Beiträge von Karasek

    Finde ich hingegen nicht. Bin froh, dass das Gebäude auch am Tage etwas Farbe zeigt und nicht, wie die meisten Glasbauten, am Tage eine dunkle Festung darstellt.

    Aus dieser Perspektive sieht es aber wie eine dunkle Festung aus. Ohne Eingänge und abweisend. Und wo gotische Kirchen einladende Portale aufwiesen findet man jetzt eine weiße Wand.

    Also zu der Meldung muß ich wirklich sagen das ich gar nicht so viel fressen kann wie ich kotzen möchte. Da macht man mal ganz schnell die liebe Landeshauptstadt zum Spitzenkandidaten für jene Liste die man vor ein paar Jahren noch für unnötig und hinderlich hielt, und mindert gleichzeitig massiv die Chancen derjenigen (Görlitz) die von der sächsischen Politik eh schon benachteiligt werden und für die jener Titel ein echter Zugewinn sein könnte und nicht nur ein Mittel um sich in Selbstgefälligkeit zu wiegen. Sowas von ärgerlich!

    Österreich sieht aus wie die Firmenzentrale eines polnischen mittelständischen Unternehmens. Indien ist nicht gerade toll, aber wenigstens verweist die Farbe des Steines auf das Land. Und BaWü sieht nach Bausparvertrag und 60er-Jahre aus.

    Beim Rekonstruktionsprojekt auf polnischer Seite sind nach langer Zeit mal wieder Gerüste gefallen. Es wurden weitere vier Fassaden freigelegt.


    Das Ganze von hinten:


    Interessanter Kontrast. Die Rückseite zeigt den Hang der Polen zu kräftigen, böse gesagt giftigen, Farben. Die lassen die Häuser nicht unbedingt hochwertiger aussehen. Umso dankbarer kann man sein das uns Schockfarben wie dieses Grün auf der Vorderseite erspart bleiben.

    Sehr schöne Bilder. Danke. Immer wieder schade zu wissen das viele sehenswerte Objekte einfach für die Öffentlichkeit unzugänglich sind.
    Wobei, vielleicht auch besser so.

    Ich finde hier vergessen einige wie die Alternativen ausgesehen hätten. Wäre eine auf Neumarktgröße aufgeblähte Prager Straße die bessere Lösung gewesen? Abschreibewürfel voller KFC, McD und Starbucks neben dem Schloss? Oder eine schicke grüne Wiese mit Blick auf die DDR-Tristesse nebenan?
    Der historisierende Neubau eines ganzen Stadtviertels mitten in einer deutschen Großstadt ist ein absolutes Wunder. In Sachsen selbst reißt man an anderen Stellen Teile der Altstädte ab. Da können die Häuser gerne aus Pappmachee sein (regt sich eigentlich noch einer über die Semperoper auf?), ich freue mich das Schloss und Frauenkirche einen würdigen Rahmen haben... würdiger als Abschreibewürfel oder Wiese jedenfalls.

    Der Tourismus leidet leider an der Randlage. Als Route des internationalen Tourismus hat sich in den letzten Jahren eine Nord-Süd-Achse Berlin - Prag - Wien entwickelt, von der Dresden und Budapest ein paar Krumen abbekommen. Görlitz ist da schon zu weit entfernt. Es müßte sich der Polen-Tourismus stärker entwickeln, aber der komplette Westteil liegt ja mehr oder minder brach. Das könnte sich u.U. mit der Welterbe-Bewerbung des Hirschberger Tales verbessern, aber der Titel ändert ja leider nichts daran das es dort wie Kraut und Rüben aussieht (weshalb der Titel auch nicht gerechtfertigt ist). Und ein Welterbetitel allein machts ja auch nicht, die geografische Lage ist immer noch entscheidend. Krumau/Cesky Krumlov wird vom internationalen Tourismus überrannt (ein Schicksal auf das man gern verzichten kann) weil es zwischen Prag und München liegt, während Telc, so weit ich das erkennen konnte, größtenteils tschechische bzw. deutsche und österreichische Tagestouristen anzieht. Von Bad Muskau wollen wir gar nicht erst reden.


