Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Maecenas Es gibt (laut der auch von Dir referenzierten Enzyklopädie) - je nach Rechnung - zwischen 35 und 100 verschiedene Arten der Gattung betula. Alle haben verschiedene Habitus, alle wachsen unterschiedlich hoch, alle haben unterschiedliche Anforderungen an Boden, Klima etc. Kläre mich bitte auf: welche davon sind "normale hochwachsende Birken" ? Der Begriff ist so undifferenziert und schwammig, dass er schlechterdings unbrauchbar ist. Aber Du gibst ja selber zu, dass die Höhe der Birken Dir völlig egal ist. Du bist gegen die Birken per se, ja gegen alles, was nicht dem Zustand Ende des 19. Jahrhunderts entspricht und den Du Dir als Ideal erkoren hast.

    Und soweit ist das auch völlig in Ordnung. Jeder hat ein Recht auf sein eigenes Geschmacksurteil. Wir können nicht alle dasselbe mögen, wäre ja auch langweilig.

    Aber wo es dann eben aufhört, ist, wenn Du Deinen Geschmack absolut stellst. Wer ihn nicht teilt, ist dann geschmacksverirrt, und wer etwas baut, was Du als geschmacklos beurteilst, der versteht nichts von seinem Handwerk, ist ein Scharlatan, auf den "die Politiker" hereinfallen oder - schlimmer noch - mit dem sie gemeinsame Sache machen. Das ist Polemik, die man in der realen Welt - genau - vom Stammtisch kennt. Getreu dem Motto "auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil" reagiere ich dann ab und an auch polemisch - und bin dann der Spielverderber, der Deine Filterblase zerplatzen lässt. Ich gebe zu, dass das nicht sehr souverän ist. Ich arbeite daran... Wäre schön, wenn Du es auch tätest.

  • UrPotsdamer,

    "Stammtisch" ist eine beliebte verbale Keule, um Standpunkte, die einem nicht in den Kram passen zu disqualifizieren. Du hast dich wahrlich nicht zum ersten Mal mit dieser oder ähnlichen giftigen Bemerkungen hier im Forum bemerkbar gemacht. Das ist dieses Forums unwürdig, auch wenn du das nur ansatzweise einsiehst. Zudem haben wir hier schlichtweg das Recht dazu, die unsensible, geschichtslose Schlossumfeldgesteltung von BBZ zu kritisieren, wenn du das als "Absolutierung" von Geschmack empfindest ist das dein Problem. Und deine Unterstellungen kannst du dir auch schenken: Ich habe kein Problem mit Birken per se, sondern mit der erwartbaren Höhe der Bäume, und das direkt vor der Schlossfassade.

    Im Übrigen bedauere ich dir zum inzwischen dritten Mal mitteilen zu müssen, dass nicht nur ich, sondern auch der Förderverein erhebliche Bedenken hinsichtlich der Birken hat (auch wenn es über dreißig Arten davon gibt, weiß der Förderverein vielleicht Genaueres über die gepflanzte Gattung). Von daher scheint die Problematik nicht aus der Luft gegriffen zu sein... und auch mit der weiteren generellen Kritik am BBZ-Schlossumfeld lag der Förderverein in der jüngsten Vergangenheit meist kaum daneben.

  • Das ist ein zweischneidiges Schwert: ich finde, dass es einer zivilisierten Diskussion absolut unwürdig ist, wie hier Architekten, Landschaftsplanern und Künstlern immer wieder Kenntnis und Fähigkeit abgesprochen werden. Mit dieser Meinung bin ich ja beileibe nicht alleine. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass beide Gruppen hier im Forum vertreten sind.

  • Ich glaube dass bei den genannten Professionisten der Grundgedanke ein gänzlich anderer ist als bei den seinerzeitigen Künstlern von früher. Ein harmonisches Ganzes wird leider nicht gesucht, noch gewollt. Das erklärt dann leider auch das Ergebnis, dass dann bei heutigen Landschaftsplanern et cetera auch immer und immer wieder - so auch hier - dabei heraus kommt.

