloss öffentlich abzuwerten. Nicht mit argumentativen Gründen, wohlgemerkt. Es reicht bereits ein „(AfD)“ anzufügen oder im Dreck zu wühlen und „verdächtige Kontakte“ offenzulegen, wohl tatsächlich im Glauben, dadurch dem öffentlichen Wohle einen Dienst zu tun. „Lisa schläft mit Dieter!“ ist in etwa das akademische Niveau dieses Beitrags. Man kann Lisa und Dieter auch durch Begriffe ersetzen, die unschöne historische Kapitel in Erinnerung rufen. Aber ja ja, damit übertreibe ich sicherlich. Schande über mich, dass ich gute Denunzianten mit bösen Denunzianten vergleiche.


    Da frage ich mich also: wie ist es bei einem so schmutzigen Vorgehen möglich, denjenigen, der ihn ins Internet schmiert, nicht persönlich zu kritisieren? Gibt irgendetwas von Trüby Anlass, ein Bemühen nach objektivem und ergebnisoffenem Austausch erkennen zu lassen?

    Man sieht an der Diskussion auf Twitter, welcher Menschenschlag Trüby online folgt und wie gefährlich dieser Aktivist ist, der da vollkommen geistlos eine hasserfüllte und sich in kollektiven Zerstörungsfantasien ergehende Meute aufstachelt und das altmodische Mittel der wiederholten Denunziation (man könnte ihn daher sogar einen „Traditionalisten“ nennen, der die schlimmsten Traditionen exzessiv auslebt) nicht scheut. Ich rege mich da auch gar nicht zu sehr auf, es ekelt mich nur.

    Da stehe ich leider in der Mitte. Ich sehe die Abweichungen wie Seinsheim. Besonders deutlich in dem Vorher/Nachher-Video, das hier neulich gepostet wurde. Auch bei den Bronzeplatten gibt es solche Abweichungen vom Original, die ich als genauso störend empfand. Andererseits spielt das für die Wirkung aus der Ferne kaum eine Rolle und ich bin dankbar, dass die Kartusche so überhaupt möglich wurde. Und hinzu kommt, dass es nie eine exakte Kopie sein *kann* und ich großen Respekt vor der Arbeit und der Interpretation (es kann eben immer nur eine Interpretation sein, sofern es handwerklich und nicht im Drucker hergestellt wurde) von Herrn Hoferick habe. Insgesamt also gespalten.

    Ich erwähne auch nichts von einem vermeintlichen „Bewusstsein über den Verlust“, dem du hier widersprechen möchtest. Das sehe ich in Basel auch nicht.

    Stimmt, das war mein Fehler. Sorry dafür. Mein Beitrag war nicht als Angriff gemeint.

    Als Basler sehe ich das etwas anders. Es wurde mitnichten behutsam mit der alten Stadtstruktur umgegangen. Die Aeschenvorstadt, die Steinenvorstadt, der Aeschenplatz, der Claraplatz, der Messeplatz, die Heuwaage, der Centralbahnplatz, das alte Theater, die alte Post, der Fischmarkt: da wurde abgerissen, was das Zeug hält. Die Zerstörung des Barfüsserplatzes durch Zaha Hadid hat das Stimmvolk zum Glück noch abgelehnt. Und die alte Kaserne? Wurde gerade erst „kernsaniert“, es ist innen nichts mehr da von den alten Dielen, die Generationen von Kunststudenten als Unterrichtsräume nutzten (mich und meinen Vater eingeschlossen). Dazu kommen noch diverse historistische Kirchen, die in den 60ern und 70ern abgerissen wurden. Ich spreche auch nicht von den Industriearealen (das braucht es natürlich), auch wenn die Silhouette der Stadt durch die hässlichen Rochetürme stark beeinträchtigt ist. Basel wollte ja immer schon „modern“ und „Weltstadt“ sein. Und imitierte dabei wirklich große Städte. Hier herrscht eine Ideologie des „Fortschritts“, auch architektonisch. Und ich widerspreche auch dahingehend, dass hier mehr Bewusstsein für das architektonische Erbe oder gar den Verlust herrscht als in Deutschland. Das ist in meinen Augen absurd. Hier wird es NIE eine Rekonstruktion geben. Undenkbar. Was weg ist, ist weg. Weil alles ja so gewollt war.

    Ich mach in nächster Zeit vielleicht mal eine „Galerie des Schreckens“ von Basel (mit Vergleichsbildern, so ich sie finde). Weil man dadurch sieht, dass nicht nur Bomben und DDR einst intakte Stadtbilder zerstören können, sondern das 20./21. Jahrhundert als solches oft vollkommen genügt. Die städtebauliche Entwicklung Basels ist ein Desaster.

    Danke für die wunderbaren Bilder! Gmünder Genau das ging mir beim Anblick der tollen Fotos auch durch den Kopf.. Gerade, weil es ein sehr starker Akzent ist, der denjenigen des Spruchbands sogar übertrifft. Das wird von diesen Radikalen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Provokation empfunden. Man darf gespannt sein.

    Kann ich vollumfänglich bestätigen. Ich hab die Zeit in Nürnberg sehr genossen. Und offensichtlich immer noch nicht alles gesehen. Für eine Stadt, die manche nach dem Krieg aufgrund des Zerstörungsgrads bereits aufgeben wollten, ist die Altstadt sehr sehr beachtlich.

    Versuch einer farblich möglichst dezenten Kolorierung der Säulenhalle des Alten Museums (alte Ansichtskarte) mit den Malereien Peter Cornelius‘, die im Krieg verloren gingen. Als Referenzwert diente mir leider nur ein Farbdia eines sehr kleinen Ausschnitts.


    Aber in Farbe ist der Raumeindruck dennoch meist etwas besser, weswegen ich es hier einfach mal poste.


    Das Problem ist, dass es dabei nicht nur um das Ergebnis (eine schöne Rekonstruktion) gehen darf, sondern auch um den Weg dahin. Dass also das ohnehin bereits aussterbende Handwerk ebenso gepflegt wird wie der Wille nach Rekonstruktionen. Es bringt ja nichts, wenn ein Bildhauer nach dem anderen Konkurs geht und gutes Bauen keine Lebensgrundlage und Zukunft mehr hat, weil es niemand mehr kann und man am Ende alles in Nintendo-Manier am Computer zusammenbastelt. Von Menschen, die eben keine Bildhauer sind und deren Werk niemals die Qualität hat und Staunen über die handwerkliche Finesse hervorrufen kann, sofern man den Herstellungsprozess kennt. Ich hörte auch von einem Bildhauer des Berliner Schlosses, dass er die Skulpturen sehr gerne in Gänze von Hand gemeißelt hätte. Aber es aufgrund des engmaschigen Zeitplans nicht möglich war. Insofern: in meinen Augen wäre es keine gute Entwicklung und ich gebe Arstempano recht.

    Weiter geht’s vom Münsterplatz in Richtung der pittoresken alten Münsterbauhütte


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    Die Konviktstraße, die zum größten Teil eine (m.E. äußerst gelungene) Nachkriegsschöpfung ist


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    Das Schwabentor


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    Das Palais Sickingen in der Salzstraße, erbaut 1769-73


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    Gleich gegenüber sehen wir die Kommende des deutschen Ordens. Man glaubt es kaum, aber das ganze Gebäude ist eine Rekonstruktion aus den 1980er Jahren.


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    Das Klein-Venedig Freiburgs zwischen Gerber- und Fischerau


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    Eine Jugendstilperle an der Löwenstraße, erbaut 1908


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    Das Martinstor, mit dem Zeichen der direkten Zugehörigkeit zum Reich