Beiträge von Heinzer

    Vielen Dank auch von mir. Ich habe ja eine unheilbare Schwäche für die Underdogs, für unsere kaputten, runtergekommenen, zerschossenen Industriestädte. Hagen passt da gut mit rein ins Bild! Fast immer wohnen in solchen Städten die netteren und ehrlicheren Leute als in den schickisanierten Metropolen, gerade im Ruhrgebiet oder an dessen Grenzen (weiß jetzt nicht, ob Hagen noch Ruhrgebiet oder schon Bergisches Land ist).

    Zur Zeit wieder einige Renovierungen in der Östlichen Vorstadt, hier mal exemplarisch in der Schmidtstraße ein anscheinend seit einiger Zeit leerstehendes Haus (zu erkennen an den tlw. eingeschlagenen Fensterscheiben 2020):

    (Apple Maps)

    aktuell:

    Das Haus ist jetzt (naja, wohl schon länger) abgerüstet:

    Ein Haus in der Humboldtstraße wird jetzt saniert:

    Hallo Heinzer,

    ich bin Teil des Redaktionsteams von Stadtbild Deutschland. Wir wollen bis Ende März unseren nächsten Stadtbild Deutschland-Newsletter rausschicken. Die Neuigkeiten von der Sanierung der Gründerzeit-Häuser in Bremerhaven-Lehe sind wirklich erfreulich und ganz nebenbei ist Bremerhaven meine Geburtsstadt.

    Daher würden wir in unserem Newsletter gerne darüber berichten. Wäre es möglich, dass wir dein Foto von dem sanierten Haus in der Goethestraße 60 für den Newsletter verwenden ?

    Viele Grüße

    Hannes

    Könnt Ihr natürlich gerne nutzen, wenn gewünscht auch in höherer Auflösung (?). Absolut kein Problem.

    Der aktuelle Stand der "Grünen Häuser" in der Goethestraße ließe sich sicher genauer beantworten. Die ersten Eindrücke wirken zumindest sehr vielversprechend und ehrlich gesagt für die Zukunft gesehen auch sehr verheißungsvoll. Daß die Häuser "jetzt" und "auf den Stutz" fertigzuwerden hätten, ist nicht notwendig. Wichtig für das Stadtbild ist, daß sie erhalten bleiben, wichtig für ihre Zukunft wird sein, daß sie eine vorbildliche Sanierung und eine ebensolche Nutzung erhalten und wieder für den Zweck genutzt werden, für den sie ursprünglich gebaut wurden.

    In einem Quartier mit ca. 500 Häusern der Gründerzeit stellt diese Anzahl ohnehin schon eine große Geschlossenheit und das Potential für eine hohe Aufenthalts- und Verweilqualität dar. Die relative Geschlossenheit des Quartiers könnte mit einem "maßgeschneiderten" Nutzungskonzept zu einer starken, erfolgreichen Identifikation führen, die man dem Stadtteil wirklich wünschen würde. Zukunftsweisend könnte auch der Focus auf Wohnraum für alle Altersstufen und evtl. auch für Mehrgenerationen-Wohnprojekte sein, vor allem in Zeiten, in denen man sich in der Zukunft auch mit solchen Fragen wie Wohnraum, Klima, Energie- und Ernährungssicherheit beschäftigen wird müssen. Die Visualisierung vermittelt das Gefühl von einem scheinbar natürlichen Wohlfühlfaktor, von großer Geschlossenheit und einem großen Zukunftspotential. Es wird sicher sehr interessant werden, die weitere Entwicklung mitzuverfolgen.

    Man muss sich immer vor Augen führen, dass es sich hier um einen der, in vielen Medien sogar als der ärmste bezeichneten Stadtteile Deutschlands handelt. Kinderarmut, Bürgergeldempfänger, Arbeitslosigkeit, Anteil Bewohner mit Migrationsgeschichte - da spielt Lehe praktisch in jeder Rubrik "ganz oben" mit.

    Umso schöner ist natürlich, dass dort so viel passiert. Wenn es gelingt -und das ist aus meiner Sicht noch nicht gesagt- dann weil sich eine praktisch ideale Gruppe von Menschen dort gemeinsam engagiert - von der wohlwollenden und motivierten Stadt über eine ebenso motivierte kommunale Wohnungsbaugesellschaft über einen Investor mit dem passenden Knowhow und Kleingeld und einer echten Liebe für Details und einem engagierten Künstlerhaus in der Goethestraße 45, die ebenfalls enorm viel für die Außenwahrnehmung und Vernetzung der Akteure im Stadtteil tun.

