Beiträge von Schloßgespenst

    Zitat

    Gleichwohl wurden allein in Kreuzberg zwischen 1954 und 1979 von den 2300 Häusern, die den Krieg überlebt hatten, 1358 „entstuckt“, betrieben vom sozialdemokratischen Bausenator Rolf Schwedler, von 1955 bis 1972 in diesem Amt.

    ...eben jenem Politiker, der auch den Abriss des Anhalter Bahnhofs angeordnet und gegen Widerstände durchgesetzt hat? Es gibt oder gab Menschen, die einfach nicht hätten geboren werden sollen.

    Heute ist der SPD-Politiker Mike Josef zum neuen Oberbürgermeister gewählt worden. Könnte mir relativ egal sein, aber für das Thema Rekonstruktionen ist das leider keine gute Nachricht. Denn Mike Josef hatte sich anlässlich der Eröffnung der "Neuen Altstadt" gegen weitere Rekonstruktionen in der Altstadt ausgesprochen - denn damit nähme man sonst der "Neuen Altstadt" den Charakter der Einzigartigkeit.

    Bedenkliche Argumentation nach dem Motto "Wenn Du etwas Gutes getan hast, dann tu nicht noch einmal etwas Gutes, sonst entwertest Du ja damit das Gute, das Du schon getan hast". Ich hoffe nur, der neue OB wird seine Energie auf andere Dinge verwenden und potentielle neue Rekos mit Desinteresse behandeln, sie aber nicht aktiv bekämpfen. Zum Glück kann ein Oberbürgermeister gar nicht so vieles im Alleingang entscheiden, aber andere Entscheidungsträger beeinflussen kann er natürlich.

    Heute Nachmittag durch die Frankfurter Altstadt geschlendert. Brechend voll (und das obwohl fast noch keine asiatischen Touristen da waren). Man kann der neuen Altstadt ja einiges vorwerfen, aber eines ist gewiss, es ist ein absoluter Besuchermagnet mit sehr hoher Anziehungskraft. Die Menschen lieben einfach die Altstadtbebauungen.

    Da würde ich gerne noch einen draufsetzen:

    Ich war vorletzten Samstag zum ersten Mal abends in der Altstadt, im Wirtshaus am Hühnermarkt, und als wir später aus dem Lokal rauskamen, staunte ich: Am anderen Ende des Hühnermarkts, bei Balthasar Ress Weinbar & Vinothek, war die Hölle los - drinnen und draußen drängten sich gut 60 Leute im geschätzten Alter zwischen 20 und 30 Jahren und feierten im Stehen. Wenn sich in der vermeintlichen Touri-Falle eine bei jungen Leuten angesagte Location befindet - was besseres kann der "Neuen Altstadt* doch eigentlich kaum passieren.

    Von wem sollen da bitte große Spenden kommen? Die Stadt sollte die Kosten übernehmen, sonst wird das Projekt wohl scheitern.

    Ich habe es vor Jahren schon gesagt: Frankfurt ist voll von Banken und anderen großen Unternehmen. Bei denen sollte man Spenden werben. 20 Unternehmen geben jeweils 100.000 €, und schon wären 2 Millionen beisammen. Hatte sich nicht damals die Dresdner Bank, als es sie noch gab (mit Sitz in Frankfurt im Übrigen) beim Wiederaufbau der Frauenkirche engagiert?

    Das Opernhaus Kiel, 1907 eingeweiht, erbaut nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling. Durch Bombentreffer ging 1943/44 die innere Einrichtung im Jugendstil verloren. Seeling war übrigens auch der Architekt des Frankfurter Schauspielhauses.

    Interessant. Kiel - wie Frankfurt eine vom Krieg arg gezeichnete Stadt - hat also seine Seeling-Fassade am Leben gelassen. Ich habe manchmal den Eindruck, im Norden und im Süden Deutschlands hat man tendendeziell eher versucht, zu erhalten, was noch erhalten war, während man in Hessen im Zweifel altes, was nicht mittelalterlich und damit nicht alt genug, also nicht "richtig alt" ist, für kunsthistorisch wertlosen Dreck erklärt und abgerissen hat.

    Gibt es aber eigentlich verifizierbare Statistiken zu der Behauptung, die Bewohner der Neuen Altstadt würden vor allem in München und im Taunus leben? Ich habe nämlich auch schon dort lebende Anwohner getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Und abends habe ich in vielen Obergeschoss-Wohnungen Licht gesehen.

