Posts by Majorhantines

    Rastrelli Diese Vermischen mit der Gegenwartsarchitektur liegt aber auch an den Bauschaffenden von heute, die stets und gerne jeden Flachdach Kubus als ,,Bauhaus" verkaufen. Dies ist mittlerweile in die gesellschaftliche Wahrnehmung eingeflossen und so hört man stets von Leuten auf der Straße, dies oder jenes wäre ein Gebäude im ,,Bauhaus-Stil". Da bringt es wenig auf den Ursprung des Bauhauses zu pochen und von sonstigen modernen Baustilen abzusondern. Das wird heute anders verstanden.

    Das CAD zeichnen hat dazu beigetragen, dass heute alles quadratisch ist. Denn Rechtecke und Quadrate lassen sind digital viel leichter zeichnen, als organische Formen per Hand.

    Das merkt man auch in meinem Beitrag #2, bei dem über das physische Modell und mithilfe von Vermessungsingenieuren dem Computer erstmal diese organische Form ,,beigebracht" werden musste. Ein gewaltiger Aufwand, nur um dann bei Formen zu landen, die man früher quasi empirisch entwickelt hat.

    Die Stadt Dessau tut gut daran, das Bauhaus als Aushängeschild voll auszunutzen.

    Was ich mich dabei aber frage: Warum baut die Stadt dann nicht frühmodernen Bauhaus? Gebäude wie dieses Hotel sind kein Bauhaus mehr, würden wohl von den Vätern des Bauhauses Verachtung ernten. Ja, ich finde es auch gut, wenn eine Stadt ihr Image auf ein bauliches Erbe stützt, aber was mir da fehlt, und wo ich Städte mit Rekonstruktionen z.B. vorne sehe, ist die Vorstellung, dieses bauliche Erbe nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen.

    Ein spannender Beitrag zum Entwurf des Stuttgarter Hauptbahnhofs bzw. seines Kernelements, der Kelchstütze:

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    Exemplarisch wird hier im Kapitel ,,Der Architekt" gezeigt, dass das Architekturhandwerk viel mit der Beschäftigung von physikalischen Phänomenen zu tun hat, und hier, um sich der Komplexität etwas zu entledigen, auf raffinierte Modellarten zurückgegriffen wird bzw. wurde. Sehr ähnliche physische Modelle halfen auch bei der Gestaltung z.B. der Sagrada Familia in Barcelona. Die konkrete Zusammenarbeit mit Otto Frei führt nicht zufällig entsprechend auch zu Assoziationen mit dem Münchner Olympiagelände.

    Wie Herr Ingenhoven im Video ausführt, steht damit dieser Bau in einer Traditionslinie zu historischen Konstruktionsweisen. Von der Konstruktionsweise des römischen Pantheons über Gewölbetechniken im Ziegelbau kommt mit modernen Methoden die nächste Evolutionsstufe. Und ich finde, man merkt dem Bau diesen handwerklichen Ansatz heute bereits an. Er wirkt sehr in sich ruhend, trotz der gewagten Gestaltung, wirkt wenig abweisend und menschenfeindlich, trotz des omnipräsenten glatten Betons. Und auch nicht plump oder banal, trotz des hoch repetitiven Einsatzes der Architekturelemente. Diese elegante ,,Mühelosigkeit", die man von vielen historischen Bauwundern kennt, wird hier auch spürbar.

    auch wenn man natürlich über die Qualität der Ausführung streiten kann.

    Sollte es aber nicht genau darum gehen? Der zentrale Platz ist ein Identitätsort, ein Repräsentationsort in einer Stadt. Wenn hier Qualitäten in Frage stehen, dann gibt es eigentlich wenig Überlegen. Eventuell käme der Platz ja ganz ohne diese Kioskbebauung aus, so wie es in Kiel wohl auch besser ohne Bebauung wäre. Aber vielleicht könntest Du ausführen, weshalb diese Wellenform insbesondere zu Emden passt, in dem publizierten Meinungsbeitrag wird ja Gegenteiliges behauptet.

