Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Außerdem war Schinkel immer noch ein Kind der Romantik. Ja, die neueste Technik hat ihn immer interessiert und Ökologie würde ihn wohl auch interessieren, aber er hätte es dennoch in einem romantischen Paket, also im griechischen, gotischen oder Renaissancestil verpackt. Er würde ganz bestimmt nicht zum puristischen Modernisten mutieren.
    Auch konträr zu Schinkel, dass man immer bei der neuen Bauakademie predigt: "Man muss außen ablesen können, was innen passiert."
    Bei Schinkels Bauten kann und sollte man oftmals eben nicht außen ablesen können, was innen geschieht. So beim Alten Museum, dass außen seine Kuppel im Inneren zu großem Effekt verbirgt, oder die vielen Tempelchen (Berlin, Dresden...), die sich als nichts profaneres als schnöde Wachhäuser herausstellen.

  • „So wie Schinkel heute bauen wuerde“…vermutlich wie damals. So hat Schinkel schon einmal gebaut und ein Ikone muss und braucht nicht nicht neu erfinden werden! Spars kann man sich sparen. 70 Prozent des Volk wollen Reko und Bundestag auch. Demokratie hat doch entschieden, also so bauen wie Schinkel heute wie damals bauen wuerde.

  • In dieser Woche hat sich auch der Bundestagsausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen mit der Bauakademie befasst. Die diesbezügliche Pressmitteilung gibt leider nicht viel her, Protokoll oder Videomitschnitt sind leider (noch?) nicht verfügbar.

    Entwicklungskonzept der Bundesstiftung Bauakademie erörtert

    Berlin: (hib/VOM) Die Bundesregierung hat den Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen am Mittwoch über das Entwicklungskonzept der Bundesstiftung Bauakademie für den Zeitraum von 2024 bis 2033 informiert. Wie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbauministerium und Vorsitzende des Stiftungsrates Sören Bartol (SPD) in der Sitzung ausführte, sei man nach einer nicht ganz einfachen Startphase auf einem sehr guten Weg in der Aufbauphase.

    Die Gründung der Bundesstiftung geht auf eine Initiative des Deutschen Bundestages zurück, der 2018 beschlossen hatte, für den Wiederaufbau der 1945 zerstörten und 1962 von der DDR-Regierung abgerissenen Schinkelschen Bauakademie im Zentrum Berlins 62 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Dazu wurde 2019 die Bundesstiftung Bauakademie gegründet, die aus Haushaltsmitteln des Bundes finanziert wird, wie Bartol mitteilte. Zuwendungsgeber sei das Bauministerium. Das nun im Stiftungsrat beschlossene Entwicklungskonzept gebe die Richtung vor, in die sich die Bauakademie als Institution entwickeln soll. Ein wichtiger Punkt sei dabei die Wiedererrichtung des Bauakademie-Gebäudes, die Stiftung fungiere als Bauherrin. Dazu werde mit dem Land Berlin ein Ausschreibungstext entwickelt.

    Inhaltlich gehe es der Stiftung darum, dass sich die relevanten Akteure vernetzen, dass Fortbildungen und anderes stattfinden könne, so Bartol. Zur Unterstützung des Runden Tisches „Serielles, modulares & systemisches Bauen und Sanieren“ im Kontext des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum habe bereits eine Auftaktsitzung stattgefunden. Im kommenden Jahr werde sich eine höhere Durchschlagskraft der Bundesstiftung entfalten, kündigte Bartol an. Wichtig sei es, Kontinuität herzustellen, auch im Hinblick auf die Finanzierung.

    Brian Nickholz (SPD) sagte, wichtig sei es, beim Planen und Bauen auch soziale Aspekte wie das barrierefreie Bauen und die Bekämpfung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu berücksichtigen. Auch müsse deutlich gemacht werden, wo die Abgrenzung zur vorhandenen Stiftung Baukultur verläuft, um keine Doppelstrukturen zu schaffen. Wie dynamisch sich das Entwicklungskonzept entfalte, hänge auch von den verfügbaren Haushaltsmitteln ab. Es gehe nicht nur darum, das Gebäude zu errichten, denn die Institution wirke über die Landesgrenzen Berlins hinaus. Nickholz rief dazu auf, das Entwicklungskonzept konstruktiv zu begleiten.

