Posts by Nibelgauer

    Ich persönlich nenne es schlicht und einfach Humboldt Forum.

    Es ist schon witzig, wie sich an dieser Frage (Humboldt Forum? Schloss?) immer wieder Streitereien entzünden ... Meiner Ansicht nach ist es aber eine eben solche um Kaisers Bart. Wie in dem alten Witz mit dem Rabbi, der zum ersten Streithammel nach dessen Schmipftirade sagt: "Du hast recht!" Und zum zweiten Streithammel, nachdem der seine Argumente vorgetragen hat, ebenso: "Du hast auch recht!" Da sagt der neutrale Beobachter: "Rabbi, wie kann das sein? Der eine sagt so - der andere sagt so ... Es können doch nicht beide recht haben!!" Da sagt der Rabbi zum neutralen Beobachter: "Haja, mein Freund. Du hast auch recht!" ...

    Man kann es auch gut mit einem Rorschach-Test vergleichen. Der eine Beobachter schaut den Tintenklecks und sagt: "Das sind zwei Frauen, die sich küssen!" Der nächste Beobachter sagt: "Das ist ein Totenkopf!" .... und beide haben recht ... :)


    Achso, ja übrigens: Klar ist das das Berliner Schloss! Es war weg - jetzt ist es (in großen Teilen) wieder da. Stand für mich nie außer Frage.

    Das Ganze macht einen echt fassungslos. Ich schätze mal die Schömberger Presse- und Öffentlichkeitsarberin hat diesen idyllischen Blick mit den drei Häusern für die Webseite nicht umsonst so gewählt. Und genau das reißen die jetzt ab? ... bzw. haben sie schon abgerissen? Wissen die Schömberger eigentlich was sie da verlieren? Liest hier ein Schömberger mit? Hassen Eure Stadtoberen ihre eigene Stadt so sehr?

    Naja. Ich finde, der Markt hat durch die Gegenwart dieser Weltklassebauten Rathaus und Marienkirche trotz allem einen gewissen (herben) Reiz. Eine echte Katastrophe für die Stadt ist allerdings diese völlig inferiore Holstenstraße. Wenn man durch das traumhafte Holstentor an den Salzspeichern vorbei die Stadt betritt, erwartet man als auswärtiger, fußgehender Erstbesucher ein echtes Altstadtwunder - und landet in einem Straßenraum, der (abgesehen von ein paar hübschen Altbauen direkt am Einstieg) absolute Nachkriegs-Trivialität bietet. Ich weiß noch als ich vor knapp 25 Jahren zum ersten Mal Lübeck besucht habe. Mich hat dieser Eindruck fast rückwärst wieder aus der Stadt rausgeschmissen ... Das Ganze bessert sich ja auch auf Höhe Sandstraße nicht ...bzw. wird eher wg. dem Neubaublock eher sogar noch schlimmer. Erst ab Königstraße verflüchtigt sich dann der Eindruck im falschen Film gelandet zu sein und man wird beim weiteren Rundgang durch die Stadt mehr als belohnt ...

    Besonders schlimm find ich ja diesen unförmigen Karstadt (?) knapp 50 m rechts in der Straße ... Irgendwie meinte ich, es sei geplant, das Ding abzureißen und durch was halbwegs erträgliches ersetzen zu lassen. Aber vielleicht ist das ja auch schon wieder im Sand verlaufen? ... Wär schade.

    Ist das wirklich schon so?

    Soweit ich weiß keinesfalls. Konsens ist, dass die städtebauliche Fassung des Jüdenhofs wieder hergestellt werden soll, ggf. kleinteilig. Aber dass es ernsthafte Beschlüsse gibt, die tatsächlich in Richtung Rekonstruktionen weisen, wäre mir neu. Dieser Begriff wird von den relevanten Entscheidungsträgern im Kontext Molkenmarkt nach wie vor gescheut wie das Weihwasser vom Teufel.

    Da würde schon noch was gehen. Es böte sich z. B. an, die Fläche südlich der Mainzer Gasse kleinteilig nachzuverdichten. Damit wäre schon unheimlich viel gewonnen, denn gerade die Weitung an dieser Stelle vermittelt diesen demoralisierenden "Hinterhof"-Schock, wenn man unter dem gläsernen Akademie-Riegel hindurch den Römerberg verlässt. Oder ist diese Brache auch vom Ensemble-Schutz erfasst? Das wäre natürlich tragisch ...