    Grundproblem für Bremerhaven bleibt aber, dass diese Schicht an jungen Leuten/Studenten und Menschen mit Bock auf Stadt weitgehend fehlt, die Hochschule ist klein und am anderen Ende der Stadt, es gibt nicht viele Menschen aus den typischen "Entdecker"-Milieus, den solche Stadtteile oft zumindest als Kickstarter für eine positive Entwicklung brauchen. So ist die Nachfrage von Wohnungen im sogenannten "Starthaus" in der Uhlandstraße leider hinter den Erwartungen zurückgeblieben (die Wohnungen wurden nach Grundsanierung des Hauses für niedrige Mieten angeboten, dafür musste man den Feinschliff/Innenausbau selber machen, die Idee war so, Künstler und andere Leute mit knapper Kasse in den Stadtteil zu bekommen). Umgekehrt gibt es auch weitere Wohnprojekte um die Ecke, auch ein von Dir angesprochenes Mehrgenerationenhaus - für alle solche Ideen ist natürlich bei dem insgesamt wesentlich geringeren Renditedruck in einem solchen Stadtteil viel eher Platz als in Prenzlauer Berg.

    Die meisten anderen fertiggestellten Häuser wirkten aber (fast) vollvermietet. Insgesamt sieht man dem Stadtteil schon die harten Zeiten an, die er hinter sich hat, von der Massenarbeitslosigkeit, nachdem die Werften und die Häfen und die Fischerei weggebrochen waren über Alkohol und Drogen. Schon in den 70er/80er Jahren hatte der Stadtteil einen Ruf wie Donnerhall, hohe Kriminalität, Arbeitslosigkeit etc. Trotzdem ist die Stimmung dort zumindest tagsüber vollkommen ok, null bedrohlich. Man sieht in den Gesichtern die Armut, oft auch Alkohol, Jahrzehnte harter Arbeit und ungesunder Lebensstile.

    Durch die massive Zuwanderung der letzten 10 Jahre ist der Stadtteil nun sehr stark migrantisch geprägt, die Mieten sind hier niedrig und die Wohnungsnot sogar in Bremerhaven groß. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass der Stadtteil irgendwie "kippen" würde oder in Gewalt versinken, im Gegenteil würde ich die Stimmung als vorsichtig optimistisch bezeichnen.

    Endlich einmal eine Nachnutzung, die sich eng an der Tradition anlehnt. Bremen macht´s vor. Für die Kinder der Villa Kunterbunt gibt es sicher dort auch kostenlose Schulspeisungen. Sollte es überall geben. Hervorragendes Nutzungskonzept, sehr erfreulich und sehr zukunftsweisend. Sorgt für langfristige Kundenbindung. Man wünscht an Guadn.

    Ich weiß jetzt nicht ganz, wie ich diesen Beitrag verstehen soll. Soll er leicht ironisch die schwierige Umnutzung eines solchen Gebäudes aufs Korn nehmen oder soll das echte Kritik an den Plänen sein? Mich würde für den letzteren Fall dann echt interessieren, was genau Du Dir da alternativ vorstellst?

    Ein altes, hochgradig sanierungsbedürftiges Klinikgebäude unter Denkmalschutz wird von der klammen Stadt veräußert - und was genau erträumst Du Dir dann? Originalgetreue Wiederherstellung des gesamten Gebäudes, aber leider unvermarktbar und unvermietbar? Wohnen im alten Hörsaal? Oder was genau? Manchmal frage ich mich bei manchen Äußerungen schon, wie groß der Schimmer ist, mit dem hier leichtfertig über solche Dinge hergezogen wird. Die Alternative für viele solcher Gebäude ist ganz schlicht der Abriss. Wenn also jemand kommt, eine Million für ein vollkommen marodes Gebäude hinlegt, Teile der Innenräume wiederherstellen will, dazu eine gemischte und teilweise öffentliche Nutzung mit Kitas, einem Café, einer Wiederherstellung des schönen Innenhofs mit Gastronomie und möglicherweise einer Stadtteilbibliothek ermöglichen will - dann frage ich mich echt manchmal, in welcher Welt hier manche leben und wer genau dann bitte solchen Gebäuden eine Perspektive geben soll, wenn nicht genau solche Investoren.

