Posts by Heinzer

    Aus meiner Sicht ist es die übliche Ablenkungsstrategie von der Betonfraktion. U-Bahnen klingen natürlich immer richtig gut, sind aber auch einfach unfassbar teuer. Mit einer solchen Debatte kann man dann die wesentlich leichter umzusetzenden Erweiterungen des Straßenbahnnetzes quasi kaltstellen. Am Ende passiert dann eine oder zwei Legislaturperioden wieder nichts außer irgendwelchen Konzeptstudien, bis dann wieder eine Partei an die Macht kommt, der der ÖPNV wirklich am Herzen liegt, dann werden ein oder zwei Straßenbahnverlängerungen durchgeplant und gehen in Bau, dann folgt wieder ein U-Bahn-Träumer.


    Das ist kein Plädoyer gegen die U-Bahn, dem Osten fehlen sicher einige Linien, die geplant und gebaut werden sollten. Trotzdem gibt es in vielen Städten Platz für die drei Systeme Bus, Straßenbahn und Schnellbahn, und dieses deutsche Gegeneinanderausspielen der beiden schienengebundenen Systeme ist einfach albern. München und Nürnberg sind heute heilfroh, dass sie ihre Straßenbahn entgegen den ursprünglichen Planungen nicht abgeschafft haben. Durchgezogen hat es Hamburg, dass jetzt ziemlich blank dasteht in diesem mittleren Kapazitätsniveau, und die zweifelhafte Ehre innehat, die fahrgastreichste Buslinie Europas zu haben, auf der phasenweise Doppelgelenkbusse im 2-3-Minutentakt fuhren. Das wäre eine ideale Strecke für eine moderne Straßenbahn. Straßenbahn 1978 eingestellt, und 60 Jahre die seit den 60er geplanten Ersatzschnellbahnstrecken nicht bauen, das ist Deutschland.

    Das Finale für heute, in den zentraleren Bereichen ist der Renovierungszustand bereits deutlich besser, diese besseren Renovierungen "breiten" sich jetzt immer mehr aus:



    Weitere unheimlich typische Szenen in diesem Gebiet:



    Nach Westen wird es dann wieder etwas bescheidener:



    Die älteren Arbeiterhäuser sogar teilweise noch freistehend:




    Die Beethovenstraße mit einer sehr schönen Reihe (auch beim letzten Mal gezeigt):



    Und eine tolle Neorenaissanceschule mit Lindener Grün als Rahmenfarbe:



    Nachbarhaus:



    Gegenüber eines der Häuser:



    Das war es gewesen.....

    Der zweite Teil der Bilder stammt wieder aus Linden-Mitte und wurde bei etwas mehr Sonne aufgenommen, immer wieder beeindruckend die Schulen:



    Typische Straßenszenen:




    Und schon wieder eine Schule:



    Blick nach Norden:



    Jugendstil kann ja auch echt seltsam/streng wirken:



    Eine gewisse Allergie gegen Symmetrie gab es also auch schon vor 120 Jahren.... im Folgenden der Blick Richtung Lindener Markt:



    Die Nebenstraßen oft auch recht heterogen:



    Nochmal eine sehr typische Reihe, ich liebe diesen variierenden Backstein/Klinkerfarben in Serie:



    Das "Lindener Grün" als typische Rahmenfarbe, die bei Sanierungen häufig wieder verwendet wird (auf dem Bild im Gegenlicht sehr dunkel wirkend):


    Weitere Szenen:



    Aus meiner Sicht sehr vielseitige Straßen durch die variierenden Fassadenmaterialien...



    Hier die fürchterlichen 70er Blocks, deren Geschichte Mantikor oben recherchiert hat:





    Schon wieder so ein neogotischer Kracher:



    Im Westen gibt es nochmal eine neoromanische Kirche am Bethlehemplatz:



    Bebauung am Platz:




    Am Schluss nochmal ein sehr hannöverscher Straßenzug:


    Immer wieder diese Backsteinperlen, die in dieser Pracht und Größe meines Wissens nur in Hannover stehen:



    büschen zerrockt, aber jut. Alle paar Blocks dann (auch oft im Verbund) Schule, Kirche, irgendein Verwaltungsbau:



    Kirche links, oft neogotisch:



    Schule:



    Am Pfarrlandplatz nochmal einer der "edleren" Blocks aus der Zeit kurz vorm Ersten Weltkrieg:




    Typischerweise dann auch mit kleinen Vorgärten....



