Posts by Weingeist

    In Braunau hat das alles angefangen, dort steht das Haus noch und man glaubt, mit dem Abriß seien alle Probleme beseitigt. In Berlin hat das aufgehört, auch dort glaubte man, in einem politisch korrekten System, mit der Sprengung alle Probleme beseitigen zu können.
    Die Kosten in Österreich wird auf jeden Fall der Steuerzahler tragen. Das trifft bzw. traf in analoger Weise auch für Deutschland zu, nur mit dem Unterschied, daß man in Berlin vor 10 Jahren (natürlich auch auf Kosten des Steuerzahlers) eine Infotafel mit der Überschrift "Mythos und Geschichtszeugnis Führerbunker" an der besagten Stelle aufgestellt hat; auch, um einer Mythenbildung vorzubeugen und sich der Vergangenheit zu stellen. Hier zeigt sich, daß der Umgang mit einem bestimmten Ort in jedem Fall problematisch ist, egal, wie die Entscheidung ausfallen wird.

    An die Farbgebung wird man sich möglicherweise erst noch gewöhnen müssen, da wir auf dem NM sowieso schon ein Übermaß an Grau haben. Hinzu kommt die Frage nach der authentischen Farbgebung des 18. Jhd., wodurch man durch die Canaletto´s eine gewisse Vorstellung hat. Keine einzige der Haase-Fassaden, die in den letzten Jahren rekonstruiert wurden, bewegt sich nahe am Original. Fassaden in Bautzen und Görlitz, die dem Wesen nach verwandt sind und eine solche Farbgebung besitzen, vermitteln eher das originäre Bild.

    Der Blick auf die Geschichte zeigt uns immer wieder, daß politische Systeme, die ihre Vorstellungen vom Umgang mit einem bestimmten Gebäude mit dessen Abriß beantworteten, sich nicht halten konnten. Dies ist den Jahren zwischen 1933-45 eigen, der DDR, der Sowjetunion etc. etc. Die Problematik des Enteignens findet sich ansonsten wieder in den genannten 12 Jahren, womit man sich bei einem Abriß auf diegleiche Ebene stellen würde. Offensichtlich sind manche Fragestellungen über den Umgang mit einem Gebäude nicht zu lösen. Der Blick auf gewisse Bergkuppen im Berchtesgadener Land zeigt, daß es keiner Gebäude bedarf, um Anhänger dieser Ideologie an diesen Ort zu locken. Das wird in Braunau nicht anders sein, selbst dann nicht, wenn man das Haus abreißen würde und eine unbebaute Stelle den Platz einnimmt. Die politische Einstellung, das Haus locke Anhänger dieser Ideologie an, ist, gelinde gesagt, idiotisch. Für beide Lösungsmöglichkeiten gibt es plausible Gründe. Sie zu vereinen, ist wohl eine der schwierigsten Fragen, die sich beim Umgang mit einem denkmalgeschützten Gebäude überhaupt ergeben.

    Das Beutler´sche Haus dürfte wohl die letzte Fassade von Haase gewesen sein, die rekonstruiert wird. Sie hat im Vergleich mit seinen anderen rekonstruierten Fassaden die größte Achsenzahl und damit auch die breiteste Fassade von allen anderen. Sie ist für den NM hochwichtig - weitere Bilder von ihr werden sehr verheißungsvoll sein.

    Der Jüdenhof hat bereits jetzt eine Strahlkraft entwickelt, die ihresgleichen sucht. Vermutlich gibt es am ganzen NM kein weiteres Haus mit einer solchen Dominanz und Strahlkraft wie das Dinglingerhaus, das seinesgleichen wahrlich nicht hat. Wenn man es klug angeht, kann dieser Platz zwischen dem Zwinger, der Frauenkirche und dem Kurländer Platz die eigentliche Herzmitte Dresdens werden. Einfach grandios!

    Der Wiederaufbau von Breslau und Danzig sind aber auch wirklich ärgerlich, da kann man sich als Deutscher garnicht richtig drüber freuen

    Queen Victoria regiert nicht mehr, das Empire ist passe´, in Königsberg, Breslau und Danzig regieren wir nicht mehr, Preußen ist auch passe´. Zu sehr in Ex-Staatsgebieten an Ex-Städten mit Ex-Stadtbildern festhalten sollte man sich abgewöhnen, es sei denn, man wird sehr reich, zieht nach dort um und baut nach Herzenslust. Es kann sein, daß die persönlichen Vorstellung dort unter Umständen nicht immer auf fruchtbaren Boden fallen.

