Beiträge von Gartenfreund

    Habe vor Wochen eine besorgte Nachricht + Fotos an die Zentrale der baden-württembergischen Denkmalpflege in Esslingen geschrieben. Inhalt: Hinweis auf die gar nicht langsam zerbröckelnde Berger Kirche (erste neugotische Kirche Stuttgarts unter der Protektion des württembergischen Königshauses (edler Sandsteinbau in malerischer Lage über dem Neckartal). Antwort: keine - nicht einmal eine klitzekleine Eingansbestätigung. Wahrscheinlich sind die so überlastet in der täglichen Sorge um den Erhalt der südwestdeutschen Denkmallandschaft...

    Zur Garnisonkirche möchte ich jetzt doch noch mal einen Text abdrucken, der in den ganzen Diskussionen mir nie begegnet ist. Ich meine, man kann ein Gebäude doch nicht nur danach bewerten, wie in späterer Zeit mit ihm umgegangen wurde, so als ob es inzwischen gleichsam infiziert worden wäre. Der angeblich so militaristische Friedrich Wilhelm I ("Soldatenkönig"), der nie einen Angriffskrieg geführt hat und unter dem die Garnisonkirche gebaut wurde, hinterließ nach seiner Thronbesteigung seinem potentiellen Nachfolger ein "Hausgesetz", das diesen geradezu beschwor, keinen Angriffskrieg zu führen. Mir völlig schleierhaft, warum in den Diskussionen nie darauf hingewiesen wird! Ich hab den Text vor längerer Zeit dem Bischof Huber geschickt - Antwort: tiefes Schweigen... Ich meine, diese Einstellung des "Soldatenkönigs" ist für die damalige Zeit eigentlich ganz ungewöhnlich. [...] Moderationshinweis: Entfernt. Bitte nicht wieder ein neues Nebenthema aufmachen.

    Aus dem „Hausgesetz“ Friedrich Wilhelms I (1713):


    Mein lieber Succeßor bitte ich umb Gottes willen kein ungerechten

    krihg anzufangen und nicht ein agressör sein den Gott die unge-

    rechte Krige verbohten und Ihr iemahls müßet rechenschaft gehben von

    ieden Menschen, der dar in ein ungerechten Krig gebliben ist; bedenk

    was Gottes gericht scharf ist, lehset die Historie da werdet Ihr sehen das

    die ungerechte Krige nicht guht abgelauffen sein als da habet Ihr Lude-

    wig der 14. König in franckreich, der König August aus Pohlen, den

    Kurfürsten zu Bairen zum exempell und noch mehr.“

    Quellen:

    Richard Dietrich (Hrsg.): Die politischen Testamente der Hohenzollern S. 239

    Tim Blanning: Friedrich der Große S. 133

    Über manchen Kirchenportalen kann man lesen: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt" (Psalm 26/ Lutherübersetzung). Für eine Stuttgarter Kirchengemeinde scheint diese Devise nicht mehr zu gelten, denn sie investiert in die schönste ihrer inzwischen drei Kirchen offensichtlich nichts mehr. Das Ergebnis der Berger Kirche: augenscheinlicher Verfall. Diese 1853-55 errichtete Kirche wurde - sicher durch ihre Lage zwischen dem Schloss Rosenstein und der königl. Villa Berg (letztere als Torso erhalten) bedingt - besonders aufwendig in feinster Neugotik errichtet (königl. Loge nach innen sehr schlichter Wiederherstellung nach Kriegszerstörungen nicht mehr erhalten). Das Hauptportal mit königl. Wappen weiträumig abgesperrt (Steinschlaggefahr?). Der feine Sandstein einer Längsseite wird durch schadhafte Regenfallrohre langsam aber sicher zerstört. Die schöne Terrasse um die Kirche (sie liegt malerisch auf einem Bergsporn über dem Neckartal) hat z. Zt. die Funktion einer wilden Müllkippe...

    "Am 13. Februar wird der Opfer der Bombardierung infolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges und der Millionen Toten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht.

    Dresden ist sich der historischen Verantwortung für diese Menschheitsverbrechen bewusst. Dieses Gedenken mahnt dazu, den Frieden in Europa und weltweit zu erhalten und zu fördern."

    Vielleicht täusche ich mich, aber die geplanten Schlussätze sind meinem Sprachgefühl nach nicht ganz eindeutig. Sagt die Inschrift klar aus, dass die Bombardierung Dredens auch ein "Menschheitsverbrechen" war?

    Dehio würde im Grab rotieren, wenn er wüsste, wie sich seine Philosophie heute auswirkt. Wann endlich begreifen die Nasen in den deutschen Denkmalämtern, dass ein tolles Gebäude auch dann erhaltenswert ist, wenn die früheren Bewohner nicht alles am/ im Bau so wie anno dunnemals belassen haben.

    Ein frohes Fest wünsche ich auch allen - auch den Streithähnen hier. Als Neuling (habe mich wegen des grausigen - darf man doch noch sagen - Vorschlags für einen Neubau neben der wunderbaren, leider nur in Teilen erhaltenen Villa Berg in Stuttgart hier angemeldet) und neutraler Leser kann ich hier vielleicht doch was zur momentanen "Streitkultur" beitragen.

