Ich sehe das absolut emotionslos, weil Dresden für mich „abgehakt“ ist. Zuviel ging verloren, als dass ich noch an die Kraft dieser Stadt glauben könnte. Köln oder Frankfurt traue ich die Vitalität der Stadtentwicklung zu, weil es dort noch ein historisches Fundament gibt, das in Dresden vernichtet wurde. Der Neumarkt - so schön er sein mag - ist nur ein Akt der Selbsttäuschung.
Das sehe ich genau umgekehrt: Der Bürgerwille zur Rekonstruktion in Dresden ist m.E. weitaus ausgeprägter als in Köln (rund um den Kölner Dom ist kein Funken historischen Fundamentes mehr, die Domplatte und der Bahnhof sind eine städtebauliche Schande) oder Frankfurt (die Skyline gibt den baupolitischen Kurs vor, die Altstadt ist dort tatsächlich reine Selbsttäuschung- die dortigen Politiker sagen sich nun: "Altstadt ist abgehakt für die 'Ewiggestrigen'- das muss reichen, nun können wir wieder modern bauen"). A propos Frankfurt: haben Sie schon die Visualisierungen des "Romantikmuseums" gesehen? Nein, diese Städte sind keine Vorbilder. Was Dresden in den letzten 15 Jahren schuf ist beispiellos und lässt sich mit den genannten Städten in keinster Weise vergleichen. Zumal die genannten Städte keine sozialistischen Sowjet-Satelliten waren und sich nicht auf politische Sachzwänge rausreden können, sondern sie waren und sind frei: und dennoch prägen grauer Beton und Plattenbauten diese Städte- und was noch stand, wurde nachträglich platt gemacht. Dresden hat den Willen, die Wunden zu heilen: das ist das Fundament, das es für künftige städtebauliche Schönheit braucht.