Beiträge von Heinzer

    In der Herderstraße laufen einige Sanierungen, eines meiner Sorgenkinder wird nach jahrzehntelangem Stillstand jetzt saniert, Stand vorher:

    Aktuell so:

    Leider blöde graue Kunstofffenster in diesem gerade "modernen" Stil, aber unterteilt und unten besteht die Hoffnung auf Wiederherstellung der alten Fensterproportionen....

    Hier wird eine der typischen Veranden saniert. Diese sind nach der in den 1950er-1970er Jahren recht populären Entfernung der gläsernen Wintergärten oft feucht und müssen aufwändig saniert werden:

    Am Dobben wurde dieses Haus saniert und (nach hinten) aufgestockt).

    Auch wenn die Häuser zur Straße oft nur zwei Stockwerke zu haben scheinen, passen durch das nach hinten oft als Wohnraum genutzte Souterrain mit ebenem Ausgang in den Garten und hier eine doppelte Aufstockung (erste Reihe der Gaube leider erahnbar/schon älter - dahinter wurde aber sogar noch ein zweites DG aufgesetzt) 5 bewohnte Stockwerke in solche Häuser.

    Hier laufen Stuck- und Malerarbeiten an einem schönen Haus in der Bohnenstraße:

    Bei der alten Klavierfabrik geht es optisch nur zögerlich voran, das Haus muss anscheinend wegen Holzschwammbefalls praktisch vollständig "entkernt" werden:

    Der alte Eingang wird wohl erhalten, die Alutür kommt aber weg:

    Eine Totale ist aufgrund der beengten Verhältnisse und Baustelleneinrichtung schwierig:

    Katastrophal, wenn es nicht wiederhergestellt wird (einer der Foristen im Nachbarforum spekuliert ja darauf, dass der Fassadenschmuck wiederhergestellt werden soll, ganz nachvollziehen, warum, kann ich nicht). Wusste gar nicht, dass auch Limmer noch nahezu komplett erhaltene Gründerzeitblöcke hat, dachte, das franst dann hinter dem Westschnellweg schnell aus da.... echt eine Schande.

    Hinter dem Friedhof folgt ein kleines Neubaugebiet, hier wird nur mit Holz gebaut:

    Einer der vielen mehr oder minder gelungenen Versuche, das Prinzip des Bremer Reihenhauses wiederzubeleben:

    Das Gebiet ist noch etwas durchlöchert, wird aber langsam immer weiter bebaut:

    Insgesamt macht der Bremer Osten einen durchaus funktionierenden Eindruck, trotz seines Rufs. Das wirkte auf mich gestern in Blumenthal alles wesentlich wackeliger und ärmlicher, hier mal die typische etwas höhere Bebauung in diesem Gebiet:

    Naja. Auch noch weiter im Osten wird neugebaut, hier am "Schweizer Eck" zum Beispiel:

    Ein weiteres Ziel war die Anlage der Egestorffstiftung. Auch das war typisch für den Bremer Osten, große soziale Anlagen auf parkähnlichen Grundstücken, das heutige Klinikum Bremen-Ost wäre ein weiteres Beispiel und wurde vom findorffer mal gezeigt, glaube ich.

    Noch weiter im Osten kommt also dieses Kleinod Baujahr 1912, das ich selbst noch nie gesehen hatte. Es wurde schon als Altenheim geplant und realisiert und wird so heute noch genutzt. Auf dem Grundstück befindet sich wohl auch noch das Herrenhaus des ehemaligen Landguts, auf dessen Grundstück das Altenheim gebaut wurde, das habe ich aber verpasst.

    Die Anlage ist burgartig und hat praktisch einen Klostercharakter:

    Das wars aus Osterholz.