    Für die Unionsfraktion richtete Lars Rohwer den Fokus auf die Finanzierung. Er fragte nach der Unterbringung bis zur Fertigstellung des Gebäudes und nach der zeitlichen Planung. Auch zum Aussehen der Schinkelschen Bauakademie werde es eine Debatte geben, sagte Rohwer und fragte nach den entsprechenden Vorstellungen.

    Kassem Taher Saleh (Bündnis 90/Die Grünen) betonte die internationale Perspektive der Bundesstiftung, man müsse die Globalität dahinter sehen. Das zu errichtende Gebäude sollte seiner Ansicht nach die Zukunft des Bauens widerspiegeln, also Aspekte wie Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, aber auch soziale Aspekte.

    Roger Beckamp (AfD) fragte, ob man sich beim Wiederaufbau an „so viel Schinkel wie nötig“ oder an einer historischen Rekonstruktion orientieren wolle. Im Sinne seiner Fraktion und auch im Schinkelschen Sinne wäre es, so der Abgeordnete, sich an der historischen Gestalt des Gebäudes zu orientieren.

    Daniel Föst (FDP) sagte, er gehe nicht davon aus, dass das Schinkelsche Erbe beim Wiederaufbau verleugnet werde. Man müsse es aber auch „ins 21. Jahrhundert holen“, denn es werde über die Zukunft diskutiert. Ihn treibe die Frage um, so Föst, wie die Akademie einen „unique selling point“ erhält, denn es gebe eine Fülle von Veranstaltungen in der Branche. Sein Ziel wäre es, eine Stiftung zu haben, die „herausragt“ und „sichtbar ist“.

    Caren Lay (Die Linke) fragte nach dem Adressatenkreis, ob dies auch die breite Öffentlichkeit sei und wer Zugriff auf die Informationen erhalte.

    Sören Bartol ergänzte, am Ende werde die wiedererrichtete Schinkelsche Bauakademie dem historischen Ort gerecht werden. Es werde zur Geltung kommen, wofür der preußische Baumeister Schinkel stehe. Zugleich müsse man aber auch mit einer „Summe X“ hinkommen. Die neue Landesregierung in Berlin habe dazu eine dezidierte Meinung.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es ist ein Trauerspiel, das nach über dreißig Jahren der Diskussionen zur BA noch immer keine endgültige Entscheidung da ist. Ich habe den Eindruck, daß,das ganze Projekt BA in dieser ganzen Zeit des Hin und Her stecken geblieben ist.

    Ich habe die ersten Diskussionsveranstaltungen zum wiederaufbau

    der BA mit mitte Zwanzig noch hoffnungsvoll besucht. Jetzt bin ich inzwischen mitte Fünfzig und noch immer wird fleißig Diskutiert. Es kann aber doch sein, das die BA irgendwann einmal wieder aufgebaut wird,vielleicht bin ich dann achzig oder mehr. :opa: Man darf die Hoffnung ja nie aufgeben. :smile:

  • @east clintwood.: Im Ergebnis stimme ich Dir zu. Den Vergleich mit Jesus Christus würde ich in diesem Zusammenhang aber nicht machen wollen. Für (katholische) Christen ist Christus ja heute noch im Dreifaltigen Gott präsent, so dass zu fragen was Jesus uns heute (im buchtäblichen Sinn) sagt, nicht anmaßend ist.

    Aber das ändert natürlich nichts an dem was Du zu der Aussage zum Werk Schinkels sagst.

    Es gibt ein Buch des ehemaligen Jesuitenschülers und CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler, das genau diesen anmaßenden Titel "Was würde Jesus heute sagen?" trägt. Offenbar, das haben Kritiker schon damals gemutmaßt, hatte Geißler einen besonderen Draht zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
    Eine weitere Analogie zum "Bauen in Geiste Schinkels" war Karl Rahners Konstrukt vom "Geist des Konzils", das modernistische Theologen nutzten, um das Zweite Vaticanum in ihrem Sinne weiterzudenken bzw. in ihrem Sinne umzudeuten - weit über das hinaus, was die Konzilsväter wirklich wollten.
    Und wenn man zu dem Stichwort "Im Geiste Schinkels" googelt, findet man auch das hier:

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    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @east clintwood.: Im Ergebnis stimme ich Dir zu. Den Vergleich mit Jesus Christus würde ich in diesem Zusammenhang aber nicht machen wollen. Für (katholische) Christen ist Christus ja heute noch im Dreifaltigen Gott präsent, so dass zu fragen was Jesus uns heute (im buchtäblichen Sinn) sagt, nicht anmaßend ist.

