Posts by Graf Cylinar

    Kenn mich mit der Visualisierung überhaupt nicht aus? Was soll uns die? Das ist doch die Vorkriegsrandbebauung, die nicht wiedergekommen ist und auch nicht der heutigen räumlichen Anordnung entspricht?

    Als Ideengeber kann die Visualisierung auf jeden Fall herhalten. Die historische Grünanlage des Steubenplatz ist tatsächlich nicht so stark durch die Straßenbahn überbaut, sodass in diesem Fall die räumlichen Veränderungen im Vergleich zum historischen Stadtraum nicht viel anders sind.

    Ich würde mal grob schätzen, dass der hier grün markierte Bereich in etwa nur die überbaute Fläche ist.

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    Einfach nur schäbig und zum schämen. Wann hat man in diesem Land eigentlich angefangen vor dem Verfall von allem zu kapitulieren?

    Völlig von Inhalten befreiter Beitrag, Verfall von was denn bitte? Stadtschloss und Neptunbassin wurden nach dem Mercure wieder neu geschaffen. Hier wurden ganz konkret Tatsachen gegen den "Verfall" des historischen Stadtgefüges geschaffen. Um den Abriss des Mercures wurden bisher schon jahrzehntelange Diskussionen geführt, also das komplette Gegenteil von einer Kapitulation.

    Mir persönlich ist ein schäbiges Hotel Mercure lieber als ein top saniertes, da es auch dem Unwissenden den städtebaulichen Missstand vor Augen führt.

    An diesem Standort Tatenlosigkeit vorzuwerfen, wo Millionen in Stadtschlossfassaden und Neptunfiguren durch Spender gesteckt wurden, empfinde ich als empörend und rate Ihnen, Treverer, dass nächste mal wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal nichts zu schreiben.

    Die alten Straßenbahnen werden doch eigentlich nur noch sehr selten verwendet, auf wenig frequentierten Strecken oder wenn es Ausfälle von den modernen Bahnen gibt. Den Namen Strapazenbahn höre ich das erste mal seitdem ich 22 Jahre in Potsdam lebe.

    Da du die Straßenbahn anscheinend auch mit Kinderwagen verwendest, sollte es dir doch wahrscheinlich auch lieber sein, diese statt einem engen, schaukelnden Bus zu verwenden.

    Das ist wirklich sehr enttäuschend. Die Befürworter des Wiederaufbaus bekommen jetzt Fassaden, die optisch sehr wahrscheinlich unter den Möglichkeiten von Block III bleiben und wahrscheinlich wird in der Stadt die Geschichte dann noch irgendwie so gedreht, dass die Rekofraktion ihr Wort zum Sozialen Wohnungsbau nicht halten konnte/wollte.

    Ich nehme mal an, dass ähnliche Probleme auch dann bei Block V auftreten können?

    WIE soll man bei gleichbleibender Fläche für ausreichenden Wohnraum sorgen, wenn es nicht in die Höhe gehen soll?

    Indem man urban im Blockrand baut. Die gezeigten Hochhäuser stehen auf Wiesen mit großen Abständen zu den Straßen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ein Abriss mit Wiederbebauung auf historischen Stadtgrundriss einen Zugewinn an Wohnungen darstellen könnte. Jedoch sehe ich es wie auch wie du, dass die Wohnungen ihre Qualitäten besitzen (habe selber in DDR-Wohnungen gewohnt, war zu Besuch oder habe Verwandte, die in welchen wohnen) und das ein Abriss absolut utopisch wäre.

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    Aber ist das wirklich international so üblich?

    Beispiele, außer deinem eigenen kann ich gerade keines liefern, einfach weil ich mich mit internationalen Rekonstruktionen nicht sonderlich auskenne. Eigentlich bezog ich mich beispielhaft auf Rekonstruktionen in Deutschland aus dem 19.Jh, da würden mir auf die Schnelle verschiedene Burgen einfallen, die künstlerisch erhöht aufgebaut wurden.

