Posts by Jojojetz

    Folgende Dinge sind sollten jetzt jedem klar geworden sein:

    1. Eine Rekonstruktion der alten Carolabrücke wird es nicht geben. Keiner wird so ein verschnörkeltes Gebilde finanzieren. Strompfeiler gehören aus Sicherheits- und Hochwassergründen der Vergangenheit an und sind mit heutiger Technik nicht nötig.

    2. Eine Instandsetzung der alten Brücke ist unmöglich, es ist ein Totalschaden. Auch Strang B hat sich ja abgesenkt und Strang A wurde ebenfalls erschüttert. Wer bitte kann und möchte die Stabilität dieses alten zerschlissenen Betonkonstrukts noch garantieren. Denkmalschutz macht nur bei regenerierfähiger Substanz Sinn. Es wäre ein Millionengrab. Eine Denkmalschutzbehörde, die hier noch was erhalten wollte, wäre lächerlich. Zumal Dresden noch 3 steinerne Brücken hat.

    Es bleibt nichts, als über einen möglichst eleganten Neubau nachzudenken, der auch die Möglichkeit des Rückbaus des ganzen überdimensionierten schneisenartigen Straßenzugs mit sich brächte. Tröstlich ist hier, dass die Stadt schon zweimal eine überzeugende moderne Brücke errichtet hat. Sowohl das blaue Wunder, als auch die Waldschlösschenbrücke waren zum Zeitpunkt ihrer Erbauung umstritten und werden heute vom Gros der Bevölkerung bewundert. Möge eine ähnlich überzeugende Lösung auch hier gefunden werden. Es wäre auf lange Sicht die günstigste, wirtschaftlichste und nicht zuletzt ökologischste Lösung.

    "Der Wiederaufbau wurde unter der Option eines neuen, leistungsfähigen Brückenneubaus fallengelassen. "Mit 26 m Breite wird die Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke die modernste und leistungsfähigste Brücke werden", schrieb Kurt W. Leucht bereits am 31.03.1948."

    Matthias Lerm, Abschied vom alten Dresden, S. 63

    Seien wir dankbar, dass es keine menschlichen Opfer gab.

    Fantastische Nachrichten!

    Was die Zahl der Objekte betrifft, ist sicherlich auch die Frage, ob man - wenn beispielsweise 6 Hosenknöpfe gestohlen wurden - von 6 Objekten, oder in Sachgesamtheit nur von einem ausgeht. Möglicherweise erklärt sich so die hohe Zahl.

    Aber auf jeden Fall ist es wohl der größere Teil und insbesondere der große Bruststern war doch mit das Schönste!

    In der Tat haben die späteren Bauten den Postplatz etwas aufgewertet. Insbesonsere das Zwingerforum und das Haus Postplatz sind durch den Schriftzug, die Klinkerfassade, Sandsteinoptik, Hochrechteckfenster, etc. um Gestaltung bemüht. Die größten Bausünden waren die ersten: Kubus und Altmarkt Galerie. Ein gewisser Fortschritt in Richtung moderne großstädtische Eleganz ist seit den Zeiten eines Feßenmayer doch erfolgt.

    Mir gefällt der Neubau fast besser als der Vorgänger. Der Austritt im 4 OG und die dortige Öffnung der Fenster, alles vor dem Krieg nicht mehr da, gefallen mir. Die kräftige Note von Simsen und Ornamenten sagt mir tatsächlich sehr zu, da empfinde ich den Vorgänger im direkten Vergleich eher als blass.

    Überhaupt sind in meinen Augen sämtliche wiedererstandenen Rekonstruktionen NEUBAUTEN. Eine starke Orientierung am Original ist für mich zwar wünschenswert, aber keineswegs ein K.O. Kriterium, lediglich ein "Nice to have", wie man heute so sagt. Etwa so, wie eingebaute Spolien oder Originalsubstanz zwar schön ist, aber keineswegs unbedingt erforderlich.