    Nein, eine Statistik ist mir nicht bekannt, aber ich habe es mehrfach in der Zeitung gelesen (u.a. in der FAZ, die ja von Anfang an grundsätzlich wohlwollend und ausführlich über das Dom-Römer-Projekt berichtet hat). Du bist vermutlich schon viel öfter dort unterwegs gewesen, da hast Du offenbar Glück gehabt, wenn Du Licht gesehen hast.

    Was die Römerberg-Ostzeile angeht, hatte ich vor vielen Jahren, als das Dom-Römer-Projekt noch in den Kinderschuhen steckte, mal einen ablehnenden Leserbrief gelesen, der auch auf ebendiese rekonstruierten Fachwerkhäuser am Römerberg verwies, und der Schreiber ätzte "Niemand wohnt in ihnen". Was für ein Quatsch, dachte ich damals, da ich mich daran erinnerte, wie die Stadt damals die Wohnungen in den Häusern mit einem Prospekt und der Überschrift "So wohnt man in der neuen Ostzeile" beworben hatte. Allerdings hatte ich daraufhin Jahr für Jahr beim Weihnachmarktbesuch mal drauf geachtet und tatsächlich immer durchgehend auf dunkle Fenster gestarrt. Ich weiß nicht, wann die Sanierung war, aber ob da wohl jemals wahrnehmbares Leben drin war?

    Um ein aus dem Boden gestampftes Viertel mit rekonstruierten Häusern zu beleben und nicht zu einem "Freilichtmuseum" werden zu lassen, würde ich eine Mischung aus ein paar Eigentumswohnungen, vergleichsweise preiswerten Mietwohnungen mit handverlesenen Mietern (keine Sozialwohnungen) und ein paar Studentenwohnungen (1-Zimmer-Appartments und WG-Wohnungen) bauen. .

    Man sollte das Staudenhof-Areal auch verkaufen, meinetwegen unter Maßgabe eines Anteils geförderter Wohnungen.

    In Hamburg funktioniert dieses Modell sehr gut. Ggf. ist ja auch Erbpacht denkbar.

    Dann wird das Quartier ähnlich wie die anderen einfach normal entwickelt und die Stadt Potsdam muss sich finanziell nicht überheben, um mitten im Herzen symbolisch eine Handvoll "günstiger" Wohnungen zu schaffen. Das ist doch von Beginn an eine absurde Idee. Zum Glück haben Dresden und Frankfurt solchen Quatsch sein gelassen.

    Erbpacht wird in Deutschland seit dem Inkraftreten des BGB im Jahr 1900 nicht mehr vergeben, und seit 1947 ist sie verboten. Also eher nicht denkbar. Aber Du meintest Du vermutlich das Erbbaurecht.

    Jedenfalls ist es keineswegs eine "absurde Idee", im Herzen der Stadt irgendwie auch ein paar erschwingliche Wohnungen zu schaffen. Dann wohnt dort nämlich auch jemand. In Frankfurt wohnen die Erbbauberechtigten, die sich die sehr teuren Wohnungen in den rekonstruierten Häusern leisten konnten, in Wirklichkeit im Taunus, in München oder sonstwo, und in der Neuen Altstadt haben sie ihren Zweit- oder Drittwohnung, die meistens leer ist. Schöne historische Fassaden, deren Fenster aber abends immer dunkel sind, sind kein Aushängeschild - egal welche Parteien im Rathaus die Mehrheit haben.

    Etwas ganz ähnliches wollte ich schreiben - Du bist mir dankenswerterweise zuvorgekommen, Treverer. Ja, das ist schon traurig, dass jemand, (...) Beitrag gekürzt, Mod.

    Man soll auf Sanktionen verzichten und lieber ein wenig verhandeln? Hätte das auch Polen und die anderen Staaten tun sollen, als die Wehrmacht dort einmarschierte? Und Kuwait, als die irakische Armee ihren Nachbarn überfiel, weil er ja eigentlich sowieso zum Irak gehörte? Inwiefern wäre das vor dem Hintergrund von Hitlers bzw. Husseins Plänen und Geisteshaltung oder auch Geisteszustand erfolgversprechend gewesen?