    Die "Architekten und Landschaftsplaner" sind ganz sicher gut ausgebildet, allerdings verkörpern sie eben die ihnen eingebläute Dogmatik, wofür sie selbst ja nicht unbedingt etwas können, noch dazu wenn diese politisch von der Stadtplanung gefördert und gefordert wird. Diese Dogmen passen aber ganz selbstverständlich nicht zu einem Architekturumfeld, welches mit historischen Gebäuden bzw eben der rekonstruierten Stadtschlossfassade gebildet wird. Aber gerade hier wäre ein harmonisches Zusammenwirken zwischen gärtnerischer Landschaftplanung und den Gebäuden sicherlich die Ultima Ratio. Diese Chance wurde - momentan - vertan, was ich auch als sehr schade empfinde, aber wir werden das alle überleben. Die geringste Halbwärtszeit hat im Gegensatz zu den Gebäuden rundherum ohnedies die gärtnerische Gestaltung und so bin ich mittel- bis langfristig größter Hoffnung, dass der Neptunbrunnen, die Rossbändiger und damit einhergehend auch eine zum Umfeld dann passende gärtnerische Landschaftsplanung kommen werden.

    Hand aufs Herz, aber mit der aktuellen chaotischen Stadtregierung ist eine Rückkehr des historischen Umfelds so oder so nicht möglich, überhaupt nicht gewünscht und ich drücke uns die Daumen, dass dieses Interregnum rasch an uns vorüber geht. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Garten(e)tat! ;)

  • Ui schon wieder Stammtisch, diesmal gegen die Hohe Politik, was in der Bunten Republik ohnehin sakrosankt ist. Du wirst es auch nie lernen, Exwiener!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na ja, man muss doch nur die Augen offen halten, um zu sehen, dass die derzeitige Stadtregierung mit dem, was wir - oder zumindest ein guter Teil der Forumsmitglieder - mit abendländischer Kultur verbinden, nichts anzufangen weiß, ja unser Verständnis von Kultur, Geschichte und Tradition sogar offen ablehnt. Anders sind die Widerstände des rot-rot-grünen Senats gegen Projekte wie Schloss, Schlosskolonnaden, Neptunbrunnen, Schlütertreppe, Kuppelkreuz und eben auch Schlossterrassen nicht zu erklären. Wir haben es zum Teil schon mit kulturmarxistischen Tendenzen zu tun, und das zu kritisieren, hat weder etwas mit Stammtisch, noch mit Pegida noch mit irgendwelchem Querulantentum zu tun. Es ist einfach nur eine klare Systemanalyse.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Vielleicht können wir uns etwas beruhigen, wenn wir die Fakten der Bepflanzung nochmal anschauen: "boreale Waldgesellschaften", hier Birken aus der Taiga. Also eine Vegetationszone mit kurzer Vegetationszeit und sehr langen Wintern. Das entspricht dem Hochgebirge in den Alpen kurz vor der Baumgrenze. Die Bäume neigen da zu Zwergwuchs. Nun ist Berlin aber nicht Taiga und auch nicht Alpen, aber definitiv auch nicht Freiburg im Breisgau mit seinem warmen Klima. Also in Berlin herrscht schon eher nördliches Klima, im althergebrachten ,langjährigen Mittel. Und der Standort ist auch die Nordseite am Schloß, womit ich Argumentationen von Urpots aufnehme, ebenso ist der Boden ausschlaggebend.

    Also wir haben Taigabirken, eine Unterart aus den nördlichen Waldgesellschaften, die zu Zwergwuchs neigen, genetisch gesehen!

    Heißt zusammengefasst:

    Nordseite, also mehr Schatten, und schlechten Boden mit dünner Humusschicht (hat man ja über die webcam gesehen, als sie es eingepflanzt haben). Das sind alles Bedingungen für eine BONSAI-Baumkultur. Also will sagen, man kann auch Taigabirken in Berlin ein wenig ihres rauhen Standortes mitgeben, wenn man es hält wie bei den Bonsais. Möglichst wenig, nährstoffarmen Boden, dichter Unterboden damit die Wurzeln sich nicht so ausbreiten können, etc. .,dann noch ein etwas saures Bodenmilieu. Paßt schon. Nur eins mögen Birken überhaupt nicht: zu wenig Wasser. Dann gehen sie ein.

    Im Kaiserstühler Liliental haben wir ein riesiges Arboretum mit verschiedensten Waldgesellschaften aus aller Herren Ländern (Kontinenten). Auch umfangreiche Birkenhaine diverser Arten. Falls ich bald mal dahin kommen sollte, mache ich Euch Fotos. Jetzt mit dem Maiengrün ist noch alles frisch und mit den weißen Stämmchen gar liebreizend anzusehen. Das sage ich bewußt, denn die Birken werden der Venus zugeordnet!

