In St. Gallen könnte ich jetzt einige biberschwanzgedeckte Dächer aus dem 17./18. Jahrhundert aufzählen, die grösstenteils noch aus den ursprünglichen Dachziegeln bestehen. Die älteste Deckung besitzt das 1585 fertig gestellte Waaghaus, das noch seine originale Eindeckung mit Mönch und Nonnen besitzt. Bei der letzten Restaurierung 1963 wurde die Eindeckung sicher mit Restbeständen von andern Bauten ergänzt. Langsam wird es aber mit Restbeständen problematisch, weil auch hier der Auftrag an einen Dachdecker lautet 'Ich möchte ein Dach, das die nächsten 40 Jahre überdauert, inklusive Garantie'. Da bleibt dem Dachdecker nichts anderes übrig, als neue Dachziegel zu verlegen und die alten Dachziegel wegzuwerfen. Ab und zu werden handgestrichenen Biberschwänze noch gerettet, was aber eine Glückssache ist.
Bei Restaurierungen in der Altstadt wird durch die Denkmalpflege vermehrt darauf geachtet, keine künstlich altpatinierte Dachziegel zu verwenden, da diese mit der natürlichen Alterung nach etwa 25 Jahren zu dunkel werden. Auch aggressive Mischungen mit hellen, mittleren und dunkeln Ziegel sind verpönt. Empfohlen wird eine einheitliche Ziegelfarbe in naturfarbenem, einheimischem Rotton. Solche Dächer haben nach 15 bis 20 Jahren bereits eine angenehme, natürliche Patina. Entscheidend für ein altstadtgerechtes Dach sind aber auch die Spenglerarbeiten (Klempnerarbeiten), damit diese nicht zu üppig ausfallen. Zudem haben wir eine Regelung, dass in der Altstadt die totale Breite aller Dachgauben im 1. Dachgeschoss höchstens ein Drittel der Fassadenbreite betragen darf. So werden die Dächer nicht mit Gauben förmlich übersäht.
Ich muss aber betonen, dass die Errungenschaften der hiesigen Denkmalpflege der 1980/90er Jahre in letzter Zeit je länger desto mehr in den Hintergrund geraten.