Posts by Riegel

    Der Kurfürst Es geht nicht um die Qualität der umstehenden Bauten, sondern um die Bauakademie selbst. Rastrelli hat einen wichtigen Satz formuliert, der leider in seinem ausführlichen Beitrag zu wenig hervorgehoben wird:

    Für die Wirkung der Bauakademie ist die Gleichartigkeit der Fassaden wesentlich.

    Die Bauakademie hatte keine Hauptfassade, sondern alle vier Fassaden waren gleichwertig und unterschieden sich nur durch die untergeordneten Eingänge und die Ladenfront. Welche der vier Seiten der 'Neuen Bauakadenmie' sollte denn modern gestaltet werden? In Richtung Schloss? Oder Schinkelplatz? Oder Friedrichswerdersche Kirche? Es bliebe nur noch die Seite zum Auswärtigen Amt hin. Aber mit welcher Begründung? (Nur weil diese Seite für uns Liebhaber historischer Architektur die wüsteste Seite ist? :wink: ) Die Schwierigkeit einer Antwort auf diese Frage wird mit Rastrellis Beitrag dargelegt, auch im heutigen modernen Stadtbild.

    Gemäss den Plänen aus dem Link in Neußers Beitrag werden das Erdgeschoss, 1. Obergeschoss und der rückwärtige Giebel in Massivbauweise errichtet und mit einer Aussenisolation versehen... Das Giebeldreieck zur Strasse hin wird in Leichtbauweise mit äusserer und innerer Verkleidung errichtet. Der ate Giebel war asymmetrisch, und der neue wird nun symmetrisch.

    Eine verputzte Aussenisolation - das Gebäude kann man vergessen, auch wenn Antikglas und Fensterläden hin kommen, das Stadtbild hingegen bleibt erhalten. Ein Kalkputz auf einer Aussenisolation ist nicht möglich.

    Hokus Pokus...

    Statt wie ursprünglich vorgesehen bis 2027, rechnet die Deutsche Bahn nun mit einer Fertigstellung bis Ende 2029. Trotz des Mehraufwandes sollen die ursprünglich auf 80 Millionen Euro kalkulierten Kosten nicht steigen.

    Wie geht das? Zwei Jahre Verzögerung (sprich auch Mehrarbeit) zum selben Preis? Wird auf allen Baustellen in Deutschland so gezaubert?

    Ich bin nicht so überzeugt, dass Stuckmarmor in der Zeit des Barocks wirklich teurer war als echter Marmor. Heutzutage ist es wohl so, weil ja die Arbeitszeit mehr Wert ist als das Material.

    Die regelmässige und spiralförmige Bänderung des Stuckmarmors ist wirklich aussergewöhnlich, und ich neige beinahe auch schon dazu, dies als Kitsch zu bezeichnen. Mit 'Kitsch' wird zwar etwas negativ bewertet, aber hier gefällt es mir, vielleicht auch wegen der frischen Farben (blaugrün, das an Wasser erinnert). Es hat aber noch niemand darauf hingewiesen, dass auch die Architrave aus Stuckmarmor bestehen und den Schein erwecken, als ob riesige Marmorblöcke da in die Höhe gehievt wurden. An ihrer Unterseite sind sie teilweise sogar mit weissen Gipsprofilen versehen, was auch eine ganz ungewöhnliche Kombination ist. Die Architrave ohne Stuckleisten scheinen schon beinahe mit einer Marmorfolie überzogen worden zu sein.

    Die spiralförmige Musterung an den Säulen war früher sicher nicht ungewöhnlich. Man schaue sich nur mal Fotos von überschwänglichen Denkmalseinweihungen und andern Festanlässen aus dem späten 19. Jahrhundert an, wo mit der spiralförmigen Anordnung von Pflanzengirlanden nicht gespart wurde. Oder auch an die vielen die Altäre flankierenden, spiralförmigen Säulen, die zumeist noch vergoldet wurden.