    Die Südseite des Platzes:


    Ich bin zur Zeit öfter mal in Hannover, weil ich meiner Schwester beim Renovieren helfe, so auch heute wieder. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung mache ich dann, wenn es sich ergibt, noch ein paar Fotos. Diesmal wieder Linden, beginnen möchte ich in Linden-Nord, heute mal atypischerweise ohne Sonne.


    Linden-Nord hat einen fast noch herberen Charme als die Nordstadt, der Renovierungszustand der Häuser ist eher noch einen Tacken schlechter, allerdings hat der graue Morgen sicherlich auch nicht geholfen. Vielleicht sieht es hier bei Sonnenschein doch noch etwas ansprechender aus.


    Bemerkenswert bleibt die Geschlossenheit der Straßenzüge. Abgesehen von einer der Hauptmeilen mit ein paar Nachkriegsbauten und ein oder zwei "demonstrativ" neubebauten Blöcken aus den 70ern (die natürlich ganz verlässlich ihre gesamte Umgebung in den Schmutz ziehen) gibt es hier praktisch nur Bauten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Es kann einen fast so eine Art Ermüdung erfassen, wenn man um eine Ecke biegt und wieder nur Gründerzeitbauten sieht, vielleicht so, wie es einem in Deutschland noch in Leipzig gehen kann.


    Der Ortsteil Linden-Nord im Luftbild:



    Im Westen der Westschnellweg, in dem schmalen Streifen unter dem Schriftzug "Linden-Nord" befindet sich der besagte 70er-Block mit einem runtergekommenen Einkaufszentrum, auch im Süden am unteren Bildrand nördlich der "11A" befinden sich zwei in den 1970ern bebaute Blöcke. Die Geschichte der Grundstücke kenne ich nicht (also Vorbebauung, evtl. Abrisse/Kriegsschäden etc.). Der Rest ist fast geschlossen erhalten.


    Typisch für Hannover sind außerdem die roten Dächer.


    Ein kleiner Platz am Kötnerholzweg:



    Blick in eine Seitenstraße:



    Gegenüber:



    Dieser reduzierte Jugendstil (?) ist relativ typisch für die Bauten dieser Zeit in Hannover. Blick nach Süden Richtung Linden-Mitte:



    Seitenstraße:



    Viele Häuser in wirklich mäßigem Zustand, aber praktisch kein erkennbarer Leerstand:



    Ein ganz gut renoviertes Geschäfts- und Wohnhaus:



    Blick in die Limmerstraße:




    Es geht noch weiter....

    Ein wahrscheinlich sehr interessanter Film von Sergei Losnitza über den Luftkrieg:


    "Luftkrieg: Naturgeschichte der Zerstörung": Das Ungeheuerliche zeigen
    Der Dokufilm "Luftkrieg" prangert die Massenzerstörung im Krieg an. Es ist ein Meisterwerk, das Fragen aufwirft. Auch solche, die es womöglich nicht…
    www.zeit.de


    Läuft seit dem 16.03.2023 in ausgewählten deutschen Kinos. Die Rezension liest sich positiv, also ein wirklich unverblümter Blick auf den Wahnsinn den Bombenkriegs ohne die sonst direkt folgenden Wertungen und Begründungen.


    Im Artikel ist auch ein Link zur Vorschau enthalten.

    Das gerade finden eben einige Leute nicht so lustig. Gerade auch Freunde von mir, die innerstädtisch leben. Aber, wenn "ohnehin alles so kommen" wird, brauchst Du Dich doch gar nicht so sehr in solchen Diskussionen engagieren oder aufregen. Du könntest einfach in dieser Zeit anderes machen und Dich zurücklehnen.

    Mach ich doch auch die meiste Zeit ;). Mir sind meine Fotostrecken wesentlich wichtiger als das unproduktive Geplänkel hier, aber manchmal macht es auch einfach Spaß, hier unter den Massen an Posts auch mal die andere Perspektive zu zeigen und eben auch, dass die Wahrnehmung in manchen Milieus in Deutschland (linksgrüner Anti-Auto-Terror) massiv von der Realität (abgesehen von etwas veränderter Rhetorik und ein paar neuer Ampeln Verkehrspolitik der 60er Jahre) abweicht.

