Berlin - Anhalter Bahnhof

  • Als Diskussionsbeitrag fand ich Heimdalls Äusserung auch nicht schlecht. Ich bin halt nur anderer Meinung und hätte von mir aus das Thema Exil/Vertreibung nicht angeschnitten.

    Die Assoziation "Gefängnis" war meine erste, als ich das Bild des geplanten Gebäudes gesehen habe. Das ist sicherlich keine tiefschürfende Architekturkritik, aber eben mein erster Eindruck.

  • Dabei wurden nach 1945 Menschen in ganz anderen quantitativen Maßstäben vertrieben oder zur Abwanderung gezwungen, als diese Exilanten. Das Thema aber findet im öffentlichen Diskurs kaum statt, allenfalls heute wieder ein bisschen im gleichsetzendem Zusammenhang mit Syrern oder Afrikanern.

    Dem kann ich voll zustimmen. Es spricht nichts gegen ein Exilmuseum mit dem geplanten historischen Bezug, es ist aber dennoch symptomatisch für unsere Erinnerungskultur, dass unsere Gesellschaft das Schicksal der Millionen 1945 aus des ehemaligen Ostprovinzen Deutschlands Vertriebenen (bisher) nicht angemessen museal aufgreifen kann oder will. In Anlehnung an Margarete Mitcherlich kann ich leider nur feststellen, dass es in Bezug auf die Ost-Vertriebenen eine Art "Unfähigkeit zu trauern" gibt.

    Zitat von UrPotsdamer

    Heimdall: also mit anderen Worten: du kannst es nicht ertragen, wenn mal nicht über deine lieblingsthemen diskutiert wird. Deine Punkte 1 und 2 sind "spot on" , thematisieren die Architektur, die Rekonstruktion - aber dann musst Du unbedingt die Politik noch reinbringen. Schade! Ich hoffe, die Moderation ist klug genug und kürzt Deinen Beitrag entsprechend zusammen.

    Ich denke nicht dass eine solche "Anweisung" an die Moderation angemessen ist. Es liegt hierbei doch in der Natur der Sache, dass man die Architektur nicht grundsätzlich von der Politik (oder besser gesagt Erinnerungskultur) trennen kann. Sollen wir jetzt wirklich hier nur in einem duzend Beiträge die Fassade des Museums rauf und runter diskutieren, aber zu dessen Inhalt grundsätzlich schweigen, weil irgendjemand wieder damit ein Problem hat? Heimdalls Beitrag ist wohl kaum zensurbedürftig.

  • Letztlich ist hier die Architektur aber doch eine neutrale Hülle. Oder sieht irgendjemand dem Siegerentwurf an, dass das ein Exilmuseum sein soll? Die kulturpolitische Diskussion und unser Architekturthema sind zwei verschiedene Dinge.

    Zum Thema Flucht und Vertreibung und ehemalige Ostgebiete wird schon recht viel gemacht. Das ist aber wirklich OT.

    Womit wir uns im APH beschäftigen sollten, ist das kulturelle Erbe in den ehemaligen deutschen Gebieten. Und da machen wir ja auch einiges.

  • Zum Thema Flucht und Vertreibung und ehemalige Ostgebiete wird schon recht viel gemacht. Das ist aber wirklich OT.

    Es wird zwar nicht wirklich "recht viel gemacht", es gibt aber auch keinerlei Grund hier die Exilanten gegen die Vertriebenen aus den Ostgebieten politisch auszuspielen. Vor allem - wie du richtig sagst - die Diskussion geht insofern am Thema vorbei.

    Anbei noch ein Link zu einem Beitrag des RBB bzw. zu dem Film in der Abendschau.

    Durch das dort gezeigte Modell kann man sich zumindest Dimension und Lage des Baus aus gelben Ziegelstein und Beton mal besser vorstellen.

    Ein Mäzen gibt es auch schon, die Stiftung sucht aber noch Spendengelder für den Bau …. ;)

    https://www.rbb24.de/kultur/beitrag…hof-berlin.html

  • In einem Leserkommentar zu o.g. Beitrag des RBB heißt es dort tatsächlich:

    "Eine gute Idee, ein guter Ort, ein schöner Entwurf. - Vielleicht aber viel ZU schön? Ich würde sicherlich "Freude empfinden", durch die Portalruine in diesen hoch ästhetischen Bau hinein zu gehen. Ich weiss nur nicht, ob es dann möglich sein wird, wirklichen Schrecken auch nur im Ansatz nachzufühlen..."

