Dresden, Altstadt - Quartier VII/1

  • Ich hätte es so verstanden, dass die Schlosstrasse nur zur Hälfte ein „richtiger“ Straßenzug ist und zwar dort wo die Rekonstruktionen sind. Der Teil ab dem Kulturpalast und der überdimensionierten Nachkriegsbebauung läuft zu sehr auseinander. Da wird sich leider erst etwas daran ändern, wenn diese Gebäude irgendwann einmal zur Disposition stehen.

  • Was das betreffende Foto deutlich macht ist, dass nun der Eingangsbereich der Schloßstr. dringend gestaltet werden sollte.

    Der Straße fehlt einfach die Tiefe ! Dann erst ordnet sich das Bild .

    Anhand eines solchen Fotos lässt sich keine vernünftige Aussage über räumliche Tiefe machen. Ich kenne die Situation vor Ort. Der Eindruck täuscht. Der vordere Teil der Schloßstraße zum Altmarkt hin ist breiter. Er ist aber fertig. Da gibt es nichts mehr zu gestalten.

    Aber auch der Kulti gehört zu Dresden, nicht nur die neu erstandene Altstadt.

    Richtig! Der Kulturpalast ist Teil des überkommenen Stadtbildes.

    Ist das Dach schon fertig gedeckt? Bleibt das so dunkel....wenn ja - schade.

    Auch die Dachform hätte barockiger sein dürfen

    Ja, das ist fertig. Ich finde es gut so. Dresden kann mehr als nur Barock. Man hat sich bei den an den Kulturpalast angrenzenden Bauten der Neumarktquartiere für eine vermittelnde Architektursprache entschieden. So auch beim Eckhaus Rosmaringasse / Schloßstraße. Die etwas eckigen Formen vermitteln gut zwischen dem Kulturpalast und den historischen Gebäuden weiter nördlich.

    Der Kulturpalast stört halt gewaltig. Man könnte zumindest davor dichte Bäume pflanzen

    Auf deine geliebten Sachsen ist Verlass. Bitte schön!

    Schloßstraße, Kulturpalast, Wandbild "Der Weg der roten Fahne" von Gerhard Bondzin nach der Restaurierung

    (Foto: Lupus in Saxonia, 29. August 2018, CC-BY-SA-4.0)

    Sogar zweireihig. Das ist der Vorteil der größeren Straßenbreite. Die Frauenfigur im Bildzentrum ist eine Anspielung auf Eugène Delacroix, Die Freiheit führt das Volk. Der Herr im hellen Anzug rechts oberhalb von ihr ist Walter Ulbricht. Ganz links im Bild Friedrich Engels und Karl Marx in jungen Jahren. (Kleiner Politgag: Wir sehen Rot-Grün.)

    Blick von einem Standpunkt unterhalb des Wandbildes über die Schloßstraße in Richtung Wilsdruffer Straße

    (Foto: Fuzre Fitrinete, 4. Juni 2013, CC-BY-3.0)

    Die Fahrbahn der Schloßstraße ist gepflastert und hat die ursprüngliche Breite. Die Gehwegflächen werden vor dem Kulturpalast für Straßenbäume, Sitzgelegenheiten und Fahrradbügel genutzt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vor dem Wohn- und Geschäftshaus von 1960, gibt es Freisitze der Gastronomie. Im nördlichen Teil der Schloßstraße mit seiner historischen Bebauung ist für all diese Dinge kein Platz. Das Wohn- und Geschäftshaus hat klassische Formen, ein schönes rotes Walmdach und entspricht in seinen Dimensionen der Bebauung der Neumarktquartiere. Es ist nicht zu groß.

    Der südliche Teil der Schloßstraße vor der Bebauung von Q VII/1 (Foto: Foto Fitti, 15. Juni 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Blick von der Ecke an der Wilsdruffer Straße in die Schloßstraße. Die Bebauung von Q VII/1 ist in der Kubatur fertiggestellt. Die gelben Baucontainer stehen in der Rosmaringasse (Foto: Christian Gebhardt, 5. März 2021, CC-BY-SA-4.0)

    Blick von der Wilsdruffer Straße in die Schloßstraße (Foto: Christian Gebhardt, 28. April 2021, CC-BY-SA-4.0)

    Blick von der Wilsdruffer Straße in die Schloßstraße (Foto: Christian Gebhardt, 28. April 2021, CC-BY-SA-4.0)

    Da seht ihr, dass auch der südliche Teil der Schloßstraße kein schlechter Straßenraum ist. Die Sonnenschirme markieren den Platz für die Freisitze. Der Durchblick vom Altmarkt zur Schlossecke hat auch seinen Reiz. Die Bebauung von Q VII/1 ergänzt das Ensemble in idealer Weise.

  • Ich finde den neu entstanden Platz vor dem Schloss wirklich toll und gelungen.

    Als wir kürzlich in der Innenstadt waren, empfanden wir es wie im Urlaub im Süden, einfach herrlich was hier am Neumarkt und drumherum entstanden ist.

    Die Wirkung des Quartiers ist live nochmal eine ganz andere. Wirklich beeindruckend!