    Das musst Du die Eltern fragen. Ich habe welche in meinem Bekanntenkreis, die es bis heute (Kind ist 16 Jahre alt) so machen. Ich selbst bin seit der 1. Klasse zu Fuß zur Schule gelaufen, später mit dem Bus. Aber das bedeutet auch, früher aufstehen, zum Bus laufen, an der Haltestelle warten, in gemächlichem Tempo zur Schule fahren. Und wenn die pendelnden Eltern sich ebenso nur noch via ÖPNV fortbewegen, dann wird es eben oft erst abends etwas mit dem warmen Essen zu Hause. Nichts anderes habe ich geschrieben.


    Letztlich also habe ich die Konsequenzen und Alternativen bei solchen Kleinmaßnahmen genannt, wenn sie flächendeckender umgesetzt würden. Wenn man will, dass es "vorwärts" geht, muss man sich entscheiden und die Folgen eben ertragen.

    Es ging um eine baustellenbedingte Straßensperrung IN Leipzig, einer Stadt mit extrem gutem ÖPNV und einer insgesamt recht hohen Dichte. Die Straße sah auf dem Foto auch eher nicht wie eine suburbane Straße im Speckgürtel aus. Ich sage nur, dass ich nicht glaube, dass in dieser Straße irgendein Kind nicht zu Fuß zur Schule laufen kann oder (im Falle weiterführender Schulen) nicht vollkommen problemlos die Straßenbahn oder das Fahrrad nehmen kann. Und schon gar niemand "eine Dreiviertelstunde früher aufstehen" muss, um mit dem Bus zur Schule zu fahren. Darauf basierte aber eines deiner Argumente gegen die Straßensperrung.


    Die Kinder von Freunden fahren - seit sie in der 5. Klasse sind- , winters wie sommers mit dem Fahrrad in eine 4 km entfernte Schule. Die sammeln sich langsam und sind am Ende zu siebt. Vollkommen mögliche und selbstverständliche Sache. Ich bin seit der 8. Klasse durchgehend mit dem Fahrrad in meine 7 km entfernte Schule gefahren. Es war überhaupt kein Problem. Wer wirklich Fahrrad fährt, weiß auch, wie lächerlich die ganzen Geschichten (natürlich von den Nicht- oder Schönwetterradlern) von wegen Regen und Wind und Schnee sind. Nur bei Glatteis fahre ich nicht Fahrrad.


    Von ländlichen oder erweiterten Speckgürtelräumen, wo natürlich die Situation entstehen kann, dass lange Wege mit dem ÖPNV oder zu Fuß zu den nächsten Schulen zurückgelegt werden müssen, war gar nicht die Rede. In meinem Viertel liegen in einem Radius von nur 2 km um mein Haus 5 Grundschulen. Und so sieht ehrlich gesagt auch die Gegend auf dem Foto vom Eichsfelder aus, aber das müsste natürlich er selbst beantworten.


    Was ich sagen will, ist: Gerade innerhalb der Städte lauern unheimliche Lebensqualitätsgewinne für Stadtbewohner, wenn wir mal etwas mutiger wären beim Aussperren der Autos. Es gibt kein Grundrecht auf einen Parkplatz vor dem Haus. Es wird in jedem Falle Ausnahmeregeln für ältere oder gehbehinderte Menschen und auch für Handwerker geben. Der Rest kann eigentlich nur gewinnen, wenn nicht alle Straßen beidseits vollgeparkt sind mit Autos und alle 2 Minuten das Spiel auf der schmalen Straße unterbrochen werden muss wegen eines Autos. Und nebenbei würde es auch den Preisdruck etwas lindern, wenn eben ein bestimmter Anteil von Menschen, die sich das Leben ohne zwei Autos gar nicht vorstellen mögen, dann das Interesse an einem Leben in innerstädtischen Vierteln verliert. It's a free country. Niemand muss in der Stadt leben.


    Das Lustige ist ja: Es wird ohnehin alles so kommen. In Deutschland eben nur begleitet von der ewigen Kakophonie der Besitzstandswahrer und Bednekenträger.

    Man fragt sich einfach, wie Deutschland mal bei vielen neuen Dingen Weltspitze gewesen sein kann, wenn man hier mitliest. Mittlerweile scheint ein großer Block aus "gegen alles"-Schreiern jede Innovation mit großem Erfolg zu zerreden.