    Vielleicht ist die Zeit noch viel zu unausgereift, um etwas konkretere Entwicklungen zu erhoffen. Vieles scheint im Moment als festgefahren, konstant, eingefahren und Veränderungsträge. Die Möglichkeit, in Zukunft dort das touristische Potential viel weiter auszubauen, ist vorhanden, aber das wird Arbeit und Aufwand erfordern. Zur Zeit gibt es nicht besonders viele Gründe, um dorthin zu reisen. Das muß aber nicht immer so bleiben. Die wirtschaftliche Lage dürfte es wohl nur erlauben, in kleineren Schritten zu denken. Andererseits ist ein Ausbau der Stadt und eine Verdichtung zum Ausbau des Tourismus unabdingbar. Wenn also keine Unterstützung aus dem Ausland kommt, wird wohl der Status Quo und der Eindruck einer festgefahrenen Situation noch eine ganze Weile bestehen bleiben.

    Bei einer aufrichtigen Beschäftigung mit der Geschichte kann eine Beantwortung der gestellten Fragen schon nur als wenig hilfreich erscheinen. Die Frage nach den rechtmäßigen Besitzverhältnissen der Grundstücke sollte sich gar nicht erst stellen, da sich diese bei einer Beschäftigung mit der Geschichte von selbst beantwortet. Da nicht alle Fragen, die hier gestellt werden, die Vollendung des Neumarkts beschleunigen, ist es von Vorteil, sie erst gar nicht zu stellen.

    Meiner Meinung nach sollten Entwürfe unter Bezugnahme auf ihr jeweiliges Umfeld entwickelt werden. In dieser Hinsicht kann ich es in keinster Weise nachvollziehen, dass dieser dem Neumarkt in keinster Weise gerecht werdende Bau zur Ausführung kommen soll.

    Die Fassade wurde in Anlehnung an die Fassade des Palais Riesch entwickelt und führt die alte gewachsene und wieder erarbeitete Dresdner- Sächsische Bautradition in die Moderne fort.
    Sie wurde sehr sensibel auf das Umfeld entwickelt und transponiert die Wesensart des Riesch in die heutige Zeit.
    Keine Fassade wird dem Neumarkt als Neubau besser gerecht, sie ist jedenfalls für die Rampische Straße eine echte Bereicherung, während die gegenüberliegende Hotelfassade der ehemaligen Nummern 11, 13, 15 und 17 einen erheblichen Bruch des Gesamtensembles darstellt und die Streichung der Fassade der ehemaligen 17 einen Bruch des Rechts bedeutete.
    Daß der Erstentwurf eher auf das Umfeld entwickelt worden sein soll, wäre zu begründen. Eine Aufteilung in drei Parzellen, nur um das alte Bild des Riesch nicht wieder aufnehmen zu müssen, kann wohl nur ein schlechter Scherz sein. In dieser Hinsicht kann ich es in keinster Weise nachvollziehen, daß dieser unserem Forum in keinster Weise gerecht werdene Beitrag zur Ausführung kam. Um solche Wahrheiten zu verbreiten, ist unser Forum unter Umständen nicht der angemessene Ort.


    Natürlich wäre auch mir das Riesch noch viel lieber, aber wenn man keinen Knöffel-Krubsacius kriegt, ist ein Nöfer die beste Alternative.

    Oktavian, nicht ärgern darüber. Hier herrscht offensichtlich eine Devise, die auch in fast allen anderen Strängen greift, und diese Devise heißt: "Und es soll an Österreichs Wesen Deutschland noch einmal genesen." Wenn man das erst einmal gerafft hat, lebt sich´s schon viel leichter, auch wenn aus den Tiefen der Karpaten regelmäßig ein Geräusch herauskommt, als wie wenn man auf der tiefsten Saite vom Violon herumschrubbt.

    Hier zeigt sich wieder einmal die Problematik mit der Schwierigkeit, die optimale Farbgebung mit den Gegebenheiten des Nachbars zu vereinen. Ein Aufgreifen der Farbe Gelb, wie es der Nachbar hat, ergibt keine wirkliche Harmonie. Dieses Jugendstilhaus in einem Gelbton zu streichen, dürfte daher auch ein deutlicher Stilbruch sein. Wenn man den Blick auf die Fassade links davon richtet, würde die vorgeschlagene Farbgebung nach dem Vorbild von Chateau Blois die beste Lösung sein, da sie die Farbe des Nachbarhauses links aufgreift und gleichzeitig mit den Elementen in Altweiss auf die Fassade rechts nebenan überleitet. Man sollte bei dieser Fassade die Vorstellung von der Farbe Rosa verlassen und eher in die Richtung helles Terracotta gehen.