    Klette Euer Vorschlag hat mich entfernt an meine Lieblingsbrücke erinnert, und zwar wegen der Mischbauweise 'Landbrücken massiv - Hauptbrücke aus Stahl': Die 1910 fertiggestellte Sitterbrücke der Südostbahn in St. Gallen/CH. Von der Topografie her (mit 99 m Höhe die höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz) natürlich nicht vergleichbar mit Dresden, aber es geht mir um die Rhythmisierung der Pfeilerstellungen, gerade wegen der Mischbauweise. Bei der Sitterbrücke ist der unterschiedliche Rhythmus der Pfeilerstellung viel ausgeprägter als bei eurem Vorschlag, worauf eben gerade Seinsheims Korrektur abzielt. Das würde einer neuen Carola-Brücke mehr Spannung verleihen und wäre zudem in der Bausführung wohl etwas einfacher, weil die Bogenjoche nicht mehr so weit gespannt wären.

    Die Friedrichsbrücke in Berlin ist eine sehr schöne Brücke, aber irgendwie stört mich etwas an ihr. Mein Auge sagt, dass ein so weit gespannter Bogen unmöglich in Stein gebaut werden kann.


    Ich möchte jetzt hier nicht offtopic über die Sitterbrücke berichten (dazu mal im Brückenstrang hier im Forum), aber einfach der Bilder wegen der Wikipedia-Artikel:

    Klette Ein wunderbarer Entwurf. Mich hat einzig und allein die Asymmetrie der Pfeilerstandorte des Hauptbrückenbogens - einer im Wasser und einer am Ufer - gestört. Von der Erosion her müsste es gerade umgekehrt sein: Der in der Flussbiegung innenliegende Brückenpfeiler müsste auf einem Kiesbett stehen, und der aussenliegende Pfeiler im Wasser.

    Die Korrekturvorschläge Seinsheims sollten in eurem Vorschlag berücksichtigt werden.

    Ich vergleiche solche Nachkriegsflugaufnahmen oft mit den aktuellen Google maps-Aufnahmen. Solche Objekte wie das von reklov2708 erwähnte Gebäude betrachte ich dann gerne aus der Nähe: Ebertplatz 9.

    Und gerade hier beginnt ein Quartier bis zur Agneskirche weiter nördlich hinauf, das noch städtbauliches Potential hätte. Der Grundriss aus der Gründerzeit mit relativ schmalen Strassen und Alleen ist noch vollständig erhalten, und auch der Baubestand sieht nicht so verloren aus wie in der ehemaligen Altstadt:
    Kreuzung Balthasarstrasse - Kasparstrasse
    Sudermanstrasse
    Dann aber auch so brutal verstümmelte Fassaden mit unten abgeschnittenen Erkern wie an der Neusser Str. 5 / 7.

    Je länger man das Qaurtier 'überfliegt', desto mehr versteckte (entstuckte) Altbauten oder Altbaustümpfe mit neueren Aufstockungen entdeckt man. Und es sind nicht wenige...

    Ich glaube, wir hatten noch keine Überlagerung eines historischen Stadtplans mit dem heutigen Stadtgrundriss. Im Rahmen der Diskussion um das neue Historische Museum fertigte ich 2007 eine solche Überlagerung an. In der Bildmitte ist noch das alte Museum aus den 1970er Jahren zu sehen. Unter dem Kompass rechts blickt man auf das Flachdach von Saalgasse 15/17. Das Gebäude stünde heute zur Hälfte im historischen 'Saalgasse-Platz', weil nach 1945 die Baulinie vorgerückt wurde. Den Verlauf der Saalgasse und damit auch des Platzes hatte man damals gänzlich aufgegeben und baute zu Beginn der 1970er Jahre sogar noch das 'alte' historische Museum darüber...

    Anstelle des heutigen Gebäudes Saalgasse 15 bestanden die Häuser Saalgasse 21 (ein Eckhaus), 23, 25 und 27:

    ueberl_hist_mus_ravenstein.jpg
    Überlagerung des Ravenstein-Plans von 1861 mit dem heutigen Satellitenbild.