    Außerdem fragt man sich, wer genau welche Kinder in einem städtischen Umfeld mit dem Auto irgendwo hinbringen muss. Meine Kinder laufen oder fahren Fahrrad oder Bahn. Alle meine Kinder sind seit der ersten Klasse allein oder mit Freunden in die Schule gelaufen. Natürlich gibt es riesige Räume in Städten, die auf eine Befreiung vom Auto warten.


    Das Problem bei der "Überbürokratisierung" unserer Gesellschaft ist auch nicht, dass manche Ämtergänge etwas weiter weg stattfinden, sondern, dass es diese Ämtergänge überhaupt noch geben (muss). In nahezu allen Nachbarländern kann man jede oder 99% der staatlichen Dienstleistungen online erledigen, vom neuen Pass über die Ummeldung zur Kfz-Anmeldung, von der Anzeige über die Steuererklärung zum Wohngeldantrag, von der Geburt- bis zur Sterbeurkunde. Während ich also im Jahr 2023 immer noch allen Ernstes Befunde zu anderen Ärzten faxe (!!!), hat selbst die Türkei eine elektronische Gesundheitskarte, über die in Deutschland seit 20 Jahren gestritten wird.


    Mittlerweile ist das nur noch peinlich, wir können Befunde legal nur noch per Post (!) versenden, da auch das Fax nicht abhörsicher ist und von den KVen als Kommunikationsmittel offiziell verboten wurde. Abgesehen davon, dass uns Praxen im Ausland nur noch auslachen, wenn wir nach Faxnummern fragen. Dann versenden wir die Befunde für die Urlaubsdialyse eben per ungesicherter Email (auch verboten). Ich habe es jetzt tatsächlich zum ersten Mal geschafft, einen Brief über das seit 15 Jahren in Entwicklung stehende, abhörsichere System (KIM) an einen Hausarzt zu versenden. Ob dieser den Brief in seinem Eingang entdeckt, wird die Zeit zeigen. Wahrscheinlich braucht er noch ein Update seines Praxisprogramms. Ich faxe den Brief dann nochmal, kein Problem. Ins Ausland oder in der Kommunikation mit Krankenhäusern funktioniert das System aber sowieso nicht. Keine Sorge, es wird nicht praktisch. Wahrscheinlich haben sich in irgendeinem Gremium ein KV-Fatzke und ein Krankenhausvertreter 5 Jahre gegenseitig blockiert, beide kannten ihre Rechte, wo kämen wir denn da hin? Also, 2023 wohlgemerkt, Briefe. Doppeluntersuchungen. Gefährliche Verschreibungsfehler, weil keine aktuelle Medikamentenliste vorliegt.


    So etwas zieht sich durch alle Bereiche des Lebens in Deutschland. Unfähigkeit, organisierte Verantwortungslosigkeit (siehe Bundeswehr-Beschaffung), zur Tugend erhobene Bedenkenträgerei, Gremiendschungel, Partikularinteressen, Befindlichkeiten. Da kann man schon mal 20 Jahre über eine elektronische Gesundheitskarte streiten und das Produkt ist de facto dann unbenutzbar, weil so zerfressen durch schlechte Kompromisse und 5x verdünnt bis zur vollkommenen Entstellung. Vorher sind unsere mit großem Pomp unbedingt zu bestellenden elektronischen Heilberufsausweise (500 €) schon wieder abgelaufen, bevor wir sie überhaupt einmal so benutzt haben, wie es vorgesehen war. Wie gut, dass ich kein Streber war, der das 2017 schon gemacht hat und 2022 einen neuen bestellen musste. Manchmal, und besonders in Deutschland, lohnt sich Prokrastination. Einfach gar nicht machen, merkt eh keiner.


    Aber: Die schwarze Null stand. Und die Bahn machte Gewinne. Schön war's gewesen.

    Kleine Entdeckung nebenbei: Stettin ist die einzige Stadt mit der Berliner Blockstruktur inklusive der Hinterhofbebauung. So sieht Berlin von oben aus:



    So Stettin:



    Aber so Leipzig (und eigentlich alle anderen deutschen Städte):



    Und es ist auch kein "östliches" Phänomen, das etwa in anderen Städten des Ostgebiets verbreitet gewesen wäre, hier ein Gründerzeitgebiet in Breslau:



    Sieht eher aus wie Leipzig als wie Berlin.