    Das ist eine Nachricht, die man nicht alleine nur mit großer Freude, sondern auch mit einer tiefen Dankbarkeit wahrnimmt. Diese Dankbarkeit darf vor allem den Menschen gelten, die sich für den Erhalt dieses Gebäudes eingesetzt haben und seine Bedeutung schon von Anfang an erkannt haben. Die geographische Lage mag ein Grund sein, warum Zittau leider nicht im Einzugsbereich großer Touristenströme liegt. Dennoch hat das Herzstück der Stadt das Potential, mittelfristig als ein eigenständiges und kostbares Stadt-Individuum angesehen werden zu können. Wenn die Phase des "Erwachens" von Görlitz das Potential hat, der Stadt Aufmerksamkeit und vor allem auch Zukunft zu bescheren, kann dies für Zittau ja auch nur positive Aspekte vermitteln, wenn man mittelfristig verstehen wird, das Verständnis für die Stadt zu vertiefen und die Aufmerksamkeit auch ein wenig mehr auf Zittau zu lenken weiß.
    Insbesondere gehört auch hinzu, die Bedeutung von solch wertvollen Haus-Individuen zu erkennen, die die Entwicklung der Stadt nachvollziehbar machen können. In Erinnerung an die großflächige Zerstörung der Stadt im 18. Jahrhundert sollte daher auch ein gewisses Fingerspitzengefühl über die Bedeutung, die ein Haus mit Substanz aus der Gotik haben kann, erwartet werden. Bei diesem Haus ist das unabdingbar. Sein dauerhafter Erhalt ist für Zittau von enormer Wichtigkeit.
    Um der Stadt Zittau notwendige Zukunftsperspektiven geben zu können, wird es Anstrengungen bedürfen, die man in etwas privilegierteren Städten vielleicht nicht in dieser Form kennt. Die Anstrengungen, die bis jetzt von wenigen gemacht wurden, um dieses alte Haus zu erhalten, damit es hoffentlich bald ein selbstverständlicher Bestandteil im Gesamtbild der Stadt sein kann, verdienen die größte Anerkennung und Dankbarkeit.

    Die faz zeigt wieder einmal ihr Talent, Wortkonstrukte in einer solch abstrusen Masse aufzubauschen, daß es fast nicht mehr möglich ist, zu erkennen, um was es eigentlich geht. Der Leser wird wieder einmal Opfer einer ganz typischen Tendenz unserer Zeit: Mittelmäßiges wird in Sintfluten von Verbalgeschwalle und Werbeverkaufssendung-Marktschreiergesülze als etwas theatralisch nie dagewesen hochstehendes angeboten, das dem Vergleich aber nicht standhalten kann. Fabriziere Schrott und mache ungeheuer viel Verbaltheatralik drum - so wird heute geschafft und dann ist man in Frankfurt.

    Vielen Dank an Heimdall.
    Anbei einen Textauszug aus meinen bisher unveröffentlichten 200 Reserveseiten zur Peterskirche:


