Berlin-Mitte - St.-Hedwigs-Kathedrale

  • Ja, zwei Kreuze wären zu viel. Es ist auch clever: Den Wettstreit der kreuzbekrönten Kuppeln kann die katholische Kirche in Berlin nicht gewinnen. Also beteiligt sie sich nicht mehr daran. Berlin ist eben nicht Rom. Die Idee, das Kreuz auf das Tympanon zu stellen, ist richtig.

    Hier als Auskopplung die beiden Fotos, die mir unter den vom Erzbistum Berlin veröffentlichten Aufnahmen der Kreuzprobe besonders gut gefallen.

    Foto 1 - Kreuzprobe frontal

    Foto 2 - Kreuzprobe mit Schlosskuppel

    Mich erinnert das an die Kathedrale St. Stanislaus zu Vilnius. Sie wurde bis 1801 in klassizistischem Stil erneuert. Seitdem zieht ein Portikus die Aufmerksamkeit auf sich. Die Figuren, die ursprünglich den Giebel bekrönten, wurden 1950 von den Kommunisten entfernt, die Kathedrale bald danach in eine Gemäldegalerie umgewandelt. Äußerlich war sie nicht mehr als Kirche zu erkennen. Ich wusste seinerzeit nicht, dass auf dem Giebel Figuren fehlten. Nach der erneuten Weihe der Kathedrale im Jahre 1989 wurden sie 1993 rekonstruiert. Die Wirkung des Portikus mit den Figuren und dem vergoldeten Kreuz ist phänomenal.

    So sah der Portikus ursprünglich aus (Foto von 1937):

    Vilnius, Kathedrale (Foto: Henryk Poddębski, 1937, public domain)

    Und so heute wieder:

    Vilnius, Kathedrale (Foto: Šarúnas Burdulis, 12. August 2013, CC-BY-SA-2.0)

    Die heilige Helena hat das Kreuz aufgefunden und präsentiert es uns. Begleitet wird sie von den Heiligen Stanislaus und Kasimir. In der Domradio-Reportage werden Zweifel geäußert, ob das Kreuz für St. Hedwig nicht zu wuchtig sei. Ich meine nicht. In Vilnius ist das Kreuz noch größer.

  • Das waere die Loesung Figurengruppe mit Kreuz auf der Tympanon!

    Ursprunglich stand natuerlich kein Kreuz sowohl auf den Kuppel der Hedwigskirche als auf der Franzoesiche Kirche

    Potsdams.Witzig ist das das spaeter hinaufgesetzte Kreuz der Franz. kirche dann nach der Krieg wieder entfernt wurde und die Hedwigskirche einen drauf bekam.

  • Bei den Proportionen des neuen Kreuzes fiel mir spontan ein: das müsste schlanker werden, also der Querbalken etwas kürzer. Von daher kommt m.E. der Eindruck von Wuchtigkeit, der im Filmbeitrag zur Sprache kommt.

    Dann könnte es auch so hoch bleiben wie es ist. Dass das Kreuz noch im Detail gestaltet wird, davon können wir wohl ausgehen.

  • Ich kann mich an die amputierte Kuppel der Hedwigs Kathedrale einfach nicht gewöhnen, da fehlt eine bekrönende Laterne, wie am Schloss Vaux-le-Vicomte im französischen Maincy

  • Hmm ist natuerlich Geschmacksache ob mit oder ohne Laterne, aber bei Vaux le Vicomte akzentuiert die Laterne der hoehenunterschied zwischen Corps de Logis und Seitenfluegel.

  • Ein Blick im Vorbeigehen auf die St.-Hedwigs-Kathedrale mit saniertem Dach:

    Im Vergleich zum Zustand vor der Dachsanierung kaum ein Unterschied, bis auf die jetzt durch die leicht differierenden Grüntöne etwas lebendigere Wirkung der Kupferdeckung:

    2018:

    A.Savin (WikiCommons)

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Der Figurenschmuck fehlt dem Bau doch erheblich, vor allem die Figuren auf dem Typanon, die das Himmelsstrebende der Kirche so unterstreichen. Die Laterne, die in der Kaiserzeit in Anlahnung an die ursprünglichen Entwürfe hinzugefügt wurde, finde ich nicht so wichtig.

    Schade, daß über die Figuren der Nischen so wenig bekannt ist. Schon die Darstellungen der Schinkelzeit zeigen ja leere Nischen.

  • Was ist mit den Tympanonfiguren passiert? Sind die noch irgendwo eingelagert?

    Und was den Opernplatz/Bebelplatz angeht: Da sollte man doch unbedingt die wunderbare Gartengestaltung von Lenné wiederherstellen.
    Ich finde, sowas kann man auch gut fordern. Dass statt einer Steinwüste wieder eine Grünanlage entsteht.

    Das würde dem ganzen Bereich sehr viel mehr Aufenthaltsqualität geben. Die autogerechte Gestaltung der späten 20er war schon immer ein Fehler mE. Zumal diese aktuelle Platzgestalt auch jener sehr ähnlich ist, auf der die Nazis die Bücher verbrannt haben.

    Da können ja auch die Grünen nur dafür sein, dass hier wieder mehr Stadtgrün einkehrt.

    Wer ist für die Fläche zuständig? Der Bezirk Mitte?

