Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Das scheint endgültig zu sein.

    Ganz so ist das nicht. Erstens hat der Gestaltungsbeirat kein endgültiges Entscheidungsrecht. Er ist eher ein schmückendes Beiwerk. Zweitens hat man mir gesagt, dass der FAZ-Artikel die Ergebnisse der letzten DomRömer-Sitzung nicht richtig bzw. missverständlich wiedergibt. Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.

  • Es wäre wiedermals eine vertane Chance, wenn man diese Rekonstruktion auslässt.

    Die Grüne Linde, ein neben vielen anderen Formen extrem "frankfurterisches" Wohn/ und Geschäftshaus. Als 'Schwester' kann übrigens ein anderes prominentes Gebäude hier in Frankfurt gesehen werden: Das Goethehaus (Bild). Wollen wir solche Perlen denn nicht wieder haben?

    Als Alternative ein schlechter Neubauentwurf! Nein Danke!

  • Nun, wenn man sich den Markt bzw. Krönungsweg in Erinnerung ruft, gibt es da noch weitaus mehr frankfurterische Gebäude, als z.B. die drei Römer, die Stadt Mailand, das goldene Haupt, den alten Burggraf, die goldene Schachtel, das alte Kaufhaus, den Würzgarten, den kleinen Vogelsang, den Karpfen, den weissen Bock; und man darf den Mohrenkopf getrost mit einschließen. Allesamt ist die Nicht-Reko ein eklatanter Verlust für das Herz der Stadt.

  • Die Grüne Linde ist das einzige barocke Fachwerkhaus im Dom Römer-Areal und darum besonders wichtig um ein geschlossenes Zeugnis der Bandbreite der einstigen Altstadtarchitektur zu haben. Das Goldene Lämmchen und der Esslinger waren ja "nur" Barockisierungen. Die Renaissance und die Gotik sind durch die roten Häuser, den Würzgarten, den Rebstockhof, Klein Nürnberg und die Goldene Waage bereits gut vertreten. Die Hühnermarkt-Westseite wird ja reines 19tes JH, Barock wäre in Reinkultur in der Altstadt ohne die GL nicht mehr vertreten. :sad:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Zitat

    (...) Trotz aller Risiken gibt es aber kein Zurück mehr. Ein Verzicht auf Rekonstruktionen und ein Umschwenken auf Neubau-Entwürfe würde voraussichtlich kaum Geld sparen, aber zu einer erheblichen Zeitverzögerung führen. Das gilt auch für Änderungen am aufwendigen Energiekonzept. Den Stadtverordneten bleibt nichts anderes übrig als weiterzumachen nach dem Prinzip „Kassen auf und durch“.

    :biggrin: Also bitte. Weiter mit dem Projekt.


    Zitatquelle

  • Schon traurig, dass man es bei öffentlichen Projekten nicht hinbekommt, Kostenpläne aufzustellen, die auch der Realität standhalten. Am Ende wird man wohl entweder die Rekos zusammenstreichen oder, wovon ich nach dem Artikel eher ausgehe, wird die Stadt die zusätzlichen Kosten übernehmen müssen. Gut ist das natürlich nicht, weil sich die Kritiker wieder einmal bestärkt fühlen, dass Rekos einfach zu teuer sind. Auch wenn ich hier insbesondere bei den Fachwerkliebhabern nicht auf positive Resonanz stoßen werde, so wäre doch zu überlegen gewesen, ob es nicht sinnvoll wäre, die Fassaden bei den optionalen Rekonstruktionen nur vorzuhängen und auf die aufwendige Vollrekonstruktion zu verzichten, insbesondere bei solchen Bauten, bei denen man das Fachwerk aufgrund des aufgetragenen Putzes gar nicht sehen wird, auch wenn mich RMA jetzt vermutlich schlagen wird :wink:

    APH - am Puls der Zeit

  • Sinnvoller wäre es eher gewesen, nicht irgendwelche rein ideologisch gefütterten Energiesparziele in Rekonstruktionen pressen zu wollen – als ob an den nichtmal 50 Häusern der Meeresspiegel in 100 Jahren hängt. Aber indirekt hat man aus Sicht der verantwortlichen Partei mit diesen utopischen Forderungen ja genau das erreicht, was man wollte.

  • Zitat

    Eine der größten zusammenhängenden Altstädte Deutschlands wurde im März 1944 durch die Luftangriffe der Alliierten und die folgenden Brände zerstört. Seitdem prägt ein Flickenteppich aus Alt und Neu, aus traditionellen und modernen Bauten den Kern Frankfurts. Nun wird die Altstadt umstrukturiert und erneuert, Gebäude der Nachkriegsmoderne werden abgerissen, um eine kleinteilige Bebauung nach historischem Vorbild entstehen zu lassen. Schimären der Vergangenheit? Oder überfällige Stadtreparatur? Nach einer hitzigen Debatte in den Meldungskommentaren, fasst BauNetz die geplanten Projekte zusammen und befragt die Beteiligten.