    An dem Entwurf für das Gebäude soll der Architekt angeblich 12 Jahre gearbeitet und gefeilt haben, bis er schließlich mit dem Ergebnis zufrieden war. idea:)

    Solche Kunden hätte ich auch gern!
    Ich stelle mir das auch so kreativ vor... da sitzt der Arschitekt nun so vor seinem 3D- Programm, zieht an seinem Würfel mal die eine Kante etwas nach oben, macht mit einem zweiten Würfel und Boolscher Operation ein Loch rein, verschiebt das Loch, zieht an der nächsten Kante...

    Zweifelsohne ist Görlitz ein herausragendes Flächendenkmal altstädtischer und gründerzeitlicher Ensemblewirkung, aber das reicht aus meiner Sicht bei weitem nicht aus, um den Rang eines Weltkulturerbes zu erreichen.

    Auszug Voraussetzungen:
    "In die Welterbeliste werden nur Stätten aufgenommen, die nach Meinung des Welterbekomitees herausragende universelle Bedeutung aus historischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Gründen haben. Bei der Entscheidung über die Aufnahme werden die übergreifenden Kriterien der Einzigartigkeit, der Authentizität (historische Echtheit) und der Integrität (Unversehrtheit) angewendet, in Verbindung mit einem oder mehreren von insgesamt zehn UNESCO-Kriterien."

    Bei allem Respekt, aber die Gründerzeitarchitektur von Görlitz als einzigartig und universell in der Welt zu betrachten, halte ich gelinde gesagt für Größenwahn. Man kann das nicht als universelles Welterbe einstufen, denn davon gibt es in Europa tausende Städte. Ehrlich gesagt finde ich ohnehin bedenklich, dass zu viel und zu oft der Status Welterbe vergeben und damit der eigentliche Zweck entfremdet wird.


    Stimmt. Wenn man die zitierten Voraussetzungen ansetzt kann man eigentlich aufhören weitere Welterbetitel zu vergeben. Und ein großer Teil der in den letzten Jahren vergebenen Titel müßte zurückgenommen werden.
    Andererseits: wenn Orte wie Kuttenberg, Krumau, Telc, Thorn oder Trogir Weltkulturerbe sind, dann weiß ich nicht warum Görlitz dies nach den in der Praxis angewandten Maßstäben nicht auch sein soll. Immerhin kann Görlitz mit einer Stadtstruktur punkten die die Entwicklung einer mitteluropäischen Stadt seit dem Mittelalter bis zur Neuzeit beinahe lückenlos nachvollziehen lässt. So viele Städte können das nicht von sich behaupten. Zudem verfügt sie über eine regionale Ausprägung der Renaissance die bis nach Schlesien wirkte.
    Aber schlußendlich dient der Welterbetitel heute fast ausschließlich der touristischen Vermarktung, was sicher der Hauptgrund ist warum einige Orte der sächsischen Provinz so erpicht darauf sind. Man hofft ein paar Touristen aus Dresden für sich abzweigen zu können.

    Das Thema Einkaufszentrum sollte man in einem größeren Zusammenhang sehen. Bautzen hat bisher als einzige Stadt der Oberlausitz so ein großes Einkaufszentrum. Das wurde ein wirtschaftlicher Erfolg, und nun wollen alle anderen oberlausitzer Städte auch so ein Ding, weil sie nicht wollen dass die regionale Kaufkraft nach Bautzen oder gar Dresden abwandert. Also planen Görlitz und Zittau nun, wider aller rationalen Erwägungen, auch so ein Ding in die Altstadt zu pflanzen. Und um dem die Krone aufzusetzen möchte man das Bautzener Einkaufszentrum nun auch noch vergrößern.
    Für einen Investor macht das natürlich nur begrenzt Sinn. Görlitz und Zittau haben eine stark schwindende und überalterte Einwohnerschaft, zudem ist die Region arm. Also hofft man, wie immer, auf solvente Polen und Tschechen. Dort gibts aber bereits ein Überangebot an derartigen Einkaufszentren. Ich glaube Reichenberg/Liberec hat jetzt drei oder vier.
    Also muß der Investor so billig wie möglich bauen damit es für ihn Sinn macht, was für die Kommunen wiederum wohl kein Problem sein wird weil sie ja unbedingt so ein Ding haben wollen. Weil irgendwie dann auf einmal die gesamte regionale Kaufkraft nicht mehr außerhalb verprasst wird, und somit wie durch ein Wunder auch der 1/3 Geschäftsleerstand beseitigt wird. So ist der Plan.