    Pagentorn Ich will da niemandem zu nahe treten, aber diese Zeitzeugen sind heute alle tot. Das ist also keine ausreichende Antwort auf die Frage nach dem Phantomschmerz.

    Da finde ich solche Artikel aufschlussreicher:

    Reformation und Haube
    www.kreiszeitung.de

    Spuren der alten Ansgarii-Kirche - WK | Geschichte
    Etliche Relikte und Erinnerungen im Stadtgebiet weisen auf verschwundenen Sakralbau hin Der Einsturz des 118 Meter hohen Turmes der Ansgarii-Kirche am 1.…
    wkgeschichte.weser-kurier.de

    Auch in welchen Zyklen das Thema öffentlich also besprochen wird.

    "Phantomschmerz" kaum erzeugen können.

    Deshalb fand ich die Idee gut, erstmal mit einem Modell im Stadtbild präsent zu sein. Oder eben doch dem von mir ausgeführten Vorschlag folgend mal abklopfen, ob der heutige Eigentümer Interesse hätte einen Turm an seinem Gebäude zu erhalten. Sowas dürfte automatisch dann Weiterbauwünsche erwecken.

    Dieser Strang ist wirklich ein "Aushängeschild" für die Rekobewegung. Besser könnten es Trüby, Oswalt und Freunde kaum inszenieren.

    Ich sehe nicht, weshalb dieses Aushandeln von Positionen ein Problem darstellt. Vor allem nicht, warum es für Architekturtheoretiker gelegen käme. Wir sind hier damit deutlich weiter als so mancher scheinbar willkürliche Gestaltungsentscheidungsprozess, welcher für das Gemeingut Stadtbild sonst so hinter verschlossenen Türen ausgekungelt wird. Zu demokratischen Prozessen gehört Meinungsverschiedenheit und Debatte darüber - auch im öffentlichen Raum, wozu ein Forum zählt, um zur kollektiven Meinungsbildung beizutragen. Dass es hier im Strang teilweise im Ton etwas an gegenseitigem Wohlmeinen mangelt sei natürlich als valide Kritik unbenommen.

    In Besigheim, das wohl mit zahlreichen anderen Städten eines der geschlossensten Stadtbilder Baden-Württembergs aufweist, sorgt man sich um die stadtbildprägenden Weinberge, die die Stadt umgeben.


    https://www.lkz.de/lokales/landkreis-ludwigsburg_artikel,-kampf-um-die-stadtbildpraegenden-steillagen-in-besigheim-_arid,736640.html

    Pagentorn Ich verstehe, (ich hoffe das 'Du' ist hier im Forum angenommen) dass Du im Sinne Eures Vereins bzw. der Entscheidung des Vereins auf vergangene Vorschläge verweist und damit dem Vorschlag nicht unbefangen einen Blick widmest. Danke dennoch für den Referenzvorschlag, an welchem ich die bedeutenden Unterschiede herausarbeiten kann:

    Mein Vorschlag greift zwar die Idee des verschobenen Turmbaus auf, greift aber genauso die Entscheidung des Vereins zur Voll-Reko auf, auch wenn ich das nicht gänzlich klar aufgezeigt habe. So wird in meinem Vorschlag der Turm nicht nur versetzt, sondern gedreht. Dadurch ist möglich, das Kirchenschiff und die Kapelle in korrekter Anordnung zum Turm nach und nach zu rekonstruieren, ohne - und darauf zielten meine Worte mit den ,,Grundstücksgrenzen, Nachbargebäuden und Straßenbahn" - in Konflikt zu geraten. Es geht also NICHT darum, nur einen Turm zu rekonstruieren, irgendwo muss man aber eben anfangen, da bietet sich etwas mit Strahlkraft über die Stadt an.