    Eigentlich möchte ich gar nicht mehr vom Focus des Neustädter Marktes ablenken.
    Und dennoch weise ich noch auf einen Kandidaten hin, der immer in allen Listen vergessen zu werden scheint:

    VILLA ROSA, VILLA ROSA, VILLA ROSA

    Nach Löffler die schönste Villa Dresdens in der Vorkriegszeit, später nie mehr erreicht. Vor Frosch, Salzburg, San Remo...
    Eine der schönsten Europas. Die Ruine war gut erhalten. Von den Proportionen ähnlich überlegen wie das Dinglingerhaus aus den Bürgerhäusern hervorstach.
    Auch von Gottfried Semper. Warum wurde sie noch nicht genannt? Die leicht periphäre Lage?

    Gewiss, typisch dresdnerisch ist die Fassade nicht, aber welcher Füllbau ist das. Es handelt sich hier um eine von weit über 100 Parzellen im Neumarktgebiet. Geschwungene Linien, Ornamente. Wie lange hat man darauf gewartet!!!

    Was hätte die GHND davon, hier zu opponieren? Bitte bedenkt: Es gab in diesem Quartier nur einen EINZIGEN festgeschriebenen Leitbau! Dazu kommen nun immerhin 2 weitere Rekos. Und ein historisierender Entwurf. Und weitere Fassaden mit traditionellen Anleihen. WEH tut höchstens Landhausgasse 15, eine einzige Fassade. Für mich ist das Quartier im großen und ganzen gerettet. Ich freu mich drauf!

    Gibt's jetzt nicht wichtigere Baustellen? Dass das Narrenhäusl bald kommt. Dass Q VI ordentlich wird...

    @ ursus, auch wenns of topic ist

    Ja, ich denk über Wien sind wir uns einig. Grau weiss wirkte die Stadt erstmal und auch der Zuckerguss (Historismus) kennt ein zuviel des Guten.
    Trotzdem bleibt's eine der ganz großen Metropolen Europas, ich wurde in Summe garantiert nicht enttäuscht. Ich kannte halt bisher aus vielen Galerien nur die Stärken, die imperiale Ringstraße, dass die Stadt mit blauem Auge durch den Krieg kam. Durchaus vorhandene Schwächen waren mir nicht bewusst.
    Das Belvedere hab ich - natürlich - gesehen, samt dem fantastischen Blick. Traumhaft. Auch die vielen Grünanlagen haben mir sehr gefallen. :cool:

    Ich war diese Woche - ebenfalls aufgrund dieser Galerie - in Steyr und bin total begeistert.
    Evtl. finde ich die Zeit, irgendwann mal noch nicht gezeigte Fotos von Steyerdorf einzustellen.
    Zwei Dinge haben mich zutiefst beeindruckt: Die Stilvielfalt und der plastische Reichtum der Fassaden, sowie die verwinkelten Gässchen den Berghang hinauf. Ich muss sagen, dass ich vorher in Wien war und - man höre und staune - eher enttäuscht. Das lag sicher nicht an der Stadt, sondern an meiner übertriebenen Erwartungshaltung. Es lag auch weniger an der Architektur. Städte wie Prag, Passau oder Salzburg, selbst das schwer geprüfte Dresden liegen einfach schöner. Prag kommuniziert viel besser mit der Moldau als Wien mit der Donau. Auf diesen Eindruck hin hat mich das schön gelegene und zudem architektonisch so eindrucksvolle Steyr wirklich umgehauen. Für mich zählt es nach Salzburg, Graz und Wien, auf einer Stufe mit Linz zu den 5 sehenswertesten österreichischen Städten. Vor der winzigen Innsbrucker Altstadt oder Klagenfurt.
    Ich hatte einen etwas betagten ADAC Österreich Reiseführer, in dem Steyr im Gegensatz zu Hallein, Bad Ischl, etc. ausgeklammert war. Unglaublich. :augenrollen:

    Natürlich waren die Bürgerhausfassaden bedeutend. Landhausstraße 3 von Hauptwachenbaumeister Fäsch ist sehr einzigartig, keine andere sieht ihr ähnlich. Am schönsten war aber wohl die alte Post, Landhausstraße 13, die ja auch Löffler erwähnt. Die Fassaden der Rampischen schätze ich als Eingangstor in die Gasse, vor allem die Fassade mit den schönen Rocaillen.