    Wochenende sturmfrei gehabt, weil ich gestern arbeiten musste und nicht mitkonnte, deshalb mal wieder produktiv bei schönem Frühlingswetter. Heute bin ich mit dem Fahrrad in den Bremer Osten gefahren, eine für viele Leute aus den zentraleren Stadtteilen vollkommen unbekannte Gegend mit sehr gemischtem Ruf. Mir ist heute wieder klar geworden, dass diese großflächig erst nach dem Krieg bebauten Gebiete mit ihrem funktionstrennenden Städtebau auch durchaus ihre Vorteile haben. Man kann mit dem Fahrrad sehr weit abseits von größeren Straßen fahren, weil das Gebiet von solchen Fuß- und Radwegen in Grünzügen geprägt ist.

    Typische Szenen:


    Über weite Strecken wirklich ein sehr aufgelockertes, grünes, fast parkartiges Gebiet durchzogen von endlosen Reihen von kleinen Reihenhäusern aus den 1950er und 1960er Jahren:


    Näher an den alten Siedlungskernen zwischendurch auch mal fassadengedämmte Siedlungen eher aus den 1930er Jahren:

    In Sebaldsbrück ist so ein älterer Kern wieder erreicht, das typische sehr heterogene Straßenbild der Bremer Vororte:


    Ein leerstehendes Haus:

    Über eine Brücke über das Werksgelände von Mercedes Benz:

    geht es weiter zum oben schon ausgiebig gezeigten Osterholzer Friedhof:


    Letzte Rutsche Bilder aus Vegesack:

    Sehr "reformiert" wirkende Kirche an einem kleinen Platz in der nördlichen Innenstadt

    Es geht hier weiter mit einer durchaus reizvollen Kleinvillenbebauung:

    Hier wird ein spitz zulaufendes Eckhaus saniert:

    Man wäre aber nicht in Bremen, wenn diese Bereiche nicht immer wieder unterbrochen würden durch fürchterliche Nachkriegsarchitektur:

    Solche Szenen gibt es zuhauf, rechts reizlose 80er-Architektur, links reizlose 60er Architektur, dazwischen ein Altbau:

    Um die Ecke zurück Richtung Altstadt wieder so eine Straße mit diesen giebelständigen Häusern:

    Wir befinden uns aber erkennbar am "billigen Ende" der Innenstadt, Renovierungsstand der Häuser deutlich schlechter in diesem Bereich, im Hintergrund der alte Vegesacker Wasserturm:

    Zurück am östlichen Ende der Einkaufsstraße, die hier wie eingangs gezeigt keinen guten Eindruck macht und viel Leerstand aufweist:

    Immerhin der Straßenbelag ist ganz ordentlich und anscheinend mal neu gemacht worden in den letzten Jahren.

    Am östlichen Ende der Vegesacker Innenstadt kommt das Gelände des Hartmannstifts, das komplett neubebaut wird unter Erhalt eines einziges Altbaus:

    Das ehemals recht großzügige Park/Gartengelände der alten Klinik wird somit ziemlich intensiv bebaut. Abgerissen wurden aber praktisch nur Anbauten aus Zeitschichten nach dem Zweiten Weltkrieg, allerdings auch ein ganz schickes Wohnheim aus den 50er Jahren, das findorffer auch mal gezeigt hatte.

    Abseits der Fußgängerzone und dem kleinen "echt" alten Kern wird das Zentrum Vegesacks von kleinen Villen geprägt, die Kapitänshäuser heißen. Man muss immer nur einmal abbiegen und befindet sich dann in einem solchen Gebiet:

    Der Zustand dieser Häuser ist sehr variabel und vielfach ähnlich wie bei Bremer Reihenhäusern durch Fehlrenovierungen geprägt:

    Diese Straßen erinnern mich eher an schleswig-holsteinische oder gar dänische Kleinstädte:

    Auch reizvoll sind die zumindest mal geringen Geländehöhenunterschiede, die es in der Stadt Bremen praktisch nirgends gibt:

    Die Größe dieses Gebiets ist wirklich erstaunlich, leider stören abseits der "herausgeputzten" schönsten Straßen oft Fehlrenovierungen oder auch unpassende Neubauten:


    Aber insgesamt wie gesagt sehr gemütliche und ruhige, charmante Wohnstraßen mit einem mir als Stadtbremer vollkommen fremden Charakter:

    Selbst außerhalb dieses zentralen Bereichs mit den Kapitänshäusern ist Vegesack von einer Art Kleinvillenbebauung aus allen Epochen geprägt:

    Und wieder ein postmoderner Vertreter dieses Gebäudetyps:

    Die Dinger finde ich immer ganz schick. Leider kommen sie in die Jahre und wirken oft etwas schäbig wegen der Ergrauung der Fassade. Renoviert machen die aber etwas her und sind fast immer eine Bereicherung fürs Stadtbild.

    Interessant ist dieser völlig andere Charakter Vegesacks. Das eigentliche Zentrum am Hafen hat sogar noch ein paar ältere Gebäude zu bieten:




    In diesem Bereich kommt sogar so etwas wie eine kleine Altstadtatmosphäre auf. Gegenüber die Werften auf der niedersächsischen Seite:

    Hier kann man gut sitzen:

    Die zum Abriss und Neubebauung freigegebene Strandlust, die hier wiederholt in einem der Baustränge Thema war:

    In Vegesack wollte ich eigentlich den Baufortschritt im Speicherquartier dokumentieren, bin aber wegen des schönen Wetters nochmal durch das ganze Zentrum gelaufen. Die Hauptmeile Gerhard-Rohlfs-Straße macht in ihrem Ostteil auch wirklich keinen guten Eindruck:

    Weiter Richtung Zentrum und Hafen wird es dann aber doch überraschend nett, diesen Teil hatte ich irgendwie bislang immer verpasst:

    Interessant ist, dass hier in diesem Ostteil der Einkaufsstraße im Prinzip alles, was nicht vor 1914 gebaut wurde, postmodern ist. Die sonst so dominierende Zeitschicht 1950-1980 fehlt hier fast völlig. Warum das so ist, weiß ich nicht:

    Nebenan ist noch ein riesiger Bereich mit Rotklinkerbauten, die etwas älter sind, aber auch als postmodern durchgehen:

    Wäre interessant zu wissen, was hier mal war... Kriegsbrache? Industrie? Oder tatsächlich noch "Flächensanierung"?

    Der zweite Beitrag soll sich um den Kern des alten hannoverschen Orts Blumenthal drehen, der wie so viele in der Umgebung Bremens sehr schnell industrialisierte im 19. Jahrhundert, v.a. auch weil Bremen bis 1889 Zollausland war und nicht sehr attraktiv für das produzierende Gewerbe. Der Stadtteil hat vielleicht mehr als jeder andere Bremens jetzt locker 5 Jahrzehnte Niedergang auf dem Buckel, was man ihm auch ansieht, eine backsteinexpressionistische Sparkasse:

    Die Hauptmeile ist geprägt von Leerstand und Niedergang:

    Ich sehe hier allerdings kaum Kriegsschäden.

    Kleine Jugendstilvilla, die gibt es hier sehr viele:

    Das vielleicht beeindruckendste Haus am Blumenthaler Markt:

    So ein Haus ist erkennbar nicht "bremisch", würde eher nach Hannover passen. Die Realität gegenüber:

    Nordwestdeutscher geht eine Nachkriegsfußgängerzonenszene nicht. Das schonmal gezeigte, sehr schöne Blumenthaler Rathaus:

    Zurück am Blumenthaler Bahnhof noch ein zumindest tlw. leerstehendes Haus:

    Das war's aus Blumenthal.... Wirklich ein Stadtteil, der eine ganze Menge hinter sich hat. Ich mag solche Ecken ja irgendwie immer.