    Mit der Ausrichtung des Baus auf die heutigen Blockgrenzen, ergeben sich weitere Unterschiede und Vorteile zum Entwurf von 2020. Mein Vorschlag beruht darauf, dass bereits mit dem heutigen Eigentümer Schritte zu einer Wiederherstellung von St. Ansgarii beginnen. Dies geht soweit, dass man sogar optional den Turm in das heutige Gebäude voll integrieren könnte, also sprich nur der obere über das Bestandsgebäude ragende Teil zunächst mit Spendengeldern finanziert werden müsste in seiner historischen Gestalt. Daran erkennt man schon, die Handlungsspielräume sind mit diesem Ansatz deutlich höher.

    Beim Vorschlag von 2020 verschreckt man den Eigentümer mit einem Komplettumbau des ganzen Carrees mit Flächenverlusten und Qualitätseinbußen durch kleinere Fenster. Man erkennt, dass der Entwurf auf eine Eigentümerschaft der Gebäude wohl wahrscheinlichst der Stadt abzielt, die dann solche Verluste abschreiben kann, zum Gewinn eines zentralen öffentlichen Museums und oder historischen Religionsraumes.

    Mein Vorschlag sieht die Einbringung des Turms ins Stadtbild als Initialzündung vor, die mit dem heutigen Eigentümer realisiert wird, und nach dessen Erfolg erst wahrscheinlich macht, dass die öffentliche Hand dutzende Millionen in die Hand nimmt, ein Einkaufszentrum kauft und dieses in einen Museumsbau verwandelt. Und selbst wenn sie das trotz allem nicht täte, so wäre der Turm der Fuß in der Türe, weitere Gelder zu sammeln und so Stück für Stück Gebäudeteile zu übernehmen und stetig weiter an St. Ansgarii zu bauen. Ein bisschen wie eine historische Kirchenbaustelle, nur dass der Vorgängerbau ein Konsumtempel ist.

    Danke, Majorhantines, kannst du für alle Ortsunkundigen etwas genauer angeben, wo auf dem Grundriss sich der alternative Standort eines Turms genau befinden würde und ob du den Vorschlag realistisch umsetzbar einschätzt?

    Am Grundriss des 2. u. 3. OGs mit Lichthof erkennt man es am besten: Ich beanspruche bei meinem Vorschlag den Gebäudebereich zwischen Lichthof und der Beschriftung Ansgaritorwallstrasse und zwar relativ genau mittig zur Gesamtbreite des Gebäudes. Bei den darunterliegenden Geschossen erkennt man ungefähr die Grenzen des Lichtshofes an der etwas ungleichmäßig zu eng stehenden Säulenreihe, die vermutlich die Außenwand des Lichthofes trägt.

    Zur Realisierbarkeit: Was sich dazu sagen lässt, ist, dass positiverweise keine erschließenden Einbauten sich in der anvisierten Zone befinden. Also keine Treppenhäuser, keine Zuleitungen, keine Hauptstromleitungen, keine essentiellen Verbindungswege, usw.

    Was negativ für die Realisierbarkeit spricht ist die extreme Nähe der Bestandsbauten, was Gründungsarbeiten sehr komplex gestaltet. Und natürlich sind die vielen Stockwerke, durch die man mit Betonsägen muss und statisch ggf. nachbessern muss auch keine ganz billige Lösung. Die sicher länger noch bestehenden Mietverträge sind natürlich eine Hürde, man muss für mindestens eine Gewerbefläche und die Mieter in den Büros (hier ist der Grundriss leider nur beispielhaft, die echte Aufteilung ist unbekannt) Ausweichflächen anmieten. Die Baulogistik muss über öffentliche Flächen laufen. Das sind alles Kostentreiber.

    Die gewonnene Nutzfläche könnte ggf. dafür zu gering sein, schließlich haben Türme die Herausforderung der Erschließung, die viel Raum wieder stiehlt, den man durch die Höhe gewinnt.


    (Bin übrigens selbst Ortsunkundiger, GoldenerEngel, kann also gut sein, dass von ortskundiger Seite hier bedeutende Einsprüche folgen, weshalb ich eigentlich erst warten wollte, wie von selbigen der Vorschlag aufgenommen wird, bevor man sich tiefer ins Thema stürzt.)