Einfamilienhäuser

  • Hallo,

    mich würde mal interessieren, ob es früher auch etwas vergleichbares zu den Einfamilienhäusern oder evtl. auch Reihenhäusern gibt?

    Bei uns auf dem Land findet man natürlich etliche Gebäude aus dem frühen 20. Jh, selten jedoch mit Stuck und historischer Innenausstattung. Wie sieht es jedoch in den Städten aus? Gibt es dort nur Villen und Mehrfamilienhäuser oder haben sich auch im 19. Jh. schon etwas wohlhabendere Bürger kleine, seperat stehende Häuser gebaut?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Hey Booni alte Kanone, Dich gibt es auch noch...? :zwinkern:

    Das typische Einfamilienhaus ist in dieser Form eine Erfindung des frühen 20. Jh. Mir fällt spontan Dresden Hellerau ein, welches beispielgebend ist. D.h. günstig gebaute Häuser, die sich auch der "kleine Mann" leisten konnte. Der Tenor war somit so einfach und billig wie möglich zu bauen, deswegen wirst Du derartiges mit opulenten Stuckdecken nicht finden. Die Alternative wäre höchstens eine Villa oder ein kleines Stadthaus.

  • Hier in Trier, etwas abseits der Innenstadt, in der "Maarstraße" gibt es solche Einfamilienhäuser aus der Zeit des Barocks und frühen 19. Jahrhunderts.
    Sie sind ganz winzig und haben teils nur ein Obergeschoss (+Dachgeschoss).
    Bei einem steht sogar direkt daneben ein Gründerzeitler. Der Höhenunterschied ist wirklich beträchtlich.

    Ob in den kleinen Häuschen noch Stuck ist, weiß ich nicht. Bis auf eines sind sie äußerlich auch alle recht schlicht.

    Aber eines ist besonders schön. Mit schönen barocken Tür- und Fensterrahmen und einer Madonna in einer Niche der Fassade. Leider ist das Haus grell Pink gestrichen. :schockiert:

  • In Berlin-Lichterfelde gibt es die auch haufenweise. Jetzt, wo ich ne neue Kamera habe, kann ich gerne mla ne Runde drehen. Gibt wirklich schoene Exemplare hier.

  • Ja klar gibt es die. Das Haus meiner Familie zum Beispiel. Oder ist Dir 1928 nicht historisch genug? :D

  • Zum Thema Einfamilienhaus und seine Ursprünge gab es vor längerer Zeit schon einmal einen interessanten Artikel in der FAZ:

    Zitat
  • Holländisches Viertel in Potsdam oder das Städtchen Bad Karlshafen in Nordhessen sind Beispiele für planmäßige Wohnsiedlungen aus dem 18.Jh.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Reihenhäuser dürften schon etwas älter sein, zumindest im Ausland (Paris, Place des Vosges, Royal Crescent, Bath; Vicar's Close, Wells - 14. Jh!, aber auch Fuggerei in Augsburg).

    Und die Sieben Zeilen in Nürnberg.

  • Anscheinend gibt es noch keinen eigenen Diskussionsfaden zu Einfamilienhäusern allgemein. Aber immerhin diesen hier.
    Auch wenn er schon alt ist, kann er ja wiederbelebt werden für die städtebaupolitische Diskussion rund um diese Bebauungsform.

    Vorweg: ich selbst habe in so einer Gegend gelebt und die zahlreichen Probleme erleben dürfen. Natürlich auch die Vorteile wie die relative Ruhe und Abgeschiedenheit.

    EFH-Gebiete werden oft als eines der Hauptprobleme beim Thema Flächenfraß und Zersiedelung genannt. Auch in unseren Reihen. Zuletzt wurden in Deutschland 56 Hektar Fläche für Bebauung verbraucht - und das täglich! Das sind 78 Fußballfelder, jeden Tag. Vor allem eben für Straßen, Energie und suburbane Siedlungen, während EFH-Siedlungen die schlechteste Bilanz unter allen Wohnformen haben, auch ökologisch und finanziell.

