Posts by Weingeist

    Die Außenwirkung des Brückeneinsturzes ist schon gravierend genug; die weitere Entwicklung wird in puncto Dauer der restlichen Beseitigung, Finanzierung, Neubau, Schadenersatz etc. nicht geringer sein; umso mehr, da die Spielkarten fehlende Beteiligung des Bundes, Finanzierung durch die Stadt, Verschuldung sowie Schadenersatzforderungen von im Traum noch nicht vorstellbarer Ausmaße ziemlich klar auf dem Tisch liegen und schon in Bälde einen nicht zu ignorierenden Faktor darstellen werden. All das sind Entwicklungen, die man von außen sehr genau beobachten wird. Die Unbeantwortbarkeit der Frage, in welchem Umfang auch andere Kommunen in der Zukunft mit gleichen Konstellationen konfrontiert werden, steht im Raum und wird es in Zukunft nur noch umso deutlicher werden. Die Option, daß Schiffsverkehr in Zukunft nur noch dann möglich sein wird, wenn halt zufällig irgendwo mal keine Brücke eingestürzt ist bzw. ein halbes Jahr und noch länger geborgen werden muß, ... Der Satz bleibt jetzt mal unausformuliert. Rechnen kann man mit dieser Option allerdings nicht.

    Hier muß man in diesem Fall von Geld sprechen, das man nicht hat, um eine Brücke zu errichten, auf die Dresden mit einiger Sicherheit nicht verzichten wird können, an der sich der Bund vorauss. nicht beteiligen wird und die sich mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Neuverschuldung niederschlagen wird. Die Zeit, die es bedarf, um dieses Thema anzugehen; auch auf sie wird man schauen. Und wie man es auch dreht und wendet: hier steht erst einmal so viel Arbeit vor der eigenen Türe an, als daß man die Zeit und Muße haben dürfte, sich über ein übermäßiges Engagement vor den fremden gar zu viele Gedanken zu machen.

    An einer Ampel im Lehel regelt jetzt ein Kobold mit Dichtertalent, Rot-Grün-Schwäche und Käsehaß als Nachfahre von Klabautern den Verkehr. :smile:

    Kobold-Klamauk in München – in diesem Stadtteil regelt jetzt Pumuckl den Verkehr
    "Hurra, hurra, der Pumuckl ist da" – auf drei Fußgängerampeln in München. Dort sind die klassischen Ampelmännchen gegen die Silhouette des Kobolds ausgetauscht…
    muenchen.t-online.de
    Erste Pumuckl-Ampel in München eingeweiht
    Den Pumuckl kennt so gut wie jeder. Die Kult-Figur hat nun in ihrer Heimat München eine neue Aufgabe: Kinder und Erwachsene sicher durch den Verkehr zu lotsen.
    www.n-tv.de

    (Anekdote: es gab Mitte der 80er keinen Sonntag ohne Pumuckl bei mir; auch nicht an jenem Herbstsonntag etwa um 1985, als die erweiterte Sippe zum "Herbst" im "Wingert" war. Man ahnt bereits, wer heim zum Fernsehgucken wollte und wer sich dann auch wirklich durchgesetzt hat).

    Selbst im unwahrscheinlichen Fall stadtkosmetischer Eingriffe wird bestenfalls das Umfeld aufgewertet. Die sozialen Unwuchten werden bleiben. Es zeigt sich aber auch umgekehrt, welcher Komponenten es bedarf, um einem bestimmten Gebiet ein eher negatives "branding" zu verleihen, das dann auch haften bleibt. Dies zu erkennen, ist zunächst einmal die Aufgabe der Führungsebene der Stadt.

    Ein Zustand ist nie, so wie er ist, gut genug. Die Nichtakzeptanzfähigkeit der so zahlreichen "wiederaufgebauten" Quartiere in vielen Städten gehört hier leider dazu; und die Verschmelzung nicht gesellschafts- und zukunftsfähiger Problembereiche mit sozialen Offensichtlichkeiten verstärkt diese Eindrücke leider in eklatantem Maß.

    Das neue, sechsstimmige Rincker-Geläute des Ratzeburger Doms aus 2001. Ein gedoppeltes Idealquartett (auch Parsival-Motiv genannt) - was ein unvorstellbares Klangexperiment :schockiert:. Ganz und gar ungewöhnlich einerseits, aber die drei großen in b°, cis1 und dis1 sind so voluminös und dominant, daß sie "trotz zweimal Parsifal" mit ihrem eigenes Te-Deum im Gesamtgeläute durchziehen. Was eine bereichernde Klangerfahrung!