    Peterskirche
    Vom jenseitigen Rheinufer aus gesehen bilden das Schloß, das Deutschhaus, das Zeughaus und die Peterskirche mit ihren markanten Zwiebeltürmen ein bedeutendes Gegenstück zum stadtbildprägenden Dom und ergeben gemeinsam mit der Palastfassade des Deutschhauses ein prachtvolles und dabei heiter-festliches barockes Raumbild.
    Ursprünglich befand sich weit nördlich der Stadt eine Fischersiedlung, die möglicherweise schon im sechsten Jahrhundert eine Peterskirche erhielt, deren Nachfolger eine stattliche Kirche mit Doppelturmfassade etwa aus dem 12. oder 13. Jhd war und in ein Kollegiatsstift umgewandelt wurde. Nach vielen Beschädigungen durch Hochwasser und insbesondere durch die Schweden im 30jährigen Krieg wurde die alte Peterskirche aber nicht mehr genutzt, verfiel vollständig und wurde 1657 abgerissen.
    Statt der alten Peterskirche nutzten die Stiftsherren nunmehr die innerstädische Kirche des roman. Udenmünster und erhielten 1746/47 die Genehmigung zum Abriß der alten baufälligen Kirche. Da der Bruder des Kurfürsten Ostein Propst der Peterskirche war, nahm Ostein aufgrund der direkten Nähe zu Schloß und Deutschhaus unmittelbaren Einfluß auf die Planungen und akzeptierte erst den achten vorgelegten Entwurf des sehr bedeutenden städtischen Architekten Johann Valentin Anton Thoman, der zur gleichen Zeit am Schillerplatz auch das Ostein´sche Familienpalais errichtete. 1748 wurde die Baugrube ausgehoben, 1749 durch Ostein der Grundstein gelegt. 1751 ist die Fassade im Bau, 1756 wird der Außenbau vollendet und die Kirche geweiht, deren Innenausbau aber erst 1762 abgeschlossen ist. Die komplett aus rotem Mainsandstein geschaffene Fassade läßt Einflüsse des römischen Barock erkennen, der Kirchenraum in feinstem Rokoko selbst gilt neben der Trierer Paulinskirche als das bedeutendste Sakralgebäude des Rokoko am Rhein bzw. im Westen Deutschlands. Der Innenausbau selbst wurde von den führenden Hofkünstlern ausgeführt, wobei besonders die Deckenfresken Joseph Ignaz Appiani als außerordentliches Kunstwerk zu nennen wären. Ab 1792 folgen für die Peterskirche stürmische Zeiten: Als „Tempel der Vernunft“ von den Franzosen zweckentfremdet, folgt die Aufhebung des Petersstifts 1802. Alsdann dient sie anstelle des zerstörten Doms als Kathedrale, von 1816 an zuerst österreischische, dann preußische Garnisonskirche und wird bis 1930 von der frz. Besatzung genutzt. Schon bei einem Angriff 1944 wurde das Glockengeschoß des Südturms durch eine Sprengbombe vollständig zerstört und stürzt auf das Mittelschiffgewölbe, das beim großen Angriff 1945 vollständig vernichtet wird. 1949 wird mit dem Wiederaufbau begonnen, 1952 kann die Kirche wieder gottesdienstlich genutzt werden, aber die Restaurierungs- und Rekonstruk- tionsarbeiten sowie die Wiederherstellung der zerstörten Stuckaturen dauern bis 1989 und finden einen krönenden Abschluß in der Rekonstruktion der Deckenfresken durch Karl Manninger, sodaß dieser so bedeutende Rokokobau bis auf das zerstörte Chorgestühl wieder vollständig erlebbar ist. Das obere Glockengeschoß des Südturms wurde vollständig rekonstruiert. Erst auf den zweiten Blick fallen die Pilasterkapitelle auf, die stark purifiziert neu geschaffen wurden.

    Hier Bilder von der maßgeblichsten "ostdeutschen Stadt", die es je gegeben hat:

    Diese "ostdeutsche Stadt" wird sich zumindest hier in diesem Strang keinem Bundesland zuordnen lassen. Das weißt du genau, Ursus, und daher ist dein Abschweifen zumindest hier in diesem Strang nicht unbedingt der richtige Ort dafür. Breslau ist hier schon vertreten. Zunächst einmal heißen wir unseren neuen User Donat bei uns willkommen, cheers:) , dann gehen wir einen trinken cheers:) , danach finden sich vielfältige Anlässe, die Begeisterung für etliche dieser Städte zu teilen. Bei vielen wird man wohl nie genug davon bekommen können. Gell, Donat, hinterher könnte man eigentlich erst mal einen trinken gehen. Ich finde gerade keinen Smiley dafür...

    Gewonnen hat das Büro Nöfer. In Berlin mag das ja eine Aufwertung sein. Für den Neumarkt ist es doch eine Enttäuschung.

    Bei dem Abwägen aller bisherigen Entwicklungen ist das zweifellos das beste, was passieren konnte. Die Entwürfe vom Büro Nöfer gehören zweifellos mit zum besten, was aktuell gebaut wird. Die Einschätzung, sie seien für Berlin eine Aufwertung, für Dresden aber eine Enttäuschung, kann ich unmöglich teilen. Bei dem, was aktuell in Dresden gebaut wird, kann es gar nicht genug Nöfers geben. Man darf berechtigt annehmen, daß eine Begründung dieser Einschätzung durchaus einige Leute interessieren würde.
    Die Rekonstruktion zumindest der Portale wäre wünschenswert.