Interessanter Ansatz, das Aufmalen. Heute sicher kostspieliger als echte Backsteine. Aber vor allem: war Backsteinbauweise denn so "noblig" bzw "standesgemäß"? Wäre Sandsteinwirkung nicht angebrachter gewesen?
Die Architektur des Neuen Palais kommt ja nicht einfach aus dem „Nichts“.
Wie bei vielen seiner Bauprojekte orientierte sich Friedrich auch hier an berühmten Bauwerken anderer Länder, die ihm durch die Architekturtraktate in seinen Bibliotheken bekannt waren. Nur orientierte er sich diesmal nicht wie so oft an Palladio und Italien, sondern am Palladianismus Englands, wie er ihn aus dem ‚Vitruvius Britannicus' kannte.
Die Gesamtanlage des Neuen Palais beruht auf den Entwürfen John Vanbrughs für Castle Howard in Yorkshire, Details der Fassade auf dem von Christopher Wren erbauten Barockflügel der königlichen Residenz Hampton Court Palace (die Ochsenaugenfenster und das sichtbare Ziegelmauerwerk).
1755 weilte Friedrich incognito in Holland. Es folgt ein Zitat nach Hans Kania, Potsdamer Baukunst, Erstauflage 1926:
„Die abenteuerliche Reise nach Holland mutet an wie ein letzter Jugendstreich, sie zieht aber gleichzeitig einen Schlußstrich unter das Vergangene. Als ‚Kapellmeister des Königs von Polen‘ reiste Friedrich mit dem Oberstleutnant Balbi 1755 nach Amsterdam und dem Haag, dem großen Kunstmarkt Europas. Hier schloß er die Ankäufe neuer Bilder ab, die großen niederländischen Meister, Rembrandt, Rubens, van Dyck gelangten in seinen Besitz. Auch die vielfach hier zum Verkauf stehenden Italiener wurden neu hinzuerworben, soweit ihre Farbwirkung den Niederländern verwandt war. Fortan bestimmten die niederländischen und italienischen Klassiker der Malerei den Geschmack des Herrschers. In Amsterdam berührte ihn ferner der Geist der niederländisch-englischen Baukunst (…). Auch auf diesem Gebiet hat er damit den Abschluß einer Entwicklung erreicht. Die Reise nach den Niederlanden bedeutete für seinen Kunstgeschmack dasselbe wie für Goethe die italienische Reise.“
Castle Howard:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f3/Castle_Howard_Vit_Brit2_edited.jpg
Hampton Court:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5c/Hampton_Court_03.jpg
Edit: Zum Baumaterial bzw. der Fassadenmalerei findet sich in der Literatur immer wieder der Hinweis, daß es bereits beim Errichten des Seitenflügels mit der königlichen Wohnung - hier wurde mit dem Bau begonnen - Schwierigkeiten bereitete, genügend Ziegelmaterial in hochwertiger Qualität für die Fassaden zu beschaffen, so daß man sich schließlich entschied, die restlichen Fassaden zu verputzen und mit einer Trompe-l'oeil-Malerei zu versehen. Der gesamte Rohbau besteht natürlich aus Ziegeln, für den figürlichen Schmuck und die architektonischen Gliederungselemente wurde Sandstein aus Pirna beschafft. Dieser wurde von der Havel aus transportiert über den heute noch existierenden Schafgraben, der nun im Maschinenteich bei den Römischen Bädern endet, und den 1881 zugeschütteten sog. Palaisgraben, der die Baustelle quasi umrundete.