Dresdner Bausituation

  • Wieviele unschuldige Leute würden dabei wohl ihr Leben lassen? Schlechte Architektur hin oder her, aber dafür bzw. dagegen töten muss man dann doch nicht... :augenrollen:

  • Ich stelle mir gerade die Pressemeldungen vor:

    "Schon wieder ist ein wildgewordener aph-Forumler bei einem Selbstmordanschlag ums Leben gekommen..."

    oder

    "Die aph-liban. Sie wollen den Barock-Staat, ihre Waffe ist der Terror..."

    :wuetenspringen: :grosshuepfen:

  • Zitat von "Heimdall"

    Ich stelle mir gerade die Pressemeldungen vor:

    "Schon wieder ist ein wildgewordener aph-Forumler bei einem Selbstmordanschlag ums Leben gekommen..."

    oder

    "Die aph-liban. Sie wollen den Barock-Staat, ihre Waffe ist der Terror..."

    :wuetenspringen: :grosshuepfen:

    Die Gedanken sind frei
    wer kann sie erraten?
    Sie fliegen vorbei
    wie nächtliche Schatten.
    Kein Mensch kann sie wissen,
    kein Jäger erschießen
    mit Pulver und Blei:
    Die Gedanken sind frei!

    Ich denke, was ich will
    und was mich beglücket,
    doch alles in der Still’
    und wie es sich schicket.
    Mein Wunsch, mein Begehren
    kann niemand verwehren,
    es bleibet dabei:
    Die Gedanken sind frei!

    :zwinkern:

  • Zitat von "Samuel"

    Ein Betonelement ist genauso viel oder wenig Handarbeit wie ein Backstein. Das Versetzten ist übrigens in beiden Fällen Handarbeit. Die Elemente fliegen nämlich nicht an ihren Bestimmungsort.
    Ich persönlich halte Mauerwerk nur deshalb für angebracht, weil das eben auch der Entstehungsweise des Ursprungsgebäudes entspricht.

    Bisweilen halte ich aber die Forderungen für überzogen. Keiner von uns würde ja ernsthaft LKW zum An- und Abtransort verbieten, weil es die damals auch nicht gab. Von Baggern, Gründungsgeräten etc. ganz zu schweigen.

    Letztlich kommt es doch auf das fertige Gebäude an. Gerade die überzeugen bei diesem Quartier.


    Natürlich ist das Zusammensetzen der Betonelemente Handarbeit - trotzdem ist das Stein auf Stein mauern handwerklicher.
    Bei Neubauten ist Beton schon in Ordnung, nur bei den Rekos wäre Ziegel "ehrlicher" und würde den Kritikern schon etwas den Wind aus den Segeln nehmen.
    Beton hat auf jeden Fall viele technische Vorteile - und wenn in Dresden schon im Barock mit Beton gebaut worden wäre, dann hätten sicher viel mehr Häuser das Inferno '45 überstanden.
    Das man auf moderne Werkzeuge und Transportmittel verzichtet, das verlangt ja auch keiner. Es geht hier doch "nur" um Rekos und nicht um experimentelle Archäologie.

    Zitat

    Keiner von uns würde ja ernsthaft LKW zum An- und Abtransort verbieten

    Hm, die Grünen? :lachen:

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Für die Nimmersatten hier noch eine Runde Bilder (25.8.07):

    Altmarkt

    Hat jemand Informationen zu diesen Brunnen, die sich im nördlichen Bereich des Altmarktes befinden?

    Kontraste mit Kulturpalast, den Quartieren II und III sowie der Wohnbebauung an der Wilsdruffer Straße:

    Quartier III

    Heinrich-Schütz-Residenz:

    Hier noch ein Schmankerl. Die bereits besprochene Kreuzgewölbedecke Eingang AdF 17:

    Können die Experten bitte etwas zu der verwendeten Technik sagen?

    Ein offensichtlich wieder eingefügtes Originalfragment am Erker AdF 16:

    Die Baustellenschilder erstrecken sich übrigens über das gesamte Quartier II von der VVK bis zur GHND:

    Hier die verkaufte Fläche. Enthält mit Rampischer 19 einen Leitbau und Rampischer 21 eine Leitfassade: http://picture.immobilienscout24.de/files/basic01/465/A/265/41358150/B_F_-4_basic.jpg?1176872114000\r
    picture.immobilienscout24.de/fil ... 6872114000

    Zum Schluss noch ein paar Einblicke in das Kurländer Palais:

    Aus statischen Gründen werden auch Betonpfeiler gesetzt:

    Auf vorherigen Bildern von Hyade war bereits zu sehen, dass Sandsteinfenstergewände im 2. OG des südlichen Anbaus versetzt wurden.