    Wie gesagt, in einer Welt unbegrenzter Ressourcen kann man sich vieles ausmalen. In unserer Welt müssen solche Dinge bei aller möglichen öffentlichen Unterstützung sich trotzdem am Ende rechnen. Die Alternative zu den aus meiner Sicht sehr attraktiven Plänen wäre weitere Nichtnutzung und Verfall. Da habe ich doch lieber einen neuen Anlaufpunkt für das Viertel und neues Leben in einem seit 5 Jahren leerstehenden Gebäude, auch wenn vielleicht nicht alles exakt so saniert wird, wie man sich das vorstellt und da -pöse, pöse- am Ende sogar jemand ein bisschen Geld mit verdient.

    Neuigkeiten vom Gelände des Klinikums Bremen-Mitte: Die alte Pathologie wird vom Überseeinsel-Investor Klaus Meier übernommen und in ein gemischtes Gebäude für verschiedene soziale und gastronomische Nutzungen umgebaut:

    Bremen: Alte Pathologie soll "Villa Kunterbunt" werden
    Die alte Pathologie im Bremer Hulsberg-Quartier wird an einen Bremer Investor verkauft. Wer ist dieser Mann? Und was hat er mit der denkmalgeschützten ...
    www.weser-kurier.de

    Die Geschichte hat eine lange Vorgeschichte, die von Inkompetenz der Gründstücksgesellschaft geprägt ist. Ursprünglich sollte das Gebäude 2 Mio Euro kosten und es gab neben Denkmalschutzauflagen sehr viele Auflagen auch zur Nutzung. Dieses Geld hat kein Bieter aufbringen können, dafür stand das Gebäude aber zwei Winter unbeheizt herum und hatte dann aufgrund geplatzter Heizungsleitungen zusätzliche Wasserschäden erlitten.

    Der Preis, der nun vereinbart wurde, lag bei einer Million Euro und Herr Meier möchte das Gebäude behutsam renovieren und einige nachträgliche Raumteilungen (wie etwa die vertikal geteilte Kapelle) wiederherstellen.

    Ja. Ich glaube ehrlich gesagt, das Ding ist gestorben. Niemand ist so richtig glücklich mit der Planung. Vielleicht gab es auch gar kein Problem, bzw. das Problem war einfach die Verschlossenheit der Erdgeschosszonen der den Platz säumenden Gebäude und nicht das Gefälle oder was auch immer. Durch den Umzug der juristischen Fakultät in das Landesbankgebäude wird da automatisch mehr Leben rein kommen. Gegenüber am alten Gebäude der Bremer Bank ist bereits ein Café eingezogen mit Außenbestuhlung, auch am Nordrand mit diesen frühen 50er-Gebäuden wurde beim Eckgebäude zur Bischofsnadel das Erdgeschoss geöffnet und ein Café ist eingezogen.

    Und da ist die Bestätigung:

    Koalition kippt Pläne für eine Düne auf dem Bremer Domshof
    Ein internationaler Wettbewerb der Planer. Jury-Sitzungen mit Fachleuten. Und ein Ergebnis, das gleich wieder kassiert wird: Was bleibt von der ...
    www.weser-kurier.de

    Die Sanierung des Sortiergebäudes für die Neunutzung als Berufsschule schreitet voran, der Aufwand bleibt enorm:

    Blumenthal: Wie viele Tonnen an Schadstoffen im Sortiergebäude waren
    Vor einem Jahr haben die Schadstoffsanierer mit der Arbeit im Sortiergebäude des Kämmerei-Quartiers begonnen. Inzwischen sind sie so gut wie fertig – und ...
    www.weser-kurier.de

    Zitat aus dem Artikel:

    Er hat ausrechnen lassen, wie viele Schadstoffe aus dem fünfgeschossigen, 80 Meter langen und 25 Meter breiten Industriebau rausgeschafft wurden. Die Liste ist lang: Belasteter Bauschutt – 850 Tonnen. Behandelte Hölzer – 45 Tonnen. Teerhaltige Bitumenmischungen – 40 Tonnen. Asbesthaltige Stoffe – 37 Tonnen... Zählt man das und alles andere zusammen, was noch gefunden wurde, kommen die Sanierer auf 980,3 Tonnen. Die 1000 Leuchtstoffröhren und 475 PCB-haltigen Kondensatoren nicht mitgerechnet.

