Sehr interessante Rubrik, komisch dass wir dies in 15 Jahren APH erst jetzt einmal diskutieren.
Ich bin die letzten drei Jahre extrem viel rumgekommen, da gibt es viel Positives, aber auch sicher die ein oder andere Enttäuschung, auch wenn ich dies nicht negativ verstanden wissen will. Nur wer auch kleine Enttäuschungen erlebt, weiß die Großartigkeit von anderen Dingen erst zu schätzen, denn niemand würde die Qualität des Lichtes zu schätzen wissen, wenn er nicht weiß, was Dunkelheit ist. Außerdem habe ich jeder Stadt oder jedem Ort auch etwas Positives abgewinnen können. Somit klingt Enttäuschung vielleicht etwas härter, als es gemeint ist.
Hier mal eine kleine Zusammenstellung meiner Orte, von denen ich mir vorher mehr erwartet hatte, wobei das Problem vermutlich mehr in den Erwartungen lag als an der Qualität mancher Orte.
1. Straßburg: Dies mag den ein oder anderen verwundern, weil objektiv gesehen ist Straßburg eine tolle Stadt. Optisch vielleicht die deutscheste Großstadt, die es heute real noch so geschlossen gibt, vom Fachwerk bis hin zu den großen Gründrzeitquartieren ist es eine Reise durch die Architekturgeschichte. Aber ein Großteil des Charmes geht leider durch die Massen an Touristen verloren, die einen Besuch, gerade im Sommer, zu einer teils furchtbaren Zumutung werden lässt. Auch fehlte mir irgendwie das Herausragende. Petite France war ganz okay, aber der Rest war nichts, was mir irgendwie im Gedächtnis geblieben wäre, anders als z.B. Nancy, was traumhaft schön war.
2. Amsterdam: viele mögen die Kanäle, die gut erhaltene Altstadt und das Flair der Stadt, ich fand die Stadt nach 5 Stunden eher langweilig. Man geht von einem Kanal zum nächsten, aber nach 2 Stunden sieht alles irgendwie gleich nett aus. Man merkt in Amsterdam, ähnlich wie in Leipzig, dass der Adel woanders regierte. Es fehlt die große Kathedrale, das Schloss, all das was Dresden im Vergleich zu Leipzig hat fehlt leider auch Amsterdam irgendwie.
3. Arles: vielleicht die größte Enttäuschung auf meiner großen Frankreichrundreise. Die Stadt wirkt völlig heruntergekommen, seit der Verleihung des Unesco-Welterbetitels scheint hier nichts mehr investiert worden zu sein, die historischen Stätten fristen ein desolates Dasein. Auch im Vergleich zu Orange ein echtes Trauerspiel.
4. Hildesheim: vielleicht bisher der größte Schock beim Besuch einer deutschen Mittelstadt. Während mich Braunschweig extrem positiv überrascht hatte, muss man festhalten, dass von Hildesheim so gut wie nichts übrig ist. Und das auf einer immens großen Fläche. Man unterschätzt, wie groß das historische Hildesheim mal war. Während in Wesel einfach alles schlimm ist, wird einem in Hildesheim durch die Rekonstruktion des Marktplatzes erst klar, was hier verloren gegangen ist.