    http://www.baunetz.de/baunetzwoche/b…be_1581945.html

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • "Die Altstadt" des alten Frankfurt wird nicht umstrukturiert und erneuert. Dafür ist die zur Verfügung stehende Fläche hinter dem Samstagsberg und dem Dom viel zu klein. Interessant wäre u.a. die Frage, wo denn in der Innenstadt ein Flickenteppich aus alt und neu das Gesicht der Altstadt prägt - bestünde dieser Flickenteppich, hätte man sich mit diesem Thema nicht in so intensiver Form über die so vielen zurückliegenden Jahre beschäftigt. Wer auch immer sich mit der Frage auseinandersetzte, was das alte Frankfurt einst bedeutete, fand vielfältige Antworten auf die Frage und auf die Notwendigkeit, sich mit diesem Thema, möglicherweise in einer Zahl von Fällen zum ersten mal, auseinanderzusetzen, welches über die ersten sechs Jahrzehnte dieser BRD niemals zur Debatte stand. Baunetz möge bitte nicht so tun, als sei es dazu auserkoren, jungfräuliches Feld zu bearbeiten. Die Sprache der Berichterstattung von Baunetz in dieser Form im Hinblick auf die Entwicklung der letzten Jahre, die auch durchaus bei uns nachzuverfolgen ist, ist zu hinterfragen.

  • http://www.baunetz.de/baunetzwoche/b…be_1581945.html

    Der Artikel enthält einige zerknirschte Kommentare von besorgten Modernisten, die nicht so richtig verstehen, was hier passiert und warum. Aber auch ein erfrischend ehrliches und kluges Zitat, das vielleicht der eine oder andere übersehen hat:

    Zitat

    Das Technische Rathaus war Disneyworld, weil es mit der Geschichte des Ortes überhaupt nichts zu tun hatte.
     (Hans Kollhoff)


    cclap:)

  • Habe eine Mail von "Pro Altstadt" erhalten. Der Unterschriftenstand am 20.1.14 betrug 13.408. Dazu dieser Kommentar: "Noch 1.500 Unterschriften, dann haben wir unser Ziel erreicht. 14.100 brauchen wir. Der Rest sichert ab."

  • Zufallsfund:

    Zuschlag für „Haus zum Esslinger“
    Zimmerer Felix Harth rekonstruiert in Frankfurt ein historisches Gebäude

    Zitat

    Doch das „Haus zum Esslinger“ soll nur ein Anfang sein. „Mein Ziel ist es, an fünf Nachbauten beteiligt zu werden“, sagt Harth.

    Zitat

    Um sich überhaupt um den Auftrag bewerben zu können, musste Harth die Qualifikation seines Unternehmens nachweisen. „Erst dann wurden wir zugelassen. Europaweit waren es am Ende nur drei Firmen. Schließlich entschied der Preis.“ Dass sich Harth mit historischen Bauwerken aus Holz auskennt, bewies er nicht nur mit dem Wiederaufbau der Saline in Bad Dürkheim, die von einem Feuer zerstört worden war. Zu seinen Referenzen zählen auch die Kolonnaden auf der Museumsinsel in Berlin oder seine Arbeiten am Jüdischen Museum, ebenfalls in der Bundeshauptstadt. „Das Projekt in Frankfurt ist eine ganz neue Herausforderung. So was haben wir noch nie gemacht. Denn es dürfen nur alte Eichenhölzer verbaut werden.“ Durch ganz Deutschland führte Harth die Suche nach dem passenden Material, in Norddeutschland wurde er fündig. „Ich habe alles zusammen, was ich brauche. Und darüber hinaus. Wie gesagt, ich will in Frankfurt weiter mitspielen.“ Klare Sache, dass er für „das schönste Haus“, die „Goldene Waage“, gerne den Zuschlag hätte. Dass er dafür einen Herrgottsschnitzer engagieren müsste, um die figürlichen Elemente an den Eckpfosten überhaupt realisieren zu können, amüsiert den Ingelheimer: „In Oberammergau werde ich den richtigen Mann finden.“

  • Naja, ich denke, die wissen schon, was sie machen. Schade ist nur die Tatsache, dass irgendwo in Norddeutschland eine Scheune nach 300 Jahren aus dem Ortsbild verschwunden ist. Macht historisches Holz hier so viel aus?

    Werden eigentlich die Neubauten ebenfalls in Fachwerk-Holz-Bauweise errichtet? Ich meine da mal was gehört zu haben. An der Braubachstraße natürlich nicht, aber zumindest die Altstadtbauten.
    Insgesamt aus meiner Sicht das derzeit spannenste Rekonstruktionsprojekt. Einziger Wehmutstropfen ist die Tatsache, dass die Bauten auf einer großen Betonplatte stehen, die vermutlich in 30 Jahren sanierungsbedürftig sein wird. Aber das wird man schon hinkriegen. Wenn es eh keine Keller mehr gibt, ist eine Tiefgarage doch das sinnvollste, was man machen kann. Ganz ohne Autos geht es bei den meisten (mich eingeschlossen) dann doch nicht.
    Wäre natürlich auch schön, wenn das Dom-Römer-Projekt nur der Anfang ist. Vielleicht geht es ja rund um den Dom und am Römer weiter und irgendwann zieht die Kunsthalle um und wir können wieder durch die enge Bendergasse wandeln. Bis dahin freue ich mich auf das, was kommen mag.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)