    Aber das ändert natürlich nichts an dem was Du zu der Aussage zum Werk Schinkels sagst.

    Vielen Dank! Dasselbe gilt im Prinzip für alle Christen, denn das war der Sinn der Sache: Für zukünftige Generationen aufzuschreiben, was Jesus allgemeingültig gesagt hat.

    Es ist ja ein Unterschied, ob man als Christ ernsthaft daran interessiert ist, was Jesus heute sagen oder tun würde, oder ob man als Gutmensch versucht, sein heutiges Handeln durch die damaligen Aussagen von Jesus zu rechtfertigen.

    Genauso sind Spars und Konsorten nicht wirklich daran interessiert, wie Schinkel heute bauen würde. Sie wollen vielmehr ihre heutige Architektur-Ideologie rückwirkend durch Schinkel rechtfertigen lassen.

    Er kann sich ja nicht mehr wehren...

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Artikel in entwicklungsstadt.de über die Pressemitteilung diverser Institutionen und Bürgervereine zum skandalösen Treiben der Bundesstiftung Bauakademie. Auch unser Berliner Stadtbild-Ortsverband gehört zu den Mitzeichnern. Der Text wurde inhaltlich auch an die Bundesbauministerin Geywitz geschickt:

    Kontroverse: Welches Ziel verfolgt die Bundesstiftung Bauakademie? | entwicklungsstadt berlin
    Statt einer historischen Rekonstruktion der Bauakademie verfolgt die gegründete Stiftung offenbar das Ziel einer modernen Interpretation.
    entwicklungsstadt.de

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Das geht gar nicht.

    Ich hatte immer die Erwartung, dass der Mann angesichts der deutlichen Stimmungslage in der Bevölkerung + parlamentarischem Beschluss + Positionierung des Landes Berlin + zahlreichen Expertenaussagen irgendwann einlenkt. Tatsächlich ist er aber offenbar ein Überzeugungstäter, der Rekonstruktionen, auch Teil-Rekonstruktionen, aus tiefstem dogmatischem Herzen heraus grundsätzlich ablehnt. Letzteres könnte ich zur Not akzeptieren (obgleich nicht verstehen). Aber nicht akzeptieren kann ich, dass er an dieser Stelle bewusst eine glasklar verfasste demokratisch zustande gekommene Entscheidung hintertreibt. Das disqualifiziert ihn für diesen Job.

    Er sollte schleunigst zurücktreten – oder abberufen werden.

  • Es ist schon ein starkes Stück, dass diese "Stiftung Bauakademie", ohne Bauakademie und ohne Absichten, die Bauakademie wieder aufzubauen (ja, man fährt im Moment sogar eine Verhinderungstaktik gegen das Land Berlin!), einfach so Jahre vor sich hin läuft und sogar an Personal und Ausgaben stetig wächst.
    Das müsste als ein absoluter Skandal gesehen werden, wird aber wohl nur unter dem hundertsten Fall von achtloser Steuergeldverschwendung verbucht.
    Was da genau vor sich geht, muss auf jeden Fall mal genauer beleuchtet werden. Danke an den Zusammenschluss der Vereine in der Sache.

  • Der Bevölkerung wird andauernd unterstellt, sie wäre der Demokratie überdrüssig, wenn sie so wählen würde, wie Umfragen es andeuten. Aber was ist das hier? Ein Sonnenkönig lässt seinen Hofstaat aufstocken, um überdrüssige modernistische Architektur in Berlin abzuladen. Der sein Revier markieren will mit Depressionsarchitektur, welche Dank des arroganten Urheberrechts auch noch kommende Generationen zu seiner Huldigung auf die Knie fallen sehen möchte. Was ist bloß mit diesen Leuten schief gelaufen?

    Wer wirklich nachhaltiges Bauen möchte, sollte ein Bundesgesetz für Schöne Architektur erlassen.