    1280px-The_University%2C_Berlin%2C_Germany-LCCN2002713618.jpg

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_….jpg?uselang=de

  • Ein Problem bei der Wiederbegrünung wäre die unter dem Platz befindliche Tiefgarage der Staatsoper. Aber auch die muss ja nicht für alle Ewigkeit Bestand haben.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ich finde, auf den Bebelplatz gehört keine Gartenanlage im Stile des 19. Jahrhunderts. Das Bild von 1897 mit hohem, dichten Palmenhain empfinde ich z.B. als sehr unpassend. Der Platz sollte in seiner Gestaltung, wie er das ja auch jetzt tut, seiner Ursprungszeit des 18. Jahrhunderts folgen, als ein baum- und rasenloser Stadtplatz.
    Ich verstehe generell den Drang nicht jeden Stadtplatz begrünen zu müssen.
    Schaut mal auf historische Stadtplätze im europäischen Ausland. Diese sind auch of nicht begrünt (wobei leider modernistische Platzumgestaltungen mit neuer Pflasterung, Stadtmöbeln und Grün in den letzten 10 Jahren stark zugenommen haben) und dennoch schön, lebendig und mit viel Aufenthaltsqualität.
    Drüben im Stadtschlossumfeld-Strang meinte auch jemand, da wäre nicht viel Grün in der Gegend und da musste ich mich doch sehr wundern. Direkt gegenüber liegt doch der Lusgtarten, vor Dom und Schloss stehen Baumhaine, die Breite Straße ist baumbestanden. Am anderen Ufer der Spree ist der Schinkelplatz begrünt und auf der östlichen Spreeseite schließt gleich der Park des Rathausforums an. Da ist doch rundherum grün! :zwinkern:

  • Der Bebelplatz wird ohnehin praktisch nicht genutzt. Obwohl die Möglichkeit ja seit Langem besteht.
    Wirkliche Grünfläche mit Aufenthaltsqualität gibt's praktisch entlang der ganzen Straße Unter den Linden nicht.
    Der Lustgarten ist ein Stück weg. Und wenn man oft in der Mitte unterwegs ist, empfindet man vor allem eine seltsame zugige Weite und den Eindruck einer Beton- und Asphaltwüste.

    So richtig viele sinnvolle Nutzungen gibt es heute einfach auch nicht mehr für unbegrünte Stadtplätze.

  • Immer wieder dieselbe Geschichte. Wenn die falschen Fenster eingebaut werden, das falsche Ziegelformat oder die falsche Mörtelsorte, wird Zeter und Mordio geschrieen, aber bei so etwas siegt dann doch auf einmal der persönliche Geschmack. Keine 200 m vom Bebelplatz befindet sich der Kastanienhain hinter der Neuen Wache, gegenüber davon die Grünfläche mit den Feldherrenfiguren, und nicht zu vergessen die namengebenden Linden UdL... Wer da kein Grün sieht, ist wohl farbenblind.

    Findet irgendjemand es wirklich passend, dass die Schaufassade der Hedwigskirche hinter Bäumen versteckt wird, so dass sie überhaupt nicht auf den Platz wirken kann? Ich kann diesem neobiedermeierlichen Stadtbegrünungszwang nichts abgewinnen.

  • Menschen wollen Verbindung zur Natur, weil sie Teil der Natur sind. Überraschung!

    Und man kann auch alles als "persönlichen Geschmack" abtun, was jemand anders sieht. Die aktuelle Steinwüste auf dem Bebelplatz ist jedenfalls mE keine besonders überzeugende Platzgestaltung. Nur weil's mal als prächtig umbauter Paradeplatz für die Preußenarmee konzipiert war.

    Und von der Kirchenfassade war doch nix versteckt, da waren ja nichtmal Bäume in Lennés Gartengestaltung:

    Bundesarchiv Bild 183-Z0929-312, Berlin, Hedwigskirche, Opernplatz

    Opernplatz, Berlin 1880

    Da würde ich mich sehr viel lieber bewegen, verweilen und treffen als auf dem heutigen schnöden Pflasterplatz.

    Wenn man denn wenigstens wie bei den italienischen Piazza die Kunst der Pflastermuster, Stadtmöblierung und geschmackvollen Bespielung (z.B. mit Märkten) beherrschen würde, sodass das Ganze interessanter aussieht...

    https://rossiwrites.com/italy/veneto/i…s-veneto-italy/

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vene…a_s.Marco_2.JPG

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sant…azza-italia.jpg

    https://www.engelvoelkers.com/de-it/siena/bl…tzen-in-europa/

    Ein zentraler Brunnen, Denkmal o.ä. würde auch schon einen gewaltigen Unterschied machen.

    Lascar Bebelplatz, the place where the Nazies burnt over 20,000 books (4471494795)


    Aber immerhin ist der Bebelplatz heute ansprechender als zu DDR-Zeiten:

    Bundesarchiv Bild 183-U1206-024, Berlin, Deutsche Staatsoper, St. Hedwigskirche

    Berlin Bebelplatz 1987

  • Was mich immer wieder auffält ist die Abwesendheit von Statuen und Laternen am frisch sanierten Gebäuden........

    Ist anscheinend nicht gewollt. So wie man sich mit den Rossbändigern und anderem hist. Dekorativen um das Schloss sehr schwer tut.