    Daneben sind Einfamilienhaussiedlungen zumeist architektonisch irgendwas zwischen erschreckend banal, billig, kitschig, durcheinander gewürfelt und/oder prätentiös. Auch wenn Kommunen wie Neustrelitz mitunter versuchen, das Durcheinander etwas zu begrenzen, was dann wiederum viel Monotonie produziert. Der Wert für das Stadtleben ist oft ebenfalls gering, man erzeugt viele Pendler und Shopping-Autofahrer, braucht Infrastruktur für vergleichsweise wenige Menschen auf viel Fläche.

    Die Kommunen denken oft in kurzen Zyklen an die Einnahmen durch die Grundsteuer, mehr Konsum oder staatliche Zuweisungen durch mehr Einwohner. Doch das erweist sich idR aufgrund des Infrastrukturbedarfes und der sich aus der Zersiedelung ergebenden strukturellen Probleme als Milchmädchenrechnung.

    Hier mal einige Zahlen und Einblicke zu den Problemen und der Unwirtschaftlichkeit aus den USA. Es sind drei Kurz-Dokus. Es genügt im Grunde sich eine davon anzuschauen um einen ersten Überblick zu gewinnen, doch jede nimmt unterschiedliche Aspekte mit auf. So werden im ersten Video u.a. Rechnungen der Initiative "Strong Towns" zitiert und erweitert.

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  • Muss diese Diskussion jetzt schon wieder sein, und das im falschen Thread?

    Da haben wir es diskutiert, über wirtschaftliche Aspekte von Stadtplanung...

    Da haben wir es diskutiert, über Stadtplanung allgemein...

    Da haben wir es diskutiert, über "zersiedelte Landschaften"...

    Nun werden auch hier wieder mittels einseitiger Videos die Vorurteile und Kosten-/Profitberechnungen wider Einfamilienhäuser geschürt. Wohl in Erwartung, dass die Politik die nächste Verbots- und Steuererhöhungswelle losstarten kann, wenn sie mal auf die Idee gekommen ist und das dank solcher "Argumente" dann irgendwie "moralisch" begründen kann. Und dann die Menschen in möglichst hohen Blocks stapeln kann, um so die Wachstumsprobleme zu "lösen".

    Etwas zum Thema des Threads:

    Das Einfamilienhaus ist - abgesehen von Behausungen wie der Sippen-Höhle - die älteste Wohnform, und deshalb auch bei den Menschen sehr beliebt. Jedes Bauernhaus, jede Villa, jedes frühe Arbeiterhaus, jedes "Bremer Haus" ist ein Einfamilienhaus gewesen. Und findet bei vielen Foristen stets Freunde. Dass die Einfamilienhäuser heute so aussehen, wie sie aussehen, hat mit falscher Stadtplanung und den altbekannten Problemen der heutigen Architektur zu tun. Der Anti-Suburb-Heini oben im Video kann sich über die noch recht angenehmen amerikanischen Häushäuser mit ihren Satteldächern aufregen. Vielleicht gefallen ihm die Flachdachkästen, die hierzulande entstehen, ja besser. Aber die ganzen geschilderten Probleme treffen auf unsere heutigen Mehrfamilienhaus-Siedlungen hinsichtlich der Gestaltung genau so zu.

  • Es geht doch nicht um das von einer Familie bewohnte Haus, auch wenn der Name diese Vermutung nahe legt. Es geht um das suburbane Massenfabrikat mit unendlichem Infrastrukturbedarf, das sich Einfamilienhaus nennt. Das ist ja wohl etwas ganz anderes als das urbane Stadthaus namens Bremer Haus. Und auch als die städtischen und ländlichen Villen, Arbeiterhäuser und Bauernhäuser mit angeschlossener Wirtschaft. Du redest völlig am Thema und Problem vorbei.

  • Snork 16. April 2022 um 21:59

    Hat den Titel des Themas von „historische Einfamilienhäuser - gibt es die?“ zu „Einfamilienhäuser“ geändert.
  • Jetzt hat "Snork" den Titel des Threads geändert, so dass wir einen weiteren Thread haben, in dem das Thema diskutiert wird.

    Zu dem oben verlinkten "Tagesschau"-Artikel:

    Es sind mehrere Aspekte darin, in denen die Argumentation von Bauministerin Geywitz irgendwie ins Leere läuft.