    Das Gebäude wird im Prinzip komplett entkernt und von innen neu aufgebaut. Schade, dass wohl praktisch nichts "Altes" innen überleben wird, auch nicht die wahrscheinlich schönen Holzböden, die ebenfalls belastet sind. Es werden drei neue Treppenhäuser und zwei Fahrstühle eingebaut. Das Gebäude hat kein einziges Fenster mehr und kein Dach im Moment. Die Schadstoffsanierer sind nun fast fertig und der Innenausbau hat begonnen.

    Man kann wirklich viel über die Stadt Bremen und ihren Umgang mit alter Bausubstanz meckern, aber diesen Kasten zu sanieren, hätte sich glaube ich auch im Jahr 2024 nicht jede Kommune gegeben.

    Ja. Ich glaube ehrlich gesagt, das Ding ist gestorben. Niemand ist so richtig glücklich mit der Planung. Vielleicht gab es auch gar kein Problem, bzw. das Problem war einfach die Verschlossenheit der Erdgeschosszonen der den Platz säumenden Gebäude und nicht das Gefälle oder was auch immer. Durch den Umzug der juristischen Fakultät in das Landesbankgebäude wird da automatisch mehr Leben rein kommen. Gegenüber am alten Gebäude der Bremer Bank ist bereits ein Café eingezogen mit Außenbestuhlung, auch am Nordrand mit diesen frühen 50er-Gebäuden wurde beim Eckgebäude zur Bischofsnadel das Erdgeschoss geöffnet und ein Café ist eingezogen.

    Bei der Neubebauung dieses Areals überwiegt trotz der positiven Ansätze auch bei mir immer so ein reflektorischer Schmerz über die verpasste Chance. Jedes Mal, wenn ich Bilder von dort sehe, will ich wirklich was Positives sehen, bin fast verzweifelt auf der Suche nach dem Guten, sehe den wiederhergestellten Straßenverlauf und die vielleicht nicht völlig toten Fassaden, ich sehe auch die (wieder)entstandene Dichte und Urbanität - und doch bleibt der Eindruck für mich in der Summe bestenfalls gerade so ausreichend.

    Ich habe sicherlich keine "zu hohen" Ansprüche an moderne Fassadengestaltung, wünsche mir nicht das Kaiserreich zurück und freue mich über moderne und gelungene Entwürfe sicherlich mehr als die Mehrheit in diesem Forum - aber ich kann dieses Viertel einfach nicht gelungen nennen. Dafür ist es zu schlecht.

    Das stimmt sicherlich alles, die (bislang nur schematische) Fassadendarstellung auf dem Bild lässt nicht Gutes vermuten und die Dachgärten etc. sind meist auch nichts, was die Planungsphase überlebt. Trotzdem hat das eine halbwegs urbane Dichte und diese leicht gotisierenden Arkaden fände ich eigentlich ganz witzig, die sieht man ja häufig in backsteinexpressionistisch geprägten Gegenden, das würde also gut zum Hamburger Osten passen.

    Insgesamt muss man wohl kritisch abwarten, was da dann genau gebaut wird. Andere und genauere Visualisierungen habe zumindest ich auch nirgends gefunden.

    Interessante Nachrichten aus dem übelst zugerichteten Wandsbek: Am Wandsbeker Markt hat tatsächlich der Karstadt die Zerstörungen des Krieges überlebt. Obwohl meine Oma in Wandsbek wohnte bis 1989, kann ich mich an diese Ecke gar nicht erinnern (sie wohnte allerdings auch im deutlich schlichteren Norden des Stadtteils). Hier einmal die erhaltene Fassade:

    (Apple Maps)

    Sicherlich schon etwas runtergerockt, aber ein absoluter Lichtblick im wirklich freudlosen Hamburger Nachkriegseinerlei. Der Block dahinter wird fast vollständig von einem ausnehmend hässlichen Parkhaus eingenommen, hier mal ein Bild:

    (Apple Maps)

    Das Parkhaus überquert sogar eine Straße, das sind so die Ecken Nachkriegsautodeutschland, die wirklich überall wegmüssen.

