Berlin - Charlottenburger Tor

  • Wurden die Figuren von den Russen abmontiert und stehen heute irgendwo in Moskau oder St. Petersburg (unwahrscheinlich oder doch möglich)? Ich werde versuchen die Bauakten einzusehen - vielleicht ist irgendetwas zu finden. Hoffe nicht, dass der Soldat auf dem russischen Ehrenmal daraus gegossen wurde.

  • Sorry, mir ist nicht ganz klar warum das damit auszuschließen ist. Schruoffeneger war letzten März auch Baustadtrat und da wurde der Turm der Gedächtinskirche mit Werbung verhängt.

    Die Gedächtniskirche gehört aber nicht dem Bezirk. Jeder Eigentümer kann an seinem Gerüst werben, wenn hinter Plane wirklich gebaut wird.

  • Wenn das Datum stimmt, fühle ich mich in meiner These bestätigt, dass die Figuren durch Artilleriebeschuss zerstört worden sein müssen. Die Schlacht um Berlin ging bis zum 2.5.1945. Die Sowjets haben also bis zum 2. Mai ganz anderes zu tun gehabt, als Kunstwerke abzubauen.

    Eine einzige alternative Möglichkeit der Abnahme der Figuren bietet sich an, falls der Volkssturm die Position der Skulpturen für den Aufbau einer Flak- oder MG-Stellung benötigt haben sollte. Das halte ich aber für sehr unwahrscheinlich, da die Stellung auf dem Tor völlig ungeschützt gewesen wäre. Und selbst dann dürfte nicht pfleglich mit den Figuren umgegangen worden sein.

    Nein, die Zerstörung im Zuge der Kampfhandlungen halte ich am wahrscheinlichsten.

  • Es ist natürlich reine Spekulation, aber wenn man logisch an die Sache herangehen würde - wenn es in der Zeit vom 16.04. - 02.05.1945 überhaupt logisch betrachten werden kann - dann hätte man nicht extra die Skulpturen für eine MG-Stellung aufwendig vom Tor genommen, sondern die Stellung eher daneben auf der Balustrade eingerichtet. Heruntergeschossen wurden sie aber auch nicht, denn sonst wären auch Schäden an den Köpfen der Pylonen entstanden - diese sind aber auf beiden Seiten des Tores völlig unbeschädigt geblieben. Da hätte jemand zweimal sehr genau zielen und sauber abräumen müssen - dafür war sicherlich keine Zeit und auch kein Interesse vorhanden.

    Hat man die Skulpturen zur Verstärkung der Barrikaden benutzt? Gibt es Unterlagen zu den Befehlen bzw. Anweisungen der Wehrmacht oder des Stadtkommandanten, zum Bau der Panzersperre am Charlottenburger Tor? Wer könnte hier helfen?

    Dass die Skulpturen von der russischen Armee sofort nach der Einnahme des Bereiches abgebaut wurden, ist irgendwie unwahrscheinlich. Zu dieser Zeit wären sie eher mit den Vorbereitungen zum 01. Mai und der Einnahme des Reichstages beschäftigt gewesen. Am 02. Mai waren die Skulpturen jedenfalls verschwunden.

    Es bleiben nicht viele Möglichkeiten - wurden sie abgenommen

    - um sie zu Schützen? Und hat man sie auf kurzem Weg im Landwehrkanal versenkt? Eigentlich unwahrscheinlich, denn die Quadriga, die wertvoller wäre wurde auch nicht geborgen.

    - oder wurden sie um den 24. April abgenommen um die zwei Fahrbahnlücken in der Panzersperre effektiv zu verschließen? Umständlich aber möglich.

    Was also ist in diesen zwei Wochen passiert?

  • Ich persönlich denke auch, dass die Figuren eher den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen sind, entweder durch direkte Treffer oder aber sie wurden danach herunter geworfen oder gerissen, weil sie abzustürzen drohten.

    Zu meiner Theorie

    Quelle des Bildes: http://waralbum.ru/278745/

    Könnte es sein, dass dort die Überreste einer Figur links unten zu sehen sind? Man muss es mit Ctrl + ranzoomen, denn durch speichern und vergrößern wird es leider nur noch schlechter.

    Ich starre da schon eine geraume Zeit drauf und vielleicht bilde ich es mir jetzt einfach nur ein, denn das Bild ist sehr unscharf. Hier mal ein Screenshot von dem, was ich meine. Lila ein möglicher Arm, Grün die Hauptfigur.

  • Für eine Wiedergewinnung spielt es leider keine Rolle ob es die Nazis eingeschmolzen oder die Russen zerschossen haben. Fakt ist: die Figuren sind verloren, Dr. Watson.