    Ich war heute nochmal in Bremen-Nord unterwegs, einen Teil in Blumenthal, einen Teil in Vegesack, beginnen möchte ich in Blumenthal am Bahnhof:

    Dieser hat nach langem Leerstand einen Anbau bekommen, der rechts angeschnitten ist und nicht vom Hocker reißt. Im Prinzip schräg gegenüber beginnt schon das BWK-Gelände, das in einen Berufsschulcampus umgewandelt werden soll:

    Altes Torgebäude und wohl ehemalige Werksfeuerwehr (?)... schonmal gezeigt, das alte Direktorat, jetzt Kita:

    Weiteres großes und leerstehendes Gebäude, das Teil des Berufsschulcampus werden soll:

    Die Dimensionen dieser Gebäude sind wirklich beeindruckend:

    Das ebenfalls große Sortiergebäude befindet sich bereits im Umbau:

    Man konnte sogar rein, die Tür stand offen:

    Naja, noch sehr viel Arbeit:

    Die Hauptmeile des Geländes, Baulücken sollen mit neuen Schulgebäuden gefüllt werden:

    Insgesamt bislang eine Investitionsbrache, die etwa 2010-2012 in den aktuellen Zustand gebracht wurde und seitdem vor sich hingammelt. Insofern gut, dass hier mal etwas passiert.

    Da versucht ein neuer Vorsitzender Einfluß zu gewinnen, indem er die Ziele des Vereins verrät. Ob sich Spars dafür interessiert?

    "Bereits das ist eine Verschiebung weg von den Schwerpunkten der Vorgängergeneration des Vereins um den langjährigen Vorsitzenden Wolfgang Schoele. Schulten und sein Team wollen noch mehr anders machen: „Dieses Reaktionäre, nur auf Ziegel, Ziegel, Ziegel Fokussierte, das werde ich nicht so machen. Auch nicht die enge Symbiose mit den historischen Mitte-Vereinen.“

    Wiederaufbau, aber nicht reaktionär Freundeskreis der Berliner Bauakademie stellt sich neu auf.pdf

    Liest sich ja super.

    Allein, dass wir im Jahr 2024 noch überhaupt keinen Schimmer haben, was genau dort gebaut werden soll, und dass solche Typen überhaupt noch Meinungen zur Gestaltung äußern können mangels gebautem Ergebnis, ist ein wirklicher Skandal. Was zum Teufel ist denn an der Nummer jetzt so kompliziert? Manchmal denke ich, die sollen da einen elenden Baumarkt bauen, das wäre besser als 35 Jahre (!) Geseire über den Wiederaufbau der Bauakademie, der am Ende wahrscheinlich "kritisch" erfolgen wird. Ehrlich jetzt, kann doch nicht sein.

    Die Zeitachse dieser Geschichte ist wirklich unglaublich.

    Stimmt nicht. Beim Wiederaufbau in den meisten Städten in Deutschland hatten die Bürger nichts zu sagen. Die Stadtplaner konnten durch Enteignungs- und Wiederaufbaugesetze nach Kriegsende städtebaulich frei planen und setzten (oftmals gegen den Widerstand der Einwohner) ihre städtebaulichen, modernen Ziele durch. Beispiel Frankfurt am Main: Die "Trümmerbeschlagnahme-Anordnung" vom Dezember 1945 ordnete die Beschlagnahme sämtlicher angefallener Trümmerteile im Frankfurter Stadtgebiet zu Gunsten der Stadt an. Viele Bauten wurden gegen den Willen der Frankfurter Hausbesitzer übereilig abgeräumt. Ein eigener Aufbau des eigenen Hauses war in den ersten Jahren untersagt. Die Planer hatten freie Hand die funktional getrennte, autogerechte Stadt jenseits des historischen Kontextes zu bauen.

    Interessant ist, dass dieses Vorgehen im Nachhinein immer mit einer Art "Bruch" und Abgrenzung gegenüber der zuvor nicht so gern erinnerten Geschichte interpretiert oder zumindest verkauft wurde, dabei war es im Kern nur die Umsetzung von Plänen, die weit vor dem Krieg in den Planerschubladen schlummerten und die von einer Planergeneration umgesetzt wurde, die zu weiten Teilen in der Nazizeit (beruflich) sozialisiert worden war.