  • Harmonica hat geschrieben:

    Zitat

    Können die Experten bitte etwas zu der verwendeten Technik sagen?

    Ich bin zwar kein Bau-Experte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Rabitzdecke ist:
    "An tragenden Bauteilen aufgehängte Leichtdecke aus einem Rundstahl-Drahtgerippe, auf dem Drahtgewebe als Putzträger befestigt ist, und beiderseitigem, fugenlosen Putz."

    Diese Konstruktion wurde auch beim Kanzleihaus angewendet sowie bei der unmittelbaren Nachkriegslösung der gewölbten Decke in der Hofkirche. Beim Kanzleihaus klang die Erklärung des Architekten Donath (Quelle: Mittelungsheft der Denkmalpflege) wie folgt:

    Zitat

    Die neue statische Struktur des Gebäudes als Stahlbeton-Skelett folgte nur bedingt den denkmalpflegerischen Vorgaben. Zwar wurde das aufgehende Mauerwerk in Tonziegeln ausgeführt, aber es mussten Stützen und der großen Deckenspannweite entsprechend dimensionierte Unterzüge integriert werden. Die so gewählte Konstruktion ließ eine massive Einwölbung der sonst im Grundriß originalgerechten Erdgeschoßzone am Ende nicht zu, so dass diese in Drahtputzkonstruktion als Rabitzgewölbe ausgeführt werden musste.

    P.S.
    Ist meinerseits endlich mal wieder Zeit, mich für die tollen und immer brandaktuellen Fotoserien zu bedanken, geht auch in Richtung Hyade, Miwori, Vitruv und alle anderen.

  • Mit der Kreuzgewölbedecke Eingang AdF 17 haben sich die Verantwortlichen keinen Gefallen getan. Eine "richtige" Kreuzgewölbedecke erfüllt auch statische Aufgaben, dieses Ding ist aber nur schmuckes Beiwerk. Ich traue mich kaum es auszusprechen, aber das sieht aus wie Disneyland.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ich runzelte im ersten Moment auch die Stirn ob dieser Wölbetechnik in Leichtbau, erinnerte mich dann aber, dass es unzählige barocke Kirchen und Schlösser aus dem 17./18. Jahrhundert gibt, deren Gewölbe ebenfalls nicht gemauert sind, sondern aus einem Gipslattenrost auf einer Holzunterkonstruktion bestehen (man erkennt dies oft am Streifenmuster, wenn sich schon Patina angesetzt hat, welches von den Gipslättchen herrührt). Insbesondere, wenn grosse stützenfreie Sääle errichtet wurden, kam eine Einwölbung mit Backsteinen nicht mehr in Frage.

    Also auch der Barock kannte bereits den Leichtbau.

  • AdF 16/17 scheint echt gut zu werden. Ist zwar schade, daß das Kreuzgewölbe nicht echt ist, aber besser eine schöne Lüge als eine hässliche Wahrheit.
    Die Rekonstruktion des Kurländer Palais ist bisher eine feine handwerkliche Sache - kann man schon fast mit der Frauenkirche vergleichen. Alles sehr ordentlich und traditionell gemauert und auch das Einbinden der Ruine - echt klasse gemacht.

    Zitat

    Mit der Kreuzgewölbedecke Eingang AdF 17 haben sich die Verantwortlichen keinen Gefallen getan. Eine "richtige" Kreuzgewölbedecke erfüllt auch statische Aufgaben, dieses Ding ist aber nur schmuckes Beiwerk. Ich traue mich kaum es auszusprechen, aber das sieht aus wie Disneyland.

    Besser so, als gar nicht und dann so eine Passage wie Q1 und Q2!
    Wenn es fertig ist, dann sieht den Unterschied sowieso keiner. Außerdem kostet ein echtes Gewölbe sicher so einiges mehr! Bitte beachten: Das hier ist ein Bauprojekt eines privaten Bauherren und keiner reichen Großfirma - insofern wurde hier bereits beachtliches geleistet -> beide Häuser erhalten ihre alte Fassade (war zuerst auch nicht so sicher!), einen kleinen Innenhof, der Höhenunterschied im Inneren bleibt erhalten, die alten Keller werden wieder eingebaut und originale Fragmente werden verwendet -> alles in allem das bisher beste Rekoprojekt!