    Denn nur schöne Gebäude stehen lange und speichern die graue Energie.

    Schießscharte und Co wären dann aus Klimaschutzgründen verboten.

  • Genau deswegen wurde er auf dieser Position platziert! Da ist seine einzige Aufgabe.

    Das geht gar nicht.

    Ich hatte immer die Erwartung, dass der Mann angesichts der deutlichen Stimmungslage in der Bevölkerung + parlamentarischem Beschluss + Positionierung des Landes Berlin + zahlreichen Expertenaussagen irgendwann einlenkt. Tatsächlich ist er aber offenbar ein Überzeugungstäter, der Rekonstruktionen, auch Teil-Rekonstruktionen, aus tiefstem dogmatischem Herzen heraus grundsätzlich ablehnt. Letzteres könnte ich zur Not akzeptieren (obgleich nicht verstehen). Aber nicht akzeptieren kann ich, dass er an dieser Stelle bewusst eine glasklar verfasste demokratisch zustande gekommene Entscheidung hintertreibt. Das disqualifiziert ihn für diesen Job.

    Er sollte schleunigst zurücktreten – oder abberufen werden.

  • Genau deswegen wurde er auf dieser Position platziert! Da ist seine einzige Aufgabe.

    Lieber Sir Moc, ich weiß nicht recht. Da man in die Köpfe der Leute immer schlecht reinschauen kann, ist das halt sehr spekulativ. Aber man kann die Leute natürlich immer an ihren Handlungen messen. Und mittlerweile tritt ja offen zutage, dass Hr. Spars nicht an der Wiedererrichtung der Bauakademie arbeitet - sondern an seiner eigenen Agenda. Beides (Wiederrichtung + Schaufenster für modernes Bauen) ließe sich mühelos integrieren. Aber offenbar will er das schlicht nicht. Ich bin kein Jurist und kenne ich mich mit Stiftungsrecht wenig aus. Aber in meinem Verständnis hat ein Stiftungsrat einer Bundesstiftung, der feststellt, dass ein von ihm ernannter Stiftungs-Direktor das Stiftungs-Ziel hintertreibt, durchaus die Aufgabe dass dieser entweder zur Ordnung gerufen - oder abberufen wird.
    Vielleicht sollte man die zuständigen Herren und Damen daran mal erinnern?

    Sie sind alle hier aufgeführt. Sucht Euch gerne einen aus ...Die freuen sich sicher über Mails zu dem Thema.

    Vielleicht bringt das ja was ...

    Ich hab schon mehrere im Ton (ehrlich) sehr freundliche Mails an die Stiftung selbst geschrieben - die allesamt freundlich unbeantwortet blieben, was m. E. auch für sich spricht.

  • Wenn man sich den Katzenjammer der "armen" Immobilien- und Baubranche auf der Münchener Expo Real dieser Tage so anhört, wird überdeutlich: die Chance für die Bauwende ist jetzt. Und die Bauakademie ist im Grunde das Symbol für die dafür nötige Richtungsentscheidung. Modernistisch menschen- und umweltfeindlich weiter machen wie bisher - oder endlich mal Fehler der letzten 100 Jahre eingestehen und wieder für Menschen und mit der Natur bauen? <3

    Der Architektur-Industrielobby kann man diese Entscheidung nicht überlassen, das muss die Breite der Gesellschaft machen! Daher sollte bei der Bauakademie auch das Urteil der demokratischen Mehrheit das entscheidende sein.

  • ^

    a.) Also, die "Bauakademie" soll es richten. Na das kann ja nur glänzend ausgehen !

    b.) Das "Urteil der demokratischen Mehrheit" dürfte wie folgt aussehen bzw. die "Breite der Gesellschaft" dürfte wie folgt denken:

    Die übergrosse Mehrheit der Deutschen wollen u.a. bezahlbaren Wohnraum und nicht weitere (Bundes-)Steuergelder für "Berliner Salons".

    Vorsorglich:

    "Demokratisch legitimiert" wäre, was (an essenziellen Dingen) durch Volksabstimmung geregelt wird und nicht was durch den *Maschinenraum* des BT geht.