    Es gab (zwar nicht unbedingt in der Bevölkerung) eine weitverbreitete Erleichterung, jetzt mal endlich "freie Hand" zu bekommen bei einem modernen Städtebau. Französische Modernisten beneideten die deutschen um ihre Möglichkeiten zur rigorosen Umsetzung der autogerechten, funktionsgetrennten Stadt.

    Viele von diesen Wiederaufbau- und Veränderungssperren stammten auch noch aus der Nazizeit - auch wenn die Verantwortlichen damals wenigstens noch die Ausrede eines noch laufenden Bombenkrieges hatten, der natürlich aufwendige Wiederherstellungen verunmöglichte.

    Abgesehen davon, dass es ein deutsches (mittelhochdeutsches) Wort ist - muss gesagt werden: leider nein, und das ist ein gewisser Fehler unserer Sprache. Also kein "ordentliches", hochsprachliches Wort. "Hässlich" trifft es nicht, es ist nicht einfach und nicht passend genug, zu tiefsinnig, überfrachtet, es schwingt Hass und hassenswert mit, vgl ein hässlicher Charakterzug, also auch ein wenig zu "stark" für eine bloße Sache, somit letztlich nicht optimal geeignet, um als Gegenteil von "schön" anzugehen.

    Ich finde das Wort wie so viele österreichische Wörter sehr liebenswert, ich benutze auch "leiwand" gerne aus dem Zusammenhang, was in Bremen natürlich keiner versteht. Ich kenne allenfalls noch "schräp" mit einer ähnlichen Bedeutung, halte es aber ebenfalls für importiert (woher?) und nicht autochton bremisch.

    Seit Bestehen dieses Forums springt Ihr hier über jedes Stöckchen, dass Euch der Karpatenbär in Bezug auf Nürnberg hinhält. Seitenweise Threads gibt es hier, oft an völlig verrückten Stellen im Forum mit dem immergleichen Thema. Es ist doch offensichtlich, dass hier getrollt wird (sicherlich nicht destruktiv, es entspannen sich ja meist ganz interessante Diskussionen im Gefolge).

    Ich finde Nürnbergs Wiederaufbau auch alles andere als schlecht, ich weiß auch gar nicht, warum das hier so vehement bestritten werden muss. Nürnberg ist unter Deutschlands 500.000-Einwohnerstädten eine der wenigen, die relevanten Tourismus über seine Altstadt generieren kann, in diese kleine Gruppe würde ich dann noch das wiederaufgebaute Dresden zählen, und ironischerweise Bremen. Nach Hannover, Köln, Frankfurt oder Stuttgart fahren sicherlich auch viele Städtetouristen, aber eher nicht wegen der Altstadtreste (mag in Frankfurt vielleicht langsam anders werden).

    Natürlich gibt es reichlich zu kritisieren, trotzdem wirken die eingestellten Bilder dafür, dass sie aus einer westdeutschen, nahezu komplett zerstörten Altstadt kommen, immer sehr schick. Dass es nach Osten hin dann schnell bitter wird, ist auch klar. Auch kann ich Ursus bis zu einem gewissen Grade insofern folgen, als dass DER EINE wirklich ungestörte Platz oder Straßenzug vielleicht fehlt. Das ändert aber nichts daran, dass die wiederaufgebaute Nürnberger Altstadt durchaus einen eigenen Charakter hat, der über weite Strecken ein echtes Altstadtgefühl aufkommen lässt.