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Zur „Ehrenrettung“ der Hofkirche möchte ich meinen obigen Beitrag noch ergänzen:

    Zitat

    Quelle: „Die katholische Hofkirche zu Dresden“
    Autoren: Eberhard Hempel, Fritz Löffler
    Heft 32 aus der von Fritz Löffler herausgegebenen Reihe. „Das christliche Denkmal“

    Bei der Feststellung der Bombenschäden ergab sich ein katastrophales Bild. Die Gewölbe des Mittelschiffes und des rechten Seitenschiffes waren völlig, die des linken Seitenschiffes zu zwei Dritteln zerstört.
    …Schon zu Chavieris Zeiten waren Zweifel an der Tragfähigkeit des Gewölbes im Mittelschiff laut geworden. Diese Sorge verstärkte sich jetzt bei der Rekonstruktion der Decke, da die Pfeiler infolge der Erschütterungen durch die Bombentreffer leicht aus dem Lot gerückt waren. So konnte man sich damals nicht zu einer neuen massiven Wölbung entschließen und behalf sich 1952 mit dem Einzug einer Rabitzdecke.


    Bildquelle: http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de

    Im Falle der Hofkirche war die konstruktive Lösung mit der Rabitzdecke nur ein Provisorium, in den 1990er Jahren wurde eine originalgerechte Einwölbung realisiert:

    Zitat

    Quelle: Internetausgabe „Tag des Herrn“ – Zeitschrift des Bistums Meißen – Dresden, Ausgabe 40/1999);

    Kathedrale - Inneres erstrahlt in neuem Glanz
    Die Gerüste sind verschwunden, der Blick nach oben wieder frei. Nach anderthalb Jahren ist die Restaurierung des Innenraums der Dresdner Kathedrale (Katholische Hofkirche) abgeschlossen. Das Mittelschiff hat ein neues Gewölbe (Anm.: die Rabitzdecke wurde ersetzt), eine Stuckdecke und einen neuen hellen Farbanstrich erhalten.

  • BautzenFan

    Sehr viele aeusserlich wiederaufgebauten Kirchen in der ehemaligen DDR harren aber noch ihrer Einwoelbung. Ich denke da zB. an die Marienkirche in Prenzlau, oder die Johanniskirche in Magdeburg. Die Stadtkirche von Neubrandenburg wurde als Konzertsaal wiederhergestellt, aber ohne die ehemaligen gotischen Gewoelbe. Im Falle der Marienkirche in Frankfurt/Oder bin ich mir nicht sicher.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Harmonica
    Vielen Dank für deine Bilder!

    Das es schon wieder einen Investor gibt für die Rampische Strasse ist eine gute Sache ich bange aber für die Salzgasse.Die von Harmonica befürwortete
    kleinteiligkeit wäre sowieso die beste Lösung.Es gab dort aber einen ziemlich großer sozialbauklotz aus die dreißiger Jahren die die marode (meist ) barocke altbauten ersetzte.Deshalb gab es da schon keine Kleinteiligkeit mehr.Gefundenes Fressen natürlich für die Investoren!Ich befürchte das es dort eine Art von Coselpalaisanbau geben wird.
    :(

  • Zitat von "Ein_Hannoveraner"

    Bitte bitte bitte...die cremefarbende Version für das Eckhaus! Sieht absolut edel und authentisch aus für den selten zu findenden Rundbogenstil des Spätklassizismus. Die andere, kontreastreiche Version in grau sieht dann eher nach 70-er Jahre gewollt-und-nicht-gekonnt-Sanierung aus.
    Und bitte echte Holzfenster und keine aus Vollmilchschokolade ;)



    Da schließe ich mich an. Die Fenster sehen leider sehr plastikhaft aus. Wer eine historische Fassade rekonstruiert, darf doch wirklich nicht an so etwas sparen! :x

  • Ja, ich fand den Spruch eigentlich auch witzig, aber mir war nicht zum Lachen zumute, weil ich bei Baywobau-Projekten leider ernsthaft damit rechne, daß das so ein Billigheimer wird.