    Und der Vergleich mit Königsberg und anderen Ostgebieten ist gar nicht so abwegig. Dort wurden Städte planmäßig zerstört, die Bevölkerung misshandelt, getötet, vertrieben, so dass schnell Fakten geschaffen waren - nur dass damals keine der anderen Siegermächte etwas dagegen unternommen hat; sollte ja alles nur vorläufig sein, die Gebiete sollten ja nur unter russischer bzw. polnischer Verwaltung stehen. Wenn jetzt immer mehr Ukrainer in Richtung Westen flüchten, durch "Fluchtkorridore" noch dazu ermuntert werden, dann kann Putin sich Vertreibungen ersparen, dann fällt ihm irgendwann ein zwar zerstörtes, aber von Ukrainern gesäubertes Land in die Hände.

    Die Sanktionen sind das einzig richtige. Ob sie helfen, weiß man nicht, aber wozu Nichtstun und Zugucken führt, ist aus der Geaschichte hinlänglich bekannt: Dann setzt sich der Aggressor durch und macht immer weiter. gekürzt Mod.

    (Und bezüglich "Schreibt im Forum seit Jahren nichts mehr und gibt jetzt ausgerechnet hier seinen Senf dazu": Ja, und ich bin schon wieder weg. )

    In F blieb nicht eine gute Hälfte des Althausbestandes erhalten und wurden nicht über 2 Km Fassaden abgerissen sowie Kirchenruinen gesprengt- was da irgendwie noch in kleinen Resten stand wie Steinernes Haus und Leinwandhaus wurde wiedererrichtet. Nur beim Salzhaus hat man sich nicht ausgezeichnet.

    Na da muss ich aber dann doch mal Einspruch erheben. Natürlich ist die sozialistische Abrisswut mit der bundesdeutschen nicht vergleichbar, aber so sehr weit entfernt voneinander sind beide dann doch nicht. Nicht nur die wiederaufbaufähige Weißfrauenkirche   wurde abgerissen, auch in der Altstadt wurde bis auf wenige Ausnahmen tabula rasa gemacht. Nicht stärker zerstört als die erwähnten wiederaufgebauten Häuser war zum Beispiel die Mehlwaage, die ebenso abgerissen wurde wie andere lediglich ausgebrannte Bauwerke oder sogar unversehrte wie das Ensemble Nürnberger Hof oder das Eckhaus, das dem Betonkotz des Historischen Museums weichen musste. Alles nicht aus der Not heraus, sondern allein aus ideologischen Gründen, wenn es auch ganz andere waren als in Potsdam. Nur: "Fast alles war kaputt, und was noch ein bisschen erhalten war, hat man gerettet" stimmt eben so nicht. Das ist ja eben der Mythos, der in Ffm gerne aufrechterhalten wird - "War ja alles zerstört".

    Wieso brennt eine steinerne Kirche eigentlich wie eine Fackel und lässt sich kaum löschen? Der Dachstuhl, die Kirchenbänke und die Orgel - wie kann das so ein Inferno verursachen -es ist doch kein Fachwerkhaus und keine Scheune. Ich hoffe nur, dass wenigstens die Außenmauern und die beiden Haupttüme stehenbleiben und immerhin eine ausgebrannte, aber wiederaufbaufähige Ruine bleibt, so wie bei den - meisten - Kirchen, die im Zweiten Weltkrieg in Brand gerieten.

    Zur Erinnerung, es wurde von den beiden Klötzchen gesprochen, welche Treppenaufgänge, Personen- und Lastenaufzüge beherbergen. Man kann über die Lösung streiten,

    Kann man das? Gibt es denn ein Argument für diese Verschandelung? Darüber hatten wir hier vor einiger Zeit schon mal gesprochen (z.B. hier) - wer eine brauchbare Lösung finden will und soll, der findet meist auch eine. Wer die Schlossarchitektur nur als Mittel zum Zweck begreift und sich um die Dachansicht nicht schert (so wie verschiedene Bauherren auf dem Dresdner Neumarkt), der macht sich erst gar keine Mühe.

    Ansonsten magst Du vielleicht Recht damit haben, dass man die kleinen Kuppeln gerade noch auf das verstümmelte, nur noch angedeutete Dach (auf Deinen Vergleichsbildern gut zu erkennen) draufquetschen könnte. Aber das wird nicht passieren, weil das Dachrestaurant die Dachpartie prägen wird und die Kuppel da nur stören würde, da bin ich mir ziemlich sicher.

    Eine Rekonstruktion ist derzeit nicht vorgesehen (was man auch unschwer auf der Webcam erkennen kann, da die Ecken bereits mit Kupfer gedeckt sind), ist aber prinzipiell möglich, siehe: Warum erhält das Schloss nicht mehr die beiden kleinen Seitenkuppeln? Einen Zusammenhang mit den zusätzlichen Dachaufbauten gibt es nicht.

