Lippstadt ist eine der größten Städte in Westfalen, die im Krieg nicht zerstört wurden. Vor 5 Jahren war der Stadtkern noch größtenteils historisch. Seitdem verschwinden jedes Jahr etliche Häuser, in der Cappelstraße ist es besonders schlimm, in dem Bereich zwischen den Kreuzungen zwischen Burgstrasse und Stiftstrasse waren vor ein paar Jahren ausschließlich Altbauten, seitdem wurden bereits 4 oder 5 Häuser ersetzt. Beschämend, wenn man bedenkt, dass Lippstadt selbstbewusstes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalen in Deutschland ist.
Posts by Booni
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Recklinghausen ist schon noch eine der schöneren Städte im Ruhrgebiet. Leider wird immer noch viel abgerissen und etliche Altbauten sind in schlechtem Zustand. Umso erfreulicher ist diese Meldung.
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Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der Eiermann-Bau abgerissen wird. Ich hätte aber erwartet, dass damit auch die Reko des Schocken-Kaufhauses wieder ins Gespräch kommt. Aus meiner Sicht war dies stets ein prädestinierter Rekonstruktionskandidat - nicht im Krieg sondern später entsorgt und ein wegweisender moderner Bau. Ansonsten wäre aus meiner Sicht auch die langfristige Vervollständigung der Weißenhofsiedlung sinnvoll.
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Ich finde auch, dass Nürnberg gar nicht so übel ist. Insbesondere die direkten Gebäude des Wiederaufbaus zeichnen sich durch einen angepassten Stil und hochwertige Natursteinfassaden aus. Auch die frühen modernen Neubauten wie z.B. der Schneckendorf-Bau des Rathauses sind nicht uninteressant. Schwierig finde ich dagegen alles, was später gebaut wurde und das Bild des historischen Nürnbergs schon sehr erdrückt sowie den Hinterhofcharakter mancher Nebenstraßen.
Ich denke, ein Wiederaufbau Nürnbergs nach Vorbildern aus Frankfurt, Dresden oder Potsdam ist utopisch, dennoch wäre es schön, wenn die zukünftige Stadtentwicklung sich stärker am historischen Nürnberg entwickeln würde und entstellte Bauten wieder rekonstruiert werden oder vielleicht sogar der ein oder andere Leitbau definiert wird, den es zukünftig zu rekonstruieren gilt.
Aber auch so hält Nürnberg für Touristen und Einheimische ausreichend Architektur zum Erleben bereit. Besonders freue ich mich, dass das Volksbad saniert wird. Und besonders bedaure ich den Abriss des 30er-Jahre Posthochhauses am Bahnhof.
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Vielleicht gibt es irgendwo doch noch ein geschlosseneres und von mir übersehenes Gebiet. Hier wäre wie überall eine Rückmeldung willkommen.
Zuersteinmal Danke für dieses interessante Thema. Ich habe 5 Jahre in Dortmund gewohnt und bin auch jetzt immer mal wieder auf architektonischer Spurensuche unterwegs.
Ich denke, bei Dortmund muss man zwei Aspekte betrachten: Zum einen ist Dortmund wie auch andere Ruhrgebietsstädte keine klassische Großstadt sondern ein Konglomerat aus Dörfern und Kleinstädten. Es gibt viele, auch sehr schöne Arbeiter- und Beamtensiedlungen in den Stadtteilen, so dass die Gründerzeitlichen Stadterweiterungen nie um die Kernstadt allein geschehen sind sondern auch viele andere Punkte hatten.
Dortmund war eine der am stärksten zerstörten Städte in Deutschland, so stark, dass man darüber nachdachte, diese an einem anderen Ort wiederaufzubauen. Die Zerstörung betraf vor allem den Stadtkern, aber auch großflächig die Gründerzeitlichen Erweiterungen, am stärksten hat es das bürgerliche Saarlandstrassenviertel getroffen. Und auch heute wird weiter fleißig abgerissen, aktuell werden z.B. nach und nach die Schulbauten der Gründerzeit (z.B. Anne-Frank Gesamtschule, Kreuzschule, Grundschule Kleine Kielstrasse) im Rahmen der NRW-Schulerneuerungsalternative durch Neubauten ersetzt. Auch Gebäude wie die großartige Seniorenresidenz in der Schützenstrasse werden einfach abgerissen, während man solche Gebäude in anderen Städten eher erhalten würde.
Es gibt im Übrigen noch ein weiteres Gründerzeitviertel in Dortmund: Das Kaiserstrassenviertel bzw. Ostviertel. Dies war das großbürgerlichste Viertel mit den prachtvollsten Bauten, leider nicht so gut erhalten wie das Kreuzviertel und daher nicht so bekannt. Hier stehen neben großen Gründerzeitlern auch noch viele Villen und villenähnliche Mehrfamilienhäuser.
