Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Echt unfassbar.
    Alles andere als der Schinkelbau wäre ein Schildbürgerstreich, steht die Bauakademie doch am Schinkelplatz und vor ihr Schinkel höchstpersönlich.
    :kopfschuetteln:

  • Für unsereins ist das vollkommen klar, aber vergesst nicht von welchen Gestalten derzeit Berlin „regiert“ wird. Die bekommen aktuell wirklich genau nichts auf die Reihe und für unsere Bauakademie wünsche ich mir lieber bessere Zeiten herbei. Nach den Worten eines demokratischen Politikers:

    Lieber (noch) nicht bauen, als falsch bauen!

  • 20 Jahre - und immer noch Unwägbarkeiten.

    Babber 50,von den ersten Vorschlägen und folgenden Aufbaudiskussionen sind inzwischen so rund 30 Jahre vergangen.Ich (als Zuhörer) war bei einer der ersten Diskussionen dabei, das war bereits 1992.ich denke, wenn die Bauakademie tatsächlich einmal stehen sollte,sehen die meisten Foristen hier so aus:opa:.Bei der Bauakademie ,da kommt man überhaupt nicht zu Potte.Was macht ihren Neuaufbau eigentlich so schwer?!:kopfschuetteln:

  • Wahrscheinlich in Glindow (bei Werder)? Dort gibt es einen originalen Hoffmann´schen Ringofen (zum Ziegelbrennen) aus den 1860er Jahren, der als Technisches Denkmal in Betrieb gehalten wird, dieser wird im Rahmen der Herstellung von Formsteinen in Handarbeit - für Restaurierungen etc. - reichlich genutzt. Bei einer Besichtigung (Brandenburger Museumstag im Oktober 2018) habe ich neben vielen rohen und fertigen Formsteinen dort auch viele Formkästen gesehen. Leider hatte ich den Akku für meine Kamera vergessen, sonst hätte ich bestimmt mehrere hundert Fotos geschossen (war ausdrücklich erlaubt)...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Für die rekonstruierte Ecke wurden 120 Formen unterschiedlicher Profile benötigt. Damit sind die meisten der Formen für Profilsteine vorhanden, denn im laufenden Meter der Fassaden wiederholt sich das Meiste.

    Auch die qualitätsvolle Grundmasse, der Stolpener und Rathenower Ton, ist weiter vorhanden. Und die qualitativ anspruchsvolle Herstellungsweise der Formsteine (Schlemmen, Schroten und hobeln) wurde mit der Musterecke beeindruckend bewiesen.
    Ein genauer Steinkatalog, der alle Form- und Relief-Steine enthält, ist von dem Architekturatelier Abri + Raabe, Berlin, erstellt worden.

    Anders sieht es mit den Terrakotta-Reliefs aus. Hier existieren noch einige in Museen und in Privathand – der Rest müsste nachgefertigt werden. Eine anspruchsvolle Bildhauerarbeit, die nur noch wenige Bildhauer beherrschen.

  • Der neue Gründungsdirektor der Bauakademie Guido Spars spricht sich gegen eine vollständige Rekonstruktion aus! Er stellt sich einen "hybrid" vor "...Persönlich, sagte Spars dann noch, könne er sich weder eine vollständig originalgetreue Rekonstruktion noch einen kompletten Neubau an dieser Stelle vorstellen; es müsse wohl ein „Hybrid“ gefunden werden"

    ...

  • Vermutlich wird es keine Reko geben.

    In welche Richtung er gehen will, kann hingegen aus den vier Referent*innenenstellen gelesen werden, die er gerade besetzt hat: Diese sind für die Themenfelder Digitalisierung, Nachhaltigkeit, „Zukunftsforschung und Stadtentwicklung“ sowie „Klimawandel und Circular City“ zuständig. Interessant ist, dass Spars diese Inhalte auch unmittelbar auf den kommenden Neubau bezieht: Dieser solle ein „Leuchtturmprojekt“ werden, klimaneutral und innovativ, ein „Reallabor des zeitgenössischen Bauens“, das ebenso wagemutig und Avantgarde sein müsse, wie es Schinkels radikaler, unverputzter Backsteinbau 1830 gewesen sei. Das klingt mehr nach Schinkel im Geiste als in der Form, auch wenn Spars konkreteren Nachfragen diesbezüglich auswich. Auch jenen nach Zeitplan und Budget, natürlich.

    Die Themenfelder sind also Gendern, Digitalisierung, Klimawandel, Zeitgenossenschaft und Zeitgeist.

    Ich denke, das Problem ist die Nutzung. Man hätte das Gebäude mit einem kulturhistorischen Inhalt füllen müssen. Aber da es hier um zeitgenössisches Bauen gehen soll, wird man wohl zeitgenössisch bauen. Wahrscheinlich einen klimarettenden Passivhauswürfel. Gute Nacht, Berlin!

  • Wie gewünscht, so geliefert.

    Es gab auch in diesem Forum einige, die den Vorgänger Florian Pronold ablehnten, der sich meines Erachtens deutlicher pro historische Bauakademie positioniert hatte. Offiziell lag es an der nicht transparenten Berufung Pronolds in diese Position, also via Parteibuch. Mir schwante aber, dass es schon damals in Wirklichkeit um weitergehende Versuche handelte, eine allzu historische Gestaltung zu verhindern. An den richtigen Parteibüchern hat sich hierzulande nämlich selten jemand wirklich gestört.

