Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Irgendwie ist das konsequent. Berlin war 2 mal da. 2 Zoos, 2 Botanische Gärten, 2 Aussichtstürme, 2 Planetarien, 2 Stadtzentren, 2 Regierende Rathäuser, 2 Bürgermeister ...

    und jetzt 2 Neptunbrunnen: Einer als edle Zutat zum edlen Schloss, der andere als demokratisch genutzes Plansch- und Foto-Becken. Neulich sogar für internationale Weltpolitk zum Fahnenwehen verwendet. Sowas gibt es sonst auf der ganzen Welt nicht. Und irgendwie auch verrückt. Aber so ist es doch schon die ganze Zeit seit 1989 - ein einziger Wahnsinn:

    Man denke an das Wunder Mauerfall mit den ganzen neuen Möglichkeiten, dann die Ernüchterung, dann die Massenarbeitslosigkeit, dann die zaghaften Sanierungen, bald (mit 20 Jahren Verspätung) wirklich blühende Landschaften, dann die Entwicklung Berlins von arm nach Start-Up-Town und sexy. Immer noch. Trotz Bankenskandal und all der Falten im Gesicht. Dann endlich die Vorzeige-Ostdeutschen. Als Beispiel sei nur Weselsky genannt, der aktuell zurecht die D(reiste)B(oni)-Managerdarsteller das Fürchten lehrt, deren Boni besser in die marode Infrastruktur investiert werden müssten. Verrückte Welt.

    Ick freu mir!

  • Man könnte noch ergänzen: zweimal Schlossportal IV ("Versetzung" ans Staatsratsgebäude). Alle sonst genannten Doppelungen sind aber irgendwie historisch entstanden - zwei gleiche Neptunbrunnen auf zwei Schlosseiten - ich kann mir nicht helfen: wäre schon recht skurril. "Konsequent" wäre da nichts. Natürlich wäre die überzeugendste Lösung: moderner Brunnen auf der bisherigen Seite bei den Rentnern, Abbau/ Restaurierung/Neuaufstellung auf dem Schlossplatz.

  • Da es bisher immer nur gegenteilige Verlautbarungen des Senats gab ("moderner Brunnen"), wage ich das kaum zu glauben. Aber es wird wohl stimmen, der Förderverein wird in der Weihnachtszeit wohl kaum Aprilscherze in die Welt setzen. Was für eine wunderbare Nachricht!!

    Die besagte Weihnachtskarte habe ich noch nicht bekommen. Kann jemand vielleicht ein Foto davon hier einstellen?

    stadtbild-deutschland.org/foru…dex.php?attachment/71178/

  • "Beim neuen Senat sieht man das nicht ohne Wohlwollen". Trotz der vorsichtigen Formulierung klingt das tatsächlich so als ob es eine realistische Chance gäbe. Am realistischten scheint wohl eine Kopie des Brunnens zu sein, da die Versetzung des Originals in den Augen des Denkmalamts ein Anschlag auf die famose "Staatachse" wäre.

    Zudem hätte es einen modernen Brunnen nicht Nulltarif gegeben, der Goethebrunnen von BBZ in Lahr z.B. hat 400.000 Euro gekostet. Von daher könnte sich das Land Berlin gerne an der Finanzierung der Neptunbrunnen-Kopie beteiligen.

  • Wenn der Stadtschloss-Verein alleine die Finanzierung stemmen könnte, dann hätte er wahrscheinlich auch mehr Einfluss auf die Gestaltung, als wenn sich Berlin mit beteiligt.

  • Man könnte das mit der Finanzierung ja so handhaben wie beim Schlossbau selbst: Durch Spenden wäre dann alleine der finanzielle Zusatzbedarf gegenüber einem modernistischen Brot- und Butter-Konstrukt abzudecken.

    Letzterer wäre ja auch nicht günstig zu haben, da die heutigen Architekten sich auch für ihre Nicht-Architektur üblicherweise fürstlich entlohnen lassen...

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Also ich verstehe die durch diesen seltsamen Denkmalschutz entstandene Zwangslage und den Wunsch diese zu überwinden und endlich mal "zu Potte zu kommen".

    Es bleibt jedoch das Problemchen der zwei identischen Brunnen in unmittelbarer Nähe durch Anfertigen einer Kopie.

    Es tut mir leid, aber ich finde die Nachteile überwiegen: der Brunnen als Kunstwerk wird entwertet und das Ganze offenbart eine unglaubliche Phantasielosigkeit bzw. wird an einen bürokratischen Schildbürgerstreich erinnern.

  • Die einzige vernünftige Alternative zur Rückkehr des begas'schen Neptun auf den Schlossplatz wäre es, schlicht nur das Brunnenbecken zu rekonstruieren (das Becken auf dem Rathaus-Forum ist ja nicht das originale). Das sieht dann zwar erstmal unspektakulär aus, aber dieser Kompromiss ist besser als Neptun um jeden Preis.

