Gut, das wird jetzt mein letzter Beitrag hierzu. Ich kann einfach diese Gelassenheit nicht verstehen. Wir leben in einer Zeit, in der es keine größere Sünde zu geben scheint als rechts zu sein. In einer Zeit, in der jegliche auch nur vage Assoziation mit "rechts" eine totale gesellschaftliche Isolation nach sich zieht. Herr Trüby weiß genau, was er macht, wenn er versucht, der Rekonstruktionsbewegung ein rechtes Mäntelchen umzuhängen. Dass er dies wirklich rein aus einer wissenschaftlichen Überzeugung tut, glaube ich einfach nicht. Das ist das letzte verzweifelte Mittel der Modernisten.
Stellen wir uns einmal folgendes vor (und nein, ich möchte unsere Lage nicht mit der in der Sovjetunion vergleichen, es ist lediglich ein weiteres, (sehr) zugespitztes Gedankenexperiment): Es gibt einen Verein der Katzenliebhaber in der Sovjetunion, der aber von einem Hundeliebhaber kritisch beäugt wird. Der Hundeliebhaber kann Katzen nicht ausstehen und möchte, dass die Menschen sich wieder vermehrt Hunde zulegen. Aus irgendeinem Grund haben Katzen gerade Hochkonjunktur (vielleicht weil Hunde zu sehr an den Krieg erinnern). Nun überlegt sich der schlaue Hundeliebhaber, wie er die Katzen wieder ins Abseits drängen kann, und da er nun einmal schlau ist, erkennt er den Zeitgeist und seine Möglichkeiten (ich weiß, eine Unterstellung, aber ich halte sie für schlüssig). Er ist zufällig auch Professor für ..hmm... Kulturtheorie mit dem Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Mensch und Tier und kann sich demnach als Autorität präsentieren. Also veröffentlicht er mehrere Schriften, in denen er krampfhaft versucht, Katzen irgendwie in die Nähe der Bourgeoisie zu rücken. Schließlich stünden sie ja für eine effeminierte Affektiertheit, die sehr an das dekadente Bürgertum der Jahrhundertwende erinnere. Hunde hingegen seien loyale, schlichte, geradlinige Tiere, die vielmehr den Idealen des "Neuen Menschen" entsprächen als die so dekadenten, bürgerlichen Katzen. Die Liebe zu Katzen sei also oftmals Ausdruck einer tiefsitzenden bourgeoisen Einstellung. "Es ist ja nicht jeder Katzenliebhaber ein Klassenfeind", sagt der Hundeliebhaber mit einem Zwickern. "Aber dennoch versucht der Klassenfeind, mittels der Katzen das Proletariat zu verderben!". Und nun gibt es eine hitzige Diskussion bei der Versammlung der Katzenliebhaber in einer Moskauer Datscha. Wutentbrannt erhebt Moscovicus das Wort: "Der Herr ... ist klar als unser Gegner zu betrachten. In dieser Situation versucht er, unsere unschuldige, harmlose Katzenliebhaberei auf niedere Beweggründe zurückzuführen und rückt uns bewusst in eine Richtung, in der für uns staatliche und gesellschaftliche Repressionen zu erwarten sind". "Pah", entgegnet плитка. "Wir müssen differenzieren. Er meint es ja alles nicht so. Wir dürfen uns keinen Gegner machen, wo keiner ist und nicht zuviel in seine Aussagen hineininterpretieren...".
Auch das ist eine freie Unterstellung. Er möchte Hass gegen sich provozieren? Lassen wir doch bitte mal die Kirche im Dorf.
Entschuldigung, darf man nun keine Vermutungen mehr anstellen? Es ist eine strategisch logische Erwägung, die so nun wirklich nicht aus der Welt ist. Natürlich sieht ein Herr Trüby es gerne, wenn seine Kontrahenten von Hass getrieben sich in niveaulosen Beleidigungen diskreditieren, anstatt vorzeigbare Argumente zu liefern. Und nein, natürlich finde ich kein Zitat, das dies belegen wird, aber das ist wohl auch der Sinn der Sache.