    Nur mal so eine Entdeckung. Die Berliner/Stettiner Form der extrem dichten und fast symmetrischen Hinterhausbebauung kann ich in keiner anderen (ehemals) deutschen Stadt finden.

    Heißt der Typ, ob groß oder eher nicht, nicht Whistler? Oder hast du den mir gleichsfalls bis dato völlig unbekannten Drehbuchautor gemeint?

    Du hast Recht. Da habe ich mich vertan. Ich kenne den nur ganz gut, weil der früher bei so einem spanisch-britischen Politikkanal war, der sehr gute Videos (für Youtube) gemacht hat über Geopolitik, verschiedene Ansätze bei wirtschaftlichen Themen etc. Er ist da irgendwann weg und macht nun diesen "Mega Projects"-Kanal, wo er Großprojekte aller Art vorstellt, meist eher Ingenieursbauten (Brücken, Eisenbahnnetze etc.). Dresden war meines Wissens sein erster richtiger Ausflug in den Städtebau, auch wenn ich mir selbst bei dieser Aussage nicht zu 100% sicher bin.

    Sehr gutes Video vom großen Simon Wheeler über den Wiederaufbau Dresdens auf YouTube:


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    Ein kleines Update aus Lehe, zunächst Goethestraße 32-34 vorher:



    Leider noch nicht abgerüstet, aber man kann den Fortschritt erkennen:



    Die Fassade wird wie typisch für die Thörner-Projekte mit sehr viel Liebe wiederhergestellt:



    Weiter nach Norden bereits fertiggestellt und gezeigt, aber einfach schön:



    Weiß Gott, wo er diese Tür her hatte, grandios:



    In der Heinrichstraße/Ecke Potsdamer Straße wurden bereits vor einigen Jahren neue Fenster ins EG eines kleineren Hauses eingebaut:



    (AppleMaps)


    Jetzt eingerüstet und anscheinend grundsaniert mit "Thörner-Standard":




    Goethestraße 60, natürlich mal wieder der eigentliche Grund meines Besuchs leider immer noch nicht abgerüstet:



    Fassadendetail:



    Außerdem konnte ich noch weitere neue Gerüste entdecken, es tut sich also weiterhin etwas.

    Ja, glücklich bin ich mit der Dachzone auch nicht, aber es hätte noch deutlich schlimmer kommen können und auch der Vorzustand mit dieser Bremer „Krüppelgaube“ am rechten Haus (wie heute noch am linken Nachbarn) war nun nicht optimal.


    Nee, da freu ich mich lieber an der für Bremer Verhältnisse geradezu einmaligen Wiederherstellung des schönen Erdgeschosses.

    Die beiden Häuser wurden jetzt abgerüstet, man muss aber sagen, dass es sich nach hinten um komplette Neubauten handelt, also eine im Prinzip reine Schauveranstaltung. Die beiden Häuser waren nach hinten sehr tief und schmal und verbaut hatten auch noch verschiedene Niveaus der Etagen, so dass eine Sanierung mit dem Bestand wohl sehr viel schwieriger geworden wäre. Nun ist es ein Neubau mit historischer Fassade, atypisch ist nur die wirklich Detailliebe der Wiederherstellung der Erdgeschosszone, nochmal vorher:



    Hinterher:



    Am linken Haus wurde die Gestaltung des Simses des linken Nachbarn übernommen (so eine Art Traubendesign), am rechten die des rechten Nachbarn (nur eine Stuckleiste).


    Gesamtansicht:



    Selbst die Dachzone wird wohl erträglich - das sah im Bau immer sehr nach einer vollkommen unpassenden Konstruktion aus, jetzt werden die Balkone/Fenster (?) anscheinend durch diese horizontalen "Latten" zumindest tlw. kaschiert und der typische Bremer Gaubeneffekt vermieden.

    Was die oberste Wichtigkeit herausstellt für den Erhalt von Altsubstanz: Auch schon erste einzelne Abrisse mit nicht-eingepassten Neubauten stellen eine langfristige Gefährdung des Gesamtbestandes dar, und müssen vermieden werden. Wenn Abriss nicht vermieden werden kann, dann muss zumindest auf ein möglichst zusammenhängendes Stadtbild, also einen eingepassten Neubau gedrungen werden.