    Kleine Anekdote zum Straßennamen "Quarree": Die Wandsbeker sprachen das sehr zum Leidwesen meiner frankophilen Oma immer "Quarre" aus, also mit deutschem Qu wie in Quark und kurzem e, es wurde außerdem weiblich und ein anliegendes Einkaufszentrum einfach "Die Quarre" wie "Die Karre" genannt. Böse Zungen behaupten, dass genau deshalb in Göttingen das ehemalige Hertie-Kaufhaus "Carré" genannt wurde, um den Quark-Anlaut bei den nicht minder sprachsicheren Göttingern zu vermeiden. Aber ich schweife ab....

    Noch ein Schnappschuss aus der Ecke, der die wirklich zutiefst unbeeindruckende Qualität des Wiederaufbaus im Hamburger Osten nochmal zeigen soll. Wir befinden uns hier immerhin im Zentrum des größten östlichen Hamburger Stadtteils:

    (Apple Maps)

    Diese einstöckigen Dinger wie das rechts mit der Fußpflege, dann dieser uringelbe Klinker des Gebäudes weiter hinten, und ganz links ragt das grausige Parkhaus noch ins Bild. So weit, so typisch.

    Das ganze Areal soll nun umgestaltet werden, die Immobilienzeitung in einer Ausgabe aus 10/22 mit einem Luftbild des Areals:

    Union Investment baut Galeria-Standort in Hamburg-Wandsbek um
    Union Investment will einen dreistelligen Millionenbetrag in die Entwicklung des bisherigen Galeria-Standorts am Wandsbeker Markt investieren. Für das…
    www.iz.de

    Und so soll es aussehen:

    (Union Investment)

    Der Startschuss ist nun gefallen, der Bau hat begonnen:

    Wandsbek: Die Pläne für das neue Quartier rund ums Karstadt-Haus
    Start für ein großes Bauprojekt mitten in Hamburg-Wandsbek: Rund um das denkmalgeschützte Karstadt-Haus entsteht ein neues Quartier mit Restaurants, Wohnungen…
    www.ndr.de

    In jedem Falle ein sehr gutes Stück Stadtreparatur, von der Dichte, Nutzung und Gebäudehöhe deutlich angemessener für einen Stadtteil wie Wandsbek. Man wird sicherlich die genaue Fassadengestaltung noch abwarten müssen, aber das gehört so mit zum Besten, was heute außerhalb von klar historischen Kontexten gebaut wird, Blockrand wiederhergestellt, zumindest abwechslungsreiche Fassaden mit betonter Erdgeschosszone... und eben schon im Bau, kein "Projekt" für 2029.

    Rembertikreisel, die 13.:

    Bremen: Antrag der Koalition: Rembertikreisel soll bebaut werden
    In Bremen nimmt ein Projekt Fahrt auf, das bereits lange in der Diskussion ist: die Bebauung des Rembertikreisels in der Innenstadt. Bedeutet das eines ...
    www.weser-kurier.de

    Die Onlineausgabe des Weserkuriers titelt heute mit einem neuen Quartier, das auf dem Rembertikreisel entstehen soll. Das ist soweit auch nur eine Bremer Tradition, fast seit 50 Jahren. Immer wieder gab es Pläne, den überdimensionierten Straßenraum zurückzubauen und dort wie bis in die 1960er Jahre ein Wohnviertel zu errichten. Zuletzt war eine fürchterliche Riegelbebauung im Rahmen eines Nachverdichtungsprogramms für die Bahnhofsvorstadt vorgesehen, die hier bestimmt weiter oben auch schon gezeigt wurde.

    Aufhorchen ließ mich an diesem ansonsten aber nicht bemerkenswerten und herrlich unkonkreten Artikel dieser Absatz:

    Die Art der Bebauung solle interessant und einladend sein, beispielsweise durch das Aufgreifen historischer Wegebeziehungen. Zu den Vorstellungen gehören auch Vorhöfe, Hinterhäuser und unterschiedliche Gebäudehöhen.

    Dies würde sich ganz eindeutig mit dem bei der Baubehörde immer noch ausgestellten Riegelmodell beißen und lässt zumindest etwas hoffen, dass diese städtebauliche Chance nicht vollkommen verdaddelt wird. Wahrscheinlicher ist aber in Bremen ohnehin, dass hier auch in den nächsten 20 Jahren nichts passiert.