    Ja, da friert's einen ... Wobei: Folgt man dem Architektur-Theoretiker Stephan Trüby müssen wir uns ja nur noch ein paar Jahre gedulden, denn jedes moderne Bauwerk wird seiner Theorie nach nach einer gewissen Zeit "romantisiert" - und dann stellt sich die Heimeligkeit von ganz allein ein. Also: Nur noch 30 Jahre (?) warten - und dann werden durch diese "Altstadt"-Gassen schlendern wie einst durchs mittelalterliche Nürnberg!


    :gutenacht:

    (...)


    Wie ist eigentlich Eure Meinung zur Bebauung am Platz? Wäre es möglich, daß die Bauten irgendwann als typische Vertreter des Wiederaufbaus unter Schutz gestellt werden?

    (...)

    Ich bin seit jeher (manchmal fast unvernünftig) optimistisch, was Rekonstruktionsvorhaben betrifft – zumal wenn es um zentrale Vorhaben geht, die für die Seele einer Stadt von überragender Bedeutung sind. Meine Erfahrung ist: Sehr oft setzt sich da letztlich der gesunde Menschenverstand durch (Beispiele: Frankfurter Altstadt, Dresdner, Berliner Schloss … usw.)


    Es tut mir in der Seele weh. Aber (ausgerechnet) für die Stadt, in der ich wohne, gilt das nicht.


    Eher würde sich die Erdkugel spontan plötzlich in die andere Richtung drehen, als dass am Stuttgarter Marktplatz auch nur ein Haus rekonstruiert wird.


    Einfacher Grund: Ich glaub tatsächlich, dass es in dieser Stadt – anders als z. B. in Frankfurt, Dresden oder Potsdam – keine Mehrheiten für so ein Vorhaben gibt.


    Die Leute glauben wirklich diese von Modernisten gefütterten Klischees von wegen „Die Zeit ist vorbei. Das was verloren gegangen ist, kann man nicht mehr zurückholen. Willst du wirklich leben wie zu Königs Zeiten? Wir können uns die Vergangenheit durch Fake-Bauten nicht zurechtlügen ... usw. …“


    Über die Ursachen kann man trefflich streiten. Am ehesten fallen mir da zwei ein:

    1. Es mag manche Auswärtige wundern. Aber viele Stuttgarter sind tatsächlich davon überzeugt, dass sie in der schönsten Stadt Deutschlands wohnen: Der Schlossplatz! Die Weinberge! Die Halbhöhe! Der Fernsehturm! Die Wilhelma! Die Oper! Der Eckensee! Stuttgart 21!! (Sorry, kleins Späßle ?)… usw. Sprich: Es gibt bezüglich des Marktplatzes einfach keinen echten „Phantomschmerz“ … zumindest nehme ich einen solchen in meinem Umfeld und bei meinen Bekannten nie wahr.
    2. Die Stuttgarter Zeitung: Diese Zeitung haut wirklich JEDES Rekonstruktionsobjekt, das in Dtld. umgesetzt wird systematisch in die Pfanne, füttert in der Bürgerschaft sehr stark das Bewusstsein, dass Stuttgart v.a. auf seine moderne Architektur stolz zu sein hat – und „framed“ sehr stark, dass Abgegangenes zwar zu beweinen ist – aber es keinerlei Chance gibt dieses zurückzuholen.

    Fazit, um auf deine Frage zurückzukommen. Natürlich werden diese Bauten am Marktplatz irgendwann unter Schutz gestellt. Mich wundert's eigentlich, dass das nicht schon lang passiert ist. In Stuttgart gibt es schon eine ganze Reihe hässlichster 70er-Jahre-Blöcke, die in der Denkmalliste stehen. Die Hoffnung, dass die Dinger am Marktplatz irgendwannn fallen, um Rekonstruktionen Platz zu machen, hab ich schon lang aufgegeben. Hier ist schon viel erreicht, wenn zumindest MANCHE hässliche Bauten der 60er/70er Jahre durch (halbwegs) erträgliche Neubauten ersetzt werden. Das findet tatsächlich häufig statt … und versöhnt einen zumindest halbwegs (für den Alltag).