  • Ich bin selber Landschaftsarchitekt und sehe die Lösung von BBZ als interessante Lösung auf die Ausschreibung. Es ging ja nicht darum den früheren Zustand herzustellen, sondern eine Lösung für heutige Anforderungen, die barocke Fassade und dem Konzept des Humboldt Forums zu finden (die Idee die drei Kontinente darzustellen und somit eine kostenlos öffentlich zugängliche Verbindung zur Ausstellung herzustellen finde ich gut ).

    Das könnte in der Tat eine charmante Idee sein aber hier scheint mir doch die Entswurfsaufgabe eine andere gewesen zu sein: Gestaltung der Gartenseite des Berliner Schloßes. Und hier gibt es ja schon eine Gestaltung, nämlich die des Lustgartens. Die Aufgabe wäre es also gewesen die Nordseite mit den Terrassen TROTZ der Straße möglichst in den Lustgarten fließend darzustellen, um diese Einheit wiederherzustellen und nicht die Gestaltung des Schlosses als seperate Entwurfsaufgabe zu begreifen.

    Die Straße auf der Spreeinsel, die je den euphemistischen Namen "Lustgarten" trägt, ist im Entwurf noch immer viel zu breit und mit 4 Spuren zu dominant. Die Verkehrsteilnehmer, die den Lustgarten mit dem Auto oder dem Rad queren müßten vielmehr auf eine Gestaltung treffen die vermittelt, daß man hier in einer außergewöhnlichen Grünanlage zu Gast ist. Da gibt es schöne Lösungen z.B. aus Paris.

  • Liebe Freunde,

    kommt von den Bäumen runter! (In diesem Fall Birken :thumbup:)

    Bei allen Gegensätzlichkeiten eint uns doch alle das tiefe Interesse am Wiederaufbau des Berliner Stadtchlosses.

    Anzumerken ist allerdings folgendes:

    wir hier im Forum wissen nicht, um welche Sorte Birken es sich handelt,

    wir sehen, wie nah diese Birken am Stadtschloss gepflanzt wurden!

    Birken sind Flachwurzler!

    Sollte es sich wirklich um ordinäre hoch wachsende Birken handeln, wäre das bedenklich, weil die Fassade durch die Äste und die Wurzeln beschädigt werden könnte.

    Mir ist nicht klar, ob alle Gartenarchitekten über die Wachstumsformen von Pflanzen und über die Schäden, die Pflanzen anrichten können, informiert sind.

    Eine renomierte Gartenarchitekturfirma meiner Heimatstadt hat in meinem Garten 1,5m vom Haus entfernt einen Liriodendron gepflanzt, den wir nach 10 Jhren entfernen mussten, weil die Terrasse und die Kellerwand beschädigt wurden. Gleiches galt für eine Kastanie, die im Vorgarten Pflasterungen zerstört hat. Nur so als Beispiel.

    Es bleibt uns aber nichts anderes übrig als zu beobachten und abzuwarten.

    Ansonsten empfehle ich die Firma Stihl oder Kupfernägel. ;)

    Mir persönlich hätten Ginkgos besser gefallen. Die passen zur ausgestellt werdenden Asiatischen Kunst und sind Tiefwurzler.

    Auckland bei Nacht

  • Mir persönlich hätten Ginkgos besser gefallen.

    Die werden als gut geeignet angesichts des Klimawandels bewertet. Aber sie verlieren im Herbst auch stark stinkende Früchte, so dass die Reinigung des Umfelds sehr arbeitsintensiv ist.

  • Ich glaube, nur die Weibchen - oder waren es die Männchen?

    Egal. Ich mag Ginkgos sehr, aber bei dem Konzept, dem Bezug zu Humboldt und seinen Expeditionen, ging es nicht um Asien.

  • Lieber Heimdall,

    ich erinnere mich gelesen zu haben, dass nur die weiblichen Gingos im Herbst die stinkenden Früchte abwerfen. Wenn dem so sein sollte, könnte man ja, um dieses Übel zu vermeiden, ausschließlich männliche Bäume pflanzen.

  • Das ist ein zweischneidiges Schwert: ich finde, dass es einer zivilisierten Diskussion absolut unwürdig ist, wie hier Architekten, Landschaftsplanern und Künstlern immer wieder Kenntnis und Fähigkeit abgesprochen werden. Mit dieser Meinung bin ich ja beileibe nicht alleine. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass beide Gruppen hier im Forum vertreten sind.

    Lieber UrPotsdamer - berechtigte Kritik kann - gerade in einer zivilisierten Diskussion - niemals unwürdig sein. Wenn die Kritisierten derartig frontal die Kultur, Geschichte und Tradition , wie Seinsheim richtig schreibt, mißachten, ist Kritik nicht nur angebracht sondern geradezu notwendig.