  • Einblick in der Schlosstrasse: für mich ist es ein beeindruckendes Durcheinander von Stilen: Barock, Neo-Renaissance, DDR-heimat-Stil, Quasi Alt-Neubau mit zu heller (weissen ) Fassaden und zu grossen unhistorischen und klar funktioneller Gauben.

  • Die Gauben stören mich auch irgendwie. Sehr viele, sehr eckig, sehr monoton. Aber man kann ja niemanden alles recht machen, man wohnt heutzutage auch unter dem Dach und möchte nicht nur den Lichtschalter betätigen. Zur Farbe des Alt-Neubaus aus den 60ger Jahren >Warum nicht in weiß? Sieht modern aus und endlich nicht das Grau von früher, was es glaube auch mal ,,getragen'' hat. Zum Abschluss dieser Straßenseite müsste meines Erachtens auch der jetzige Platz vorm Schloß bebaut werden, da habe ich hier auch schon Vorschläge gesehen.

    Die Bäume vorm Kulti, naja, Geschmacksache. Besser als die grüne Schutzplane von einst. Dieses Bild hat sicher nicht die Qualität eines Fürstenzuges (kann man bestimmt nicht miteinander vergleichen) aber sollte doch nicht verborgen werden, da Zeitzeugnis. Heute schon historisch.

    Diesen Blick von der Wilsdruffer zum Georgentor finde ich sehr gelungen, auch diesen Übergang Kulti zur neu erstandenen Häuserzeile. Besser geht es vielleicht nicht, aber wer kann es schöner?

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Das Cäsarsche Haus ist bis auf ein paar Restarbeiten äußerlich fertig. Daher hier ein paar Bilder.

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    Das Portal fügt sich wundervoll ein.

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    Der (später verständlicherweise - aber trotzdem bedauerlich - verschlossene) Durchgang zum Innenhof

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    Blick in die Schössergasse:

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    Die Ecksituation hinter dem Kulturpalast.

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    Allen einen schönen (Wahl-)Sonntag. :smile:

  • Das Cäsarsche Haus ist natürlich eine absolute Schönheit und sehr imposant mit seinen 9 Achsen der Hauptfassade. :)
    Die Neubauten finde ich, bis auf die Fassade in der Sporergasse, gut gelungen. So kann man modern und klassisch gut verbinden und ohne harte, unschöne Kontraste auskommen.

  • Was mir bei meinem letzten Dresdenbesuch aufgefallen ist, waren die französischen Fenster der Neubauten, die wohl vor allem dem Bedürfnis der Investoren Rechnung tragen. Prinzipiell finde ich hochrechteckige Fenster das einzig Sinnvolle in einer Stadt, doch sollten sie nicht bis zum Boden gehen. Als ich an einem Hotel vorbeiging, saß da ein Tourist hinter dem Fenster und streckte die tennisbesockten Füße gegen die Scheibe. Das ist eine Verschränkung von Privatsphäre und öffentlichem Raum, die unangemessen und unästhetisch ist.

    Französische Fester ergeben Sinn, wenn es sich um Öffnungen für einen kleinen Balkon oder Austritt handelt oder um Türen, die durch ein kleines Außengitter gesichert sind. Letztere sollten dann aber im unteren Fünftel aber unverglast sein.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was mir bei meinem letzten Dresdenbesuch aufgefallen ist, waren die französischen Fenster der Neubauten, die wohl vor allem dem Bedürfnis der Investoren Rechnung tragen. Prinzipiell finde ich hochrechteckige Fenster das einzig Sinnvolle in einer Stadt, doch sollten sie nicht bis zum Boden gehen.

    Bei den Stockwerkshöhen, den moderne Gebäude üblicherweise haben (ich glaube, Norm bei Neubau sind 2,40 m), sind hochrechteckige Wandöffnungen nur noch rentabel, wenn sie bis zum Boden gehen. Tennissocken am Fensterglas sind dann der ästhetische Preis, den wir zahlen müssen. Mir immer noch lieber als ausschließlich querrechteckige Fenster...

  • Ich weiss, das ist jetzt gemein von mir: aber ich empfinde den Kulturpalast gar nicht mehr als Fremdkörper.

    Denn er ist jetzt umstellt von so vielen wunderschönen Bürgerhäusern, dass man ihn gar nicht mehr sieht. ^^:D

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Liebster Peter,

    Du hast völlig recht und nimmst mir gerade das Wort aus dem Mund. Ich wollte dieses schon vor Wochen posten:

    Dann als ich einmal von der Prager Straße/Seestraße her mich dem Altmarkt nebst Kulturpalast näherte, fiel mir sehr angenehm auf, dass da plötzlich auf der Nordseite eine "historische", ziegeldachgedeckte Altstadtfront vor mir lag. In diese ordnete sich der KP vollkommen ein und unter (auch natürlich dank des in den 60er Jahren mit massivem Druck aus der Bürgerschaft durchgesetzten niedrigeren Daches) - klar er ist etwas sehr Eigentständiges, aber überhaupt nicht mehr störend.... Das ist Versöhnung!