    Für eine Rekonstruktion der vier Bauten müsste die Baulinie zurückgenommen werden, respektive die Gebäudeeigentümer/Bauherrschaft müssten auf einen Teil der Grundstücksfläche verzichten (was kein Drama wäre bei der Grösse des ganzen Grundstücks). Für Nr. 27 müsste eine Fantasie-Seitenfassade geschaffen werden, da dort wegen des neuen Historischen Museums nicht an- und weitergebaut werden könnte. Es müsste auch eine Visualisierung der vier 'rekonstruierten' Bauten geben, wie sie sich ins Gesamtbild mit Kunsthalle Schirn, Historischem Museum und den postmodernen Wohnbauten einfügen würden. Meiner Kenntnis nach waren es schlichte typische Frankfurter Altstadtgebäude.

    Eine Wiedergewinnung des Platzes an der Saalgasse, von dem einst die heute nicht mehr existente Metzgergasse abzweigte, wäre städtebaulich fraglich. Den Ausschnitt mit diesem Platz habe ich auf einem anderen Planausschnitt gefunden (der aber den lila markierten Häusern Bendergasse 8 und 10 galt). Dort sieht man den Platz. Seine Nordseite (heute mit den postmodernen Wohnbauten besetzt) und das Haus in der Strassengabelung sieht man sehr oft auf historischen Ansichten, nicht aber die Südseite. Von ihr habe ich in meinem Fundus auf die Schnelle nur einen Scan einer Ansicht gefunden, der rechts angeschnitten Saalgasse 21 zeigt.


    benderg.langeschirn.jpg
    Ausschnitt aus dem Ravenstein-Plan 1861 (die markierten Eckgebäude an der Bendergasse nicht beachten).


    Saalgasse
    Blick auf den 'Saalgasseplatz' Richtung Osten. In der Mitte die Abzweigung der Metzgergasse, rechts angeschnitten Saalgasse 21 neben dem Gässchen 'Am Geistpförtchen'. Fotografie um 1900, unbekannte Sammlung.

    Ungefähr die gleiche Ansicht heute: Google maps.

    Es ist keine Frage des sich Lohnens, sondern eine Frage der logistischen und technischen Machbarkeit. Das Volumen des Schuttes beträgt 9 Millionen m3, was einem Würfel mit einer Seitenlänge von 210m entspricht. Man stelle sich mal auf ein Strassenstück mit 200m Länge zwischen zwei Kreuzungen. Erst dann kann man sich ein Bild von diesen unvorstellbaren Dimensionen machen! Wo sollte der Schutt auch abgelagert werden?

    Hier ein Beitrag mit einer Bilderstrecke und Flugaufnahmen: https://www.bluewin.ch/de/news/wissen…st-2716220.html

    Der Länge des Schutts im Tal erstreckt sich auf zweieinhalb Kilometer; auf der gegenüberliegenden Talseite ist der Schutt mehre hundert Meter hinaufgeschwappt. Von etwa 200 Häusern wurden 80% verschüttet und 10% überflutet. Lediglich neuere Häuser an einem Hang sind übrig geblieben. Tragisch ist auch, dass der jahrhundertealte Dorfkern ebenfalls verschüttet wurde. Hierzulande baute man auf der Regel darauf, dass die historischen Standorte von Dörfern, Weilern und Häuseransammlungen sicher vor Lawinen und Murgängen sind. Man wusste schon früher aus Erfahrung, welche Gebiete sicher sind und welche nicht. Offenbar müssen wir uns von dieser Regel klimabedingt langsam verabschieden.

    [...] Moderationshinweis: Entfernt. Bitte Angriffe auf andere Forenteilnehmer unterlassen.