    Entschuldige mal, das glaubst Du doch selbst nicht - natürlich gibt es da einen Zusammenhang, und zwar einen entscheidenden: Durch den Bau der Dachterrasse ist eine Seitenkuppel auf der Nord-West-Seite nicht mehr möglich. Die würde dann ja auf einem Flachdach stehen und einen großen Teil der Dachterasse einnehmen. Das Thema ist wegen des Dachrestaurants passé.

    Hocherfreuliche Meldung von Pro Altstadt:

    "Ja, es wird weitergehen!
    Es gab ein Gespräch, das auf eine erfreuliche Weiterentwicklung hoffen lässt. Die Stadt ist von sich aus bereit zu mehr. Ich wurde um Diskretion gebeten. Einen schönen Pfingstmontag noch und danke für Eure begeisterten Kommentare! Ich kann es selbst noch nicht glauben
    - Cornelia Bensinger"

    https://www.facebook.com/permalink.php?…106171139432387

    Nennst Du eine gewisse Cornelia Bensinger, die angeblich um Diskretion gebeten wurde, dann aber im Fratzbuch gleich mal etwas erzählt, eine zuverlässige Quelle? Der Link ist auch schon nicht mehr abrufbar. Und die bisherigen Äußerungen von den Stadtvätern besagten das Gegenteil.

    Die neue Altstadt bildete für die unverhoffte Pokalfeier sicher einen tollen Rahmen und hatte dadurch einen nachhaltigen Eigenwerbeeffekt über die Stadt hinaus - so unmittelbar nach der Eröffnung.

    Eher nicht, da das Ganze wie immer auf dem Römerberg stattfand und damit nur die Ostzeile und die mäßigen Nachkriegsbauten ins Bild gerückt wurden, wie man z.B. hier sieht. Anders wäre es gewesen, wenn der Mannschaftsbus am Dom gehalten hätte und die Mannschaft den Krönungsweg zum Römer abgelaufen wäre. Aber wer weiß, wie die nagelneue Altstadt dann jetzt aussähe... :zwinkern:

    Wieso Fensterlöcher? Die Fenster können doch an derselben Stelle der Außenwand wie beim Original angebracht werden, das ist ja keine Dämm-Pampe, an der nichts hält wie bei nachträglich gedämmten Gebäuden. Von außen sähe das genauso aus wie beim Original. Innen wären die Fenster natürlich um einiges tiefer. Würde man aber z.B. zwei Fenster hintereinander, also ein Doppelfenster einbauen, würde das Ganze auch von hinten nicht mehr ganz so auffallen. Aber auf eine Ausnahmegenehmigung würde ich nicht hoffen - wieso sollte man für die Reko eine Ausnahme bekommen? Das ist ein Neubau, und wir sind in Deutschland. Für die rekonstruierten Altstadthäuser in Frankfurt wurde auch keine Extrawurst gebraten, da musste ja z.B. das Erdgeschoss der Goldenen Waage aus Beton (mit vorgeblendeten Sandsteinarkaden) errichtet werden, da massive Sandstein-Erdgeschosse nicht mehr zulässig sind. Ganz ohne Kompromisse geht es eben nicht mehr.

    Du hast Dich ja recht genau informiert. Soll die Bauakademie vielleicht Dein nächstes Reko-Projekt werden? :zwinkern:

    - Schade - gerade die Außenwand hätte ich für wesentlich dicker als 36,5 cm gehalten - das ist ja fast nüscht.
    - Dass die oberen Fenster zu klein sind, überrascht mich ebenfalls; dann sollten das eben Archivflächen und Technikräume werden, die müssen ja auch irgendwo hin.
    - Die Barrierefreiheit des Haupteingangs müsste man aber mit einer Rampe lösen können. Da ist eben ein wenig Tüftelei gefragt, etwa so eine Konstruktion oder so etwas (obwohl es hier weniger Stufen sind).
    - Zum Innenhof habe ich auf die Schnelle nichts gefunden. Aber es gibt doch massenweise Bürogebäude mit etagenfüllenden Büros, die überhaupt keinen Lichthof haben. Auch bei der Rekonstruktion des Coselpalais am Dresdner Neumarkt hat man ja den Lichthof einfach weggelassen, um mehr Bürofläche reinzustopfen.