    Das ist so ein bissel zwiespältig. So wie ich das verstehe, war ja auch Teil des Projekts, dass der direkt anschließende Bau von 1330 gerettet wurde. Da dieser wohl recht ruinös war, dürfte die Wiederherstellung recht aufwändig gewesen sein. Das mindestens ist ja recht erfreulich. Und der Kasten daneben ... Ja, mei. Ich denke Quedlinburg ist so schön, dass es das aushält - und in 50 Jahren kann er ja wieder weg ...

    Nur am Rande: Die wunderschöne Cité der Stadt Carcassonne war Mitte des 19. Jahrhunderts in stark ruinösem Zustand und v.a. die umgebenden Festungsmauern standen kurz davor, komplett zu zerfallen. Das Bild, das sich heute den Touristen bietet mit den vielen spitzen Türmchen und der wimmeligen Altstadt war so nicht mehr vorhanden. Es ist dem Festungs-Architekten Viollet-le-Duc zu verdanken, dass die Stadt damals vor dem Untergang gerettet wurde. Er konnte nötige Mittel auftreiben und hat damit die ganze Anlage - mit ein bisschen Fantasie, aber auch mit viel akribischer Recherche wie es früher wohl ausgesehen haben könnte - so restauriert (man könnte auch sagen teil-rekonstruiert) wie wir sie heute kennen. Wie oft bei Rekonstruktionen: 150 Jahre später interessiert interessiert's niemand mehr. Die Touristen strömen, den Menschen gefällt's, sie genießen die (vermeintlich) komplett mittelalterlich erhaltene Anlage - und es ist gut so :smile:

    "(...) Im Inneren des Schlosses sind keine Rekonstruktionen geplant, sagte Hegner. Es werde also keinen Wiederaufbau der historischen Gigantentreppe oder Ähnliches geben."

    Das ist betrüblich. Aber dass da die nächsten 3-4 Jahre so kurz nach Eröffnung erst einmal nichts passieren wird, war eh klar. Danach muss man schauen, wie die politischen Mehrheiten sind. Der Stiftungsrat wird v.a. vom Bundestag, der Bundesregierung und m. W. von der Stadt Berlin berufen. Insofern kann eine solche Äußerung eigentlich nur eine Momentaufnahme sein.

    Ob die drei jungen Kunstsinnigen da wirklich (WIRKLICH) wissen, was sie da tun? Stuttgart war bis in die jüngere Vegangenheit eine erz-protestantische Stadt. Katholiken (bin ja selber einer) waren maximal geduldet - was man heute noch an der in die Straßenflucht reingedrucksten Domkirche sieht. Heiraten zwischen Evangolen und Katholen waren ähnlich gerne gesehen, wie heutzutage Verbindungen zwischen Taliban-Töchtern und Mormonen-Söhnen in Afghanistan. Und da kommen diese drei jungen Kreativen und verhängen das Reiterstandbild des protestantischen Reichsgründers anlässlich des KATHOLIKEN-Tags mit einem roten Tuch - mitten in der Hauptstadt des alten Württembergs im Schatten des Alten Schlosses ...Im Prinzip ist es mir gleich. Das Tuch kommt ja bis Samstag wieder weg. Aber ich find's einfach ein bissel quer wie non-chalant und ahistorisch da ein Denkanstoß generiert werden soll, der eigentlich dazu dienen soll über Historie nachzudenken ... Vor ein paar Jahrzehnten noch hätten sie damit einen Religionskrieg ausgelöst ....

    Kleiner Tipp, wer sich nicht siebeneinhalb Stunden der Veranstaltung durchschauen möchte: Der Vortrag von Prof. Tubbesing (5:25:39). Er leitet sehr schlüssig her, warum eine Neubebauung des Molkenmarktes sich (zwar nicht durchgehend, aber immerhin in Teilen) einfach an den seit dem Mittelalter überkommenen Stadtstrukturen orientieren MUSS. Das macht definitiv gute Laune - allein schon wg. den vielen schönen Beispielen, die er an die Wand wirft (von Münster, über Dresden, über Frankfurt - bis Lübeck).