    Ich fände es jammerschade, wenn sich hier die Wogen noch weiter auftürmen würden. Vielleicht kann doch jeder jetzt doch ein bisschen abrüsten. Der Jahreswechsel wäre als Zeitpunkt hierfür doch sehr gut geeignet. "East Clintwood" ist als extrem fundierter Beiträger doch eigentlich unverzichtbar. Immerhin geht´s doch jedem, der hier schreibt, um die gleiche Sache!

    Man könnte noch ergänzen: zweimal Schlossportal IV ("Versetzung" ans Staatsratsgebäude). Alle sonst genannten Doppelungen sind aber irgendwie historisch entstanden - zwei gleiche Neptunbrunnen auf zwei Schlosseiten - ich kann mir nicht helfen: wäre schon recht skurril. "Konsequent" wäre da nichts. Natürlich wäre die überzeugendste Lösung: moderner Brunnen auf der bisherigen Seite bei den Rentnern, Abbau/ Restaurierung/Neuaufstellung auf dem Schlossplatz.

    Über das neu interpretierte "Kahlsche Haus" am Neuen Markt (von ursus carpaticus zurecht als "zweitbeste Lösung" bezeichnet) ist übrigens von Wolfgang Schäche ein reich illustriertes Buch erschienen ("Am Neuen Markt 5 - Ein Haus in Potsdam"), das verrät, dass man sich diese Neuinterpretation eines nicht mehr existenten Baus nicht leicht gemacht hat.

    "Viollet-Le-Duc selbst hat einiges aus dem 18 Jahrhundert zerstört, und einigen Elemente Neuinterpretiert." Selbst wenn das so wäre: mir erschließt sich nicht, dass nach diesem verheerenden Brand Glasfenster "ersetzt" werden sollen, die den Brand überstanden haben. Die zuletzt abgebildete Chimäre denkt in meinem "Frivoles-Museum-Schmunzelbuch" übrigens: "Ich hasse Paris".

    Dann wird wohl das lächerliche kleine Tischle vor den Hochaltar plaziert... Ich schätz mal, dass in 90 % der deutschen katholischen Kirchen der Hochaltar nur noch als schöne Staffage "genutzt" wird (s. Foto "der Hochaltar")... Manchmal ist das neue umrundbare Altärchen wenigstens wie hier stilistisch ein bisschen angepasst. Manchmal aber ist moderner "Kontrast" erwünscht... SEHR schöne Galerie hier! Bin gespannt auch auf die Kirchen außerhalb der Altstadt.

    Interessant im Zshg. Theatinerkirche, dass die erste bayerische Königin - eine Protestantin - zwar 1841 in dieser hochbarocken katholischen Kirche beigesetzt wurde und dort noch ruht, aber auf Anordnung des kath. Erzbischofs ohne Gesang und Gebet - offenbar sah der Erzbischof wenige Chancen auf fröhliche Auferstehung der nichtkatholischen Monarchin...Ob wenigstens die eine oder andere Glocke geläutet hat, entzieht sich meiner Kenntnis...

    Naja - es ist natürlich richtig, dass die lutherische Reformation der Kanzelpredigt in Anlehnung an den mittelalterlichen Prädikantengottesdienst mehr Raum einräumte. Trotzdem: Wortverkündigung und Altarsakrament waren auch architektonisch in der Regel gleichwertig. Selbstverständlich stand der Altar immer zentral, die Kanzel meist seitlich - in manchen Gegenden auch über dem Altar ( sog. Kanzelaltar). Der links-seitliche Barockaltar der Dresdner Frauenkirche wurde leider nicht mehr rekonstruiert. Ob die Gläubigen dem Geistlichen von oben aufs Beffchen gucken konnten? Zur Bachzeit jedenfalls trugen die Geistlichen(wie früher auch Lutner) bei Sakramentsgottesdiensten am Altar weiterhin die überkommenen (und zum Teil auch neu angefertigten!) Messgewänder. Die Aufklärungszeit und der preußische Einfluss brachte später freilich liturgische Verarmung.

    Liebe Foristen,

    zunächst möchte ich als neuer User mich kurz vorstellen. Ich bin zwar schon länger Mitglied, habe mich bisher aber darauf beschränkt, hier die interessantesten Beiträge zu lesen. Im Zshg.mit der Stuttgarter Villa Berg (Villa + Park) droht aber eine Entwicklung, der ich nicht nur zusehen möchte. Viele Jahrzehnte wurden Villa und Park der langsamen Verrottung überlassen (Bäumchen wachsen inzwischen auch auf der Villa!). In München, nehme ich an, wäre ein solches Kleinod schon in den 50er Jahren außen (und innen!) rekonstruiert worden. Jetzt will man wenigstens was tun - fragt sich nur was! Zwei "Lösungen" sind inzwischen veröffentlicht worden, die hässlichere stelle ich hier kurz vor. Natürlich wird bei beiden Varianten die Villa auch außerlich nicht eigentlich rekonstruiert, sondern nur die Nachkriegssituation erhalten.Nachfolgend der Link, unter dem man zumindest das Bild der "Variante Ost" sehen kann - in meinen Augen eine absolute Respektlosigkeit!

    Mehr als zwei Milliarden Euro Kosten: Wie Stuttgart wieder als Kulturmetropole glänzen will
    In den Etatberatungen wird kontrovers über Investitionsmittel debattiert. Die Sanierung von Schulen wird vertagt, die der Villa Berg für mindestens 170…
    www.stuttgarter-zeitung.de