Beiträge von Wikos

    Ich glaube wir müssen uns damit abfinden, dass man Politik und Architektur nicht trennen kann. Der überwiegende Teil der öffentlichen Architekturdiskussion wird mit einem politischen Diskurs geführt.

    Oswalt & Trüby: Die Chefkritiker in den zeitgenössischen Architekturdebatten

    Prof. Philipp Oswalt und Prof. Stephan Trüby und ihr „Medienpartner“ Arch+ haben mit ihrer „Rechten Räume“ Debatte eine einzigartige PR-Erfolgsgeschichte geschrieben. In wenigen Jahren haben die zwei Professoren eine bundesweite Bekanntheit erlangt, haben die Deutungshoheit über den Begriff „Rechte Räume“ gewonnen und zudem erfolgreich die Anhänger traditioneller Architektur in die Defensive gedrängt. Oswalt und Trüby setzen in ihren Abhandlungen auf Provokation und werden auch gerne persönlich. Die polarisierende Wortwahl wird als Stilmittel genutzt. Es geht um öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit um jeden Preis. Die Form, Methode und einseitige schwarz-weiß Sichtweise in „gut“ (moderne Architektur) und „böse“ (traditionelle Architektur und Rekonstruktionen) verbinden Oswalt und Trüby. Trotzdem haben beide scheinbar ihre „Claims“ abgesteckt. Jeder hat Schwerpunktthemen, die mit Petitonen und Veröffentlichungen besetzt werden. In wenigen Fällen überschneiden sich ihre Aktivitäten wie bei der Kritik an Christoph Mäckler und seinem Institut für Stadtbaukunst. Hier eine unvollständige Zusammenstellung der vielen Petitionen, Offenen Briefe, Gastbeiträge etc. von Trüby und Oswalt:

    Kritik zu Rekonstruktionsprojekten

    DomRömer-Projekt, Frankfurt am Main (Trüby)

    Der Artikel von Prof. Stephan Trüby im Jahr 2018 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung „Wir haben das Haus am rechten Fleck“ löst eine Debatte zu „Rechten Räumen bei Rekonstruktionsprojekten“ aus. Danach unzählige Presseveröffentlichungen zu dem Thema, ein Arch+-Feature „Rechte Räume“, Stadtspaziergänge, Podien und ein Buch „Rechte Räume“ von Stephan Trüby sowie ein Portal und Kulturprojekt zu dem Thema https://rechteraeume.net/

    Stadtschloss Berlin (Oswalt)

    Philipp Oswalt sorgt mit seinem Gastbeitrag im Tagesspiegel (27.10.21) „Preußentum und Antisemitismus: Ehrt das Humboldt Forum einen Mäzen mit rechtsradikaler Gesinnung?“ für eine neue Schlossdebatte. Einer der im Berliner Schloss gewürdigten Großspender vertrat demnach rechtsradikale Positionen und pflegte Beziehungen zu Rechten. Die Stiftung Humboldt Forum hängt daraufhin die Ehrentafel des Großspenders ab. Der Fall geht durch die Presse und auch 3SAT uvm. wie der Tagesspiegel berichten darüber. https://www.tagesspiegel.de/kultur/tafel-d…s/27774250.html

    - Portal zur Schlossdebatte von Oswalt & Co. http://schlossdebatte.de/

    Kritik an geplante Rekonstruktionsprojekte

    Garnisonskirche Potsdam (Oswalt)

    - In einem offenen Brief wenden sich über 100 Intellektuelle gegen den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche in der geplanten Form. Einer der Initiatoren ist dabei der Kasseler Architektur-Professor Philipp Oswalt. https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/…am-wiederaufbau

    Schauspielhaus Frankfurt am Main (Oswalt)

    Anfang März 2020 haben führende Personen aus Architektur und Kultur unter Federführung von Philipp Oswalt, eine Petition zur Unterschutzstellung des Wolkenfoyers unterzeichnet. Oswalt und seine Anhänger wollen eine Doppelanlage unter Würdigung der erhaltenswerten architektonischen und kulturellen Denkmalaspekte erhalten. Dabei setzen die Unterzeichner auf das „schützenswerte“ Foyer und dessen Wolken-Kunstwerk. https://www.german-architects.com/de/architectur…r-denkmalschutz Bereits im Juni 2020 reagiert der Landeskonservator auf die Forderung und stellt das Wolkenfoyer unter Schutz. https://www.fr.de/frankfurt/wolk…t-13789549.html