    Nun geht es wieder zurück auf die andere Seite des Waller Rings (Richtung Stadtzentrum), es folgt ein kleines Viertel mit richtigen Bremer Kleinhäusern. Ein ähnliches Viertel ("Klein Mexiko") habe ich mal in der Östlichen Vorstadt vorgestellt:

    Oft gibt es dann kleine Gemeinschaftsflächen (hier links angeschnitten):

    Dahinter erhebt sich wieder ein großes Schulgebäude:

    Noch ein paar Impressionen aus dieser Ecke:

    Es ist sehr schade, dass die historistischeren/älteren Gegenden des alten Bremer Westens nahezu komplett ausgelöscht wurden. Geblieben sind größtenteils die weitere westlich/stadtauswärts liegenden Gegenden, die erst ab etwa der Jahrhundertwende entstanden sind und entsprechend auch stilistisch anders sind. Insgesamt soll Walle, seit ich 2004 nach Bremen gezogen bin, "im Kommen" sein - aber wie so vieles in Bremen läuft dieses Kommen sehr, sehr gemächlich ab. Von einer explosionsartigen Gentrifizierung, die natürlich schon ebenso lange an die Wand gemalt wird, kann überhaupt keine Rede sein.

    Einfach eine schöne Haustür:

    WIeder zurück an der Vegesacker Straße nochmal dieses Schulgebäude (die sind nahezu immer unschlagbar):

    Gegenüber ein weiteres Schulgebäude, heute anders genutzt:

    Es hat gerade einen Anbau bekommen:

    Naja. Hätte schlimmer kommen können. Der Anbau bildet ein Torhaus zur neugestalteten "Waller Mitte":

    Dies war ein alter Sportplatz, der jahrelang gesperrt gewesen war wegen einer Dioxin?-Belastung der Asche. Das Gelände, das ich nur verschlossen kenne, sollte schon lange neugenutzt werden, nach sehr viel hin und her, bei dem die Stadt immer wieder versucht hat, deutlich mehr Anteile des Gebiets zu bebauen, wurde schließlich ein recht großzügiger und gut angenommener Platz zum Spielen und Verweilen realisiert, umgeben von gemeinschaftlichen Wohnformen und Baugenossenschaften (auf dem Bild oben im Hintergrund). Dieser Teil Walles braucht ein solches Gebiet, da er von zwei sehr stark befahrenen Straßen und der Eisenbahntrasse nach Bremerhaven eingekeilt ist.

    Ist eigentlich ganz nett geworden und war auch gut angenommen an diesem Sonntag. Das war's gewesen.

    Insgesamt mag ich das Lebendige, das diese gemischten Stadtteile ausstrahlen. Um die Ecke geht es dann wieder in deutlich ruhigere Wohnstraßen:

    Ich fühle mich in diesen Vierteln, die von der Erbauungszeit kurz vor und kurz nach dem Ersten Weltkrieg liegen, immer ganz wohl:

    Hier wird auch viel renoviert:

    Um den Langeooger Platz gruppieren sich dann Häuser eindeutig aus der Zwischenkriegszeit:

    Immer wieder kleine Ensembles von Bremer Reihenhäusern:

    Diese drei Häuser sahen einst alle so aus wie das ganz linke, mit diesem fürchterlichen Eternit verkleidet. Ich hoffe seit Jahren, dass auch das linke Haus mal von diesem Zeug befreit wird, die Fenster sind schon seit mindestens 10 Jahren "neu" im Stile des Hauses, aber dann scheint dem Besitzer die Luft oder die Lust ausgegangen zu sein:

    Zurück am Waller Ring geht es weiter mit recht unspektakulärer Zwischenkriegsbebauung:

    Bin ja unheilbarer Fan dieser reduzierten Fassadengestaltungen - bei diesen Häusern sind passende Fenster und Haustüren aber enorm wichtig:

    Auch gegenüber geht es ähnlich weiter:

    Man muss sagen, dass Bremen noch nie die Stadt der urbanen Ausfall- und Geschäftsstraßen gewesen ist, auch ohne den Krieg wäre das etwas dürre im Vergleich zu tlw. sogar (deutlich) kleineren Städten. Die Waller Heerstraße etwa weist wie so oft in Bremen einen starken Wechsel der Traufhöhen auf, es wechseln sich mehrstöckige gründerzeitliche Wohn/Geschäftshäuser mit ganz normalen zweistöckigen Wohnhäusern ab, dazwischen natürlich auch reichlich Nachkriegsfüller:

    Typische Ensembles in diesem Bereich:

    Nochmal ein Blick stadteinwärts - das wäre auch 1930 kein wesentlich beeindruckenderer Anblick gewesen:

    Wieder eine Bebauungslücke mit einem Blick auf einen Spielplatz zwischen den Häuserreihen der Querstraßen:

    Ungelenk aufgestocktes Haus

    In diesem Stadtteil wohnen sehr viele Zuwanderer. In der Straßenbahn heute würde ich den Anteil der Menschen mit optischem Migrationshintergrund (entsprechend also viele Europäer gar nicht erfasst) auf locker 70% schätzen.

    Interessant waren am heutigen Sonntag die Besucher einer afrikanischen Kirche, aus der die Menschen vom Greis bis zu den Kindern in ihren besten Sonntagskleidern kamen. So etwas sieht man bei Deutschen ja gar nicht mehr, die Männer alle in Anzügen, die Frauen in (bunten) Kleidern, die Kinder sehr schick zurechtgemacht - das hob sich wohltuend ab vom sonstigen "Freizeitklamottenlook", der auf unseren Straßen seit bestimmt 50 Jahren dominiert.

    Blick in den recht breit erbauten Waller Ring, das boulevardartige liegt daran, das hier man eine Ringstraßenbahn verkehren sollte:

    Weiter stadtauswärts kommt nun nochmal ein Bereich mit freistehenden Häusern/Villen - auch das ist sehr typisch für Bremen, dieser Wechsel der Bebauungsform, eine wird gerade renoviert:

    Diese hier fand ich sehr schick diesem reduzierten Jugendstil:

    Nochmal ein paar Eindrücke aus Walle heute, zunächst wieder das kleine Generalsviertel mit zumindest einigen halbwegs erhaltenen Straßenzügen:

    Typisch für den Bremer Arbeiterstadtteile tlw. sehr kleine Bremer Häuser, leider extrem häufig fehlsaniert trotz hier kaum vorhandener Kriegszerstörungen:

    Dieses Viertel hatte den Krieg wie gesagt unzerstört überlebt, noch in den 60er Jahren hatte es letztlich optisch seinen Vorkriegscharakter erhalten. Dann kamen die Baumarktsanierungen, die Plastikfenster, die Entstuckungen, die Aufstockungen, die unpassend farbigen Fassadenanstriche:

    Typisch für Bremer Altbaustadtteile sind diese (Bomben?/Abriss?)-Lücken zwischen den Häuserreihen, die dann zu Spielplätzen umfunktioniert wurden:

    Um die Ecke an der Vegesacker Straße sehr schlichte Miets-/Geschäftshausbebauung aus der Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg:

    Die Seitenstraßen weiter sehr gemischt, typisch sind diese relativ herausgehobenen Eckhäuser mit einem Laden oder Gastronomie:

    Weiter stadtauswärts auch wieder Straßen mit dieser Zwischenkriegsbebauung/leicht backsteinexpressionistisch:

    Madrid ist auch toll, keine Frage. Insgesamt sind spanische Städte und selbst die Nachkriegsbebauung unheimlich kompakt und dicht. "Urban sprawl", dieser Brei, in den deutsche Städte ganz unweigerlich ausfransen mit Niedrigdichtegebieten, den elenden "Gewerbegebieten", etc. gibt es dort kaum.