    Telepolis hat das Thema auch entdeckt:

    Zitat

    Einfach wieder aufbauen - darf und soll man das?
    Seit der deutschen Wiedervereinigung häufen sich die Rekonstruktionsprojekte: In vielen Städten scheinen die Bürger mit den architektonischen und städtebaulichen Ergebnissen der Aufbaujahrzehnte zunehmend unzufrieden zu sein und wünschen sich die Stadtbilder aus Vorkriegszeiten zurück. Architekten und Denkmalschützer befürchten eine Entwertung der verbliebenen authentischen Baudenkmäler und ein Abgleiten in die historische Beliebigkeit.


    Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34372/1.html

    Auch sehr interessant finde ich den Film über Gablonz an der Neiße! Ich kenne diese Stadt die sich heute Jablonec schimpft leider nur im jetzigen, verwahrlosten Zustand. Wenn man den Film ansieht versteht man auch, weshalb diese Stadt früher auch kleines Wien hieß.

    Zitat

    Die Bilder aus dem alten Wien und auch aus dem Riesengebirge habe ich mir gerade angesehen.

    Oh, danke. Beim Stichwort Riesengebirge und Gablonz mußte ich auch gleich mal suchen. Im Film über das Riesengebirge ist Schreiberhau zu sehen, welches damals eine völlig andere Atmosphäre hatte. Ein echter Kurort. Jetzt ist er nur noch heruntergekommen.

    Zitat von "Miwori"

    Sebnitz, 8500 Einwohner,
    gelegen im Tal des gleichnamigen Baches am Nordrand der Sächsischen Schweiz, 50km östlich von Dresden.

    Sebnitz war früher das Zentrum der deutschen Kunst- und Seidenblumenherstellung,
    davon ist noch eine Schaumanufaktur übrig.
    Außerdem gibt es ein Kunstblumen- und Heimatmuseum, Afrikahaus, Urtierzoo, Modelleisenbahnmuseum und eine schöne Umgebung.

    Danke dafür. Selbnitz wollte ich auch schonmal zeigen, aber ich fahre immer bloß durch.
    Meine Großmutter hat in Sebnitz gearbeitet nachdem im Sudetenland die Wirtschaft zusammenbrach. Sie ist dort jeden Tag mehrere Stunden zu Fuß, am Tanzplan vorbei, nach Sebnitz zur Arbeit gegangen. Und auf dem Tanzplan hat sie meinen Großvater kennengelernt. :)

    Zitat von "ursus carpaticus"


    Warum traurig? Die mittlerweile gut renovierte Stadt S. hat das kulturgeschichtlich arg destruktive 20 Jh. sensationell gut überstanden und harrt einer Zukunft, in der sie nur gewinnen kann. In diesem verschlafenen Winkel vermag ich mehr Zukunft zu erblicken als in Berlin und den Großstädten des Westens. Hier werden deren Bürger dann wenigstens in Ruhe leben können, umso besser, dass soviele sanierte Wohnungen bereit stehen.

    Bleibt die Frage von was diese Leute leben sollen. Von dem was die Erde hergibt? Steuermitteln aus wirtschaftlich funktionierenden Regionen? Hilfen der im Westen arbeitenden Kindern an die Eltern, bis sie weggestorben sind?
    Sebnitz hat keine Wirtschaft mehr, kein Hinterland, liegt abgelegen und macht trübsinnig. Die Jugend ist weg, die Alten sterben oder ziehen den Kindern in den Westen nach. Wenn es dort so toll wäre würde die Einwohnerzahl nicht schrumpfen. Niemand wohnt gern in sterbenden Städten, dort wird man nämlich depresiv.

    Was bitte ist an dem Abriss unverständlich? Derartige Kasernen stehen in jeder größeren ostdeutschen Stadt leer. Die Bundeswehr braucht sie nicht mehr, und wenn weder Stadt noch Landkreis einziehen gibt es schlichtweg keine Verwendung für sie. Wohnungsnot gibt es nicht, also gibts auch keinen Bedarf für diese dazu eher ungeeigneten Gebäude. Loftwohnungen in Industriebrachen braucht in der ostdeutschen Provinz ja auch keiner.

    Zitat von "bilderbuch"


    Prinzipiell schätze ich das Raumbild der Töpfergasse sehr. Hier hat man mit modernen Mitteln die wohl beste Innenstadtstraße im Nachkriegs-Dresden errichtet.