    Es ist immer wieder verblüffend, was subjektiv alles als schön und ästhetisch wahrgenommen wird.


  • Genialer Entwurf. Rekonstruktion zwar wünschenswert, aber AB passt nicht mehr gut in unsere Zeit. 12,5 millionen Deutschen nach der Vertreibung und Verlust ihrer Heimat sollen endlich in einer Museum eine Erinnerung bekommen, die jeder besuchen kann.

    Flucht und Vertreibung kostete mindestens (!) 600.000 tödliche Opfer. Frauen, Kinder, ältere und schwächere Leuten. Dazu noch: Hundertausende von Soldaten sind umgekommen bei der Verteidigung dieser östliche Deutsche Heimatgebieten. Sie hatten wenig Wahl und wurden einfach Massakriert wenn der Rote Armee über ihnen hinweg rollte. Gefangenen wurden damals kaum gemacht....wer sich ergab wurde erschossen.

  • Klassiker:

    Es wäre ganz gut, wenn Sie sich mal informieren würden, um was es sich bei dem Museum des Exils handelt!!! Der Vertriebenen nach dem 2. WK wird in einem anderen Haus demnächst gedacht, wenn's mal fertig wird.

    Hier geht es um die vielen Menschen sehr unterschiedlicher politischer Coleur, die Deutschland mit der Machtergreifung durch die Nazis und anschließender Verbrechen ihre Heimat verlassen mussten.

    Die Heimdallsche Reduzierung auf links-marxistisch zeigt einmal mehr wie beengt manche Horizonte doch sind.

  • In einem Leserkommentar zu o.g. Beitrag des RBB heißt es dort tatsächlich:

    "Eine gute Idee, ein guter Ort, ein schöner Entwurf. - Vielleicht aber viel ZU schön? Ich würde sicherlich "Freude empfinden", durch die Portalruine in diesen hoch ästhetischen Bau hinein zu gehen. Ich weiss nur nicht, ob es dann möglich sein wird, wirklichen Schrecken auch nur im Ansatz nachzufühlen..."

    Es ist immer wieder verblüffend, was subjektiv alles als schön und ästhetisch wahrgenommen wird.


    Selbst hier im Forum (siehe den Beitrag von Klassiker, der sogar von einem genialen Entwurf spricht).

    Die Geschmäcker sind halt verschieden (was ja auch prinzipiell gut ist).

  • Was ist denn mit den Vertriebenen Deutschen der 20`ger? Gerade in der Stadt Berlin alleine kahmen geschaetzte 1 Mio Menschen an, laut dem Budesamt fuer Statistik, die von den Aliierten vertrieben wurden? Hinzu kahmen Auswanderer durch die Wirtschaftsblockade der Aliierten ueber den Anhalter Bahnhof Deutschland verlassen mussten. Ist dieses Museum nur fuer eine Sorte von Menschen? Wo liegt den der Schwerpunkt des Museums?

  • Der Schwerpunkt des Museums ist die Geschichte der Deutschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Deutschland aus politischen Gründen oder auf Grund ihrer Herkunft verlassen mussten, zu dokumentieren und darzustellen.

    Nicht mehr und nicht weniger.

  • Der geplante Neubau hinter dem Portikus des Anhalters macht mich traurig. Er bedeutet das Ende der Hoffnung, dass der AB wiedererstehen könnte und diese großartige Architektur Berlin um ein Highlight bereichert hätte. Und wenn es auch nur die Hoffnung darauf gewesen ist. Und was ist das für ein hochgelobter Entwurf? Ein Schulgebäude in der Provinz? Das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke in irgendeiner Kleinstadt? Dieses Gebäude zementiert wie auch schon der neue Museumsbau im Kulturforum das abrutschen Berlins in die Langeweile, das Austauschbare ohne den Willen zur Wiedererkennung. Ähnlich ist es dem Grundstück des Haus Vaterland ergangen. Gibt es heute noch diverse Postkarten davon, so findet sich vom jetzigen Anblick eher wenig bis gar nichts. Warum? Warum zerstören diese Architekten, Bauherren und Baudamen unsere Stadt? Warum muss es hier so aussehen wie in jeder anderen Stadt, wo ist das Identitätsstiftende. Diese Entwicklungen machen mich sehr traurig und enttäuschen mich immer mehr. Was hatten wir gedacht, was aus dieser Stadt werden könnte als die Mauer viel - der Geist der 20er beschworen wurde. Die Chancen sind weitestgehend zu nichte gemacht. Wer am Hauptbahnhof aussteigt weiß nicht ob er in München, Frankfurt oder Hamburg ist - sieht alles gleich aus, wenn es in den letzten 20 Jahren errichtet wurde. Aber vielleicht muss man es auch positiv sehen - so fühlen sich die Besucher Berlins aus Bergisch-Gladbach beim Anblick des neuen Exil-Museums ganz zu Hause - "sieh mal Claudia, sieht aus wie unser Oberstufenzentrum".