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Ich denke auch, dass der Bauboom der letzten 15 Jahre unsere Städte insbesondere in den älteren Siedlungen mehr verändert hat als in den 1960er oder 1970er Jahren. Überall wurden überdimensionierte Würfel gebaut, oft ohne jeden Gestaltungswillen.
Durch die hohen Zinsen scheint der Trend ersteinmal gestoppt, aber auch die aufwendige Sanierung von Altbauten wird fast unbezahlbar.
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Kann man dem Bauherrn vom Stadtbild Deutschland Verein bitte die Tafel „Kaputtsanierung des Jahres 2022“ medienwirksam überreichen?! Irgendwie muss man die Leute doch einmal wachrütteln.
Auch wenn das mit Negativpreisen so eine Sache ist, kann ich mir vorstellen, dass es Privatleute durchaus beeindrucken könnte.
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Wuppertal wurde aber meines Wissens in den Zentren von Barmen und Elberfeld schon sehr intensiv bombardiert, auch das südliche Elberfeld wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Und als stark von der Industrie geprägten Stadt ging es nach dem Krieg schnell bergauf, was ähnlich wie im Ruhrgebiet mit einer Neugestaltung der Innenstadt vollzogen wurde. Immerhin hat die Nachkriegszeit auch ein paar spannende Gebäude hervorgebracht, wie z.B. die Schwimmoper oder zwei Villen von Richard Neutra.
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Bei uns in Soest sind Solardächer in der Altstadt auch ein Thema, aktuell noch durch die Altstadtsatzung verboten. Aber wie Wikos schon schreibt, es gibt so viele ungenutzte Dachflächen, wo Photovoltaik oder Solarthermie eine Bereicherung wäre, da müssen jetzt nicht die historischen Altstädte in den Fokus gerichtet werden.
Für Neubauten sehe ich es aber generell als sinnvoll an, es sind Innovationen, wo m.E. die Architekten gefordert sind, es harmonisch zu integrieren.
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Manchmal frage ich mich, was in den Menschen, die solche Sanierungen planen und ausführen vorgeht. Mit normalem Menschenverstand kann doch nicht so ein grottiges Ergebnis herauskommen?
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Meine Frau und ich suchen seit Jahren so ein Objekt, allerdings nicht im Raum Herford. Sie werden meist unter der Hand verkauft. Letztes Jahr hatten wir auch so ein Haus gefunden, nur einmal in den späten 50ern behutsam renoviert, sonst völlig original. Wir sind aber überboten worden, die neuen Besitzer haben alle historischen Verzierungen abgeschlagen, vergrößern es und packen es in Styropor… aber vielleicht haben wir irgendwann mal Glück. Wie man so ein Haus komplett abreißen kann, verstehe ich nicht. Wer will schon im Styroporwürfel wohnen?
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Na also. Alles löst sich von alleine. Alles wird gut...
Autoindustrie
EU-Neuwagenmarkt bricht ein
Das ist alles eine Frage der Perspektive - meine Frau und ich arbeiten beide in der Automobilindustrie und sehen die Entwicklung eher mit Sorge. Aber mittlerweile sind wir so sehr Dienstleistungsgesellschaft, dass die wirtschaftliche Entwicklung von Industrie und auch Handwerk vielen wohl eher egal sind.
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Wenn man sieht, wieviel Geld in gesichtslose Wohn- und Bürosilos gesteckt wird, ist es traurig, dass hier (und auch an vielen Orten anderseits) kein Geld für Sanierungen vorhanden ist.
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Ich war gestern seit längerer Zeit mal wieder in Dortmund und geschockt, wie sehr sich die üblichen Neubaukästen in der Stadt breitmachen. Saniert wird wenig und wenn, dann nicht unbedingt hochwertig.
Leider hat sich die Haltung bzgl. des Erhalts von Altbauen leider kaum geändert, auch in den 20er Jahren des 21. Jh. wird weiter Kahlschlag betrieben.
Demnächst abgerissen wird die Lindemannstraße 78-80 (Google Streetview), ein Bürogebäude aus den 1930er Jahren, was damals noch auf freiem Feld zwischen Kreuzviertel und dem neuen Westfalendamm errichtet wurde. Im Gegensatz zur danebenliegenden Pädagogischen Akademie von Paul Fehmer, die zu recht unter Denkmalschutz steht, ist dieses Gebäude leider unscheinbar und wurde in jüngerer Vergangenheit aufgestockt und entstellt. Dennoch ist es m.E. ein Zeugnis der Stadterweiterung der Zwischenkriegszeit, was nachfolgt wird wohl wieder reiner Würfelhusten.
