Berlin - Prenzlauer Berg

  • Die Architekturkritiker haben dazu damals gar nichts gesagt. Solche Gebäude wurden innerhalb kürzester Zeit und meist in einem Rutsch hochgezogen um den Leuten ein Kopf über dem Dach zu geben. Mit den zum Teil jahrelangen Planungen für heutige Lückenschließungen in den Quartieren oder dem Neubau von ganzen Wohnquartieren ist das gar nicht zu vergleichen.

  • Randvolle Zustimmung, Saxonia! cheers:)

    Die Häuser haben trotz z. T. serieller Bauweise immerhin abwechselnde und abwechslungsreiche Gestaltung. Bezüglich guten, massiven Mauerwerks, handwerklich hergestellten Fenstern, anständigen Deckenhöhen etc. könnten heutige Bauten immer noch vieles lernen, obgleich über hundert Jahre Fortschritt dazwischen liegen!
    Lieber eine komplette Straße mit in ähnlicher Weise durchstrukturierten Gründerzeitfassaden (davon gibt es in Prenzlauer Berg auch aufgrund von Lücken und Entstuckung ohnehin kaum welche) als ein erfrischender Wechsel aus Glas, Metall, Stein, Holz, Beton und Granitfliesen.
    Straßenbäume dagegen sind wohl für jegliche Bebauung eine zuträgliche Umgebung.

    Zurück zum Baugeschehen in Prenzl. Berg:
    67 Jahre nach Kriegsende hat die Existenz einer Baulücke in der Dunckerstraße N°63 abscheuliche Folgen gezeitigt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das ist natürlich ein sehr gelungenes Beispiel für minderwertige Lückenbebauung, Palantir! V.a. frage ich mich immer, warum als Standard immer der Weißputz über WDVS genommen wird, wo doch jeder weiß, dass diese Fassaden (trotz ihres bei Erbauung unschlagbaren Preises) enorm wartungsaufwändig durch ständige Folgeanstriche etc. sind. Das sieht nämlich schon nach 3 Berliner Wintern eher schmutzig-grau, vielleicht gar veralgt aus.

    Allein eine Klinkerblendfassade würde das Gebäude a) erträglicher und b) wesentlich nachhaltiger, was Wartungs-/Pflegeaufwand angeht, machen, ohne dass es allein dadurch zum Juwel würde.

    Zum Thema weiter oben: das mit den Farben hatte ich gar nicht so bedacht. Stimmt aber natürlich, wenn man weg von diesen Pastell-Unianstrichen ginge (sollen die eigentlich der historischen Realität entsprechen? oder das ganze in einen Sandstein-Paris-Traum verwandeln?) könnte man schon einiges erreichen. Und nochmal: Als "Problem" sehe ich diese Fassaden bei weitem nicht, fast jede ernstzunehmende westdeutsche Stadt würde sich nach einer solcher Straße die Fingerchen lecken, aber gegenüber den späteren, wesentlich reliefierteren und tlw. phantasievolleren Baustilen fällt der Späthistorismus eben doch zurück, meine Meinung! :cool:

  • Ja, dieser Lückenfüller ist kein Sahnestück. In wenigen Jahren wird es schon unansehnlich sein, dann fängt man an es wieder einzurüsten und dran herum zu malen. Was daran nachhaltig sein soll ist mir ein Rätsel. Einen Altbau zu renovieren, dass er wieder 60 Jahre lang nahezu wartungsfrei stehen kann, das ist nachhaltig. Und ist Nachhaltigkeit nicht modern?
    Diese heutige Wegwerfarchitektur widert mich total an.