    Ich hoffe, du wünscht dir nicht wirklich die Diktatur einer singuläre Gesellschaft mit ebenso singulärer Meinung.

    Daß du meinst, sich damit abfinden zu müssen, daß es in der Gesellschaft und damit auch in diesem Forum mindestens zwei konträre Gruppen gibt, spricht allerdings dagegen.

  • Es ist eben überhaupt nicht ausgemacht, sondern nur Meinung, dass "die Kritisierten derartig frontal die Kultur, Geschichte und Tradition mißachten" . Ich habe einige gute Argumente gesehen, die dafür, aber auch einige, die dagegensprechen. Dass aber diese eine Meinung verabsolutiert und zur allgemeingültigen Wahrheit erklärt wird, vergiftet die Diskussionskultur fundamental. Wie soll denn noch jemand gegen die absolute Wahrheit argumentieren?

  • Aber Potsdamer, jede Ansicht ist nur eine Meinung. Man kann natürlich zusätzlich betonen, indem man hinzufügt "meiner Meinung nach..." etc.

    Selbst ein Nachrichtensprecher gibt nur eine Meinung oder eine Ansicht wieder (das lernten wir bereits im Studium) Eine objektive Meinung gibt nicht, vielleicht eine uneigennützige Subjektivität. ( was sagt der Philosoph dazu? Philon,?)

    Du kannst ja argumentieren, wie schön und stimmig die Birken zum Schloss passen. Anfangs war ich den Birken neutral eingestellt, aber die Ansichten und Argumente von Seinsheim und den anderen überzeugten mich. Überzeuge Du mich doch, dass die Birken besser passen.

    Beauty matters!

  • Mann, eure Diskutiererei ist nervig, wartet doch erst mal ab!!! Alle bewerten die Sache nur aus der Entfernung, zumeinst nur aus den Ansichten der Webcam. Also cooled down oder wie die Briten zu sagen pflegen: Take a cup of tea.....

    Und ändern kann man doch Vegetaion recht schnell, wenn sich die Mehrheit mal irgendwann dafür ausspricht

  • Seit wann interessiert sich der Berliner Senat für "Mehrheiten" ?? Vor einigen Jahren hat es eine auch hier im Forum zitierte Umfrage gegeben, wonach sich die Mehrheit der Berliner ein historisierendes Schlossumfeld wünschen.

    Nur im Berliner Abgeordnetenhaus könnten andere "Mehrheiten", sprich bürgerliche Mehrheiten zukünftig etwas bewegen. Da aber die Aussichten für eine Ablösung von Doppelrot-Grün schlecht stehen, werden die derzeitigen Bau-Autokraten auch weiterhin auf Mehrheitswünsche keine Rücksicht nehmen, und auf die "Befindlichkeiten" der bourgeoisen Schlossfreunde schon gar nicht. Das ist leider die Realität.

  • [...] ich erinnere mich gelesen zu haben, dass nur die weiblichen Gingos im Herbst die stinkenden Früchte abwerfen. Wenn dem so sein sollte, könnte man ja, um dieses Übel zu vermeiden, ausschließlich männliche Bäume pflanzen.

    Aber Villa, das ist doch wohl nicht ernst gemeint? Mit diesem Vorschlag hast Du Dir das politisch relevante Berlin zum/-r Feind/-in gemacht. Selbstverständlich hat in Berlin die gendergerechte Bepflanzung allerhöchste Priorität. :lehrer:

    Meiner Ansicht nach sind die Bäume, welche dort nicht hingehören, bereits jetzt grenzwertig hoch.

    Bereits dieses Jahr werden sie wohl über das Erdgeschoss hinauswachsen.

    In geschmackvolleren Zeiten, ca. 1890:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Bilder von Mantikor verdeutlichen, dass mein gestriges Gemotze über das Taiga-Beet wohl tendenziell gerechtfertigt war. Schon jetzt wirken die Bäume zu hoch, und insgesamt erinnert das Beet eher an Wildwuchs wie bei stillgelegten Bahngleisen oder Industrieflächen, die sich die Natur zurückerobert hat.

    Falls es kein Pflegekonzept gibt, das vorsieht, den Birken rasch mit einer Heckenschere zu Leibe zu rücken, dürfte sich das famose Taiga-Beet ganz schnell zu einem Schandfleck entwickeln. :kopfwand: