Steinerne Teppiche, sehr edel und robust. Man muss sich dabei aber als Stadt gut organisieren, und nicht wie bei uns üblich jeden darin rumbuddeln lassen, sodass quasi Jährlich irgendwo Löcher gerissen werden.
Posts by nothor
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Danke an alle!
Als Nürnberger bin ich immer wieder "irritiert", wie schön die Stadt durch Touristenaugen ist. Als Einwohner sehe ich täglich nur verpasste Chancen, Verunstaltungen und Verschandelung. Das ist wohl eine immer größer werdende Kritik-Brille, die sich gegenüber der Heimatstadt fast immer einstellt. Danke daher für die geschickt gewählten Perspektiven!
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Es ist doch nur einer von drei Zügen der Carolabrücke eingestürzt. Die übrigen sind frisch saniert, und noch standsicher? Bleiben die Stehen? Die haben doch auch mittig im Fluss sitzende Pfeiler? Muss deshalb trotzdem ein wieder aufgebauter Zug ohne Pfeiler gebaut werden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass an dieser Stelle etwas historisierendes oder sonstwie optisch anspruchsvolles entstehen wird, wenige Meter von den bestehenden Teilen der Carolabrücke entfernt, wie soll das denn wirken können? Der neue Teil wird kaum tiefer werden dürfen, aber auch kaum höher? Das wird noch eine sehr spannende Diskussion.
Mir fällt da immer wieder die "Lange Brücke" in Berlin-Köpenick ein, über die ich in den 1990'ern als Schulkind täglich gelaufen und gefahren bin. Die alte Brücke von 1892 war marode und musste instand gesetzt werden. Dazu wurde direkt daneben eine "Behelfsbrücke" aus Stahlfachwerk gebaut. Die alte Brücke wurde saniert, unter Denkmalschutz gestellt, aber die "Behelfsbrücke" steht immernoch. Wer weiß wie es in Dresden kommt, ich würde mit einem ziemlich originalgetreuen Wiederaufbau rechnen, mit womöglich nur geringen Veränderungen
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Ich kann nur davor warnen, sich bei Parteien wie der AfD Unterstützung für Rekonstruktionprojekte zu holen. Was dabei nämlich herauskommt, sind keine konstruktiven Ideen, sondern - wie wir hier sehen können - eine Vereinnahmung des Themas mit Falschaussagen und dem Versuch, Stimmung gegen Enwicklungshilfe zu machen. Nicht, dass ich etwas anderes aus dieser Richtung erwartet hätte, aber zumindest wir Vereinsmitglieder sollten Abstand nehmen von solchen Anfragen an die AfD. Denn das geht nach hinten los.
Da hast du vollkommen Recht, hier sollte man nicht aufs falsche Pferd setzen! Für mich hat das nichts mit "dem Zustand unseres Landes" zu tun dergestalt, dass womöglich Geld für alles mögliche da ist, nur nicht für Infrastruktur, sondern eher damit, dass die Dinge seit Jahrzehnten nicht auf maximale Haltbarkeit ausgelegt wurden. Immerhin, Brücken stürzen garnicht so selten ein, das ist spektakulär bereits vor 10 Jahren oder so in den USA gewesen und ging um die Welt, letztens in Russland, die Genua-Katastrophe haben wir alle noch im Kopf. Was mir dabei nur auffällt, das waren allesamt keine wirklich echt alten Brücken, sondern Kinder der 1960-Jahre oder jünger. Weiß nicht wieso Brücken aus der Jahrhundertwende irgendwie selten einstürzen, einfach so. Aber die Brooklyn-Bridge steht seit 140 Jahren, und Dresden hat auch ältere Brücken als die Carolabrücke. Die Wegwerfarchitektur stört mich überall, und das Infrastrukturbauwerke oft nur auf 30 bis 50 Jahre ausgelegt werden finde ich hinsichtlich der langfristigen Kosten fatal. Heute robuster bauen ist sicher langfristig günstiger als in 40 Jahren zu sanieren.
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Ich glaube nicht dass Vollsandsteinhäuser besser oder schlechter sind als normales Mauerwerk, aber ich bin auch kein Experte. Ich weiß aber, dass Sandstein poröser ist und sandet. Ich würde also erwarten, dass die Befestigung von Dämmplatten auf Sandstein nicht so einfach möglich ist. Außerdem ist Sandstein hier in Franken sowas von Ortstypisch und stilprägend, dass es sich eigentlich verbieten sollte den zuzukleben.
Der "Berufsstand" der Energieberater ist mir ohnehin etwas suspekt. Jeder gibt andere Hinweise, legt andere Schwerpunkte. Es ist außerdem ja kein Studium, ich weiß von einer ehem. Grundschullehrerin, die sich als Energeiberaterin nun etwas dazu verdient. Mehr als ein Wochenend-Seminar muss man da wohl nicht tun. Im Hauptberuf sind das meistens Architekten, Sanitärleute, Dachdecker oder so, und da sehe ich schon ein gewisses Befangenheitsproblem. Jemand, der Sanitär macht rät einem sicherlich zu einer neuen Heizung, ein Elektriker empfiehlt eher PV, ein Fassadenbauer sagt man solle mit der Außendämmung beginnen. So stelle ich mir das vor, und ich glaube in den meisten Fällen kann man auf einen Energieberater verzichten. Das GEG sieht allerdings vor, dass nur der Energieberater einen Förderantrag stellen kann. Und das ist seine Existenzgrundlage, ohne Energieberater bekommt man keine Förderung für etwas, das man auch ohne ihn durchführen könnte, z.B. einen Fenstertausch. Deswegen bietet es sich für diese Gewerke ja an, auch den "Energieberaterschein" zu machen.
Der o.G. Fall aus Nürnberg ist an zuständige Stellen weitergeleitet worden, ob da etwas erreicht werden kann ist aber offen. Die Klimarettung steht an oberster Stelle.
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Heute gesehen, ein Vollsandsteinhaus mit mehrgeschossigem Erker, Balkonen und zahlreichen Details soll eine Außendämmung erhalten. Das Haus in der Gibitzenhofstraße 173 in Nürnberg ist m.E. eigentlich für diese Maßnahme völlig ungeeignet. Aber ich bin kein Architekt und der Kollateralschaden wird wohl ein heftiges Vorher-Nachher-Bild erzeugen.
Streetview hier.
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^ Auch wenn du sicherlich Recht hast, aber wenn es komplex wird steigen die meisten Menschen halt nunmal aus. Wenn man eine Botschaft rüberbringen will ist eine komplexe Darstellung oft wenig hilfreich, es sei denn man sitzt Leuten gegenüber, die tieferes Interesse haben. Wenn ich z.B. bei meinen Kollegen anfange von Architektur zu sprechen kommt da kaum noch Feedback. Während ich allerdings bei einem historischen Gebäude, wenns nicht wirklich eine Ruine ist, meist noch nachvollziehendes Verständnis bekommen habe, nimmt auch das immer mehr ab: Die EnEV, jetzt das GEG pflanzt dieses "aber das ist doch vorgeschrieben, wir müssen das dämmen" tief in die Köpfe ein, auch wenn das eben bedeutet, dass die Alltagswelt sich dadurch negativ verändert. Mir persönlich sind die ganzen Neubauten egal, dass die nach Stand der Technik hingestellt werden ist logisch. Aber wenn ich mir bewusst ein Lebensumfeld gesucht habe, eine bestimmte Wohnung in einem bestimmten Haus in einem bestimmten Viertel und sehe wie das dann immer mehr unter Druck gerät, dann frustriert mich das. Ich erlebe womöglich emotional das, was Autofahrer spüren wenn wieder jemand nach einem Tempolimit ruft. Für mich ist das Tempolimit etwas folgerichtiges, längst überfälliges und die Tatsache, dass es noch immer nicht eingeführt wurde, empfinde ich als unzivilisiert. Aber ich bin halt nicht grundlos in einem Architekturforum aktiv und nicht bei den Autoschraubern.
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Es scheint sich tatsächlich so etwas wie eine Neue Hässlichkeit zu etablieren, deren Ehrgeiz darin bestehen könnte, die 60/70er Jahre zu übertreffen.
Dasselbe haben wir in Nürnberg, ich habe das Gefühl dass sich die Mehrheit der Bevölkerung immer weniger für die Gebaute Umwelt interessiert. Sicher liegt es auch daran, das Kunst immer weniger im Lehrplan verankert ist. Menschen ziehen sich ins Private zurück, Diskussionen über den öffentlichen Raum drehen sich immer nur im Parkplätze versus Grün, bei Häusern gehts nur um Energieeffizienz (als wenn das damit günstiger Wohnraum wird). Aber über Gestaltung in der Architektur, das menschliche Maß, der Goldene Schnitt, das Ornament, da schaut man nur in ratlose Gesichter, da steigen die meisten aus, wozu brauchts das denn? Der Architekturfaschismus der Nachkriegszeit hat in Ddeutschen Innenstädten und in deutschen Köpfen ganze Arbeit geleistet. Und er arbeitet immernoch. Da sehe ich direkt die Wurzel zum "Deutschen als Reiseweltmeister", dessen Seele kunstsinnig geschmeichelt werden muss im Urlaub. Im gebauten Alltag ist das ja zunehmend unmöglich.
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Klasse Aufrisse, danke!
Das Imhoffhaus sieht in Natura ein wenig besser aus, finde ich. Aber die oberen 3 Stockwerke mit ihren Gucklochfenstern sind keine ästhetische Schönheit. Insgesamt ist die überwiegende Fläche dieses Komplexes als Lagerhaus nach damaligen Standards gebaut worden, nur wenige Räume haben eine repräsentative Ausstattung und Aufenthaltsqualität. Ich denke dass die Stadt Nürnberg dieses Ensemble noch einige zeit als Klotz am Bein weiter bewirtschaftet, bis es nicht mehr geht, und man endlich wieder offen diskutieren kann. Ich selbst habe mich immer für den Erhalt des heutigen Imhoffhauses ausgesprochen, da alle repräsentativen Räume hier verortet sind. Aber allein soweit ich das sehe dürfte die Deckenhöhe von 2,20 m (so heißt es, habs nicht nachgemessen) in den oberen Stockwerken alles behindern. Gibt es heutzutage überhaupt eine Nutzung, in der solch geringe Deckenhöhen zulässig sind? Wie soll man das je erhalten und sinnvoll nutzen, ohne es zu zerstören?
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Mit jeder Sanierungswelle kommen neue Gifte in unsere Häuser. Weichmacher in Getränkeflaschen, Lösungsmittel in Kunststoffböden und Wandfarben, Mikrofasern in Teppichböden, Fungizide und Algizide in Fassadendämmungen und Unkrautvernichtern, Brandhemmer in Vorhängen und Polstermöbeln usw. usf. Ich glaube am gesündesten leben jene, die in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus Holz und Ziegeln leben und auch dort akribisch drauf achten, sich möglichst nicht modern auszustatten. Denn im Alltag ist das Vermeiden all dieser Schadstoffe nahezu aussichtslos.
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Ich vermisse bei diesen Presseartikeln immer irgendeine kritische Haltung zu solchen Vorgängen. Stattdessen hat man den Eindruck, es wird mit einem "Das ist halt der Lauf der Zeit" abgetan. Passt auch zur Mentalität in BW, der Blick zurück hemmt nur den Fortschritt, so denkt man hier. Was man dabei verloren hat merkt man erst viel später.
Auf diese Idee kommt der Deutsche Michel ja erstmal nicht. In der Nürnberger Lokalpresse stand neulich ein langer Artikel über Einbürgerungen, der Redakteur analysierte dabei über das Deutschsein: "Die Deutschen sind Weltmeister im Weltmeister sein"... "nicht im Fußball, aber Reiseweltmeister, Exportweltmeister oder Weltmeister im Energiesparen". Irgendwie trifft er es da auf den Punkt: Weltmeister in schönen Städten, schöner Architektur oder so werden wir nie sein, da sind andere einfach immer besser. Aber nicht im Energiesparen, und das macht bei der Glühbirne nicht Halt, nein nichts geringeres als der nationale Gebäudebestand muss energieeffizient werden. Wenn man unterstellt, dass das viele Menschen als selbstverständlich verinnerlicht haben, dann ist jedes abgerissene alte Haus ein Schritt zum Sieg.
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Das muss man sich mal vorstellen: 1962 hätte man das Grolandhaus noch rekonstruieren können!
Die Krux beim Nürnberger Wiederaufbau ist meiner Meinung nach, dass die maßstabssprengenden Bausünden erst ziemlich gegen Ende kamen. Es ging weniger um: "Wir frieren, hungern und brauchen jetzt schnell ein Dach über dem Kopf" sondern im Gegenteil, man war in den 60er und 70ern eben aus dem Gröbsten raus. Und trotzdem wurden zu dieser Zeit viele Denkmäler noch plattgemacht.
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Kritisiert man heute den Nürnberger Wiederaufbau heißt es ja oft, "mehr war nicht drin, weil man hatte kein Geld etc."
Man müsste dieses Narrativ ein bisschen korrigieren und sagen: "Viele Ruinen wurden durch die Notjahre mühsam hinübergerettet, aber schlussendlich, als man die Kapazitäten zum Wiederaufbau gehabt hätte, wurden sie mit großem Hurra der autogerechten Stadt geopfert".Genau dasselbe finde ich so schrecklich, der Wiederaufbau der Altstadt hätte heute eine deutlich höhere Qualität haben können, sie sank jedoch immer weiter je länger der Krieg zurück lag. Hier mein Erklärungsansatz:
Während nach dem Krieg den Leuten noch der Schock und Schmerz in den Knochen steckte, der sich in der Absicht abbildete, wieder alles so aufzubauen wie es war, verwischte das später immer mehr aus mehreren Gründen. Die Nachriegsnot verschwand, es kam der Wohlstand und mit ihm die Ansprüche. Da kann man doch gleich "groß denken" oder wie es oft heisst "es gescheit machen" und verbreitert Straße, legt Parzellen zusammen und baut modern, etwas höher, etwas breiter, etwas glatter. Das wichtigste Wiederaufbauwerk war ja getan. In der Fachpresse liest man immer wieder, dass der kollektive Wiederaufbauwille (im Sinne von Rekonstruktionen) Ende der 1950'er weitgehend erlosch. Die Gründung der Altstadtfreunde finde ich bezeugen das, in den 1970'ern muss das Maß an öffentlich diskutierten Wiederaufbauprojekten bei fast 0 gewesen sein, siehe Unschlittplatz, sodass jene, die das nicht hinnehmen wollten sich organisieren mussten. Bis heute gibt es in der Stadtverwaltung keine Ambitionen, irgendwas wieder herzustellen, vielmehr noch nehme ich eine gewisse Genervtheit wahr, dass man ja das ganze historische irgendwie erhalten müsse.
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Gibt es eigentlich einen Terminus technicus für den "Dämmungssiff"? Diese (scheinbare) Mischung irgendwo zwischen Ruß und Alge? Das ist allerdings womöglich ein künftiges Problem.
Wozu einen akademischen Ausdruck für soetwas suchen, wenn man es mit "Gammel" treffend beschreibt.
Das Bild von Franka in Beitrag #27 zeigt genau was ich meine, sogar absolut sinnbildlich für weite Teile der Altstadt: Das Historische ist als Ruine, oder regelmäßig vereinfacht oder verändert wieder aufgebaut, und das Moderne ist unterirdisch gestaltet. Mag der Stadtbibliotheksneubau als solches durchaus nicht minderwertig sein, aber der Bau unterbietet das für diesen Standort Erforderliche in jedem Detail. Leider, wenn nicht das sensationelle "Café Herman Kesten" dort wäre, würde ich da kein Fuß reinsetzen. Das Haus stößt mich ästhetisch vollständig ab. Äußerlich wie Innerlich. Erstaunlich, wenn ich mich selbst reflektiere stört mich das ebenfalls zeitgenössische und keineswegs Altstadtkompatible Cinecitta überhaupt nicht, aber dieser Bibliotheksbau ist einfach fürchterlich.
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Da magst du einen Punkt machen, aber der Großwohnsiedlungsbau am Stadtrand ist m.E. für ein Stadtbild nicht von entscheidender Bedeutung, viel mehr noch, dort akzeptiere ich eher "internationalen Stil". Alle schnell gewachsenen Städte haben an ihren Rändern Trabantenstädte, die eher mangelhaft den traditionellen Baustilen folgen, das ist würde ich mal sagen europaweit dasselbe. Insofern erwarte ich garnicht, dass Nürnberg da etwas anders und besser macht. Wenn ich eine Stadt als architektonisches Konzept erleben, in ihrer Atmosphäre baden will, dann suche ich tatsächlich die jeweiligen Innenstadtkerne auf. Hier hat auch Nürnberg große Defizite, ich würde aber nicht sagen, dass das Regensburger Viertel exemplarisch dafür ist. Viel mehr noch, hier sehe ich einen überraschend ambitionierten Ansatz, den ich in der Innenstadt oft vermisse. Vermutlich kostet Qualität, und wenn das Grundstück schon zu teuer ist, dann entsteht Qualität eher dort wo das Bauen billig ist. Die Lückenfüller in den Gründerzeitgürteln Nürnbergs sind da wesentlich unansehnlicher.
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Ja. Das frage ich mich auch!
Als ich für meine zukünftige Nürnberg 50er Jahre Galerie nach Fotos suchte, erschrak ich richtig, alles sah so strahlend und optimistisch aus. Ganz anders als heute.
Ja, die sensible 50'er-Jahre-Architektur altert schlecht, wenn man sie nicht Original erhält. Da sind viele Fassadenfarben verschwunden zugunsten einfacherer Farbkonzepte, Sgraffito sind überputzt worden, die oft in eloxiertem Alu ausgeführten Türen und Fenster sind gegen Kunststoffzeug getauscht worden, und eine Wärmedämmung gibt den Häusern den Rest. Heute sieht das oft schäbig aus, einen entsprechend schweren Stand hat dieser Stil.
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Für nicht ortskundige ist sicherlich erwähnenswert, dass dieses Viertel am Standrand in einem ehemaligen Wald steht, rundherum ist also keinerlei städtische Bebauung vorhanden (google). Ziel war es seinerzeit, dass man soviel Grün und Bäume erhält wie möglich und trotzdem die enorme Menge an Wohnungen bauen kann. Gewissermaßen steht diese Siedlung in Tradition zu den Trabantenvierteln der 1960'er bis 1980'er.
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Danke! Dass ich dort war ist schon ein paar Monate her, aber es scheint nicht viel geschehen zu sein. Einige äußerlich fertige Häuser sind immer noch nicht bewohnt, und die Gewerberäume in den EGs sind auch nicht in Nutzung. Eigentlich ein gelungenes Beispiel von Verdichtung finde ich.
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Ja, und das Haus steht immer noch, Burgstrasse 1. Der Erker ist mit 1888 bezeichnet und steht zusammen mit der Engelsfigur an der rechten Hausecke unter Denkamschutz: https://geoportal.bayern.de/denkmalatlas/s…=bau&koid=79143. Vom einst viergeschossigen Erker sind nur noch die unteren beiden Geschosse erhalten. Was mit den oberen beiden und dem (oder der) Eckerker passiert ist, nähme mich wunder...
Heutige Ansicht: https://maps.app.goo.gl/2VJR51cCLTWuAafs7.
Genau soetwas meine ich, das Haus stand noch, aber es wurde trotzdem rasiert. Hier steht zumindest die untere Hälfte noch. Aber auch die Königstraße vom Bahnhof Richtung Lorenzkirche ist geprägt von solchen Fällen, teils wurden die Gebäude später noch komplett weg geräumt, teils eben stark verändert und vereinfacht. Die Zinnen auf dem Neorenaissance-Giebel des "Hotel Deutscher Kaiser" wurden erst in den 1960'ern oder so entfernt und fehlen bis heute. Das gerade bei den Stadtrundgängen immer wieder gesagt wird, dass der Krieg schuld sei, nervt mich dann besonders, denn das stimmt so nicht.
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Erschütternd ist erkennen zu müssen, dass wirklich nur bewohnbare Häuser stehen gelassen wurden und wichtige Einzeldenkmale wieder aufgebaut wurden. Aber sonst ist alles weggeräumt worden, auch wenn die Mauern noch standen. Es lässt sich streiten ob man das als gelungen wieder aufgebaut bezeichnen kann oder ob man das begonnene Zerstörungswerk der Bomben nicht anschließend mit dem Bagger fortgesetzt hat.
Wenn ich mir z.B. auf dem Foto "Sebalduskirche" die Augustinerstraße ansehe, auf der historischen Aufnahme steht dort noch ein großes, gründerzeitliches Verwaltungsgebäude ohne Dach. Heute ist dort eine breite Straße mit einem Betonplattenbau-Parkhaus.
Noch erschreckender das Foto "Lorenzkirche", da haben zahlreiche Gründerzeithäuser in der Karolinensraße das Bombardement überstanden, sind heute aber verschwunden.
Ich für meinen Teil finde das Historismus immer ganz wunderbar mit mittelalterlicher Architektur harmoniert. Aber offenbar hat man nach dem Krieg in Nürnberg gedacht "Och Schade, die mittelalterliche Substanz ist weg und dieser wertlose Historismus ist immernoch da. Wech damit". Zum heulen.
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Ich habe mal irgendwo gehört, dass sich die Zahl "95% Zerstörungsgrad" nur auf die Altstadt bezieht, nicht auf die Gründerzeitgürtel. In den Vorstädten ist auch nach dem Krieg noch viel verschwunden. Sogar aktuell verschwindet wieder eine Gründerzeitfassade hinter Wärmedämmung am Stresemannplatz, das Kino "Metropolis" wird verunstaltet. Es gibt in der Stadt noch immer keine breites Verständnis dafür wie wichtig Schönheit einer Stadt für den lebenswerten Alltag ist.
Außerhalb der Altstadt sind die Zerstörungen rund um den Bahnhof und um die MAN-Industrieanlagen im Süden passiert, der Rest der Stadt wurde nur geringfügig getroffen.