    Auf diese Weise "demokratisch legitimiert" sähe die BRD-Welt heute wie folgt aus: Wir würden nach wie vor in DM bezahlen und die Hauptstadt wäre niemals von BN nach B gezogen - für beide Projekte gab es zu keiner Zeit in den 1990ern auch nur annähernd eine Mehrheit der Deutschen.

    Warum gibt es wohl keine Volksabstimmungen !!?

    Entschuldigen Sie mir diesen "demokratischen Einwurf".

    Ich werde mit sowas nicht abermals "stören".

    Aber manchmal ist die Heuchelei dann eben doch "zu dicke".

  • Wenn man sich den Katzenjammer der "armen" Immobilien- und Baubranche auf der Münchener Expo Real dieser Tage so anhört, wird überdeutlich: die Chance für die Bauwende ist jetzt. Und die Bauakademie ist im Grunde das Symbol für die dafür nötige Richtungsentscheidung. Modernistisch menschen- und umweltfeindlich weiter machen wie bisher - oder endlich mal Fehler der letzten 100 Jahre eingestehen und wieder für Menschen und mit der Natur bauen? <3

    Von einem "Katzenjammer" kann nicht die Rede sein - es gab ja weder Exzesse noch handelt es es sich um eine temporäre Maulerei. Das Bauen hat sich schlicht - völlig ohne die Grundstückspreise zu beleuchten - durch die Kombination aus:

    - Verteuerung der Baumaterialen (Klimaschutz, Inflation)
    - Baudienstleistungen (Tarifentwicklung)
    - unberechenbare Regelungsflut der Behörden durch Einflußnahme von Lobbyverbände (DIN-Normen, Barrierefreiheit, Heizungsarten etc. und
    - explodierende Bearbeitungzeiten von Bauanträgen (in Berlin benötigen durchschnittliche B-Pläne 8 (acht) Jahre, komplexere locker 12 Jahre)

    von etwa 3.000 auf ca. 5.000 Euro/qm verteuert. Gleichzeitig verteuern sich auch die Grundstückpreise durch die Zinserhöhungen während der langen Genehmigungzeiten und verkleinert sich die Zahl potenzieller Käufer massiv. Das hat mit "Katzenjammer" nichts zu tun.

    Vom Errichten schönerer Häuser durch bessere Architektur ("Bauwende") wird sich dieser Sachverhalt auch nicht ändern.

    Da die Politik entweder nicht in der Lage oder nicht Willens ist an den vier genannten Stellschrauben (die Zinshöhe kommt hinzu) etwas Entscheidendes zu ändern und parallel der Druck auf den Wohnungsmarkt durch die Flüchtlingspolitik die ohnehin angespannte Situation dramatisch verstärkt wird der Ruf nach der üblichen Lösung ständig lauter: der Staat soll es mit Steuergeld richten.

    Die Lösungen werden also vermutlich in einem massiven, staatlich geförderten Wohnungbau nach Typenbaugenehmigungen auf der grünen Wiese sein. Also wird der Staat die gleichen Fehler nocheinmal machen, die in Frankreich oder Schweden heute zu Slums und bürgerkriegsähnliche Zuständen geführt hat. Aber die Widerstände gegen Wohnungen von Zehntausenden auf der grünen Wiese ist eben kleiner als eine Nachverdichtung schon erschlossener Gebiete.

    Also 5.000 Euro Baukosten plus Grundstück mal 67 qm Durchschnittswohnungsgröße mal 300.000 Wohnungen sind 100 Mia. Euro - soviel wie für die Bundeswehr. Nach Königsteiner Schlüssel wären das für Berlin 13.500 neue Wohnungen.

  • Die Baubranche hat massive strukturelle Probleme sucht aber ständig die Ursache ihrer Probleme außerhalb. Ich sage ja gar nicht, dass die Analysen gänzlich falsch sind, aber doch sind sie von gewisser Betriebsblindheit geprägt.

    Warum wurden denn z.B. die Baumaterialien und der Bauprozess so teuer? Das liegt nicht einfach an einer ominösen Inflation, das liegt daran, dass die Baustoffindustrie mit der Baubranche insgesamt sich auf hoch energetisch aufwendige Produkte eingeschossen hat. Nun haben sich in kurzer Zeit die Rahmenbedingungen unerwartet verändert, (chemische) Energie steht perspektivisch nicht mehr derart frei zur Verfügung, was die Bauindustrie aber bisher erstaunlicherweise überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen will. Die Zukunft ist weiter Stahlbeton, riesige Glasflächen, Hochhäuser, Recycling über Brechen von Baustoffen und erneutem Zusammenkleben, dieselhungrige Baumaschinen usw. usf.