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    Wobei ich diesen flexiblen Ansatz aber auch sinnvoll finde

    Da stimme ich dir teilweise zu, was mein ästhetisches Empfinden betrifft. Da jedoch auch der halbe Spaß an der Rekonstruktion ist, eine vergangene Zeit Schicht wiederaufleben zu lassen, geht das zu leiden der Authentizität. Dieses Für- und Wider prägt ja die Rekonstruktionsgeschichte der letzten Jahrhunderte, je nachdem überwiegt mal eine Seite mehr, mal eine Seite weniger.

    Ich möchte auch Danke sagen, es ist wirklich sehr spannend die verschiedenen Aspekte von beiden Seiten zu hören. Tegula hat sinnvollerweise ein sehr kontroverses Beispiel für seine These (in meinen Augen viel mehr Anregung, über die Grenzen von Begrifflichkeiten von Rekonstruktion/kritische Rekonstruktion nachzudenken) gewählt, da es entsprechend viele Forumsschreiber anregt, sich zu der Thematik zu äußern.

    In der Diskussion konnten wir nun an verschiedenen Beispielen erkennen, dass die Grenzen zwischen Rekonstruktion/kritischen Rekonstruktion fließend sind bzw. nicht vorhanden sind. Letzten Endes kann in jedes Verändern des Originals ein kritisches Auseinandersetzen mit dem Veränderungsprozess hereininterpretiert werden. Wofür also der Begriff? Warum nennt man nicht alles Rekonstruktionen und spart sich die Differenzierung?

    Ich denke, dass der Begriff der "kritischen Rekonstruktion" vielmehr die Arbeitsweise beschreiben soll, die modernen Rekonstruktionen inne liegt und weniger das fertige Resultat. Als Abgrenzung zur Rekonstruktion, wie wir sie zum Beispiel aus dem 19.Jahrhundert kennen, nach dem Moto: "Wir schaffen das Verlorene wieder neu, aber optisch noch viel herausragender als es je war. Dieser Turm war wirklich schön, aber lass doch noch eine Laterne auf die Turmspitze setzen. Einfach weil es besser aussieht."

    Demnach setzt eine kritische Rekonstruktion da an, wo zum Beispiel die Frauenkirche steht. Eine möglichst genaue Wiederherstellung des Zustandes des Originals, mit allen Details, mögliche künstlerische Unstimmigkeiten werden nicht dem Zeitgeist angepasst, sondern möglichst genau wiederhergestellt. Von diesem Punkt aus können kritische Rekonstruktionen immer mehr hinweise auf ihren Wiederaufbau aufweisen, die jedoch nicht wirklich dazu dienen das Bauwerk einem möglichen Idealzustand anzugleichen.

    Als Fazit würde ich deshalb sagen, die Begriffe Rekonstruktion/kritische Rekonstruktionen dienen vorallem dafür die Entwicklung in der Denkmalschutzarbeit über die Jahrhunderte aufzuzeigen.

    Wenn eine Nachricht so relevant ist, dass sie es in eine Zeitung schafft, kann man davon ausgehen, dass es sich um etwas handelt, was es wert ist darüber zu berichten. Mit anderen Worten, hier wird über einen sehr bedauerlichen Zustand berichtet, der jedoch in Bezug auf den Umgang mit barocken Bauwerken in Berlin einen Ausnahmefall und nicht die Regel beschreibt. Warum sollte man in einer Zeitung, die sich an Berliner richtet, über etwas schreiben, was Gang und Gäbe wäre. Ab einem gewissen Alter sollte man eine grundsätzliche Medienkritik entwickeln, vor allem in der Hinsicht, wie sie unsere Betrachtung auf unsere Umwelt beeinflusst.

    Ich möchte den Zustand und das Versagen der Behörden nicht schönreden, aber das man anscheinend jede Gelegenheit ergreift, eine Stadt runter zu machen, ist der Qualität dieses Forums nicht förderlich. Spannender sind doch die Erkenntnisse des Beitrags, dass man sich für eine regelmäßige Reinigung von Bauwerken unbedingt stark machen sollte, da dadurch große Folgekosten durch noch größere Verschmutzungen ausbleiben.