    In Lilienthal bei Bremen wurde ein denkmalgeschütztes Zweiständerhaus aus dem 18. Jhdt. instandgesetzt:

    Denkmalgeschütztes Haus in Mittelbauer vor dem Verfall gerettet
    An der Kreisstraße 8 im Lilienthaler Ortsteil Mittelbauer hat Mark Mucke vor drei Jahren ein denkmalgeschütztes Haus gekauft und komplett restauriert. Jetzt ...
    www.weser-kurier.de

    Der Bauherr hat insgesamt fast 1,5 Mio Euro investiert und es für sich und zwei Ferienwohnungen renoviert. Es steht auf einer ebenfalls denkmalgeschützten Wurt (kleine Anhöhe) im Moorgebiet St. Jürgensland und war vor dem Verfall bedroht:

    Mark Mucke will altes Haus in Lilienthal vor dem Verfall retten
    Der 38-jährige Mark Mucke will ein altes Fachwerkhaus in Lilienthal-Mittelbauer vor dem Verfall retten. Das Gebäude und die Wurth, auf der es steht, sind ...
    www.weser-kurier.de

    Das Wort "Wurt" gibt es im gesamten niedersächsischen Sprachgebiet mit ähnlicher Bedeutung, in meiner Heimat Südniedersachsen, welches weitgehend moorfrei und hügelig ist, heißt es oft "Worth" und bedeutet ebenfalls eine erhöhte Stelle in einer Flussniederung, die oft hochwassersicher war. Unzählige Straßennamen in den Dörfern der Region enthalten das Wort.

    Mit dem oberdeutschen "Wörth" hat das nichts zu tun, dies bedeutet Flussinsel und ist mit dem niederdeutschen "Werder" verwandt.

    Ich weiß aus erster Hand (Einschränkung: Stand vor 2 Jahren), dass der Glockenturm (Campanile) der Kapelle erhalten bleiben soll. Es werden nur die anliegenden Gebäude und die Kapelle abgerissen. Im Neubau soll auch weiterhin Platz für kirchliche Veranstaltungen, die dort laufenden Musikschulen und den Konfirmandenunterricht im Stadtteil sein.

    Ich finde diese Lösung (in Unkenntnis des "Designs" des Neubaus) jetzt nicht grundlegend schlecht. Den Teil des Altbaus mit dem Türmchen hätten wir in keiner realistischen Version wiederbekommen. Das Kapellengebäude ist keine Augenweide, der kleine Campanile aber eigentlich ganz witzig. Wenn dort weiter kirchliche und stadtteilrelevante öffentliche Nutzungen möglich bleiben und gleichzeitig Wohnungen entstehen, ist das sicherlich keine ganz schlechte Lösung.

    Abzuwarten bleibt natürlich die Gestaltung, die zumindest ich jetzt ohne Bezahlzugang nicht sehen konnte.

    Edit: Nach Lektüre des WK-Artikels ist leider nicht von einem Erhalt des Glockenturms auszugehen, zumindest wird dieser nirgends erwähnt. Insofern sind meine obigen Äußerungen dann wohl als nicht zutreffend zu bezeichnen.

    Wenn ich so was sehe, dann wird mir schon wieder ganz anders:

    72000-bildschirmfoto-2024-01-06-um-09-02-12-png

    Die übliche einfallslose Investorenarchitektur mit Versuchen, sich interessant zu machen: z B. durch Giebelandeutungen und Erkerversuchen. Wenn ich es richtig sehe, handelt es sich bei den Gebäuden zwei und vier - von rechts gesehen - und bei den Gebäuden drei und fünf um baugleiche Gebäude. Ich bleibe dabei: was in der Überseestadt so gebaut wird und wurde, ist einfach nur noch als schlimm zu bezeichnen. Wir sollten keine Architekten mehr an unsere Städte ranlassen, die verschandeln nur noch.

