(Aus einem Artikel der NZ am 30. 01.1993)von Eckehard Meister: Die dritte Zerstörung Nürnbergs - Erst kam der Krieg, dann die Abrißbirne - und dann die Bauwut der Stadtplaner)
"Die Konzeption der Stadtverwaltung seit dem städtebaulichen Ideenwettbewerb von 1947 war klar:
1: Wiederaufbau der total zerstörten Teile der Altstadt unter Berücksichtigung der sozialen und hygienischen Forderungen nach modernen Gesichtspunkten.
2. Ergänzung und Wiederinstandsetzung schwer beschädigter Gebäude bei genügend alter Bausubstanz
3. Kein Wiederaufbau total zerstörter Gebäude. Verzicht auf Kopien.
Aber! Da es nie einen Mengenbegriff gab, wieviel Orginalsubstanz zur Wiederherstellung nötig sei, es nie zu einer genauen Definition des Begriffes "erhaltenswert" kam (die Mühe der Erstellung eines genauen Punktekatalogs machte man sich erst nicht), nie strenge Ortssatzungen aufgestellt wurden, niemals bedeutende Zuschüsse der öffentlichen Hand an Privatbesitzer von historischen Gebäuden gezahlt wurden, ihre Häuser wieder denkmalgerecht instandzusetzen, Baugenehmigungen verweigert und unzulässig verzögert wurden, entstand am Restbestand der historischen Altstadtgebäude ein unermesslicher Schaden. Selbst bei höchstem historischen Wert wurde oft nicht restauriert. "
Er zählt dann auf:
Keine Rekonstruktion des Pellerhauses, keine Rekonstruktion des berühmten Welserhofes, die Fleischhalle wurde nicht wiederaufgebaut.
1963 fiel eines der größten erhaltenen Fachwerkhäuser aus dem Jahr 1484 für das Amtsgebäude der Stadt in der Theresienstraße/Tetzelgasse der Spitzhacke zum Opfer, 1963 musste für den Neubau der Deutschen Bank das einzige Nürnberger Haus mit erhaltener Rokokofassade und weltberühmten Arkadenhof mit Skulpturen von Adam Kraft aus dem Jahr 1498 weichen, Höfe, Chörlein, Türen, Fassaden, einfach alles zerstört. von 330 geretteten historischen Einzelhäusern fielen bis heute etwas 90 dem Abbruch zum Opfer. Erst durch die Altstadtfreunde konnte seit 1973 diesem brutalen Vorgehen Einhalt geboten werden.
Ein Architekt und Mitglied im Kuratorium für den Wiederaufbau der Stadt Nürnberg erklärte 1953:
"Wir können keine Nürnberger Architektur betreiben. Diesen Begriff hat es noch nicht gegeben und wird es auch nicht geben"
Es gab nur eine maßstäbliche Anpassung, also eine Anpassungsarchitektur die gekennzeichnet ist, durch "eintönig wirkende Fassadenfolgen, gesichts- und charakterlosen Neubauten, armselige Dacharchitektur, Abkehr von Sprossenfester, Missachtung der Umfeldgestaltung und einen fatalen Hang zu spießiger Mediokrität...."
Die Bautradition des Nürnberger Altstadthauses:
- traufseitig zur Straße gestelltes Haus
- zwei - bis dreigeschossig
- steiles Satteldach
- Fassade Sandstein oder Teilfachwerk
- Erker
- Dachgauben
- Chörlein
- Innenhof mit Laubengängen
- Rückgebäude)
wurden nur selten in hohger Qualitiät fortgeführt.
Er führt dann noch auf:
"Welche Möglichkeiten für den modernen Wohnbau hätten sich dabei eröffnet: zum Beispiel Dachausbau im steilen Satteldach, wobei ein gut dimensionierter Erker für diese Dachwohnung einen unschätzbaren Wert hätte - Schaffen ruhiger, intimer, begrünter Räume in den "Hinterhöfen" - offene Laubengänge - usw. usw...