  • Man könnte es auch so sehen:
    Ein wundervolles Beispiel kontrastreicher moderner Architektur. Der Bau behauptet sich in seiner Farb- und Fassadengestaltung unauffällig aber trotzdem selbstbewusst neben den historischen Nachbargebäuden und wertet diese darüber auf. Auf leichte, fast spielerische Weise zitiert das Haus den abwechslungsreichen Kontrast von hervortretenden Balkonen und zurücknehmenden Freisitzen der Nachbargebäuden. Die Fassadengliederung aus bewusst unstrukturierter weißer Fassade und und waagerecht gehaltene Fensterbänder erinnert an Dessauer Bauhaus Wohnkultur und lässt die reine Funktion des Baus nachvollziehen: lichtes leichtes und modernes Wohnen. Gerade im Vergleich zu der gedrungen-düster wirkenden Backsteinfassade des Nebenhauses lässt der moderne Baukörper seine Vorzüge in seiner geradlinigen und ehrlichen Bauweise hervortreten. Auch die Geschichte Berlins wird hier weiter lebendig gehalten, der Baukörper stellt hier unmissverständlich ein gewollten Bruch in der Häuserzeile dar, der daran erinnert dass hier Jahrzehnte nach Kriegsende ein echtes Gegenwartshaus entstanden ist und eine Kriegsbaulücke unverfälscht und respektvoll geschlossen hat.
    :blah:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • KÖSTLICH, wunderbar Aedificium DANKE ! Deine Satire kann man genussvoll an - und aufnehmen. - PURE Sahne -

    Du könntest Dich ggf. als Pressesprecher bei Frau Lüscher bewerben, die braucht so etwas.

  • hehe

    ... bewusst unstrukturiert....

    Architekten werden also fürs Nichtstun bezahlt. Auch wenn dein Text satirisch gemeint ist, er könnte so tatsächlich im Exposee stehen, soetwas lese ich andauernd.

  • Mal wieder eine kleine Auswahl des breitgefächerten Baugeschehens im Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg - für eine laufende, umfassendere Darstellung wäre dieses Forum ohnehin nicht der richtige Ort.

    Geschmacklose Lückenschließung in der Schliemannstraße 10.

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…en_3085353.html

    Diese genossenschaftlichen Neubauprojekte in der Pappelallee N° 43 (rechts) und N° 44 (links, direkt an der Ringbahnstrecke) hatte ich bereits vor einiger Zeit vorgestellt.

    Welcher der beiden Bauten deutlich besser gelungen ist, dürfte wohl eher unumstritten sein.

    Wichertstraße 11, rückwärtig der Schönhauser-Allee-Arkaden.

    http://wichert11.de

    Die Schönhauser Allee hatte als umkämpfte Einmarschstraße im April 1945 reichlich Verluste an Eckgebäuden - eines der letzten bislang provisorisch bebauten Eckgrundstücke wird nun in der N°112/Ecke Schivelbeiner Straße auf eher mittelprächtige Weise mit diesem Klops geschlossen.

    Das beste soll zum Schluss folgen.
    Diese Brache an der Schönhauser Allee neben dem Jahn-Stadion mag so mancher kennen:

    Hier entsteht in Kürze ein m. E. exzellenter Neubau. Architekt des Bauprojekts ist Stephan Höhne.

    http://www.cantianeck.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Oh, Herr Höhne entwirft so geniale Gebäude...irre genial...

    in Berlin gibt es viele wunderbare Projekte neben dem üblichen Kistenschrott, das DAF ist voll davon.

    Grüße und Danke Palantir

    DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ja, der Höhne-Bau ist wirklich hervorzuheben - einfach toll!

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • "für eine laufende, umfassendere Darstellung wäre dieses Forum ohnehin nicht der richtige Ort."

    Warum denn nicht? Wir lechzen geradezu nach Neuigkeiten und Bildern, nur immer her damit und vielen Dank!

    Ja der Herr Höhne hat jetzt bei mir auch einen Stein im Brett, wunderbare Architektur, kann man sich nur drüber freuen. Sowas gibts halt nur in Berlin, das ist Avantgarde. In unseren übrigen Städten wird dagegen weiter Provinzmoderne gebaut.