    Echt? Ich habe dort immer den Eindruck ich laufe zwischen DDR- Plattenbauten durch, oder an den lieblosen Rückseiten von Plattenbauten vorbei. Ich gehe jedes Mal durch die Passage, bloß damit ich mir nicht diese Straße antun muß.

    Zitat von "ursus carpaticus"


    Was heißt damals (*)? 1945 oder irgendwann im Mittelalter?
    Glaubst du, hat das Schlesische Museum in ein paar Jahrzehnten Interesse an meiner schlesischen AK-Sammlung, wenn ich abgekratzt sein werde? Einen Interessenten für dieses dann noch viel ausgefallenere Gebiet unter meinen künftigen Erben zu finden, wird eher schwer sein.

    Tschuldigung, habe den Thread übersehen, deshalb erst die späte Antwort.
    Damals meint ab 1421, als die Prager wegen der Hussiten ihre Schätze auf den Oybin auslagerten, der zuvor den Hussiten standgehalten hatte. Oybin war damals noch direkter Teil Böhmens und nicht des Nebenlandes Oberlausitz.

    Mit der Ansichtskartensammlung weiß ich auch nicht so recht. Ich denke das sie interessiert sind, denn so berauschend sind deren Bestände ja nicht, aber es wäre wohl eher Archivgut für sie. Warum fragst Du nicht einfach nach? Ich hatte schon Kontakt mit mehreren Mitarbeitern, die sind alle sehr umgänglich.
    Ich habe auch schon selbst Silesica ersteigert, und oft haben Polen den Preis hochgetrieben. Ich bin mir sicher in Polen fändest Du dafür auch gut zahlende Kunden, wenn das eine Alternative für Dich wäre.

    Zitat von "ursus carpaticus"


    Es gibt noch einen anderen Grund: das Fehlen großflächiger Altstädte (bei den Klein- und Mittelstädten) im Osten. Die haben einfach gewisse Probleme nicht.
    Abgesehen davon haben sie bessere Denkmal- und Ensembleschutzbestimmungen.

    In Polen ist es dem Denkmalschutz shitegal an wen was verkauft wird und was der Investor damit vor hat. Lediglich Kirchen und Baudenkmäler von überregionaler Bedeutung genießen besonderen Schutz. In Tschechien und Ungarn mag die Lage anders sein.

    Zitat von "unify"


    Für die Randgebiete um Berlin trifft dies aber nicht zu, dort gibt es teilweise erhebliche Zuwächse der Bevölkerung in Form von Suburbanisierung von Berlin.

    Ja na klar, es gibt Ausnahmen. Der Speckgürtel um Berlin und diverse Leuchttürme wie Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Erfurt, Weimar. Letztere machen auf mich manchmal den Eindruck als wären es Potemkinsche Dörder mit denen die Politik ihr Volk belügt.

    Zitat von "Georg Friedrich"


    Was die Veränderungen nach der Wende angeht, stellt sich mir die Frage, wie sich die Situation in den anderen ehemaligen Ostblockländern entwickelte, wo die Verfallserscheinungen in den Städten genauso ausgeprägt waren wie in Ostdeutschland, die aber keine reichen Verwandten im Westen hatten. Folgt man der Theorie, dass die Wende für eine Rettung der Altstädte der DDR gerade noch rechtzeitig kam, so müsste es eigentlich in den letzten 20 Jahren bei den östlichen Nachbarn, die allesamt noch ärmer waren als die DDR und die keine Geldtransfers erhielten, zu sehr viel größeren, ja massivsten Abrissen gekommen sein. Trifft dies tatsächlich zu?

    Nein. Das ist aber Folge der demographischen Entwicklung. In Ostdeutschland findet die stärkste Migrationsbewegung innerhalb der EU statt. Nirgend wird mehr abgewandert. Selbst Krisenregionen wie Waldenburg in Niederschlesien oder Hinterpolen verlieren nicht annähernd so viele Einwohner. Demzufolge werden dort die Häuser bewohnt die hier leer stehen. Und was bewohnt wird verfällt nicht, oder zumindest langsamer. Das sieht dann alles nicht schön aus, aber die Substanz wird erhalten. Hier bei uns hat man Geld für Abrissprogramme, um durch künstliche Verknappung wenigstens die Stadtzentren zu erhalten.