  • Ich finde den Bau auch wunderbar. Langsam aber sicher traut man sich wieder was mit dem Material Backstein und es ist ein Trend zu einem Neo-Expressionismus zu erkennen, der sich von der Berliner Schießschartenarchitektur der 2000er Jahre bis heute emanzimiert.

    Eine Alternative wäre nur der Wiederaufbau des Bahnhofs gewesen, aber dazu fehlten wohl a) die Initiative und b) schlicht das Interesse. Bin gespannt, ob einer der hinteren Plätze wenigstens eine kritische Rekonstruktion vorsehen.

    Zur politischen Diskussion: Lasst es doch bitte endlich einfach! Das hier ist ein Architekturforum, eine Städtebauforum. Es ist ein Segen, dass wenigstens ein Teil derer, die später von den Nationalsozialisten mit Sicherheit ermordet worden wären, Deutschen verlassen konnte, fliehen konnte. Wie kann man ernsthaft über so etwas diskutieren und dies mit den Folgen eines nationalsozialistischen Angriffskrieges, der wiederum zu Verbrechen auf beiden Seiten führte, vergleichen? Freut euch doch Mal, dass diese Menschen überleben konnten. Nehmt euch deren Leides an, deren Ängsten und, in deren Falle, wenigstens einer teilweise erfreulichen Flucht in eine freiere Welt.

  • Im Baunetz findet sich noch eine Bilderstrecke.

    Auch der Tagesspiegel berichtet etwas ausführlicher.

    Obwohl noch keine Visualisierungen der übrigen eingereichten Entwürfe gezeigt wurden, muss man wohl wieder einmal zu dem Schluss kommen, dass der am wenigsten schlimme Entwurf ausgewählt wurde. Dem 2. Preis mit der Glasfront wäre mit Sicherheit kein würdiges Altern beschieden und erinnert zu sehr an x-beliebige Bürobauten. Der 3. Preis von Bruno Fioretti Marquez scheint mir in seinem edel-puristischen Design ganz annehmbar - man sieht aber sofort, dass die direkte Einbeziehung der Rückwand des historischen Portalbaus in die Fassade diesem Würde und Wirkung nimmt. Der 1. Preis hingegen lässt den Portalbau frei, macht gar einen Bogen um ihn.

    Das Backstein-Fassadenmaterial macht auf den Visualisierungen einen soliden, lebendigen und schönen Eindruck und wird schon alleine für eine gewissen Aufwertung dieser niederschmetternd unurbanen Gegend (StreetView) in nur ca. 400 m Entfernung vom Potsdamer Platz sorgen. Dort kann es eigentlich nur noch besser werden. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Sportplatz (auf dem früheren Bahnhofshallengelände), das wohl ebenfalls als Bausünde anzusehende Tempodrom und einige wirklich unfassbar monströse und hässliche Bauten der 60er und 70er Jahre. Eine Blockrandbebauung existiert dort nur noch in Resten. Im Gegensatz zum Potsdamer Platz verirren sich nur wenige Touristen und überhaupt kaum Passanten hierher.

    Am besten wäre es natürlich, dieser ganzen Gegend durch einen Rückbau der eklatanten Bausünden und Fehlplanungen der Nachkriegsjahrzehnte und angemessene Neubauten im Blockrand ihren einstigen urbanen Charakter zurückzugeben. Dass hier mitten in der Stadt ein solch trister Unort existiert, ist traurig. Ein hässlicher, toter Ort, von dem man eigentlich nur weg will. Schlechter noch als die Hochhäuser an der Leipziger Straße, die wenigstens noch eine gewisse urbane Qualität aufweisen. Nur die Portalruine des Anhalter Bahnhofs erinnert daran, dass hier einmal ein ganz anderer städtischer Raum war. Daran wird auch das Exilmuseum nicht viel ändern.