    Im übrigen äußerte sich Cate Blanchet diese Tage nach Beendigung ihrer Dreharbeiten in Dresden und im KP sehr lobend über ihn. So etwas hätte man in den USA mit der Verbinung mit der öffentlichen Bibliothek gar nicht und der Saal sei sehr schön. Und ein anderer Mitarbeiter meinte, dass die Akustik mit zum Besten zählte, was er je gehört hätte (!) und dass der KP durch den Hollywood-Film wohl nun weltberühmt werden würde....

    Ist das nicht tröstlich?

    Ein Freund von mir, der sich im Muskbereich sehr gut auskennt und viele Leute dort kennt, meinte, er hätte von einem ausgewiesenen Experten gehört, dass dieser die "Dresdner Elbphilharmonie" für weitaus besser als die Hamburger hielte. Das ist doch mal was, oder?

  • Klar, man muss oder kann sich alles schönreden, was nicht zu ändern ist. Hand aufs Herz, wenn dort die Chance sich ergäbe, dass dort am alten Stadtgrundriss die alte Schlosstrasse wiederaufgebaut und mit weiteren Rekonstruktionen garniert werden könnte et cetera, dann ginge vermutlich den meisten das Herz auf. Ich finde den KP weiterhin eines der hässlichsten und gerade für den Neumarktbereich maßstablosesten Gebäude.

  • Klar, man muss oder kann sich alles schönreden, was nicht zu ändern ist. Hand aufs Herz, wenn dort die Chance sich ergäbe, dass dort am alten Stadtgrundriss die alte Schlosstrasse wiederaufgebaut und mit weiteren Rekonstruktionen garniert werden könnte et cetera, dann ginge vermutlich den meisten das Herz auf. Ich finde den KP weiterhin eines der hässlichsten und gerade für den Neumarktbereich maßstablosesten Gebäude.

    Du übersiehst dabei, dass der KP auch Teil der Dresdner Geschichte ist.

    Der Neumarkt stellt einen schönen Bruch zum KP dar.

    Außerdem werde er nur mit 80 Mio. EUR saniert. Ein Schnäppchen im Vergleich zur Frauenkirche.

    ?

  • Außerdem werde er nur mit 80 Mio. EUR saniert. Ein Schnäppchen im Vergleich zur Frauenkirche.

    Nur das der Mehrwert der Frauenkirche ein ganz anderer ist , der Kulti ist für mich ein Brikett in der Stadtlandschaft Dresdens , die Frauenkirche dagegen ein geschliffener einzigartiger Diamant.

  • Und bei einigen Beiträgen hier im Forum ist der Mehrwert für den Leser doch recht überschaubar, weil die immer gleichen Meinungsäußerungen auch rein GAR NICHTS am Zustand ändern werden. Aber Realitätsverweigerung ist ja das "neue Normal".

    mfg

  • Nur das der Mehrwert der Frauenkirche ein ganz anderer ist , der Kulti ist für mich ein Brikett in der Stadtlandschaft Dresdens , die Frauenkirche dagegen ein geschliffener einzigartiger Diamant.

    Das war doch ironisch gemeint von mir.

  • Ein Freund von mir, der sich im Muskbereich sehr gut auskennt und viele Leute dort kennt, meinte, er hätte von einem ausgewiesenen Experten gehört, dass dieser die "Dresdner Elbphilharmonie" für weitaus besser als die Hamburger hielte. Das ist doch mal was, oder?

    Das spricht aber mehr gegen die Hamburger Elbphilharmonie als dass es für den Kulturpalast spricht.

    Darüber hinaus sagt mir auch die Elbphilharmonie vom äußeren Erscheinungsbild her überhaupt nicht zu.

    Das beste am Kulturpalast scheint mir ohnehin das Innenleben und der Blick von innen auf den Neumarkt zu sein.

    Seine äußere, städtebauliche Wirkung bleibt mE fatal.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich will mich auch der Meinung anschließen das der kulturpalast seinen Platz im stadtbild verdient hat.

    Es ist eine moderne Architektur aber mit vielen zierelementen. Und die nun transparente glasfront mit Blick auf eines der größten Treppenhäuser Deutschlands ist auch eine Verbesserung zu der kupferverglasung.

    Bevor man den kultur Palast beseitigt sollte erst die willsdrufer Straße und die südseite des Altmarktes rekonstruiert werden.

    Der Stalin-Barock kann solange gern auch noch bleiben.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Ich will mich auch der Meinung anschließen das der kulturpalast seinen Platz im stadtbild verdient hat.

    Es ist eine moderne Architektur aber mit vielen zierelementen. Und die nun transparente glasfront mit Blick auf eines der größten Treppenhäuser Deutschlands ist auch eine Verbesserung zu der kupferverglasung.

    Bevor man den kultur Palast beseitigt sollte erst die willsdrufer Straße und die südseite des Altmarktes rekonstruiert werden.

    Der Stalin-Barock kann solange gern auch noch bleiben.

    Selten habe ich eine so fundierte und wohlformulierte Einschätzung zu unserer barocken Landeshauptstadt gelesen. Chapeau!