Zum Abriss bestimmt ist auch die über 100 Jahre alte Grundschule in der Kreuzstrasse (Lokalkompass.de). Ohnehin scheinen die NRW-Fördergelder für Schulsanierungen eher in Abriss und Neubau anstatt Sanierungen zu fließen.
Schon vollzogen wurde der Abriss eines Seniorenheims in der Nordstadt (Schützenstraße), wo der hier verlinkte Artikel auf Lokalkompass.de einige Hintergrundinfos gibt, die sprachlos machen. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben konnte in den Räumlichkeiten nicht weiter ein Seniorenheim betrieben werden und mangels Ersatzgrundstück gab es Abriss und Neubau. Auf der Seite Nordstadtblogger.de gibt es noch weitere Fotos, ebenso vom Abriss (wer es aushält) auf bauforum24.biz.
Ein weiterer stadtbildprägender Bau in der Nordstadt wurde ebenfalls vor kurzem abgerissen, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Auf hier gibt es eine interessante Fotostrecke auf Nordstadtblogger.de sowie Abrissfotos auf bauforum24.biz.
Das auch der alte Saal der Gaststätte Heideröschen abgerissen wurde, fällt da kaum noch ins Gewicht.
Es ist mittlerweile völlig deprimierend - während vor 10 Jahren noch viel saniert wurde und Altbauten langsam an Wert gewonnen haben ist hier mittlerweile ein Kahlschlag wie in den 1960er Jahren angesagt - alles, was sanierungsbedürftig ist und auf einem größeren Grundstück steht wird "entwickelt", sprich abgerissen und durch üble Investorenkisten ersetzt. Wir waren vor 20 Jahren architektonisch schonmal weiter - vmtl. sind es die hohen Handwerkerkosten bei der Sanierung, während Abriss und Neubau weitgehend maschinell erfolgen können. Insofern besteht minimale Hoffnung, dass mit langfristig höheren Rohstoffpreisen auch die Sanierung von Bestandsbauten wieder mehr Bedeutung zukommt. Wobei - wenn ich mir die hiesige Qualität von Sanierungen anschaue, heißt das auch nicht unbedingt etwas Gutes.
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Aufgrund der hier berichtet Zerstörung der An-225 Mirja in der Ukraine möchte ich der Vollständigkeit halber noch daran erinnern, dass es seit letztem Jahr auch keine Boeing-707 mehr in Deutschland gibt und weltweit keine mehr des Typs 707-430, da beide Museumsmaschinen in Tegel und Hamburg letztes Jahr verschrottet wurden.
Warum ich die Meldung für Hamburg poste: Die Hamburger Maschine war wesentlich besser erhalten, wurde angeblich nur verschrottet, weil man die ca. 6000€ jährliche Erhaltungskosten nicht mehr tragen konnte (oder wollte) und letztes Jahr recht kurzfristig kurzer Prozess gemacht wurde. Wenn man sieht, was dagegen für den Erhalt des Segelfrachtschiffs Peking gemacht wurde (was ich sehe begrüße), ist es sehr verstörend, dass es nicht möglich war, ein strukturell gesundes Flugzeug, was für den Beginn des deutschen Jetzeitalters steht, zu erhalten.
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Du meinst Opel?
Opel hatte eine riesige Chance sich als E Auto Hersteller zu positionieren. Klar wäre ein Risiko gewesen, aber zu verlieren hat Opel sowieso nichts mehr.
Opel hat seit 10 Jahren E-Autos im Programm, derzeit 5 Elektroautos in verschiedenen Klassen, Tendenz steigend. Was sollen sie Ihrer Meinung nach falsch gemacht haben?
Das Problem in Bochum war eher, dass der Betriebsrat zu hoch gepokert hat und die Bedingungen - im Gegensatz zu allen anderen Werken - nicht akzeptiert hat. Alle anderen Werke gibt es noch.
Grundsätzlich sehe ich die Art der EU-Industrieförderung aber auch kritisch, zu wenig Strategie, zu viel Ideologie.
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Seltsam ist allenfalls, dass Dresden mit seinem "Silicon Saxony" nicht das Rennen gemacht hat, denn dort gibt es ja bereits einige Fabriken und eine entsprechende "Clusterbildung".
Könnte es sein, dass die Nähe zu Wolfsburg (Ingenieure) und Berlin (IT-Fachleute) hier eine Rolle spielt? Ich kenne jetzt den Fachkräftemarkt in Dresden nicht, aber wenn die Platzhirsche schon alles abgegrast haben, dann macht es die Ansiedlung einer solchen Grossfabrik nicht leicht. Als jemand, der selbst in der Industrie tätig ist, freut mich die Nachricht ganz besonders, auch für Magdeburg.