  • Vielen Dank für die Bilder!
    Unter den verkauften beiden Häusern auf der Rampischen befindet sich auch das Haus Rampische 19, ein Pöppelmann! :D
    Es ist ähnlich wie AdF 16 ein sehr schmales, dreiachsiges, aber sehr edel dekoriertes Haus. Ich kann es kaum erwarten, das erste Pöppelmannhaus im Bau zu sehen. Und wenn der Investor ein privater Bauherr ist, ist die Wahrscheinlichkeit ja groß, dass es gut wird. :grosshuepfen:

  • Zitat von "Brandmauer"

    BautzenFan

    Sehr viele aeusserlich wiederaufgebauten Kirchen in der ehemaligen DDR harren aber noch ihrer Einwoelbung. Ich denke da zB. an die Marienkirche in Prenzlau, oder die Johanniskirche in Magdeburg. Die Stadtkirche von Neubrandenburg wurde als Konzertsaal wiederhergestellt, aber ohne die ehemaligen gotischen Gewoelbe. Im Falle der Marienkirche in Frankfurt/Oder bin ich mir nicht sicher.

    Ich bin immer wieder schwer beeindruckt angesichts des fachlichen Detailwissens unserer kleinen APH-Gemeinde aus NL (Gruttepier, van Dyk, Rob und nun auch Brandmauer), selbst wenn es um die „tiefste deutsche Provinz“ geht.
    Die von Brandmauer konkret genannten Beispiele zu den „Einwölbungsprovisorien“ waren mir bislang nicht bekannt. Hierzu möchte ich nur ergänzen, dass es noch sehr viele andere kriegsbedingte „Bauprovisorien“ an ostdeutschen Kirchen gibt. Erinnert sei nur mal an den Strang *Turm Lukaskirche*. Zitat Harmonica:

    Zitat

    Ein Förderverein Lukaskirche e.V. hat es sich zur Aufgabe gesetzt, den Turm und den linken Seitenturm zu rekonstruieren.


    GruttePier
    Ich teile völlig Deine Sorgen betreffs der Salzgasse (Stichwort *Kleinteiligkeit*).

    Wieso hat man eigentlich noch nichts Offizielles von diesem Bauprojekt gehört? Also so in Richtung *Auslegung der Baumodelle* etc. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass man hier bislang nichts von irgendwelchen "Bewertungen* der Gestaltungskommision vernommen hat?

  • @ Hyade und Harmonica,

    ihr seid wirklich Gold wert. Immer wieder vielen, vielen Dank für eure aussagekräftigen Bilder. Die Rampische 19 und 21 erzeugen (positive) Schauerwellen in mir. Ende September fahre ich mal wieder nach Dresden . Hoffentlich sind bis dahin die Fassaden von AdF 16 und 17 fertiggestellt. Ach, übrigens! Wenn ihr euch zum Ausklang des Wochenendes mal richtig ärgern wollt, seht doch mal auf die Seite der GHND unter Neuigkeiten :boese: .

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Bautzenfan schrieb:

    Zitat

    Wieso hat man eigentlich noch nichts Offizielles von diesem Bauprojekt gehört? Also so in Richtung *Auslegung der Baumodelle* etc. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass man hier bislang nichts von irgendwelchen "Bewertungen* der Gestaltungskommision vernommen hat?

    Also, beim AdF16/17 Projekt ging es eigentlich genau so aber das Resultat ist recht positiv.Die Gestaltungskommision wird sich aber schon, befürchte ich, mit der Salzgassebau beschäftigen.Es ist ein recht großes Grundstück, da werden sicherlich viele moderne Architekte sich wieder profilieren wollen.

  • Zitat von "GruttePier"

    Bautzenfan schrieb:

    Also, beim AdF16/17 Projekt ging es eigentlich genau so aber das Resultat ist recht positiv.Die Gestaltungskommision wird sich aber schon, befürchte ich, mit der Salzgassebau beschäftigen.Es ist ein recht großes Grundstück, da werden sicherlich viele moderne Architekte sich wieder profilieren wollen.

    Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, die Gestaltungskommission links liegen zu lassen oder irgendwie aufzulösen. Wozu Leute, die Dresden offensichtlich immer wieder (Augen)schäden zufügen...