    Sollte sich dann in Zukunft etwas am Status quo geändert haben, könnten die originalen Figuren an ihren ursprünglichen Platz versetzt und stattdessen die DDR-Schale mit jeglichem Berliner Unsinn befüllt werden.

    Eine Kopie des Brunnens ist jedoch das lächerlichste was man machen könnte, noch lächerlicher als den Originalbrunnen nach notwendiger Demontage wieder an seinen jetzigen Standort zu installieren und einen modernen schlechten Brunnen auf dem Originalstandort zu errichten.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Sehe ich auch so. Mittig das Brunnenbecken in seinen originalen Maßen. Dazu könnte man westlich und östlich davon zwei weitere, kleinere Brunnen, wie die auf dem Pariser Platz oder Hausvogteiplatz anlegen (mit den Akanthusblättern). Eingebettet in entsprechende Grünanlagen. Damit hätte man wieder eine recht attraktive Platzgestaltung.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Hatte nicht der Bund(estag) vor Jahren einen großen Beitrag (10 Mio. €?) zur Rückversetzung und Restaurierung des Neptunbrunnens angeboten und hat nicht der damalige Berliner Senat aus ideologischer Verblendung und Arroganz (wir bestimmen selbst und allein!) eine Beteiligung des Bundes an der Reparatur des Schlossumfeldes kategorisch abgelehnt? Sollte der Bund nicht trotzdem jetzt, nachdem der Brunnenbedarf am kahlen Schloßplatz offensichtlich geworden ist, wenigstens mit einem symbolischen Beitrag die Neubesinnung unterstützen und könnte der Senat sich nicht ebenfalls symbolisch dafür bedanken? Durch eine politische Initiative käme dann ein privater Stein ins Rollen!

  • Sollte der Bund nicht trotzdem jetzt, nachdem der Brunnenbedarf am kahlen Schloßplatz offensichtlich geworden ist, wenigstens mit einem symbolischen Beitrag die Neubesinnung unterstützen

    Es ist ja nicht so, als ob dieser Bedarf erst jetzt offenkundig würde. Der Schloßplatz ist seit dem Antritt der jetzigen Bundesregierung so kahl wie heute. Und an Mahnern aus allen Richtungen hat es nie gemangelt. Eine Unterstützung seitens des Bundes fehlt also bisher wider besseren Wissens.

    Und genau deshalb werden wir wohl mindestens bis nach der nächsten Bundestagswahl warten müssen. Dann aber wird ein neuer Anlauf sich sicherlich lohnen.

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  • Hatte nicht der Bund(estag) vor Jahren einen großen Beitrag (10 Mio. €?) zur Rückversetzung des Neptunbrunnens angeboten und hat nicht der damalige Berliner Senat aus ideologischer Verblendung und Arroganz (wir bestimmen selbst und allein!) eine Beteiligung des Bundes an der Reparatur des Schlossumfeldes kategorisch abgelehnt?....

    Nicht nur die Rückversetzung wollte der Bund finanzieren, sondern auch die ohnehin bereits damals überfällige Restaurierung/Instandsetzung . Habe ich nicht nur einmal bereits erwähnt. Und das mit dem damaligen Berliner Senat stimmt auch. Großkotzig bis zum geht nicht mehr. Leider sehe ich in der derzeitigen

    Konstellation auch nicht wirklich, dass sich unsere Hoffnungen erfüllen. Eine Doppelung des jetzigen Brunnens ist vom Standpunkt einer attraktiven Stadtbildgestaltung unsinnig, ein moderner Brunnen auf dem Schlossplatz eine Herabwürdigung der barocken Schlossfassade.

  • Eine Doppelung des jetzigen Brunnens ist vom Standpunkt einer attraktiven Stadtbildgestaltung unsinnig,

    Wie Konstantin es schon verdeutlicht hat, letztlich argumentierst du ähnlich wie die Schlossgegner. Ist es denn nicht am Ende ziemlich irrelevant, wenn auf dem Schlossplatz eine Kopie des Neptunbrunnens steht? Und wenn jenseits der Spree in 400 m Entfernung das Original steht? Ja und? Es geht darum den Schlossplatz attraktiv zu machen und diesem einen Hauch 'Piazza Navona' zurückzugeben, und hierbei spielt der neobarocke Brunnen nun mal eine entscheidende Rolle.

    Zudem hatten wir vor einigen Jahren eine sehr ähnliche Diskussion um das Portal IV des Berliner Schlosses. Das in Teilen noch aus Original-Material bestehende Portal im Staatsratsgebäude konnte und sollte nicht ausgebaut und ins neue Berliner Schloss eingebaut werden, ein Umzug war nie eine ernsthafte Option. Folglich ist das Portal IV im neuen Berliner Schloss eine (weitere) Kopie und es gibt das Portal nun zweimal, wenige Meter voneinander entfernt. Und niemand hat ein Problem damit.