    - Portal von Oswalt & Co. zur „Zukunft der Städtischen Bühnen“: http://zukunft-buehnen-frankfurt.de

    - Petition „Zur Zukunft der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main“ https://www.change.org/p/oberb%C3%BCr…ankfurt-am-main

    Kritik an Personen und Institutionen traditioneller Architektur

    Kritik an Architekt Hans Kollhoff (Trüby)

    - Mai 2019, ARCH+ 235 „Rechte Räume – Bericht einer Europareise“ löst eine Debatte um ein angeblich antisemitisch konnotiertes Ezra-Pound-Zitat aus, das der Berliner Architekt Hans Kollhoff 2001 auf dem von ihm entworfenen Walter-Benjamin-Platz in B.-Charlottenburg anbringen ließ. Daraufhin beschließt die Bezirksversammlung Charlottenburg einen Antrag, der die Entfernung des Zitats fordert. https://archplus.net/de/diskussion-…d-fortgefuehrt/

    Kritik an Christoph Mäckler und sein Institut für Stadtbaukunst (Oswalt und Trüby)

    Hier arbeiteten Oswalt und Trüby "Hand in Hand":

    - Essay von Stephan Trüby in Arch+ über das angeblich reaktionäre Gebaren des Instituts für Stadtbaukunst: https://archplus.net/de/in-verlautb…-stadtbaukunst/

    - Im Rahmen der „Trüby liest-Reihe“ 2024 Kritik an die Handbuch der Stadtbaukunst-Reihe von Mäckler zur europäischen Stadt. Geradezu besessen zerpflückt er absurden Unterstellungen die Buchreihe https://archplus.net/de/trueby-lies…n-stadt/#_edn33

    - Widerspruch auch zur „Düsseldorfer Erklärung“ in einem Appell von Oswalt und 50 anderen Professoren https://archplus.net/de/gegen-die-d…-deregulierung/

    Kritik an Stadtbild Deutschland e.V. (Trüby)

    - Petition an Stadtbild Deutschland e.V. - Arch+ offener Brief „Für einen Rekonstruktions-Watch – und wider den modernefeindlichen Architekturpopulismus“ https://www.change.org/p/stadtbild-de…ekturpopulismus

    Kritik an Senatsbaudirektor Berlin / Kahlfeldt (Oswalt)

    - In einem offenen Brief fordert Oswalt und andere Mitstreiter die Neubesetzung der Position des neuen Senatsbaudirektors / der neuen Senatsbaudirektorin. Dabei geht es auch um ein „offenes und transparentes Auswahlverfahren“. https://archplus.net/de/offener-bri…sbaudirektorin/

    - Nach der Wahl von Petra Kahlfeldt 12/2021 legen Arch+ mit Oswalt & Co. nach und fordern im Dezember 2021 „…die jetzt erfolgte Ad-hoc-Ernennung der Senatsbaudirektorin zurückzunehmen.“ https://archplus.net/de/die-ernennu…sbaudirektorin/

    Kritik an Architektur-Rebellion, Marie-Luise Schwarz-Schilling, Kahlfeldt, Holger Friedrich etc. (Oswalt)

    - „Rechte stoßen in die Mitte vor“, TAZ-Interview mit Oswalt, 29.01.24

    Nein, das stimmt nicht, ich kann für jeden beliebigen Artikel eine Rezension abgeben. Im Übrigen hätte sonst Oswalt sein Buch selbst kaufen müssen, um einen Kommentar abzugeben. Allein daran kann man gut erkennen, dass an der Aussage etwas nicht stimmen kann.

    Das stimmt nicht, ich habe es gerade getestet. Abgabe Rezension ist nur möglich mit gleichzeitiger Bestellung oder wenn bereits bestellt wurde. Alles andere wäre auch unsinnig, da ansonsten die Bewertungen grob verfälscht werden könnten.