    Dann recherchiere ich eben ein bisschen etwas aus 700 km Entfernung: Es handelt sich um das Haus Schützenstrasse 45a (Bild in Google maps). Es ist Teil eines sehr speziellen, beinahe eintönigen Strassenzuges mit durchgehend dreigeschossiger Zeilenbebauung mit meist erhaltenen Vorgärten. Denkmalpflegerisch ist die Strasse in einem bemerkenswerten Zustand, bis auf einzelne wenige Ausnahmen und die Einscheibenfenster an fast allen(!) Häusern. Die zahlreichen Vorgärten und die Farbgebung der Fassaden sind besonders positiv hervorzuheben.

    Es lohnt sich, die ganze Strasse abzuwandern, beginnend ab diesem Link.

    Ein Haus ist mir wegen seiner Fenster aufgefallen. Ob eine Sechser-Teilung hier korrekt ist, wage ich zwar zu bezweifeln. Vielmehr stelle ich mir eine T-förmige oder kreuzförmige Unterteilung vor. Jedenfalls sieht man an diesem Beispiel im Vergleich mit dem Nachbarhaus sehr gut, was eine Fenstersprossung ausmacht (auch wenn sie historisch und denkmalpflegerisch möglicherweise nicht korrekt ist): Google maps.

    [...] Moderationshinweis: Entfernt. Bezog sich auf entfernte Diskussion.

    Mir stellt sich außerdem die Frage, inwieweit der rückwärtige Teil zum ehemaligen Innenhof noch erhalten ist, die Fenster scheinen mit den alten übereinzustimmen.

    Danke für's Aufmerksam-machen auf diesen Hof. Der ist mir noch gar nie aufgefallen, obwohl ich mich mit dem Haus schon beschäftigt habe. Nun weiss ich, wohin ich bei meinem nächsten Besuch in Nürnberg essen gehen muss. Allein wegen des Provisoriums würde ich nicht gehen, aber diesen Rückwärtigen Bereich möchte ich schon als möglicherweise historischer Rest erlebt haben.

    Der Vergleich der heutigen Innenansichten mit den Ansichtskarten legt durchaus nahe, dass die Grundsubstanz des (heute mit Glas überdachten) Hofes noch von vor dem Krieg stammt. Auch die gedrückte Bogenform der Fenster stimmt überein, ebenso sind die Gurtbogen im umlaufenden Gang auf den alten und neuen Ansichten zu erkennen. Auf der Bayerischen Urkarte von 1809 ist dieser Hof hinter der Hausnummer 791 ebenfalls in gleicher Form wie heute zu erkennen.

    Im Baukulturforum gibt es zwei weitere Beiträge zum Haus: hier auch mit zwei Vergleichfotos, und hier zur Brandmauer.

    Riegel Ich kenne keine Barockkirche, die so dunkle, ja düstere Fresken hat wie St. Gallen. Kennt man den Grund?

    Das hat viele Gründe: Die originalen Gemälde wurden im 18. Jh. schon relativ dunkel gemalt und bekamen dann noch einen Firnis mit Eigelb. Im 19. Jh. wurden sie mit anderen Malereien überstrichen, die dann in einem komplizierten Verfahren in den 1960er Jahren wieder entfernt wurden. Alle diese Massahmen haben dann wohl zu diesem dunkeln Erscheinungsbild geführt.

    Einzelne Originalentwürfe aus dem 18. Jh. sind noch vorhanden und zeigen auch eine dunkle Farbstimmung.

    In St. Gallen ist es ebenso, obwohl die drei seitlichen Bögen nur unmerklich verschieden breit sind. Und es macht auch einen Sinn, indem die vier Hauptbögen von Chor, Querarmen und Schiff dadurch betont werden, und die vier Bögen in den Diagonalen in den Hintergrund treten. Querarme gibt es in St. Gallen zwar nicht, aber immerhin befinden sich an deren Stelle das Hauptportal und der Zugang zum Kreuzgang. Die beiden Bogen darüber mussten überhöht werden, damit ihre Scheitelhöhe mit jener der beiden Bögen zum Chor und Schiff entsprach, um die Kuppel tragen zu können.

    Kuppelräume mit acht bis zum Sims der Kuppel reichenden Bögen sind eher in reinen Zentralbauten anzutreffen.


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    kloster 29.01.2008 0594