    Ja, bei diesem Areal ist sicherlich eine große Chance verpasst worden. Statt einer Art Fortsetzung der (wenn auch arg gerupften) noch vielfach geschlossenen altstädtischen Weserfront nur diese autistischen Monolithe. Die Gestaltung ist zwar nicht ganz so öde, wie sie auch hätte werden können (siehe die rechts angeschnittene Zumutung aus dem Bestand), aber es ist wirklich traurig. Nichtbremern ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, wie nah dieses Gebiet an der Innenstadt liegt, es ist im Prinzip die direkte (nord)westliche Fortsetzung der Weserpromenade Schlachte.

    Am Europahafenkopf sieht die Lage jetzt so aus:

    Im Europaquartier sind die Wohnungen ebenfalls bereits bezogen:

    Und im sogenannten Kaffeequartier geht es ebenfalls voran:

    Leider schlechtes Licht, aber diese Reihen sind tatsächlich erkennbar der Versuch, eine Art "modernes" Bremer Haus auf die Beine zu stellen. Schlecht sehen sie nicht aus, allerdings sind diese Minibalkone natürlich schon ziemlich sinnlos.

    Für ein Gewoba-Projekt, das so aussieht:

    Kaffeequartier — Wirth Architekten!

    läuft gerade der Aushub, hier ist ein interessantes Stück unterirdischer Hafeninfrastruktur zum Vorschein gekommen:

    An dieser Stelle lag vorher der RoRo-Terminal, ich schätze aber, dass dieses Relikt (alter Kanal?) aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt.

    Freunde von Architektur aus der Zeit vor dem Zweiten oder gar Ersten Weltkrieg müssen jetzt stark sein. Allen anderen möchte ich die fortschreitende Umnutzung des ehemaligen Kellogg's-Areals in der Überseestadt zeigen. Es gibt hier sogar eine Art Rekonstruktion einer Industriehalle aus den 1950er Jahren.

    Zentrum des Gebiets ist ein ehemals als Silo genutztes Gebäude, das in ein Hotel umgebaut wird:

    Der nach bestimmt 3 Jahren erstmals abgerüstete Siloteil ist nun endlich zu sehen:

    In die Silos sind Fenster eingezogen worden, die als Hotelzimmer dienen werden. Das Innenleben des Gebäudes wird "erlebbar" bleiben:

    Hier im Erdgeschoss werden die ehemaligen Schütten verbleiben und Restaurants sowie die Lobby einziehen.

    Nebenan ist die ehemalige Reishalle abgerissen und in gleicher Kubatur wieder aufgebaut worden, angeblich war das Gebäude statisch so marode, dass es nicht erhalten bleiben konnte. Ein Blick entlang der Weserfront der Reishalle Richtung Altstadt:

    In die andere Richtung:

    Das gesamte Ensemble von weiter weg:

    Ganz rechts auf diesem Bild ist ein weiteres, massive Gebäude zu sehen, das ebenfalls gerade umgebaut wird. Auf den Gebieten im Vordergrund laufen im Moment bauvorbereitende Maßnahmen für die Stephanitorhöfe:

    https://www.ueberseeinsel.de/stephanitor/#gallery-12 (ROBERTNEUN Architekten Berlin)

    Noch weiter stadteinwärts als direkte Altstadtverlängerung entstehen Wohngebäude:

    Stephanitor - ÜBERSEEINSEL
    q
    www.ueberseeinsel.de

    Weiter westlich werden weitere Gebäude umgenutzt, es haben nur zwei Gebäude auf dem gesamte Areal den Zweiten Weltkrieg überstanden, eines davon ist die ehemalige Hauptverwaltung von Kelloggs, jetzt in eine Grundschule umfunktioniert:

    Schule - ÜBERSEEINSEL

    Die große Fabrik (oben das gelbe Gebäude rechts des Silos) wird so umgenutzt:

    Noch weiter westlich werden weitere ehemalige Fabrikgebäude umgebaut, auf diesem Bild links im Vordergrund angeschnitten ist das einzige weitere Vorkriegsgebäude neben der Schule, das in ein Veranstaltungszentrum umgebaut werden soll:

    Kellogg-Höfe - ÜBERSEEINSEL

    So hätte ich das auch gesagt. Wirklich nichts Besonderes, aber "verhunzt" ist dann auch nicht passend. Es gibt für eine nicht kriegszerstörte Stadt ein paar zu viele Bausünden und gleichzeitig ist der Altbestand bis auf wenige Ausnahmen wirklich keine Reise wert. Trotzdem ist die Altstadt ganz gemütlich und nicht hässlich.