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    In der Ratzeburger Petrikirche wurde jüngst ein Glocken-Recycling betrieben: eine gebrauchte Glocke aus der Dreifaltigkeitskirche Hamburg-Harburg wurde mit Spendenmitteln finanziert und ersetzt nach 20 Jahren eine gesprungene Vorgängerin. Angabe 440 kg., also etwa im Bereich von b1 / h1. Eine alte Glocke von 1578, ursprünglich drei Stahlglocken von 1921, eine von dreien vermutlich gesprungen. Schade, daß keine genaueren Infos vorliegen.

    Erfolgreiche Spendenaktion: Neue Glocke für die St. Petri-Kirche in Ratzeburg
    Dank einer erfolgreichen Spendenaktion konnte die nötige Summe von 45.000 Euro erreicht werden.
    www.ndr.de

    Dem Thema Abriß und Neubebauung Gutenbergmuseum wird man in den nächsten Jahren noch häufiger begegnen. Nun zeichnet sich ab, daß in Bälde - nach der Fassenacht - der alte Schellbau des bisherigen Gutenbergmuseums abgerissen wird. Das Blumenbeet auf dem Liebfrauenplatz, eine der schönsten Ecken der ganzen Altstadt, wird für mehrere Jahre wegfallen und dort über mehrere Jahre eine Baustelleneinrichtung aufgestellt. Ein Ersatz-Grünfeld wird nun etwas abgelegen auf dem Karmeliterplatz seinen Platz finden; begrüßenswert zum einen, da dieser doch sehr abgelegene Platz etwas mehr Aufmerksamkeit erfährt; und zum anderen befindet sich ja in unmittelbarer Nähe das umgezogene Gutenbergmuseum im Naturhistorischen Museum.

    Neue Blumenbeete in Mainz als Ersatz für Liebfrauenplatz: Karmeliterplatz wird zur Blumenwiese - Taufkirche Gutenbergs wird aufgewertet - Mainz&
    Neue Blumenbeete in Mainz als Ersatz für Liebfrauenplatz: Karmeliterplatz wird zur Blumenwiese. Areal um Taufkirche Gutenbergs aufgewertet.
    mainzund.de
    Großbaustelle am Mainzer Liebfrauenplatz wird vorbereitet
    In rund zwei Monaten wird am Mainzer Liebfrauenplatz eine Großbaustelle eingerichtet. Ab dann starten der Rückbau und der Abriss des Gutenberg-Museums.
    merkurist.de

    Der Münsterplatz hat im Bereich Übergang von Großer Bleiche und Schillerstraße ca. in den 20ern durch den Abriß der Altmünster-Häuser (Zinshäuser des Altmünsterklosters) schon viele Federn gelassen. Der Schillerplatz ist heute ja der Platz, der noch am ehesten mit dem 18. Jhd. vermittelt. Auch der Ballplatz mit dem älteren Dalberger Hof und dem wiederaufgebauen Dalberg-Fechenbacher Hof ist ein Schmuckstück.

    Der Gutenbergplatz war ein Produkt des 19. Jhd.

    Markt, Brand und Liebfrauenplatz waren sicherlich die ganz großen Höhepunkte der Stadt.

    Der Leichhof hat glücklicherweis durch die Domhäuser von Franz Ignaz Michael Neumann gemeinsam mit dem Westchor des Doms sein Gesicht bewahren können. Es gab hier bereits 1793 starke Schäden.

    Kirschgarten, Graben und der Platz vor der Ignazkirche sind die schönsten Plätze der südlichen Altstadt, wobei vor der Ignazkirche vor 1945 drei Häuser standen. Der Platz ist heute also strenggenommen ahistorisch.

    Eine Besonderheit war auch der alte Karmeliterplatz nördlich von St. Christoph, wo auf allen vier Quartierecken ein Adelspalais stand.

    Ein kleiner Rundgang mit dem Merkurist über den Kirschgarten, der einzige Platz der südlichen Altstadt, der einigermaßen geschlossen überlebt hat. Es wird die Frage gestellt nach den teilweise wirklich kuriosen Hausnamen wie Wilde Gans, Aschaffenberg, Beymberg / Beymburg, kleiner Elefant. Die Häusernamen sind hier sehr alt, oftmals kaum noch nachvollziehbar und eine Beschäftigung mit den Häusern im engeren Sinn hat leider noch nicht stattgefunden.

    Der Mainzer Kirschgarten: Warum tragen die Häuser hier so verrückte Namen?
    Wilde Gans, Zum Beymberg, Haus zum Kleinen Elefanten: Einige Gebäude am Kirschgarten in der Mainzer Altstadt haben Namen, die Fragen aufwerfen. Wir haben uns…
    merkurist.de

    Bemerkenswert auch eine ältere Doku des SWR, die sich mit dem Wiederaufbau in RLP beschäftigt - u.a. mit dem Ausbau von Mainz als "modernster Stadt der Welt."