    Gegenüber entsteht übrigens das Dokumentationszentrum für Flucht, Vertreibung und Versöhnung.

    Es ist meiner Meinung nach schon in Ordnung, dem Themenbereich Exil ein Museum zu widmen, auch wenn dieses keine eigene Sammlung hat und sich die doch etwas abstrakte Materie in einem musealen Setting möglicherweise nicht sehr eingängig wird darstellen lassen. Aber gut, man weiß vorher nie so richtig, wie erfolgreich ein Museum sein wird. Manche Museen laufen erstaunlich gut, obwohl es dort eher wenig Spektakuläres zu sehen gibt, so die Topografie des Terrors nahebei.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Bei solchen Wettbewerben, also für Neubebauungen der Flächen einstiger identitätstiftender Gebäude, sollte eigentlich die Rekonstruktion immer als objektiver Wettbewerbsbeitrag teilnehmen. Man sieht so oft, dass die teilnehmenden Architekturbüros sich entweder mit der Geschichte der Orte wenig auseinandersetzen, oder sie bewusst übergehen. Gerade die kriegszerstörten deutschen Städte bräuchten solche Identitätsanker im Stadtbild. Mit der Rekonstruktion als verpflichtendem Wettbewerbsbeitrag müssten sich die Jury und ggf. auch die Stadtverwaltungen und -parlamente (wenn es darauf aufbauende B-Pläne gibt) damit beschäftigen und begründen, warum die Rekonstruktion nicht ausgewählt wird.

    Ein rekonstruierte Anhalter Bahnhof wäre für museale Nutzung doch bestens geeignet (und sogar thematisch gleichzeitig Ausstellungsgegenstand oder wenigstens -kulisse). Wenn man die Bahnhofshalle dafür wohl auch mit Zwischendecken unterteilen müsste, wäre doch durch die wiederhergestellte Hülle so viel für's Stadtbild getan. Auch, wenn der Siegerentwurf teilweise hochwertig erscheint, so ist diese vertane Chance einer Rekonstruktion mitnichten ein Einzelfall. Die Summe dieser vertanen Chancen macht es schlussendlich aus, dass unsere Städte so beliebig aussehen. Gute neue Architektur gern auf Flächen, wo keine identitätsstiftende Rekonstruktion möglich oder sinnvoll ist, wo also eine neue Identität durch den Neubau geschaffen wird, aber nicht dort, wo der Ort selbst sichtbar verwundet ist und es auch noch mit dem kläglichen Rest des Gewesenen für immer bleiben wird.

    Vielleicht kann der eine oder andere ja bei seinen politischen Kontakten die Idee des verpflichtenden Reko-Wettbewerbsbeitrages erwähnen.

  • Ich kann mir ja viele Rekonstruktion gut vorstellen, aber manchmal fehlt mir hier doch etwas der Pragmatismus... Hatte tatsächlich jemand geglaubt, der Bahnhof könnte rekonstruiert werden? Wozu?

    Gebäude wie ein Schloss kann man ja wenigstens noch halbwegs wirtschaftlich nutzen.

  • Friedenau: ich trauere mit dir, gerade die Identität Berlins ging (und geht) verloren mit Abbruch typisch Berlinerische Architektur und massiver Errichtung gesichtsloser allerwelt Neubauten, wie z.B. die "Townhäuser". Abbruch von Anhalter Bahnhof, Haus Vaterland, das Völkerkunde Museum, Hertie am Dönhoff Platz, Bauten am Marienplatz, Georgenkirch Turm, Petri Kirche wie ganze intakte Viertel war verbrecherisch und beraubten Berlin von prägende Bauten. Es gibt aber auch Neubauten die interesant und recht schön sein wie die geplannter Neubau am AB.

  • Ich kann mir ja viele Rekonstruktion gut vorstellen, aber manchmal fehlt mir hier doch etwas der Pragmatismus... Hatte tatsächlich jemand geglaubt, der Bahnhof könnte rekonstruiert werden? Wozu?

    Gebäude wie ein Schloss kann man ja wenigstens noch halbwegs wirtschaftlich nutzen.