    Zitat

    Den Wunsch nach dem Eigenheim teilen viele. Doch selbst wenn man sich den Bau eines Einfamilienhauses leisten kann - ist dieser wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll? Nein, sagt Bauministerin Geywitz. Sie setzt auf die Sanierung älterer Häuser.

    Damit hat sie wohl Recht. Die Kosten für einen Neubau sind höher als für einen Altbau. Man muss natürlich beim Kauf des Altbaus die Sanierungskosten hinzurechnen.

    In dieser Tabelle wird bei einem 140 Quadratmeter-Haus, das als Neubau 320.000 - 385.000 Euro kostet, beim Kauf eines Bestandsbaus 292.000 - 362.000 Euro und eines Altbaus (also vor 1978) 264.000 -271.000 veranschlagt. (Siehe hier) Allerdings liegt das zu erheblichen Teilen an den Baunebenkosten. (Maklercourtage, Grunderwerbsteuer ...) Die reinen Bau-/Sanierungskosten machen dann keinen so großen Unterschied mehr aus. Und, beim Neubau haben die Bewohner vermutlich die nächsten 20-30 Jahre Ruhe, während bei einem älteren Bestandsbau auch weitere Zipperlein auftreten können, die nicht bei der Sanierung Berücksichtigung fanden.

    Zitat

    Anfangs werde noch zu fünft auf 150 Quadratmetern gewohnt, "aber dann ziehen die Kinder aus - und das Haus schrumpft in dem Moment nicht". Seit den 1950er-Jahren seien Hunderttausende Einfamilienhäuser gebaut worden. "In denen leben meist keine Familien mehr, sondern ein oder zwei Senioren." Die Lösung sei ein anderer Nutzungszyklus, sagte sie. "Gut wäre, wenn die nächste Generation von jungen Familien alte Häuser erwirbt und saniert. Dafür müssen wir staatliche Anreize setzen. Dann kann man beides vereinbaren: Fläche sparen und den Wunsch vom eigenen Haus ermöglichen."

    Das ist ein gewisser Lauf der Dinge. Anders als in Südeuropa ziehen Kinder hierzulande rasch in eine eigene Wohnung aus, sobald sie "flügge" geworden sind. Solche, die das nicht machen, werden als "Nesthocker" belächelt. Noch können sich die Leute das offenbar leisten, denn meist zahlen ja Eltern die Wohnung der Kinder.

    Ich habe während des Studiums noch zu hause gewohnt. Das hatte Gründe im Finanziellen und in meiner Faulheit, nicht für eine kleine Studentenbude Stunden lang in einem Café oder Supermarkt jobben zu wollen. Dafür durfte ich mir von Freunden anhören, "ein Problem" zu haben. Eine Kommillitionin lästerte hinter meinem Rücken darüber. Schon damals galt das als zurückgeblieben. Heute ist das nicht anders.

    Spätestens wenn die Kinder eine Familie gründen, wollen sie angemessenen Wohnraum. Da die Ansprüche gestiegen sind, bedeutet das, dass jedes Kind ein Zimmer bekommt und die Eltern am besten ein, zwei steuerlich absetzbare Arbeitszimmer. Bei einigen wenigen Leuten, die im Bekanntenkreis aufgrund von Kindersegen und mangelndem Geld im Stil der 50er-Jahre zusammen leben, lächeln Freunde von mir über deren doch etwas "prekäre Wohnverhältnisse", in deren Stil sie selbst keinesfalls leben wollen. Enge bedeutet eben auch unter heutigen Bedingungen mehr Stress. Ständig dudelt der Fernseher, ständig ist irgendwo Streit, ständig hat irgendeiner irgendetwas hingeschmissen, das im Weg liegt, oder Dreck gemacht. Im einem Kinderzimmer schreit der Kleine, weil er von den Hausaufgaben im Homeschooling überfordert ist. Aus dem anderen Zimmer hört man den 17-jährigen Sohn bumsen. Das alles wollen viele junge Deutsche jenseits der Unterschicht nicht mehr.