  • Ich finde der Mittelstreifen der Straße des 17. Juni, Bismarkstraße und Kaiserdamm (gehen ineinander über) müssten von den parkenden Autos befreit werden, damit die Sichtachse durch das Tor bis zur Siegessäule wirken kann.

    "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht"

    *gelesen bei Maria Gräfin von Maltzan, geschrieben von Heinrich Heine

  • Ich war lange nicht mehr in der Gegend, hatte aber mal vor ner Weile unzählige Fotos davon gemacht. Könnte ich ja endlich mal hier hochladen.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Gmünder: Problem ist, meine Festplatte ist knallvoll, blicke hinten und vorne nicht mehr durch. Keine Ahnung wo die sind :lachentuerkis::lachentuerkis:

    Aber gut, es freut mich wenn Interesse besteht.....also ich muss die Dinger mal raussuchen. Hatte auch eine Menge von MITTE gemacht, mir gefällt an Mitte dass man dort tatsächlich häufig ein ähnliches Feeeling hat wie Paris oder London, teilweise sogar Ähnlichkeit mit New York oder anderer amerikanischen Stadt. Dennoch viel historisches.

    OK ich muss mal suchen.....versprochen! :daumenoben:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Aus dem Buch "Berlin in frühen Farbdias 1936-1943":

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Wenn die Figuren tatsächlich "in den letzten Kriegsmonaten demontiert" worden sind, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie sich noch in irgendeinem Privatbesitz befinden (von Russland bis Deutschland oder USA alles denkbar).

    Im Krieg wurden sie vermutlich nicht mehr eingeschmolzen, da die Waffenherstellung in den letzten Kriegstagen wohl nicht mehr stattfand.

    Ein späteres Einschmelzen während der Besatzungszeit ist natürlich nicht auszuschließen, aber wenn ich an jüngere Entdeckungen durch den Kunstdetektiv Arthur Brand zurückdenke, stimmt es mich recht positiv, dass die Figuren vielleicht noch existieren.

    Leider gibt es ja nicht so etwas wie internationale Aufrufe durch die Bundesregierung oder andere Zuständige, um verschollene Kunst wiederzufinden.

  • Leider gibt es ja nicht so etwas wie internationale Aufrufe durch die Bundesregierung oder andere Zuständige, um verschollene Kunst wiederzufinden.

    Da würden wahrscheinlich noch so ganz andere Dinge zutage gefördert werden aus der eigenen Vergangenheit und gewisse Hunde geweckt werden... Ist ja immer noch nicht alles aufgearbeitet.

    Könnte schon sein, dass die Figuren eingeschmolzen wurden, wenn auch nicht mehr für Waffen, aber es sehr schnell großen Bedarf, Lenin-, Stalin- und Siegesdenkmäler zu errichten, ob jetzt in Deutschland oder in der Heimat. Da ließ sich so'n Buntmetall im Schuppen sicher auch gut auf dem Schwarzmarkt anbieten.

  • ^

    Die Erklärung klingt eigentlich ganz plausibel. Wenn das Metall eh schon vom Tor entfernt war, hat man es vielleicht gleich für eines der russischen Denkmäler "recycelt". Kann mir auch nicht vorstellen, daß zwei so große Skulpturen einfach so spurlos verschwinden.

    Die sollen einfach zwei schöne Vasen auf das Tor setzen und fertig. Alles besser als diese abgehackte Ansicht.

  • Da würden wahrscheinlich noch so ganz andere Dinge zutage gefördert werden aus der eigenen Vergangenheit und gewisse Hunde geweckt werden... Ist ja immer noch nicht alles aufgearbeitet.

    So, was denn? Die NS-Raubkunst kann ja wohl nicht gemeint sein, denn deren Ermittlung und Rückgabe ist ja mittlerweile aktiv von der Bundesregierung betrieben. (hier) Und es wird sogar in den öffentlich-rechtlichen Medien gefordert, das zur "Chefsache" zu machen, ganz ohne Angst vor Hunden, die längst nicht mehr schlafen. Also meinst Du vermutlich die aus Deutschland nach Russland transportierte Beutekunst? Auch dort muss man vor dem Wecken von Hunden keine Sorge haben. Die Russen haben die Diskussion für beendet erklärt. Sie behalten die Güter. Der Hund hat ruhig zu sein. :lehrer:

  • Die sollen einfach zwei schöne Vasen auf das Tor setzen und fertig. Alles besser als diese abgehackte Ansicht.

    Die abgehackte Ansicht ist aber sicher gewollt und passt sehr gut in das heutige politische Denken. Schließlich ist das Tor ja aus heutiger korrekter politischer Sichtweise reaktionär, ja fast schon „rechts“. Da haben wir Glück, dass es zu den schon „länger hier Lebenden“ gehört. Sonst wären seine Tage bestimmt gezählt.