    Nach meinem Dafürhalten geraten Altbauten von zwei Seiten in die Zange:


    Von "oben" in sozioökonomisch boomenden Städten/beliebten/hochpreisigen Stadtvierteln. Dort sind es v.a. Villen und andere nicht flächenoptimierte oder unter Denkmalschutz stehende Altbebauung (oft auch zum Beispiel nur zweistöckige Bauten in Gegenden, in denen 4 Stockwerke die Regel sind), die unter Renditedruck gerät und durch die Grundstücke und zugelassenen Kubaturen maximal ausnutzende Klötze ersetzt werden.


    Von "unten" in sehr unattraktiven Lagen (Verkehr), in Gebieten mit Leerstand und wo der Renovierungszustand der Häuser schon seit Jahrzehnten schlecht ist - dort werden die Häuser dann oft als "Schandfleck" gebrandmarkt, der "weg" müsse. Dieses Phänomen betrifft überdurchschnittlich häufig ohnehin schon leidende Städte, die oft auch sehr weitgehend kriegszerstört waren. Das wenige, was noch steht, wirkt tlw. wie ein Fremdkörper oder ist durch jahrzehntelange Vernachlässigung schon in einem so schlechten Zustand, dass das "Argument" des Abrisses attraktiv wirkt.


    Wie Du schon richtig sagst, sind Abrisse in weitgehend intakten und dicht bebauten Vierteln deutlich seltener, aber dann umso schlechter, weil sie einen Präzedenzfall darstellen. Wenn die erste Villa in einem schönen Villenviertel ersetzt ist durch einen Renditeblock, steigt der Druck auf die Umgebung.

    Mönchengladbach scheint ein weiteres Beispiel zu sein für das Phänomen, dass dort, wo ohnehin schon nicht mehr viel steht und/oder ein Gutteil der Altbausubstanz in einem erbarmungswürdigen Zustand ist und/oder leersteht, munter weiter abgerissen wird. In Städten hingegen mit einer dichten urbanen und gut erhaltenen Gründerzeitbebauung werden gerade die größeren Mietshäuser einfach praktisch nie abgerissen, selbst, wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen.

    Das Finale, Rückweg nach Norden, nochmal die Hahnenstraße mit ihrer Nordseite:



    Die Westseite des Platzes mit der Lutherkirche im Hintergrund:



    Ein kleineres Haus an der Westseite, so etwas wie das Pastorat?



    Die Lutherkirche, neogotisch:



    Von hier aus wird - etwas antiklimaktisch für den letzten Beitrag - dann sehr viel heterogener, eine solche Straße haut wirklich niemanden vom Hocker, könnte auch im Ruhrgebiet stehen:



    Hier ein Hotelneubau, immerhin ordentliche Höhe und nicht völlig öde Gestaltung, aber auch nix, was einen beeindruckt:



    Nochmal ein paar (ehemalige) Schulen:




    Öffentliche Gebäude aus der Kaiserzeit immer sehr stabil in Hannover.


    Nochmal eine der deutlich ärmlicheren Straßen im Norden des Stadtteils, so sehen auch viele Nebenstraßen in Linden aus, wieder sehr typisch:



    Diesen Blick durch das Bolzergitter fand ich nur ganz witzig, hat etwas von nordamerikanischer Großstadt:



    Das war es aus der Nordstadt. Wieder ein schickes Stück Stadt mit viel Potenzial, auch wenn der Zustand der Häuser sehr "westdeutsch" ist, so stimmt doch die Substanz, die sind praktisch alle vollvermietet und können nun nach und nach saniert werden. Einmalig an Hannover ist wie schon mehrfach beschrieben der ausgedehnte Gebrauch von Klinker und Backstein schon in der Kaiserzeit und die durch eine sehr variable Farbwahl entstehenden einmaligen Straßenzüge. Das ganze ist auch weniger lieblich in manchen Ecken, industrieller, vielleicht durch den Backstein, aber das wird wieder durch ebenfalls sehr reichhaltige Jugendstil- und Reformstraßenzüge mehr als wettgemacht. Und es handelt sich hier weiterhin um einen Arbeiterstadtteil, in der Oststadt oder der List sind wir noch gar nicht gewesen.


    Kommt auch noch, beizeiten. Ich hoffe, es hat gefallen.