    Das Thema Recycling muss man dazu etwas ausschweifen: Durch die einzige Richtung, die die Baubranche kennt, nämlich mit knappen, ungelernten Kräften möglichst schnell, viel zu konstruieren, schlug sie automatisch den Weg des Verklebens ein - wie andere Branchen auch. Und zwar keineswegs mit reversiblen Klebstoffen, ja, an sowas könnte man auch arbeiten, nein, es wird alles so zusammengeworfen, dass es untrennbar verbaut ist. Damit wird vor allem jede Sanierung besonders teuer (Abbrüche eigentlich auch, weil man einen Großteil davon jedoch deponiert (u.a. im Tiefbau), sind die wahren Kosten verschleiert). Damit können die Gebäude überraschenderweise nicht mal entscheidend besser umgenutzt werden, wie man es u.a. mit Stahlbetonskelettbauweise eigentlich erwarten würde. Die Regel ist weiterhin und teils sogar verstärkt, dass die Bauten weg gerissen werden bei Umnutzung oder ab einem gewissen relativ frühen Alter. Die Baubranche achtet also offenbar wenig auf den Lebenskreislauf ihrer Produkte, ja, profitiert sogar von den verfestigten Abläufen von Komplettabriss/Rückbau auf Rohbau und Neuaufbau. Entsprechend strukturieren sich auch die Preise, wenn eine Branche auf ,,Neubau" sich eingerichtet hat.

    Dieser komplette Reset bei jedem Bauvorhaben führt dazu, dass bei steigendem Qualitätsumfang, den Gebäude erfüllen, natürlich die Schaffenshöhe stetig ansteigt, wenn ich immer wieder bei null anfange. Einzelne Baukomponenten, wie Fenster, können nur begrenzt als System die Qualität sicherstellen, müssen stattdessen sehr exakt und abgestimmt verbaut werden.

    Jetzt werden sicher gleich Rufe laut, ja wer soll denn die Arbeitskräfte bezahlen, die Baustoffe bei Umbauten und Abbrüchen wiedergewinnen? Und wie soll sowas dann unter standardisierten Bedingungen wieder verbaut werden? Völlig legitim der Einwand. Hier hätte die Baubranche mal ihre glänzenden Verbindungen in die Politik nutzen sollen. Weshalb muss ich denn alle Dachziegel wegwerfen, wenn sie 50 Jahre auf dem Dach lagen? Weil niemand dafür haften will, wenn einzelne Ziegel bei einem Wiedereinbau versagen. Und doch gäbe es einfache ,,Tricks" wie man feststellt, ob ein Ziegel auch noch weitere 30 Jahre auf einem Dach liegen könnte: Man achtet auf den Klang des Dachziegels. Eventuell könnten auch defekte Ziegel energetisch vereinfacht ,,repariert" werden durch eine Neuglassierung. Das Beispiel zeigt hoffentlich, dass es kein absurder Aufwand ist (bei Produkten, die auch heute noch reversibel verbaut werden) personell, aber auch logistisch, Material wieder zu verwenden. Stattdessen wird alles Alte ausgebaut, grob getrennt, zerkleinert und hunderte Kilometer zur Deponie gefahren; neuer Ton dutzende Kilometer entfernt im Tagebau gefördert, gereinigt, mit anderen Chemikalien und Pigmenten vermengt, glassiert und bei sehr hohen Temperaturen gebrannt, verpackt und distribuiert.