    Im alten Haus bleiben die Eltern zurück. Was schlägt also die Ministerin vor? Sollen die Eltern ins Pflegeheim abgeschoben werden, obwohl sie noch rüstig sind? Sollen sie zugunsten der Kinder verzichten und in eine 2-Zimmer-Mietwohnung ziehen? Obwohl die Kinder gar nicht in das Elternhaus zurück wollen ("zu viele Erinnerungen", "ich mache keine Rückschritte im Leben"... diese ganzen Argumente habe ich schon von Freunden gehört) oder längst aus Gründen der Arbeit in einer ganz anderen Stadt leben? Und obwohl betagtere Rentner kaum mehr einen Mietvertrag oder einen Immobilienkredit bekommen?

    Zitat

    Geywitz sagte, nötig sei eine Debatte über "gutes Wohnen". In den vergangenen Jahrzehnten sei die Wohnfläche pro Person immer weiter gestiegen. "Wir reden zwar darüber, wie das eigene Ess- oder Mobilitätsverhalten das Klima beeinflusst, beim Wohnen aber noch nicht."

    Das muss sie dann der jungen Generation sagen, die immer höhere Anforderungen an den Lebensstandard hat. Ich kenne Leute, die als Single in einer großen 3-Zimmer-Wohnung mit zwei Badezimmern leben. Damit, wenn sie mal wieder eine Freundin haben, getrennte Toilettengänge möglich sind. Das sind Leute mit gutem Verdienst. Wenn ich denen damit komme, dass sie doch mit der Hälfte des Wohnraums auskommen sollten, zeigen die mir lachend den Vogel. Ich kenne Hartz IV-Empfänger, die in etwas "zu großen" Wohnungen leben, aber lieber Abzüge des Amtes in Kauf nehmen als in irgendeine kleine Bude im sozialen Problemviertel zu ziehen. Das ist die Realität. Tiny Houses sind was für Ideologen und junge Experimentierende in einer bestimmten Lebensphase. Oder für Freaks.

    Zitat

    "Aber wir werden keine Vorschriften machen, wie viel Quadratmeter eine Wohnung haben darf. In anderen Bereichen setzen wir auf reparieren statt wegwerfen oder teilen statt besitzen. Wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen, brauchen wir auch ein Umdenken im Wohnbereich, also mehr gemeinsam statt 'Alles meins'."

    "Teien statt besitzen", "mehr gemeinsam statt `Alles meins´"... Das klingt - so finde ich - ziemlich nach Sozialismus. Es könnten jedenfalls modernisierte DDR-Losungen sind, würde diese heute noch existieren. Allerdings vorerst nicht mit staatlichen Vorschriften, sondern moralisierendem Druck.

    Nicht alles ist falsch, was die Dame von sich gibt. Aber die Realitäten sehen eben anders aus. Ich bin so ein "reparieren statt wegwerfen"-Typ. Dafür werde ich im Freundeskreis als Freak angesehen und auch so neuen Leuten vorgestellt. Der Typ, der Hosen bei der Schneiderin zweimal flicken lässt. Der Typ, der eine Schere zur Reparatur zum Scherenschleifer nach Solingen schickt... :lachen: Ich wohne zudem in einem älteren Haus. Deswegen konnte ich schon Äußerungen a la "alles etwas speziell, etwas old-Style" anhören. Es fehlt eben die weiße Fernsehcouch, der riesige Flatscreen, das Ikea-Regal, die funktionalistisch weiße Wand mit einem einzigen Druck hinter Acrylglas usw.

    Das ist die Realität. Sie wird sich nicht durch eine Bauministerin ändern, so lange die nicht härtere Repressionsschiene auspackt, sondern durch ökonomische Veränderungen. Diese stehen an, nach Jahre langer Niedrigzinspolitik mit nun verzögert einsetzender Inflation, mit den Corona-Schulden, und nun mit den weltwirtschaftlichen Verwerfungen in Folge der Ukraine-Krise, die diese Deutschen noch jubelnd herbeisehnen. Das Geld in den Taschen wird weniger, somit werden sich immer weniger Normalverdiener ein Eigenheim (zum Bau, Kauf oder Miete) leisten können. Das Problem wird sich also von alleine regeln.

  • Ich, für meinen Teil, stimme Heimdall im Kern der Botschaft schon zu. Erstrebenswert, in meinen Augen, wäre eine Gesellschaft ohne Wohntrends und soziale Zwänge. Wer einen Würfel nach Dessauer Art bauen möchte, soll dies tun. Mir gefällt es nicht, aber viel weniger gefallen mir von oben herab verordnete Lebensformen.