    Mainz sollte die „modernste Stadt der Welt“ werden
    Ein völlig neues Mainz mit Großflughafen und gigantischen Wohnanlagen: Diesen Plan verfolgten die französischen Besatzer kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs.…
    merkurist.de

    Eine neue, kurze Reportage des NDR zum anstehenden 150. Geburtstag von Thomas Mann; u.a. mit Luftaufnahmen der zerstörten Altstadt im Zustand der frühen ´50er, auf denen die provisorisch geschlossenen Türme von Marien, Petri und dem Dom zu sehen sind. Die zukünftige Ausstellung dürfte sicher sehr interessant werden. Ab 02:30 müßte wohl das Danziger Geläute zu hören sein.

    Nordtour: Den Norden erleben: 150. Geburtstag: Lübeck feiert Thomas Mann - hier anschauen
    Er ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Die Stadt ehrt ihn mit Ausstellungen, Vorträgen und Lesungen.
    www.ardmediathek.de

    Eine aktualisierte Stellungnahme des VATMH zum aktuellen Zustand der Villa Aurora und des Thomas-Mamm-Hauses wuden veröffentlicht. Bei der Villa Aurora sind genauere Untersuchungen, u.a. toxikologisch; sowie eine Überprüfung des Hanges notwendig, da die Rauchentwicklung ihre Spuren hinterlssen hat. Bei der Villa Mann liegen die Schäden niedriger, das Haus hat das Inferno deutlich besser überstanden.

    Update: Zu den aktuellen Waldbränden in Los Angeles - VATMH (de)

    St. Pankratius, Mainz-Hechtsheim. Gefüllter Moll-Akkord, als tontiefste doch immerhin eine d1. Neben den zwei Glocken der Augustinerkirche haben sich hier ebenfalls zwei Glocken von Johann Martin Roth erhalten, Glockengießer aus der Dynastie Roth, Geschützgießer, Artilleriehauptmann. Er goß nach dem Dombrand 1767 auch das neue Hauptgeläute (darunter die Hugoglocke des Doms in g°, die zu ihrer Zeit größte Glocke der westdeutschen Region), oder auch die Geläute des Hildesheimer Mariendoms.

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    (Orgel: Gehäuse der ehemaligen Orgel, erbaut etwa um 1765 durch Joseph Anton Onimus, Mainz, als einmanualige Orgel basierend auf Principal 8´, für die damals wesentlich kleinere Kirche. Ca. um 1928 Neubau durch Siemann, München. Wird dieses Jahr durch Förster und Nicolaus saniert und überholt).

    Neue Ideen treten zu Tage: nur noch Zufußgehende und Radfahrende, keine Auto- und Straßenbahnfahrenden mehr. Gugge hier:

    Wiederaufbau autofrei: Eine neue Carolabrücke nur noch für Fußgänger und Radfahrer? | MDR.DE
    Seit Mitte Dezember ist klar: Die teilweise eingestürzte Dresdner Carolabrücke muss ganz abgerissen werden. Doch wie soll ein Neubau aussehen? Ein Dresdner,…
    www.mdr.de

    Zur BI und dem Vorschlag von Stadtbild Deutschland gugge hier:

    Carolabrücke in Dresden: Debatte um Rekonstruktion nimmt Fahrt auf
    Straßenbahnen und Fußgänger könnten wieder Priorität haben: In Dresden nimmt die Debatte um die Rekonstruktion der Carolabrücke Fahrt auf. Der Idee könnte in…
    www.faz.net
    Baut Dresden eine neue Carolabrücke so wie früher?
    In Dresden hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für den Wiederaufbau der Carolabrücke nach historischem Vorbild stark macht. Eine beliebige,…
    www.radiodresden.de

    Die Formulierung von wegen "Buxtehude behorchen" geht ausschließlich auf Carl Philipp Emanuel zurück. Inwieweit nach ca. 70 Jahren noch alle Details überblickt werden konnten, ist eine Frage. Die Hintergründe zum Winter 1705 in der Marienkirche sind zumindest etwas detail- und lehrreicher:

    - fünf "ordinaire" Abendmusiken

    - zwei "extraordinaire" Abendmusiken

    - Große Marienorgel, Totentanzorgel, Positiv und Regal auf dem Lettner

    - sechs Sängeremporen

    - Lettner, teilweise als Standort der Musiker, teilweise für Honoratioren und Finanziers der Abendmusiken

    Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, daß Bach zu den fünf ordinairen auch die zwei extraordinairen Abendmusiken kennenlernte. Ein Nachhall dürfte sicherlich in der Ratswahlkantate zu finden sein.