    Weder die Ein-Stern- noch die Fünf-Stern-Bewertungen kommen dem tatsächlich Gehalt des Buches nahe. Hier werden ideologische Grabenkämpfe ausgetragen, was allein daran zu erkennen ist, dass es zwischen diesen beiden Extremen gar keine Bewertung gibt. Ich bezweifle sogar, dass alle Kommentatoren das Buch gelesen haben. In Wirklichkeit findet man in Oswalts Veröffentlichung nicht nur fragwürdige Ansätze. Einige Beobachtungen sind durchaus nachvollziehbar oder sogar scharfsinnig. Mehr dazu, wenn ich in den nächsten Wochen meine Rezension veröffentlicht habe...

    Rezensionen kann man nur abgeben wenn man das Buch bestellt. Sehr unwahrscheinlich, dass es nur bestellt wird um ungelesen eine Rezension abzugeben.

    Fest steht: Prof. Philipp Oswalt und Prof. Stephan Trüby und ihr „Medienpartner“ Arch+ haben mit ihrer „Rechten Räume“ Debatte eine einzigartige PR-Erfolgsgeschichte geschrieben. In wenigen Jahren haben die zwei Professoren in Architektur-Fachkreisen eine bundesweite Bekanntheit erlangt, haben die Deutungshoheit über den Begriff „Rechte Räume“ gewonnen und zudem erfolgreich die Anhänger traditioneller Architektur in die Defensive gedrängt. Die Kampagne hat einige Erfolge zu verzeichnen (u.a. Plakette Großspender Berliner Schloss wurde entfernt, das moderne Foyer des Frankfurter Schauspielhauses unter Denkmalschutz gestellt und die Bezirksversammlung Charlottenburg hat einen Antrag zur Entfernung des Ezra-Pound-Zitat am Walter Benjamin-Platz beschlossen). Doch die Wirkung von Trüby und Oswalt auf kommende Rekonstruktionsbemühungen ist vermutlich noch größer: Initiatoren, Politiker und Großspender werden sich zweimal überlegen, ob sie in Zukunft ein Rekonstruktionsprojekt unterstützen werden.

    tegula Danke für Dein Feedback. Reflexartige Empörungswellen über Statements einzelner User hier im Forum bringen uns nicht weiter. Manches ist ruppig, manches unter der Gürtellinie, aber das ist nun mal Meinungsfreiheit in einer Demokratie. Dein Blog schätze ich sehr und eine solche fachliche Auseinandersetzung mit den relevanten Themen ist natürlich begrüßenswert. Aber wie gesagt im Forum kochen die Emotionen manchmal über und man sollte dann nicht direkt Forumsteilnehmer an den Pranger stellen.

    Ich habe mir diesen Essay von Trüby jetzt tatsächlich mal durchgelesen. Was sofort auffällt, ist diese Besessenheit Trübys - wie auch Oswalts übrigens - vom Nationalsozialismus. Praktisch alle Akteure einer von ihm als "rechts" angesehenen Architekturbewegung versucht er, direkt oder indirekt, durch Kontaktschuld zu diskreditieren und wischt damit zugleich den inhaltlichen Gehalt ihrer Aussagen beiseite, auch wenn dieser nüchtern betrachtet überhaupt nichts mit "rechts" zu tun hat.

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    Zitat aus Trübys Text "... Zwei der vorgestellten Plätze – der Dresdner Theaterplatz und der Karlsruher Marktplatz – waren im Nationalsozialismus nach Adolf Hitler benannt (wenn man die Hamburger Alsterarkaden dem benachbarten Rathausplatz zuordnet, sind es sogar drei), und so gut wie alle vor 1945 fertiggestellten Plätzen verfügen über eine erwähnenswerte NS-Nutzungs- und Appropriationsgeschichte. Auch derlei wird in dem Band nirgendwo erwähnt – ..." Als wenn die Plätze etwas dafür können, dass sich im 3 Reich nach Hitler benannt wurden. Sollen jetzt Autoren jedes mal noch dazuschreiben, wie der jeweilige Platz/Straße früher hießen?