    Eher demotivierend dagegen die anschließende Podiums-Diskussion, wo Hr. Kühne, der wohl an verantwortlicher Stelle in dem Planungsprozess viel zu sagen hat, ausführt (über 20 Min.?) warum das ganze Projekt von vorne bis hinten ganz vielen Zwängen unterliegt - nicht zuletzt wg. dem Gott-gegebenen Fakt, dass offenbar v.a. öffentliche Wohnungsbauträger hier zum Zug kommen sollen - obwohl sie (so sehe ich die Quintessenz seiner Ausführungen) keine Ahnung haben, wie man städtebaulich anspruchsvoll baut ...

    Hm ... Ich denke, wir überschätzen hier möglicherweise ein bisschen die Bedeutung, die die Verantwortlichen vor Ort, dem Wert unserer geliebten Schlossfassaden zubilligen. Ich kann's nicht beschwören, vermute aber, dass diese Fort-Knox-würdige Überwachung weniger zum Graffiti-Schutz als viel mehr zum Schutz der Ausstellungsstücke IM Gebäude aufgestellt wurde .... Schließlich sind das Objekte von z. T. unschätzbarem Wert - und ggf. will man v.a. vermeiden, dass da ähnliches wie in Dresden passiert ... oder wie nicht weit weg mit der ehemals größten Goldmünze der Welt, die dort entwendet und wenig später eingeschmolzen wurde - auch weil dort vermutlich zu wenig Kameras aufgestellt waren ...

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    Das Humboldt Forum in den Händen von Reaktionären und Planlosen

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    Das Humboldt Forum im Berliner Schloss, immerhin das aktuell wichtigste deutsche Kulturprojekt, hat mit seinen Geldgebern zu kämpfen. Darunter: AFDler und Neo-Nazis

    Wow … Allein schon Überschrift und Teaser bei dem Artikel im Standard sind ein Knaller. In der Stiftung Humboldt-Forum arbeiten einige renommierte Kultur-Institutionen zusammen, u.a. die SPK, die Humboldt-Uni, das Ethnologische Museum, die Stiftung Humboldt-Forum … usw. Die Akteure dieser Einrichtungen begreifen sich explizit als weltoffen, fortschrittlich und alles andere als (extrem) rechtsstehend … Diese versammelte Mannschaft mal so eben als „reaktionär“ und „planlos“ zu beschimpfen ist schon ein starkes Stück.


    Ich denke, diese Herr-/Frauschaften sind entsprechend ihres Selbstbilds alle naturgemäß hoch empfindsam, was Kuppelspruch, Kuppelkreuz, Bödecker-Engagement usw. angeht – und zucken entsprechend sofort zurück, wenn irgendjemand in diese Kerbe haut. Angesichts solcher Artikel könnte ich mir aber nun gut vorstellen, dass denen nun tatsächlich das „Zäpfle steigt“ (wie man bei uns im Schwäbischen sagt) – und der Eindruck wächst, dass da jemand gewaltig überdreht. Mir fehlt die Fantasie, dass die das ernsthaft auf sich beruhen lassen – und vermute, dass entsprechend nun auch sehr ernsthafte Gespräche mit der PR-Abteilung des Hauses darüber geführt werden, wie auf solche unsachliche Gemeinheiten reagiert werden kann …


    Auch der Teaser von dem Artikel ist inhaltlich Stuß: Der Autor möchte auf den Förderverein einprügeln – nennt aber das Humboldt Forum IM Berliner Schloss, das angeblich mit seinen Geldgebern kämpfe. Das HF im Schloss wird doch vom Förderverein gar nicht finanziert …


    Und zuletzt (es gäb ja noch vieles ...): Was soll der Versuch, den Bau des alten Schlosses mit dem Hinweis auf Sklaverei als mutmaßliche Geldquelle zu desavouieren? Auch wenn dieser Vorwurf der Wahrheit entspräche: Würde dies als Messlatte an die Schlossbauten des europäischen Absolutismus angelegt werden, müsste man moralisch jeden dieser Bauten zur Disposition stellen – denn letztlich war ALLES was damals gebaut wurde mit dem gebaut, was auf verschiedenen Wegen irgendwelchen armen Seelen abgepresst wurde … mithin Leibeigenen, deren Lebenssituation sich von echter Sklaverei nur marginal unterschied …

    Ich glaube nicht, dass die trotz Bombenschäden immer noch vorhandenen Stüler'schen Karyatiden wegen Kostenersparnis abgebrochen wurden.