    Eine 1:1 Rekonstruktion ist unrealistisch. Aber man könnte die äußere Kubatur und Struktur wiederherstellen - vielleicht in verkürzter Form, um die Portikusruine nicht als Solitär sondern im Kontext wieder in den Stadtraum zu rücken.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ludolf

    Eigentlich lassen sich Bahnhöfe gut für Museumszwecke umnutzen, und zwar gar nicht mal primär als Verkehrs- oder Eisenbahnmuseen, sondern auch als Kunstmuseen, wofür etwa das Musée d’Orsay in Paris oder der Hamburger Bahnhof in Berlin Beispiele sind, wie auch zahlreiche kleinere, etwa der Künstlerbahnhof Ebernburg oder das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck.

    Ein Exilmuseum hätte in einem rekonstruierten Anhalter Bahnhof natürlich genügend Fläche für Ausstellung und Depot, Restaurierungswerkstätten und Verwaltung gehabt. Bahnhöfe verfügen ja nicht nur über großzügige Nutzflächen, die man prinzipiell beliebig „bespielen“ kann, sondern sind auch darauf angelegt, große Menschenmassen zu bewältigen. Wie jedes funktionstüchtige Museum verfügen sie über ein großzügiges Entrée, in welchem man die Besucherströme kanalisieren und Ticketschalter und Museumsshops integrieren kann, hinzu kommen in der Regel gastronomische Flächen, die sich für ein Museumscafé umnutzen lassen, vom Unterbringen der nötigen Sanitäranlagen ganz zu schweigen.

    Im Falle einer Rekonstruktion des Anhalter Bahnhofs hätte man bei gestalterischer Übernahme der Außenhülle sogar völlige Freiheit bei der inneren Disposition gehabt und hätte nicht die Gegebenheiten eines Bestandsgebäudes berücksichtigen müssen.

    Daß man nun für die Errichtung eines Exilmuseums auf eine Rekonstruktion des Anhalter Bahnhofs verzichtet, mag sehr viele Gründe haben, einer davon war sicher (und da bin ich ganz bei Dir, was den wirtschaftlichen Aspekt betrifft), daß der Anhalter Bahnhof im Vergleich zum jetzt geplanten Museum erheblich größer war. Zum Vergleich: die Nutzfläche des Exilmuseums soll 3.500 qm umfassen zuzüglich weiterer 700 qm für „Freizeit- und Kulturangebote“, allein die große Halle des Anhalter Bahnhofs umfaßte hingegen 10.200 qm!

  • Zum Vergleich: die Nutzfläche des Exilmuseums soll 3.500 qm umfassen zuzüglich weiterer 700 qm für „Freizeit- und Kulturangebote“, allein die große Halle des Anhalter Bahnhofs umfaßte hingegen 10.200 qm!

    Das wäre dann bei einem Wettbewerb z.B. ein legitimer Grund, die vollständige Rekonstruktion abzulehnen. Allerdings hat man das von vornherein ausgeschlossen. Die Teilrekonstruktion, ohne oder nur mit einem Teil der Bahnhofshalle, wäre dagegen weiterhin eine berechtigte Variante.

    Die Halle wäre perspektivisch dann trotzdem eine Option, z.B. für das Technik-Museum oder als Veranstaltungsort oder wofür auch immer. So bricht man nun endgültig alle Zelte des ehemaligen Bahnhofs ab.

  • Es wäre nicht das erste Mal in Berlin, dass aus einem Bahnhof etwas neues entsteht. Aktuell zu besichtigen beim Hamburger Bahnhof oder früher und heute leider verloren die "Plaza" im ehemaligen Ost - bzw. Küstriner Bahnhof. Der Anhalter hatte und hat für Berlin eine besondere Bedeutung. Er stand für das weltoffene und pulsierende Berlin.

    Vielleicht sollte man auch den Portikus abreißen - dann ist der AB bald Vergessen und der Anblick diese gemordeten Kunstwerks tut nicht mehr so weh. Dann steht da eben ein Museum - nett aber nicht aufregend. Wer trauert heute noch dem Lessing Theater, Wertheim, dem Fürstenhof oder vielem Verlorenem nach - die meisten wissen nicht, wie schön, elegant und aufregend Berlin einmal war. Ja einige sind sogar dagegen, dass etwas davon zurück kommt - siehe Karstadt oder das Schloss. Es ist immer wieder schwer, dies zu begreifen.