    Wenn also immer befürchtet wird, man müsse für das Palais Riesch auf die Fassaden der Bürgerhäuser verzichten, dann möchte ich das ganze mal umdrehen: Sind 4 Bürgerhausfassaden nicht wertvoller und bereichernder, gliedern sie die Straßenzüge nicht besser als eine einzige Palaisfassade, die zudem wegen der Stockwerkshöhen problematisch ist. Ich würde da lieber die 4 Bürgerhäuser nehmen.

    @ Manometer

    Dir ist klar, dass es 2 Dinglingerhäuser gibt? Das jetzt im Bau befindliche große Dinglingerhaus hatte soviel ich weiß nie einen Hofbrunnen. Das kleine Dinglingerhaus in der Frauenstraße (Quartier 6) soll den jetzt am Gewandhaus angebrachten Brunnen soweit ich weiß zurückerhalten.

    Die alte Prager Straße war meines Erachtens durchaus herausragend. Sie hatte auf jeden Fall mehr als ein halbes Dutzend wirklich stattliche Gründerzeithäuser: Victoriahaus, Residenzkaufhaus, Europäischer Hof, Esders, Deutscher Hof, Centralpassage, Kaisercafe. Man nenne mir bitte eine weitere Gründerzeitstraße der Stadt, die das in den Schatten stelt. Kleinreden würde ich hier nicht. Freilich hatte die Straße ihren Ruf in erster Linie durch die Geschäfte. Eine alte Dresdnerin erzählte mir mal: "Wenn du irgendwas gesucht hast, in der Prager konntest du es kaufen." Alt war sie natürlich nicht, wertvoller war die Stadt innerhalb des Rings, da geb ich Niederländer recht.

    Die neue Prager Strase gefällt mir vom Raumgefüge sogar besser als die Alte! Urbaner Anfang und Ende, in der Mitte ein schöner Platz. Die Wasserbecken stehen, begleitet von den 3 Baumreihen und den Lichtsteelen in Reih und Glied, die Ästhetik - aus der Luft betrachtet - hat fast was faschistisches. Trotzdem hat's seinen Reiz, man sollte da ja nicht zu viel reininterpretieren. Tja, und auch die neue Prager Straße hat mindestens ein halbes Dutzend erstklassige - freilich moderne - Bauten: Haus des Buches, die Centrumgallerie mit den Waben, Rundkino, Kristallpalast, Prager Spitze und Kugelhaus, dazu gefallen mir das Denkmal Völkerverständigung und natürlich die Pusteblumenbrunnen. Der Rest versinkt entweder im Mittelmaß oder ist banal.

    Sogesehen kann ich den Verlust der alten Prager verschmerzen. Gute Architektur ist weg, Gutes ist teilweise aber auch entstanden. Irgendwo muss es ja auch Platz für Experimente geben. Lieber dort, als in Alt- oder innerer Neustadt. In den letztgenannten Gebieten, zur Altstadtreparatur nämlich, könnte eine solche Architektursprache überhaupt nicht funktionieren. Sie wäre eine Katastrophe.

    @ Münchner

    Ja, Würzburg, gewiss. Nur hat das halt das gleiche Schicksal wie Dresden gehabt. Es hat mich auch stark an Dresden erinnert, die grandiosen Monumentalbauten machen hier wie da die verkorkste Altstadt fast wett. Und hier wie da eine herrliche Landschaft und Silhouette von der Brücke aus...

    Augsburg steht wohl eher für Renaissance, Fuggerei, Rathaus, Perlachturm, Herkulesbrunnen, Zeughaus, etc. Bamberg ist auch gemischter, freilich sehr schön.

    Potsdam ist ein interessanter Fall: Obwohl hier im Gegensatz zu DD und Würzburg große Teile der Altstadt verschont blieben, hat es tragischerweise gerade den barocken innersten Kern getroffen. Schloß und Park Sansoucci aber und die jetzigen Rekonstruktionen des Zentrums werden der Stadt hoffentlich auch hier den alten Rang zurückgeben.