    In dubio pro reko

  • Griebenowstraße 20 an der Zionskirche wird bald saniert...

    ...leider ohne nennenswerte Fassadenverschönerung.

    http://www.vandenberg-berlin.com/index.php?id=cosmo20

    Marthashof, Schwedter Straße, wurde schon mal von mir gezeigt.

    Zur Straße hin abweisendes, düster-plumpes Projekt, das recht abgeschirmt im Hof dagegen um Helligkeit bemüht ist.

    Die hier zu sehende letzte ruinöse Fassade der westlichen Oderberger Straße (N°40), unweit vom Mauerpark, wird mittlerweile saniert.

    Ganz woanders - Ella-Kay-Straße 24, rückseitig des Ernst-Thälmann-Parks.
    Dieses recht gelungene Projekt liegt schräg gegenüber des Prenzlauer Bogens und ist auch vom selben Architekten konzipiert: Tobias Nöfer.

    http://www.ella-berlin.de/

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich vermute mal, dass das ganze zudem wärmegedämmt wird. Glatte Schaumstoff-Fassade. Ansonsten aber optisch zumindest keine Verschlechterung. Die Fenster werden mit Sprossen erneuert, die Balkons und die Dachterrasse stören auch nicht.

  • Auf einem Teil des ehemaligen Todesstreifens an der Bernauer Strasse entstehen nun immer mehr Gebäude, die sich alle auffallend ähneln:


    Ecke Bernauer Strasse/Schwedter Strasse

    zwischen Swinemünder und Ruppiner Strasse:

    und das nächste Projekt zwischen Wolliner und Swinemünder Strasse wird schon vorbereitet:

    hier gehts auch zügig voran. Stand Ende Juli:

    HIer noch der Entwurf dazu

    Alle Bilder wie immer von mir selbst

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

    3 Mal editiert, zuletzt von Wiederaufbaumelder (6. August 2013 um 19:29)

  • Auf dem Pfefferberg-gelände entsteht ja grade ein neues Theater an der Stelle einer bisherigen Ruine, von der einige Originalteile wiederverwendet werden. Hier ist man bereits dabei, das Dach zu bauen. Hier geht es also wirklich ziemlich zügig voran, obwohl es meines Wissens ein rein privates Bauvorhaben ist.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Zum Wiederaufbau gehört auch, dass die Fußwege im Prenzlauer Berg wieder in einen begehbaren Zustand versetzt werden. Bislang musste man in zu vielen Strassen ständig damit rechnen, umzuknicken oder zu stolpern. Und dass in teilweise stark frequentierten Strassen wie der Kollwitzstrasse. Hier ist im letzten Jahr dank eines Sonderprogramms sehr viel passiert, z.B. auch in der Rykestrasse, in der Immanuelkirchstrasse oder wie hier in der Oderberger Strasse:

    Wer dem alten Zustand nachtrauert, kann ihn z.B. noch direkt vor dem Eingang zum Kino in der Kulturbrauerei bewundern...
    wer weiss, wie lange noch?

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Die bekannte Berliner Gethsemanekirche ist stark sanierungsbedürftig, mindestens 1,5 Mio. müssen jetzt durch verschiedene Aktionen aufgebracht werden.

    http://www.berlinonline.de/nachrichten/pr…en-helfen-29506

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Die Christinenstraße 4-37 (müsste sich auf der Rückseite des Pfefferbergs befinden) ist wohl als Ensemble als Kulturdenkmal eingetragen. Nun wird die geschlossene Gründerzeitbebauung mit einem modernen Bau an der Christinenstraße 18a ergänzt - dem Museum für Architekturzeichnung des Stifters, Sammlers und Architekten Tchoban. Tchoban hat das Museum selber entworfen. Für meinen Geschmack an dieser Stelle unpassend - vor allem das Dach sieht wie ein Fremdkörper aus. Mehr auf "Baukultur Thüringen": http://www.baukultur-thueringen.de/meldung/?id=192

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