    Aufgeführt wurden das Castrum Doloris und der Templum honoris. Nachfolgend ein Zitat aus meinem Exemplar 128 von 300 Nachdrucken:

    "CASTRUM DOLORIS, Dero in GOTT Ruhenden Römis. Kayserl. auch Königl. Majestäten LEOPOLD Dem Ersten / Zum Glorwürdigsten Andencken / In der Kayserl. Freyen Reichs-Stadt Lübecks Haupt-Kirchen zu St. Marien / Zur Zeit gewöhnlicher Abend-Music / Aus Aller-Unterthänigster Pflicht Musicalisch vorgestellt Von Diterico Buxtehuden / Organisten daselbst.

    In einer ILLUMINATION Auff der Jüngst reparirt- und gantz verguldten Grossen Orgel / So itzund bedeckt / Und mit vielen Lampen und Lichtern geziert / praesentirt sich Die Hohe Kays. Leiche im Sarge auf dem Parade-Bette / zum Haupt die Kayserliche / An beiden Seiten aber / Die Königlichen Hungarische / Böhmische und übrige Kronen habende; Worüber Auf Vier Palmen-Bäumen Ein Schön-gezierter Himmel ruhet / Umbher / Mit dem Kayserl. Königl. und übriger Provincien Wapen behangen / Dabey Viele Engeln mit Lichter die Wache halten; Die beyden Music-Chöre seynd neben der Orgel schwarz bezogen: Die Posaunen und Trompeten mit Sourdinen / auch übrige Instrumenta allesampt gedämpffet."

    Die Musik: Beginn mit einem starken traurigen Lamento, u.a. Chor der Music, das Gerücht, Chor der Klagweiber, die Gerechtigkeit, die Gnade. Gesang und Choral "Nun laßt uns den Leib begraben" mit allen Orgeln un Chören und der ganzen Gemeinde.

    "TEMPLUM HONORIS, Dero Regierenden Römis. Kayserl. auch Königl. Majestät JOSEPH Dem Ersten / Zu Unsterblichen Ehren / In der Kayserl. Freyen Reichs-Stadt Lübecks Haupt-Kirchen zu St. Marien / Im Jahr Christi 1705. Zu beliebter Zeit bey der gewöhnlichen Abend-Music / Aus Aller-Unterthänigster Pflicht Glückwünschend gewidmet von Diterio Buxtehuden / Organisten daselbst.

    TEMPLUM HONORIS, Oder Der Ehren-Tempel / Schön ausgeziehrt und illuminiret: Mit einer starcken Gvardie von tapffern Helden Umbgeben. Der Weg zum Tempel auf beyden Seiten / Mit Tugenden und Wissenschafften besetzet. Die Valvae stehen offen / Und siehet man inwendig auff dem Altar Das Brust-Bild Ihro Röm. Kayserl. Majestät / Vorn auff dem Platz praesentiret sich Die Lust und Freude / Mit Ihren Kindern / Welche Allerhand Trophaen / Kräntze und Blumen / mit Palm- und Lorbeers-Zweigen / tragen: Wann dann Orgeln und Chöre geöffnet / und sich alles zur Music gestellet hat; So fängt an:"

    Intrada mit zwei Chören, Pauken und Trompeten, ein Tutti mit allen Chören und Orgeln. Das Gerücht, Germanien, die Ehre, die Klugheit, die Glückseligkeit, ein Tutti von allen Chören, eine glückwünschende Aria, der erste Chor, der zweite Chor, ein Tutti und zum Abschluß eine Passacaglia vivace mit versch. Instrumenten.

    Auf Google maps sind nun aktualisierte Luftaufnahmen von Pacific Palisades einsehbar, die das ganze, immense Ausmaß der Zerstörung vor Augen führen. Man geht wohl nicht fehl, hier einen Zerstörungsgrad von 90-95 % anzunehmen. Es fällt nicht gerade einfach, angesichts eines solchen Ausmaßes an Zerstörung von ferne irgendwelche Worte zu finden - die Villa Aurora und das Thomas-Mann-Haus zumindest scheinen auf den ersten Blick unversehrt. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß die beiden Häuser in einem wiederaufgebauten Pacific Palisades die Rolle eines gesellschaftlichen und geistigen Ankerpunktes einnehmen können und zur Entwicklung einer in großen Bereichen neu aufzubauenden Stadt beitragen werden. Somit würden sie auf ihre Weise etwas von der großen Tradition fortführen.