  • Ja, das ganze klingt nach einem grün-digitalen-multikulturellen Zukunftslabor. Wahrscheinlich ein begrünter Kubus mit lustigem Dachgarten. Im Inneren warten dann für den offenen Dialog transparente Foren. An die alte Bauakademie wird dann ein verfremdetes Kunstwerk im Foyer erinnern. Damit geht er auf Nummer sicher. Der Beifall der Fachpresse, des BDA und des Feuilletons ist ihm sicher.

    ...

  • Das könnte dazu führen, dass der Ton von jetzt an schärfer wird.

    Ich habe diese dahergelaufenen Quotenwessis jedenfalls pappesatt.

    Statt den Fehler eines Paul Verner wiedergutzumachen und endlich loszulegen

    - das Geld dürfte bald verschimmelt sein, so lange sind die Mittel bereits bereitgestellt -

    wird mal wieder westdeutsche Beweihräucherung betrieben.

  • Allgemein schlechte Zeiten für Rekos in Deutschland. Man kann von Glück sagen, dass der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses oder der Frankfurter Altstadt nicht mehr zur Debatte steht. In dem aktuellen geistigen Klima hätten diese Vorhaben keine Chance.

    In dubio pro reko

  • Allgemein schlechte Zeiten für Rekos in Deutschland. Man kann von Glück sagen, dass der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses oder der Frankfurter Altstadt nicht mehr zur Debatte steht. In dem aktuellen geistigen Klima hätten diese Vorhaben keine Chance.

    Das ist leider zweifellos voll zutreffend. Und die Architektenlobby wird mit allem Mitteln versuchen eine Reko der Bauakademie zu verhindern. Dennoch halte ich eine Reko der Außenfassade nach wie vor für wahrscheinlicher als ein modernes Experiment:

    1.

    Die Bauakademie gilt wie das Alte Museum als die Bau-Ikone Schinkels schlechthin, was selbst die verbissensten Gegner von Rekos nicht leugnen. Der Respekt für die Leistung und Bedeutung Schinkels ist lagerübergreifend ausgeprägt (selbst die Schlossgegnerin Regula Lüscher hat sich pro Reko der Bauakademie geäußert).

    2.

    Die Schinkelsche Baukademie ist in keiner Weise so ideologisch überfrachtet wie das Stadtschloss, so dass die (sicherlich auch in diesem Kontext) erwartbare Stimmungsmache der üblichen Verdächtigen vermutlich nicht in solcher Vehemenz stattfinden wird und auch insgesamt auf deutlich weniger fruchtbaren Boden fallen wird. Und aus der "Woke"-Fraktion wird es auch kein Theater geben, denn ein weites Museum mit "Raubkunst" steht ja gar nicht zur Diskussion.

    3.

    Vom Schinkelbau existiert bereits (gottseidank!) eine Muster-Ecke als erstklassige, originalgetreue spendenfinanzierte Reko. Damit sind m.E. durchaus Fakten geschaffen worden. Denn will man diese Ecke ernsthaft wieder abreißen? Das ist wohl kaum denkbar. Oder einfach eine "moderne" Fassade zu beiden Seiten dranklatschen? Aus Sicht der Achitektenlobby sicherlich wünschenswert aber real auch nicht wirklich denkbar.

    4.

    Vom Schinkelschen Original sind mehr Fragmente erhalten als man vermutet. Auch das spricht für eine Reko und dürfte den prinzipiellen Gegnern von Rekos so einiges an Wind aus den Segeln nehmen.

  • Ich glaube es ist die Rache seitens der Regierung/Senat fuer den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Vielleicht kann Wilhem von Boddien noch irgend erwas tun, dampt hier doch, jedenfalls an der Aussenseite, die Bauakademie, wiederaufgebaut wiird ? Viellleicht bin ich da zu optimistisch? Seitens der Politik muessen wir nichts mehr in unserem Sinne erwarten...

  • Nette Verschwörungstheroie, aber Guido Spars ist Gründungsdirektor der Bundesstiftung, also der Berliner Senat hat damit ausnahmsweise nichts zu tun.

    Ich glaube auch, dass hier eher die Eitelkeit von Architekten, BDA usw., eine Rolle spielt, als niedrige Instinkte irgendwelcher Politiker. I.Ü. wird auch von Boddien nur durch und nicht gegen die Politik etwas erreichen können.

    "Der Bau solle zeigen, was heute innovativ möglich sei, und gleichzeitig "soviel Schinkel wie möglich" erhalten, sagte Spars am Mittwoch in Berlin. Für den Wettbewerb, der im kommenden Jahr ausgeschrieben werden soll, will er Kritierien von einem Expertengremium ausarbeiten lassen..."

    http://foerderverein-bauakademie.de

    "Soviel Schinkel wie möglich" kann ja eigentlich nur eine Rekonstruktion der Außenfassaden zum innovativem Innenleben bedeuten (schlimmstenfalls noch mit Solardach).