    Die Realitäten in Berlin sind nun mal so wie sie sind, die "Staatsachse" ist sakrosankt, der Original-Neptunbrunnen bleibt dort wo er ist. Folglich ist eine Kopie des Brunnens auf dem Schlossplatz die einzig derzeit realistische Option wenn es darum geht, dort wieder einen neobarocken Brunnen zu haben und gleichzeitig einen modernen Brunnen zu verhindern. Dass der Berliner Senat nun offenbar für eine Kopie des Brunnens offen ist und dem Förderverein das Placet zum Spendensammeln gegeben hat, ist doch eine positive Entwicklung.

  • Dass der Berliner Senat nun offenbar für eine Kopie des Brunnens offen ist und dem Förderverein das Placet zum Spendensammeln gegeben hat, ist doch eine positive Entwicklung.

    Ich teile deine Auffassung, aber hier werwechselst Du "Berliner Senat" mit "Regierender Bürgermeister": nach der Berliner Verfassung hat der Regierungschef keine Möglichkeit seine Minister anzuweisen. Das geht nur mit einem Parlamentsbeschluß und nicht mit einer Richtlinienkompetenz à la Kanzler.

    Die Gestaltung des Schloßplatzes unterliegt der SPD-regierten Bauverwaltung (wegen der Fördermittel des Bundes hat der Senat das Vorhaben, für das eigentlich der Bezirk Mitte zuständig gewesen wäre, an sich gezogen) und somit müsste diese diesem Vorhaben zustimmen, bis dato liegt diese nicht vor, Peter Kahlfeldt hat sich sogar gegenteilig geäußert. Und dann müsste noch der Entwurfsverfasser der Freiflächengestaltung des Schloßplatzes zustimmen - dieser hält das Urheberrecht. Es müssten ja wohl Teile des vor nicht allzu langer Zeit verlegten Pflasters wieder aufgenommen, die langen Sitzbänke umgestaltet und Strom und Wasser/Abwasser an den ausgewählten Ort verlegt werden.

    Ausserdem wäre es ziemlich absurd, wenn der Brunnen für 4 Mios Spenden kopiert wird aber das Bronzeoriginal in dem unsanierten Zustand verbliebe. Bis dato ist hierfür nämlich kein Geld im Haushalt eingestellt (genausowenig wie für die Kopie der Marmorgenerale vor der Neuen Wache).

  • Ich habe so das Gefühl,das ganze mit dem Brunnen und einer dem Schloss angemessenen südlichen Schlossplatzgestaltung,wird sich wie bei der BA auf ewige Zeiten hinziehen. :opa:

  • ...Es geht darum den Schlossplatz attraktiv zu machen...

    Wenn es allein darum ginge, den Schlossplatz - völlig losgelöst vom Umfeld - attraktiv zu machen, hättest du sicher recht.

    Noch wichtiger ist aber doch, diesen gesamten kleinen Kernbereich der Stadtmitte attraktiv zu machen.

    Und da bleibt es nunmal bei den schon oft genannten Nachteilen zweier identischer Brunnen.

    Dieser eigenartige Denkmalschutz, er scheint mir ideologisch beeinflusst, muss I.Ü. ja nicht ewig Bestand haben.

    (bei der Diskussion um die "Staatsachse" oben wurde übrigens das DDR Außenministerium hinter dem PdR vergessen, auch dieses ist schon längst abgerissen).

    Die Frage ist doch, wie man die Entscheidungsträger am besten zu einem Umdenken bewegt.

    Und da erscheint mir ein sehr guter, überzeugender Entwurf für eine alternative Brunnenanlage vor dem Roten Rathaus samt Finanzierung aus Spendengeldern ehrlich gesagt erfolgsversprechender als Spendengelder für eine Kopie zu sammeln. Letztere ist doch schon hier unter uns umstritten.

  • Dieser eigenartige Denkmalschutz, er scheint mir ideologisch beeinflusst, muss I.Ü. ja nicht ewig Bestand haben.

    Die Frage ist doch, wie man die Entscheidungsträger am besten zu einem Umdenken bewegt. Und da erscheint mir ein sehr guter, überzeugender Entwurf für eine alternative Brunnenanlage vor dem Roten Rathaus samt Finanzierung aus Spendengeldern ehrlich gesagt erfolgsversprechender als Spendengelder für eine Kopie zu sammeln. Letztere ist doch schon hier unter uns umstritten.

    Christoph Rauhut, Landeskonservator von Berlin, ist Jahrgang 1984. Da kann man lange warten. Und mehr als zwei CDU-Politiker im Amt des Regierungscharfs und des Kultursenators ist auch unwahrscheinlich.

    Richtig scheint mir der Gedanke eines guten, überzeugenden Entwurfes für eine alternative Brunnenanlage vor dem Roten Rathaus - nur würde dafür jemanden spenden? Ich glaube nicht. Aber für die Sanierung des Bronzebrunnens samt Versetzung bekäme man das Geld zusammen - die CDU muss sich mal durchsetzen (wie auch bei der Bauakademie).