    Welche Faktoren würden also die Preise drücken, wenn die Branche systematisch sich neu ausrichten würde und damit Skalierungseffekte sich entwickeln: So viel vom Bestand weiter verwenden, wie nur irgendwie denkbar, gebrauchte Bauteile umnutzen, Baustoffe leicht trennbar (am besten selbsttätig) verbauen, echtes Recycling betreiben, was statt Entsorgungskosten, Restwerte etabliert, und nun der aller wichtigste Punkt, höchste Lebensdauern für Gebäude sicherstellen. Nichts ist teurer, als Gebäude vorzeitig erneuern zu müssen (der Effekt ist für den Bauträger leider nicht direkt spürbar, er kann beim billigen Bauen erstmal Kosten sparen, wirkt sich aber in Form zunehmender Marktpreise aus (mehr Gebäudeumsatz, mehr Kosten, höhere Kaufpreise)). Zusätzlich ergeben sich kleinere Ersparnisse, wenn man seine Betriebsmittel auf Energieeinsparung trimmt (dort gibt es bereits einige Erfolge).

    In der Branche ,,Bau von Gebäuden" machen der Materialverbrauch hohe 65% der Gesamtkosten aus. Personalkosten nur 20%. Dies hat destatis 2018 zuletzt erhoben. Im Ausbaugewerbe sind es immerhin noch 47% zu 33%. Die Baubranche ist der größte Müllproduzent in Deutschland, es werden knapp 500 Mio Tonnen Natursteine, Kiese und Sande jedes Jahr aus der Natur geholt nur in Deutschland, 10% aller deutscher Treibhausgasemissionen gehen auf die Hochbauherstellung zurück, an diesen 10% sind 9% die Baumaterialherstellung.

    Zum Abschluss: 30% aller Treibhausgasemissionen Deutschlands entstehen durch den Betrieb der Gebäude, die die Baubranche herstellt.

  • Tickt man eigentlich noch richtig in der Bundesstiftung Bauakademie? Offenbar will man die sinnfreien Dampfplauderrunden in „Thinktanks“ noch jahrelang fortsetzen, um dann im Jahr 2031 vielleicht endlich ein Gebäude fertiggestellt zu haben. Selbstverständlich keine Rekonstruktion... Wie dreist ist das eigentlich alles?!...

    Im September 2023 verabschiedete der Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie einen auf 10 Jahre angelegten Entwicklungsplan. An dessen Ende soll im 1. Quartal 2031 das Gebäude fertig gestellt sein. Von der Entscheidung der Wettbewerbs-Jury hängen allerdings die genauen Termine für Planung, Bauvorbereitung / Ausschreibung, Baudurchführung und für die Ausstattung ab. Wenn die diversen Entscheidungstermine optimiert würden, wäre nach Auffassung der Errichtungsstiftung Bauakademie - bei Unterstellung der ursprünglichen Bauzeit von 4 Jahren - eine frühere Fertigstellung des rekonstruierten Bauakademiegebäudes möglich. Die BSBA schlägt jedoch „ein neuartiges Demonstrationsprojekt einer klimagerechten Zukunft des Bauens zu errichten“, aber keine Rekonstruktion des Bauakademiegebäudes.

  • Jetzt noch einen 10 Jährigen Entwicklungsplan nach mittlerweile schon über 30 Jahren Endlosdiskussionen BA. ?!! :kopfschuetteln:

    Alles klar,wer die eigentlichen Verzögerer und Verhinderer einer Reko der BA sind.Und alle schauen zu und lassen diese Truppe (Stiftungsrat) immer weiter bestimmen! Sofort Absetzen, diese Leute vom Stiftungsrat!

  • Was viele sich hier bereits gedacht haben, ist also tatsächlich der Fall: Weil es mit Berlin gerade nicht klappt, läuft jetzt eine Verzögerungs- und Verhinderungstaktik des Bauakademie-Wiederaufbaus. Ich weiß jetzt nicht, ob ich es admirabel ehrlich oder unglaublich dreist finde, dass man das von Seiten der Stiftung jetzt so offen zugibt.
    Na, wenn die sich mal nicht verplanen. Die derzeitige Regierung, und somit die Stiftung, wird eher früher als später sowas von krachend aus der Regierungsverantwortung fliegen, dann sind diese Spielchen auf Steuergeldkosten auch vorbei.
    Wir müssen hoffen, Berlin bleibt stark und beharrt auf der Rekonstruktion der Bauakademie so lange wie diese unsägliche Bundesregierung und Stiftung existieren.
    Ich verbessere mich: Eigentlich muss Berlin bitte eher noch länger darauf beharren, denn es bringt auch nichts, wenn die Bundesregierung endlich einlenkt aber dafür dann Berlin wieder unter R/R/G ausbremst.