    Und die Prachtstraßen sind vielleicht sogar noch prachtvoller als in Paris (gilt auch für allerdings kleine Teile Barcelonas). Mit diesen sehr speziellen Varianten des Jugendstils und Art Deco (Modernismo/Modernisme) hat Spanien auch so etwas "Neuweltliches" in der städtischen Architektur, also nochmal 2 oder 3 Geschosse mehr als Paris schon in Gebäuden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, da sind die Parallelen dann eher Buenos Aires oder - wenn nicht so flächig abgeräumt worden wäre - sogar die USA. Auf einem Deiner Bilder ist so ein echtes Hochhaus aus dieser Zeit mit drauf - die gibt es auch in Barcelona und sonst in Europa meines Wissens wirklich nur als Ausnahmephänomene aus dieser Zeit.

    Trotzdem ist es schon so wie Snork sagt - abseits dieser Prachtboulevards wird es in Madrid dann schnell sehr einfach, wenngleich natürlich immer noch 10x schöner und dichter als praktisch jede deutsche Stadt.

    Paris ist eine schöne Stadt voller Kontraste, keine Frage. Die Architektur ist zweifellos beeindruckend, auch aufgrund der riesigen Stadtviertel und dem einheitlichen Stadtbild, aber für mich persönlich kommt sie nicht annähernd an die Schönheit von Wien oder einigen osteuropäischen Städten (Budapest, Prag) heran, besonders WENN sie einmal herausgeputzt sind. Für mich ist z.B. Wien architektonisch einfach viel ansprechender als Paris. Die prächtigen Fassaden und kunstvollen Stuck-Verzierungen im Wiener Gründerzeitstil sowie der faszinierende Jugendstil verleihen der Stadt ein unvergleichliches Aussehen. Es ist faszinierend zu sehen, wie jede Stadt ihre eigene einzigartige Atmosphäre und architektonische Pracht hat. Ich bin mir bewusst, dass meine Meinung vielleicht nicht die gängigste ist, aber die Vielfalt der Architekturgeschichte in Europa bietet jedem seine eigenen Favoriten ;)

    Ich finde gerade das etwas Reduzierte an Paris so toll. Bin aber auch einfach kein großer Barockfan und kann entsprechend mit dieser gerade im östlichen und südlichen Mitteleuropa sehr verbreiteten Variante des Historismus auch nicht so viel anfangen. Ist einfach Geschmackssache, obwohl ich natürlich Wien auch extrem schön finde/fand. War zuletzt 2017 da - 4 Tage im Himmel, keine Frage.

    Zu den Äußerungen weiter oben: Mag sein, dass unser Eindruck etwas selektiert war. Ich kann nur sagen: Wir sind die gesamte Seine von den Inseln bis zum Eiffelturm abgelaufen, waren südlich des Flusses ebenfalls vom Eiffelturm bis ins Quartier Latin unterwegs und nördlich v.a. im Bereich zwischen Place de la Concorde und Ile de la Cité bis Gare du Nord/Montmartre.

    Ich habe in diesem Gebiet nur sehr wenige moderne Bauten gesehen (natürlich das Centre Pompidou, ein weiteres Museum an der Seine in der Nähe des Eiffelturms und natürlich mal eine Lückenbebauung modern wie oben auf dem Foto). Sonst NICHTS. Wirklich, kann ich nicht anders sagen. Nichts. So etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht nochmal, auch wenn das Gebiet in der Peripherie dann vielleicht doch mehr ausfranst als von mir gedacht.

    Dass der französische Modernismus dann von einer ganz bestimmten Freudlosigkeit ist, stimmt selbstverständlich. An einem Nachkriegsviertel in Frankreich ist exakt nichts besser als in Deutschland (tendenziell sogar eher hässlicher/schlechter). Aber ich bleibe dabei: An Paris gibt es nichts zu relativieren. Mehr Fläche mit dieser fast geschlossenen Bebauung gibt es auf der ganzen Welt nicht nochmal. Wenn hier Beispiele wie Prag genannt werden: Dessen Gründerzeitgebiete sind vielleicht ein Zehntel so groß wie das Gebiet, das in Paris ganz überwiegend von Bebauung vor dem Ersten Weltkrieg geprägt ist, das kann man vom Ausmaß nicht einmal im Ansatz vergleichen.