    Das ist ein wichtiger Punkt. Sicherlich nicht, denn soweit ich weiß wurden damals enorme Summen investiert.

    Ein Wiederherstellung wäre sicherlich möglich gewesen - wenn man es gewollt hätte.


    Im Ganzen finde ich die Chipperfieldsche "Teil-Rekonstruktion" gar nicht so schlecht - ehrlich gesagt. Es stimmt schon: Diese uralten Objekte ergeben im Zusammenspiel mit den versehrten Überbleibseln der ursprünglichen Gestaltung (zum Teil) eine eigenartig stimmige Atmosphäre - ganz so als ob das Museum selbst ein archäologisches Ausgrabungsobjekt ist.


    Einerseits. Andererseits ist mir da vieles zu dogmatisch ... Bei mir ist es sicher schon einige Jahre her, dass ich drin war und ich weiß noch, dass ich ständig hin- und hergerissen war, zwischen: "Wow ... Das Ambiente ist einzigartig" und "Mannomann ... Müssen die wirklich jeden Wasserschaden zum bewahrenswerten Heiligtum erklären?" ....


    Ganz übel finde ich tatsächlich den oberen Abschluss des Treppenhauses. Ich kann's zur Not verstehen/nachvollziehen, dass die großformatigen Fresken an den Seitenwänden nicht rekonstruiert wurden. Aber für die Stülersche Konzeption und den räumlichen Gesamteindruck war doch diese abschließende Korenhalle mit den Karyatiden ganz oben enorm wichtig ... Warum um Himmels Willen wurde darauf verzichtet, diese wieder herzustellen?


    Zumal das m. W. ja ohnehin nur Repliken der Originale in Athen waren, die man ohne Probleme relativ einfach nochmals replizieren hätte können ... Aber wenn das stimmt, was 05hamburg schreibt und die Figuren sogar erhalten waren - dann ist das ja noch schwerer nachzuvollziehen!


    Weiß jemand, ob die Figuren irgendwo im Museum aufgestellt sind? Mir sind sie bei meinem Besuch damals nicht aufgefallen ....


    Jedenfalls: An der Stelle fände ich es gut, wenn da mittelfristig nochmals nachgebessert werden könnte ... Im Gesamteindruck würde ich dem Haus dann anstatt einem 50:50 eher ein 70:30 geben .... (dem Haus! Die Ausstellungsobjekte sind natürlich unbestritten absolute Weltklasse ...)

    Zitat von Hr. Lederer (Quelle, Stern) zu dieser Thematik:

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    „Es spricht nichts dagegen, dass Menschen, die über Geld verfügen, es auch für gute Zwecke geben. Aber es ist für mich immer noch ein Problem, dass die Situation der Kulturhaushalte in der Bundesrepublik Deutschland so ist, dass vielfach nicht darauf verzichtet werden kann, dass sich private Unternehmen oder auch Einzelpersonen mittels Kultursponsoring auch zu Marketingzwecken im Kulturbereich engagieren, wo die Inanspruchnahme privater Gelder schon eingepreist und vorausgesetzt wird.“

    Kann es sein, dass hier der Kultursenator einer westlichen/europäischen Hauptstadt allen Ernstes implizit verlangt, dass sich private Geldgeber aus der Förderung von (öffentlich wirksamer) Kunst und Kultur heraushalten sollen?


    Ist das nicht ein bissel ... wirklichkeitsfremd?


    Kann es sein, dass er hier außerdem übersieht, dass ganz viele Kulturleistungen der Menschheit ohne privates Mäzenatentum überhaupt nicht zustande gekommen wären? Kann es wirklich sein, dass er nicht versteht, dass es eine Bereicherung ist, wenn Kunst und Kultur nicht nur vom Staat bzw. aus von ihm kontrollierten Fördertöpfen bezahlt werden, da dies zu einer Verbreiterung dessen führt, was Künstler schaffen, wenn sie eben NICHT dem entsprechen müssen, was Kultursenatoren gerade so gut finden ...


    Ojeoje ...


    Insgesamt hab ich den Eindruck, dass einige Dinge in Berlin seit der letzten Wahl in die richtige Richtung gelaufen sind. Aber dass die Linke nach wie vor den Posten des Kultursenators besetzt ist ein Problem ... Wahrscheinlich sieht sich Herr Lederer v.a. als Kämpfer vieler armer "kleiner" Künstler, für deren Finanzierung sich der Staat besser einsetzen sollte ... Ist ja gut. Im Subtext hat das, was er äußert, aber einen staats-dirigistischen, anti-freiheitlichen Grund-Tenor, der mir ziemlich unsymphatisch ist ...

    Ich hab mir die Ausstellung jetzt letzte Woche auch endlich mal anschauen können. Es ist leider wahr: Gebäude und Ausstellungsstücke an sich sind grandios und für sich genommen eindeutig schon eine Berlin-Reise wert – aber die Form der der Präsentation ist außerordentlich schwach – v.a. die 2-3 Räume, in denen die afrikanischen Kunstobjekte präsentiert werden. Aktuell werden die Objekte in dieser Raumfolge als eine Art Beigabe zu einem Museum über deutsche Kolonialverbrechen missbraucht. Dabei kommt keiner auf seine Kosten. Menschen, die die Stücke in ihrer Kunstfertigkeit auf sich wirken lassen wollen, fühlen sich durch diese komischen „Beute-Schaukästen“ und die allgemein lieblose Darstellung irritiert. Menschen, die was über die Hintergründe, die echte Bedeutung des Gezeigten, ihre Einbettung in die Kultur der Herkunftsgesellschaften erfahren wollen, finden dazu wenig bis nix – sofern sie nicht gründlich danach suchen (wer macht das schon?). Und diejenigen, denen noch nicht ausreichend darauf hingewiesen wird, dass das ihrer Einschätzung nach das alles doch ohnehin widerrechtlich ausgestellt, da zusammengeraubt sei, kann man es ohnehin nie recht machen … Unterm Strich: Ich seh’s mal positiv: Da haben die Humboldt-Leute noch riesige Chancen auf Optimierung …und ich zähl einfach darauf, dass sie das in den kommenden Jahren auch noch hinkriegen. Denn so wie es jetzt gemacht ist, ist es so offensichtlicher Krampf, dass sich Verbesserungen geradezu aufdrängen. Die erste Gelegenheit dazu bietet sich, wenn der ganze Ost-Teil des Schlosses ins Museum integriert wird …


    Um es klar zu sagen: Dieser Krampf ist bestimmt nicht deswegen entstanden, weil da „dumme“ Leute am Werk sind … Es ist sicherlich auch dem eigentlich braven Impuls geschuldet, es allen Recht machen zu wollen. Und der durch feuilletonischten Dauerbeschuss ausgelösten enormen Unsicherheit der Museumsmacher, die dort allerorten fühlbar ist … Ich denke, die müssen vielleicht erstmal ein Stückweit zu sich selbst finden, Versagensängste abbauen und eine eigene selbstbewusste Philosophie entwickeln, die sie dann aber auch durchziehen sollten …

    SchortschiBähr: Die alte Calwer Passage aus den 70er Jahren ist denkmalgeschützt und steckt da immer noch drin. Der grässliche Bau drumrum ist weggerissen worden - die tatsächlich erhaltenswerte Passage ist aber "konserviert" worden - und wird "reintegriert". Der Neubau ist ein typisches Stuttgarter Ding ... Das ist irgendwie besser als das was weggerissen wurde- aber leider eben weit unter dem, was tatsächlich möglich wäre und auch nötig wäre um diesen Ort Rotebühlplatz zu einem lebenswerteren Ort zu machen. Die Begrünung an sich finde ich nicht schlecht ... Das macht das Ganze zumindest .... interessant. Wobei es aktuell noch eher traurig ausschaut. Die ersten Bäumchen sind auf dem Bau bereits gepflanzt und es sieht eher so aus als hätten die Bauarbeiter die Richtbäumchen auf dem Dach vergessen ... Ich hoffe, da kommt noch was dazu. Würde mich aber auch nicht wundern, wenn man die Begrünung in 1-2 Jahren wieder abräumt. Es ist ein beliebter Trick bei Stuttgarter Architektur-Wettbewerben, schöne Visualisierungen mit Fassaden-Begrünungen zu machen, um erstmal zu gewinnen und gute Presse zu kriegen - und es dann bei der Realisierung wieder zu streichen, weil es eben technisch doch nicht realisierbar sei ...